Inschriftenkatalog: Landkreis Jena
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 39: Landkreis Jena (1995)
Nr. 153(†) Pennickental 1554
Beschreibung
Inschrift an der Einfassung der Quelle, dem sogenannten Fürstenbrunnen, im Pennickental oberhalb von Wöllnitz, „in einem Mauerstein“1); sonst keine Angaben über die Ausführung. Im Jahre 1832 erneuert, dabei die Verse (A) in moderner Kopie wiederholt und durch eine zweite Tafel mit Stiftungsepigramm (B) ergänzt.
- A
Fontis ad hujus aquam frigus captabat in aestu Saxoniae Elector, Mystaque, Christe, tuus.Tu fons justitiae, verae fons vive salutis Saxoniae salvos, Christe, tuere Duces!MDLIV
- B
Principis hic fons est, fidei tutoris et artis,Caesaris e vinclis quum rediisset, amor.Auspicem enim reducem celebrans academia votis Laeta salutabata) fontis ad hujus aquas.Antiquum vallis nunc instauravit honorem, Muneris et fundi quem meminisse decet.MDCCCXXXII
Übersetzung:
(A) Am Wasser dieser Quelle suchte nach Kühlung in der Hitze ein sächsischer Kurfürst und, Christus, dein Geweihter. Du Quell der Gerechtigkeit, du lebender Quell des wahren Heiles, Christus, bewahre die Herzöge Sachsens unbeschadet. 1554. – (B) Dies ist der Fürstenbrunnen, dem Beschützers des Glaubens und der Wissenschaft, als er aus der Gefangenschaft des Kaisers heimkehrte, eine Wonne. Ihren zurückkehrenden Gründer nämlich feierte die Universität mit Gebeten und begrüßte ihn froh an den Wassern dieses Quells. Jetzt hat derjenige den alten Ruhm des Tales erneuert, dem es, eingedenk seines Amtes und Besitzes, geziemt. 1832.
Versmaß: Zwei (A) und drei (B) elegische Distichen.
Textkritischer Apparat
- salutarat Vollert, Thieme.
Anmerkungen
- Beier 1665, 397.
- Zu Johann Friedrich I., vgl. Nr. 156.
- Vgl. Thieme 1936, 62–64.
- Die Szene ist dargestellt auf einem Gemälde von O. Ubbelohde in der Kustodie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, vgl. Steiger 1980, 46 Abb. 36.
- Zur Gründung der Jenaer Universität, vgl. DI 33 (Jena), S. XXI–XXIII.
- Zu Johann Stigel, vgl. DI 33 (Jena), Nr. 78, Anm. 9. Die Autorschaft ist durch Beier bezeugt, und das Epigramm hat in der Gedichtsammlung Stigels Aufnahme gefunden (M. Johannis Stigelii Poemata ..., Jena 31600, lib. IX, S. 406).
- „eine etwas lahme Inschrift“ (Vollert).
- Anton von Ziegesar (vgl. Löbe 1891, 265), geb. 26. Juni 1783; 1804 Regierungsassessor in Weimar; 1807 Regierungsrat; 1813 Landschaftsdirektor Weimar; 1815 Präsident der Landesdirektion; 1816 Zweiter, 1825 Erster Präsident des Oberappellationsgerichts in Jena; 1829 Kurator der Universität; gest. 6. November 1843.
Nachweise
- Stigel (s. Anm. 6), 406.
- Hortlederiana fasc. VI, S. 110 (um 1640).
- Beier 1665, 397–398.
- Löbe 1891, 258.
- M. Vollert, in: ZVThGA 31 (N.F. 23), 1918, 24 Anm. 1.
- Thieme 1936, 63–64.
- Vgl. BuKTh II (Roda), 1888, 13.
- Mühlmann 1969, 95.
- Steiger 1980, 47.
Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 153(†) (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0015300.
Kommentar
Nach fünfjähriger Haft kehrte Kfst. Johann Friedrich I.2) im Herbst des Jahres 1552 aus der kaiserlichen Gefangenschaft über Coburg und Saalfeld nach Thüringen zurück. Vor den Toren Jenas, wo Fürst und Gefolge eine Jagd veranstalteten, zogen ihm Bürgerschaft, Professoren und Studenten am 24. September entgegen,3) um ihn zu begrüßen und ihm Geleit in die Stadt zu geben.4) Es war die erste Begegnung der Universität mit ihrem Gründer, da Johann Friedrich die Hochschule während seiner Gefangenschaft, im Jahre 1548, ins Leben gerufen hatte.5) Zur Erinnerung an dieses Ereignis verfaßte der Prof. phil. und bedeutende neulateinische Dichter Johann Stigel (1515–1562)6) das Epigramm,7) das 1554 – vielleicht aus Anlaß des am 3. März 1554 erfolgten Todes des Kfst. – in Stein übertragen wurde. Das zum Freigut Drackendorf gehörige Grundstück mit dem Fürstenbunnen kam im 19. Jh. in den Besitz des Gerichtspräsidenten Anton von Ziegesar,8) der im Jahre 1832 die verfallene Einfassung des Brunnens erneuern, die Inschrift (A) abschreiben und durch ein weiteres, die Restaurierung bezeugendes Epigramm (B) ergänzen ließ.