Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 215 Orlamünde, Stadtkirche St. Mariae 1588

Im Druckband fehlt die Angabe der Wappen.

Beschreibung

Grabplatte des Hans Heinrich von Kessel, an der Südwestecke des Langhauses, außen, unter einem kleinen Regendach; ehemals „in der Diakonatskapelle“,1) dort um 1890 gehoben und an den jetzigen Standort gebracht.2) Rechteckige Platte aus Sandstein mit Relief des Verstorbenen in Rüstung, barhäuptig, beide Hände auf das Langschwert gestützt; auf den leicht erhöhten Rändern an den Längsseiten des Steines die jeweils doppelzeilige Inschrift (A), rechts unten der Helm. Zu beiden Seiten des Kopfes und auf den Oberschenkeln vier Wappen, aber nur die beiden oberen mit Beischriften (B).

Maße: H. 194 cm; B. 96 cm; D. ca. 17 cm; Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben; Worttrennung durch Hochpunkte.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/1]

  1. A

    [ANN]O ∙ 15 ∙ 88 AM ∙ DAGE ∙ MARGERETA ∙ IST ∙ DER ∙ EDELE ∙/ [V]ND [∙ E]HRENVESTE ∙ IVNCKER ∙ HANS ∙ HEINERICH ∙ VON = // KESSEL ∙ ZV ∙ W[I]NZERLE ∙ VMB ∙ 8 ∙ VR ∙ / IN [∙] GOTT ∙ SE[E]LIG ∙ EN∙SCHLAFEN

  2. B

    [D(ERER)] V(ON) K(ESSEL)  D(ERER) V(ON) O(– – –) 

Datum: 13. Juli 1588.

Wappen3)
Kessel unbekannt
unbekannt unbekannt

Kommentar

Die Schrift auf der Grabplatte weist eine Reihe merkwürdiger Formen auf, die sonst im Lkrs. Jena4) – mit Ausnahme des Parallelstückes Nr. 236 (1597) – nicht vorkommen.5) Charakteristisch für den Steinmetzen sind ferner die üppigen Verzierungen auf dem Harnisch des Ritters. Hans Heinrich von Kessel auf Winzerla6) und Zeutzsch folgte seinem Vater Hans d. Ä. (erwähnt 1554) in dem Besitz der beiden Güter. Er wird am 15. Juli 1588 in Orlamünde begraben,7) seine erste Frau am 16. August 1578 (sie starb an der Pest), seine zweite Frau am 18. November 1592; die Namen sind nicht überliefert. Das Gut in Winzerla übernahm der Sohn Hans Albrecht von Kessel (gest. 1636); von diesem die beiden Neffen Hans Johann und Hans Veit, die es im Jahre 1669 verkauften.8) Die Ahnenprobe läßt sich aus den zum Teil zerstörten Wappen nicht mehr wiedergewinnen.

Anmerkungen

  1. BuKTh Kahla, 140; diese befand sich in der Nordostecke der Kirche. Lommer 1884, 125 bezeichnet sie als „Kesselsche Kapelle“, in deren Fußboden die Grabplatte lag.
  2. Vgl. Der Deutsche Herold 23, 1892, 34.
  3. Sa 34, Taf. 37 (Kessel). – Unkenntlich, vielleicht geviert; Helm: zwei mit Federn besteckte Kolben (nicht nachgewiesen). – Gespalten mit Querbalken, der vorn durch Zinnenschnitt geteilt ist; Helm: fünf Lilienstäbe (vielleicht PrSaA 106, Taf. 69, wo nur der Wappenschild [Meischlitz; vogtländischer Adel, im 17. Jh. noch blühend]). – Mit Axt bewehrter Arm; Helm: wilder Mann mit Axt in der Rechten und Baumstamm in der Linken (nicht nachgewiesen).
  4. Am ehesten vergleichbar sind zwei Grabplatten aus dem benachbarten Reinstädt, Nrr. 214 (von 1586) und 218 (von 1589); dort sind die Lettern aber von gleichmäßiger Strichstärke.
  5. Alle Hastenenden sind keilförmig verbreitert. K ist wie ein R mit Deckstrich geformt (wie bei Nr. 267); A mit breitem Deckstrich; Z rund; enge, sich nicht berührende Bögen bei B.
  6. Ein Dorf unmittelbar bei Orlamünde, nicht zu verwechseln mit Winzerla b. Jena.
  7. Löbe 1908, 454.
  8. Löbe 1891, 632. Vgl. die von v. d. Gabelentz gegebene Stammtafel der von Kessel auf Zeutsch, Mitt.Osterl. 2, H. 4, 1849, Beilage I.

Nachweise

  1. Lommer 1872, 157.
  2. BuKTh III (Kahla), 1888, 140.
  3. Bergner 1894a, 72.
  4. Kießkalt 1913, 349–350 Nr. 7.
  5. Vgl. Lommer 1884, 123.
  6. Mitteilung in: Der Deutsche Herold 23, 1892, 34.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 215 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0021504.