Inschriftenkatalog: Landkreis Jena
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 39: Landkreis Jena (1995)
Nr. 135 Leuchtenburg, Museum 1. V. 16. Jh.?
Beschreibung
Inschriften auf dem Wappenstein, der ehemals links über der rundbogigen Torfahrt des Hauses Rothenstein Nr. 49 (Furtgasthof Zum Goldenen Schwan) eingelassen war;1) nach dem Abbruch des Gehöftes im Jahre 1969 auf die Leuchtenburg in das Museum gekommen, dort an der Südwand der ehemaligen Kapelle, außen. Kalksteinblock. Auf der Vorderseite der Wappenschild, an dessen Oberkante Inschrift (A); unter dem Schild Inschrift (B), über dem Schild spätere Jahreszahl (C).
Maße: H. 62 cm; B. 52 cm; D. 13–20 cm (unten); Bu. 3,5 cm (A), 7,0 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel und Majuskel (B); zwischen den Buchstaben vierfach geschwänzte Quadrangeln.
- A
H HPa)
- B
∙ h ∙ h ∙ ∙b) ∙ C ∙ R ∙c)
- C
1 7 4 3
Wappenschild: Kursachsen. |
Textkritischer Apparat
- H H Mühlmann; die Hasten sind an den Enden eingerollt.
- Stz. (Anhang, Nr. 11).
- Worttrennung durch kreuzweise geschwänzte Rauten.
Anmerkungen
- Vgl. das Photo des ursprünglichen Zustandes, in: KuH 8/1960, 359.
- Seit dem Mittelalter bei den Herzögen von Sachsen; vgl. B. Gondorf, Die alten Reichsämter, in: Der Herold, N.F. 11, 1984, 101–108.
- Vgl. Nr. 156.
- C rund; beim R sind Bogen und Cauda zu einer s-förmigen Linie zusammengezogen.
- Daß der Titel „Kurfürst“ fehlen sollte, ist schwer anzunehmen. Dem Steinbefund nahe käme die Deutung C(hur)F(ürst).
- Dr. Eberhard J. Nikitsch (Mainz) erwägt C(IVES).
- Nrr. 172, 137.
Nachweise
- Mühlmann 1954, 7.
- Mühlmann 1969, 33.
- Vgl. Haufschild 1983, 46 (Photo).
Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 135 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0013502.
Kommentar
Das Wappen ist das der sächsischen Kurfürsten, deren Kurwürde mit dem Reichsamt des Erzmarschalls verbunden war;2) in ernestinischen Landen ist damit das Jahr 1547, in welchem Johann Friedrich I. die Kurwürde an seinen albertinischen Vetter verlor,3) der terminus ante quem. In das frühe 16. Jh. verweist Inschrift (B); ihre ersten beiden Buchstaben sind gotische Minuskeln, die beiden letzten freilich, in Umrißlinien eingehauen, für diese Schrift ganz unmöglich.4) Mühlmann ging von der Voraussetzung aus, daß in diesen vier Lettern der Name eines ernestinischen Fürsten stecken müsse. Er las H H Z S, interpretierte H(erzog) H(ans) Z(u) S(achsen) und bezog dies auf Kfst. Johann den Beständigen (1467–1532). Dieser seltsame Titel5) ist aber sicher falsch. Der halbmondförmige dritte Buchstabe kann nur ein C sein, und der vierte ist niemals ein S. Viel näher liegt es, in dem Schluß die Worte C(zu) R(othenstein) zu vermuten6); für die beiden h am Anfang ist noch keine schlüssige Deutung gefunden. Hierfür wäre die Kenntnis entscheidend, woher der Wappenstein stammte. Schon in dem Tor des Rothensteiner Furtgasthofes war er offenbar – wie die anderen Inschriftsteine7) – nur Spolie.