Inschriftenkatalog: Landkreis Jena
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 39: Landkreis Jena (1995)
Nr. 213† Lindig, Dorfkirche St. Ursulae 1586
Beschreibung
Inschrift auf der kleineren der beiden Bronzeglocken;1) im Jahre 1867 umgegossen.
Nach der Kirchen-Galerie.
1586 gos mich Melchior Möringk. Hans Bastevelt.
Anmerkungen
- Die andere Glocke ist Nr. 318. Von den beiden Glocken des Jahres 1867 blieb die kleinere erhalten (Weinhold 1986, 34).
- Zum Glockengießer, vgl. Bergner 1896, 226; Walter 1913, 823.
- Nrr. 209, 213, 223, 228, 230, 231, 253, 299.
- Neben einer Glocke für den Dom von 1600, DI 6 (Naumburg, Dom), Nr. 129, sind Glocken von 1596, 1597, 1602 und 1610 für die verschiedenen Kirchen der Stadt überliefert, DI 7 (Naumburg), Nrr. 267, 270, 287, 288, 295. Zwei weitere kommen aus Dörfern der Umgebung hinzu, DI 9 (Krs. Naumburg), Nrr. 465 (von 1592) und 477 (von 1598).
- DI 17 (Lkrs. Haßberge), Nrr. 311 (ev. Kirche in Maroldsweisach, von 1606) und 317 (kath. Kirche in Augsfeld, von 1608).
- Vgl. die DI 6 (Naumburg, Dom), Nr. 129 zitierte Urkunde.
- Vgl. E. Schmidt, Die Bronzetafeln der Stadtkirche zu Weimar, in: ThKS 5, 1987, 201–207.
- Vgl. Bornschein (s. Nr. 102, Anm. 6), 136 Anm. 115. Es handelt sich um die Metallteile der Grabplatte des Wolfgang Westermeyer (gest. 1560), für die Moering nach einem Material- und Arbeitslohn von 24 Gulden je Zentner bezahlt wird. Im Vergleich hierzu ist die Summe von 70 Gulden, die Ciegler für die Grabplatte Luthers bekommt (DI 33 (Jena), Nr. 61 und Anm. 16), eher bescheiden zu nennen.
- Er ist an der Ortsangabe ERFFVRDT zu unterscheiden von einem gleichnamigen Nachkommen ZV ERFFVRDT IN RVDOLSTADT, vgl. Nr. 318.
- So DI 7 (Naumburg), Nr. 267, 270, 287, 295; nicht auf den Glocken des Lkrs. Jena.
Nachweise
- Kirchen-Galerie II 142 (Findeisen).
- Bergner 1896, 208 Nr. 21.
Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 213† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0021308.
Kommentar
Die Glockengießer der Familie Moering gehören zu den produktivsten Thüringer Gießern. Melchior Moering2) ist von 1577 bis 1625 nachweisbar, ab 1593 gelegentlich in Verbindung mit Hieronymus Moering. Aus dem Lkrs. Jena sind acht seiner Glocken bekannt,3) sein Wirken reichte bis Naumburg4) und nach Hessen5). Daneben ist der Künstler urkundlich auch als Gießer von Geschützen6) und von Bronzetafeln für Angehörige des ernestinischen Fürstenhauses in der Stadtkirche zu Weimar7) sowie für Erfurter Bürger8) genannt.
Die von ihm stereotyp und nicht nur auf Kirchen-, sondern auch auf profanen Glocken (vgl. Nr. 230) verwendete Inschrift zeigt kaum Varianten: ANNO (folgt römische Jahreszahl) DA GOS MICH MELCHIOR MOERINCK ZV ERFFVRDT,9) gelegentlich noch hinzugefügt: IM NAMEN GOTTES. Nur auf wenigen Glocken begegnen Reiminschriften (vgl. Nr. 228) und Bibelzitate oder Stiftungsvermerke. Einige Glocken weisen am Rand die Namen der Honoratioren auf.10) Auf der Flanke sind mitunter Wappen oder große Reliefs einzelner Heiliger angebracht. Als Schriftform verwendet Moering stets die Kapitalis, wobei die Mittelhasten von H und N ausgebuchtet sind; zur Worttrennung gelegentlich Hochpunkte und am Satzende Lilien. Nach dem sonst üblichen Formular zu urteilen, ist die Inschrift der Glocke von Lindig nicht vollständig überliefert. Hans Bastevelt wird einer der Honoratioren des Dorfes gewesen sein, dessen Amt nicht überliefert ist.