Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 156 Orlamünde, Stadtkirche St. Mariae nach 1554

Beschreibung

Inschriften auf dem Brustbild Kfst. Johann Friedrichs I., an der Nordwand. Pappmaché, bemalt. In rechteckigem Rahmen Rundmedaillon mit dem Porträt, darum von Laub- und Rosenband eingefaßte Inschrift (A); in den Ecken vier Wappenschilde. Darunter rechteckige Tafel in Profilrahmen mit aufgemalter sechszeiliger Inschrift (B). Die Signatur des Künstlers (C) scheint jetzt nicht mehr vorhanden zu sein.

Maße: H. 59,7 cm; B. 46,7 cm; Bu. 3 cm (A) und 1,1–1,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben, schwarz auf goldenem (A) und weiß auf grünlichem Grund gemalt; Worttrennung in (A) durch Punkte und Doppelpunkte; am Ende fünf Rosetten.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/1]

  1. A

    IOHANSa) FRID(ERICVS) : SENI(OR) : D(EI) : G(RATIA) : SA(CRI) : RO(MANI) : IMP(ERII) : ARCHIMARSCAL(VS) : ET ∙ ELEC(TOR) : DVX ∙ SAX(ONIAE) :∙:

  2. B

    DER DVRCHLAVCHTIGST HOCHGEBORN FVRST VND / HERR. HERR IOHANS FRIDRICH HERTZOG ZV SAXEN VND / CVRFVRST. ETC: IST AM ANDERN SONTAG NACH OSTERN / IM IAR. 1547. GEFANGEN WVRDEN VND IM 54 IHAR DEN SON/ABENT NACH OCVLI DEN . 3 . MART(II) : SELICH : ZV WEIM(AR) : IN GOTT ENTSCH/LAFFEN.

  3. Cb)

    TS

Übersetzung:

Johann Friedrich der Ältere, durch Gottes Gnade Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches und Kurfürst von Sachsen.

Datum: 24. April 1547.

Wappen:
Landgfsch. ThüringenKursachsen
Hzgm. SachsenGfsch. Orlamünde.1)

Kommentar

Für das aus Papiermasse hergestellte Brustbild des Ex-Kurfürsten – ein ähnliches befindet sich im Museum in Weimar2) – wurden nach den Ratsrechnungen des Jahres 1554 ein alter Schock und 15 Groschen aufgewendet.3) Johann Friedrich I., Kfst. von Sachsen (1503–1554), war am 24. April 1547 nach der für ihn verlorenen Schlacht bei Mühlberg an der Elbe von Kaiser Karl V. gefangengenommen worden und mußte in der Wittenberger Kapitulation (19. Mai 1547) die Kurwürde an seinen Vetter Moritz von Sachsen abgeben; er blieb aber nach der Freilassung im Jahre 1552 (vgl. Nr. 153) im Besitz seiner Titel, worauf die Inschrift (A) abhebt. Aus Pappmaché hergestellte Porträts von führenden Vertretern des Protestantismus erfreuten sich gegen Ende des 16. Jh. einer gewissen Beliebtheit. Von Holzmodeln wurden Gipsformen genommen, aus denen dann serienweise solche Papiermassereliefs gepreßt werden konnten.4)

Textkritischer Apparat

  1. Synkopiert, wie in (B).
  2. Nach Kießkalt TG oder T͜C͜G zu lesen; s. Anhang, Nr. 22.

Anmerkungen

  1. Souv. 1, 23–24.
  2. Es wird sich hierbei um das Exemplar aus dem Schloß „Fröhliche Wiederkunft“ in Wolfersdorf üb. Stadtroda handeln, vgl. BuKTh III (Kahla), 1888, 172. Ein weiteres Bild aus Papiermasse wird in der Stadtkirche St. Laurentii in Döbeln gezeigt (BuKKgSa XXV (Döbeln), 1903, 27); es stellt Luther dar und nennt dessen Todestag, den 18. Februar 1546.
  3. Lommer 1885, 47.
  4. Ein solcher Holzmodel mit dem Porträt Philipp Melanchthons, angefertigt von Albert von Soest, hat sich im Schweriner Museum erhalten (vgl. Kunst der Reformationszeit. Katalog der Ausstellung, Berlin 1983, 395, Nr. F 25).

Nachweise

  1. Kießkalt 1913, 348–349 Nr. 6.
  2. Vgl. Lommer 1885, 47.
  3. Lommer 1887, 289.
  4. BuKTh III (Kahla), 1888, 140.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 156 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0015604.