Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 159a Kahla, Rathaus 1559

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Inschrift auf der Uhrglocken im Dachreiter; bei der Sanierung des Gebäudes zu Beginn des Jahres 1994 für kurze Zeit zugänglich. Bronze. Inschrift zwischen vier Stegen am Glockenhals; sonst ohne Zier.

Inschrift nach Photo und Nachzeichnung.1)

Maße: H. 44 cm; Dm. 88 cm; Bu. 3,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben.

  1. anno d(omi)ni xvca) lvixb) gos verbum d(omi)ni manet in eternum2)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1559 gegossen. Des Herren Wort bleibt in Ewigkeit.

Kommentar

Die Glocke ist nach der Schrift dem Erfurter Meister Eckhart Kucher3) zuzuschreiben; sie ist der späteste Beleg für die gotische Minuskel im Bearbeitungsgebiet. Die Schalenform der Glocke weist sie als Uhrglocke aus.4) Sie gehörte aber nicht ursprünglich dem Kahlaer Rathaus, da sich dort neben einer inschriftlosen Glocke5) eine weitere aus dem Jahre 1594 (Nr. 230) befand, die 1915 angegeben werden mußte. Die Glocke von 1559 ist offenbar als Ersatz für diese angeschafft worden;6) wann und woher, ist unbekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Statt xvc.
  2. So statt lix.

Anmerkungen

  1. Durch Vermittlung von Pf. Michaelis, Kahla im Januar 1994 an die Bearbeiter gelangt.
  2. 1 Pt. 1, 25; vgl. Nr. 250.
  3. S. Nr. 159.
  4. Alle anderen Ukhrenglocken im Lkrs. Jena sind, soweit dies festgestellt werden konnte, aus Eisen und stammen aus dem späten 19. / 20. Jh. In einigen Gemeinden dienen die Läuteglocken auch zum Stundenschlag (Frauenprießnitz). Die einzige profane Schlagglocke, die aus Jena bekannt ist, stammt von 1688 und hing auf dem Kollegiengebäude der Universität (s. L. und K. Hallof, Saxa loquuntur, Jena 1986, 56–57). Vgl. ferner die Glocke vom Alten Schloß in Dornburg, Nr. 209.
  5. Unzugänglich unter dem Dachreiter. Im II. Weltkrieg auf dem Hamburger Glockenfriedhof, dort vermessen: H. 40 cm; Dm. 44,5 cm; Gewicht: 37 kg; spitze, schlichte Form, ohne Zier; am Wolm zwei Stege. Als Datierung wird das 14. Jh. angegeben.
  6. Eine auf der Flanke aufgemalte Gewichtsangabe (190 kg) beweist, daß auch diese Glocke zum Zweck der Abgabe im II. Weltkrieg erfaßt worden war.
Addenda & Corrigenda (Stand: 21. Dezember 2023):

Nachtrag

Laut Auskunft des Kahlaer Stadtarchivars Dr. Schilling besaß das Rathaus Kahla drei historische Glocken. Auf dem hinteren Dachreiter hing die sog. Marktglocke, die an Markttagen geläutet wurde; sie ist identisch mit Nr. 230, wurde 1915 eingeschmolzen und nicht wieder ersetzt.

Im vorderen Turm befinden sich zwei Schlagglocken, eine davon ohne Inschrift, die andere ist Nr. 159a. Beide – und nicht, wie aus den uns mitgeteilten Akten des Glockenarchivs hervorging, nur die eine inschriftlose (s. Nr. 159a, Anm. 5) – sind im II. Weltkrieg abgegeben worden und nach 1945 zurückgekommen. Demnach gehört auch Nr. 159a zum alten Kahlaer Bestand an Glocken, und die Frage nach ihrer Herkunft erübrigt sich.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 159a (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k00159a1.