Inschriftenkatalog: Landkreis Jena
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 39: Landkreis Jena (1995)
Nr. 122 Kahla, Stadtkirche St. Margarethae 1516
Beschreibung
Inschriften auf der größten der vier mittelalterlichen Bronzeglocken1) (Sonntagsglocke) im Turm. Die einzeilige Inschrift (A) verläuft zwischen vier Stegen um den Glockenhals, unter den Stegen Initialen (B); auf der Flanke zwei Reliefs: (H. 21 cm) Maria mit dem Kind; am Wolm drei Stege; am Schlag Laubfries zwischen zwei Stegen.2) Die Glocke wurde im Jahre 1906 gedreht,3) so daß die Medaillons durch den Glockenstuhl verdeckt sind.
Maße: Dm. 137 cm; Bu. 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben.
- A
Anno d(omi)ni xvc xvj Consolor viva flere mortva pelle noci(va)
- B
h(einrich) c(iegeler)
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1516. Ich tröste das, was lebt, beweine das, was gestorben, vertreibe das, was schädlich.
Versmaß: Leoninischer Hexameter.
Anmerkungen
- Die anderen Glocken: Nrr. 31, 49, 106.
- Wie bei Nr. 106.
- Bergner 1919, 107.
- Zu Heinrich Ciegeler, vgl. Nr. 106, Anm. 7.
- DI 9 (Krs. Naumburg), Nrr. 422 (Klosterhäseler, von 1522) mit nova statt nociva, und 420 (Spielberg, von 1521), wo nociva ganz fehlt. Dagegen steht richtig pello und fleo auf der frühen Glocke von Tromsdorf, DI 9 (Krs. Naumburg), Nr. 408 (von 1504). Weitere Belege dieses Spruches bei Walter 1913, 207 Anm. 1.
Nachweise
- Kirchengalerie II 3 (Findeisen).
- Löbe 1869, 193.
- Löbe 1871, 24.
- BuKTh III (Kahla), 1888, 114.
- Löbe 1891, 432.
- Bergner 1894a, 67.
- Bergner 1896, 193–194 Nr. 20.
- Walter 1913, 207 Anm. 1.
- Bergner 1919, 102.106–107 und Abb. 44 (Nachzeichnung).
- Denner 1937, 61.
- Vgl. Mehlis 1802, 81.
Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 122 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0012201.
Kommentar
Heinrich Ciegeler4) kehrt, obwohl er auf seiner zweiten Kahlaer Glocke von 1509 (Nr. 106) bereits die Kapitalis gebraucht hatte, auf späteren wieder zur gotischen Minuskel zurück. Die Formen flere und pelle (statt fleo und pello) mögen metrisch bedingt sein; der Glockenspruch bildet einen Hexameter und ist in dieser Form mehrfach auf Ciegeler-Glocken nachweisbar.5)