Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 96 Ziegenhain, Wallfahrtskirche 1503

Beschreibung

Grabplatte eines Unbekannten, im Fußboden des Chores, vor der Altarstufe; um 1780 „aus der alten Kirche“1) [d. i. das nur in den Mauern stehende Langhaus] an die jetzige Stelle gebracht, dabei zerbrochen und versetzt eingemauert; der anschließenden Begradigung fielen dann die Buchstaben der Längsseiten oben links und unten rechts zum Opfer. Im Jahre 1992 gehoben und im Altarraum aufgestellt. Rechteckige Platte aus Kalkstein, in zwei Teile gebrochen; in der Mitte Ritzzeichnung des Verstorbenen in weltlicher(?) Tracht, links oben eine Sichel oder ein Winzermesser;2) Umschrift auf dem Rand, links oben beginnend. Oberfläche stark zerstört.

Maße: Bildfeld des oberen Teiles: H. ca. 51 cm, B. 43 cm; des unteren Teiles: H. ca. 66 cm, B. 43 cm; Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel; Worttrennung durch Doppel-Quadrangeln.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Karl-Heinz Priese) [1/2]

  1. Anno : d(omi)ni : xvc / tercio : obiit : d(omi)n[(u)s – – – ] / h(uius) : ca:/pelle : c(uius) : [ – – – a)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1503 starb der Herr ..., ... an dieser Kapelle, dessen (Seele in Frieden ruhe).

Kommentar

Name und Rang des Verstorbenen fehlen. Im Zusammenhang mit der Marienkapelle und ihrem wundertätigen Gnadenbild in der Wallfahrtskirche zu Ziegenhain3) werden außer dem Kaplan auch Vorsteher und Altarleute (altaristae) erwähnt.4) Vermutlich ist es dieser Grabstein, nicht Nr. 67, auf dem Schwabe den Namen Boso zu lesen glaubte und fälschlich auf Boso I., Bischof von Merseburg 968–970, bezog.5)

Textkritischer Apparat

  1. anima requiescat in pace, in irgendeiner Form abgekürzt.

Anmerkungen

  1. Wiedeburg 1784, 55: „Einige ganz verblichene Grabsteine, welche erst neuerdings stückweise aus der alten verfallenen Kirche zum Pflastern der neuen um den Altar herum gekommen, wie insbesondere einer noch sehr kenntlich ist, auf welchem eine Figur in Lebens-Größe gehauen, neben ihm aber eine kleine Sichel oder ein Wein-Messer. Die Umschrifft ist sehr antik, aber verblichen – ich lese nun noch, wie mich dünkt, den Nahmen Ehrich“. Letzteres ist wohl eher auf den Namen aulich zu beziehen, den man auf der Schmalseite des Grabsteines Nr. 67 noch lesen kann.
  2. Nicht in Priestertracht, also kein Kleriker. Die Sichel oben links bleibt ungedeutet; kaum ein Wappen (vgl. aber das Wappen Tümpling auf der Glocke in Nennsdorf, Nr. 17).
  3. Vgl. Mühlmann 1981a.
  4. UB Jena II, Nrr. 334, 353, 1163; UB Bürgel I, Nr. 355. Aber einzig Nickel Zysnner, erwähnt als Vorsteher zwischen 1485 und 1495, könnte von der Zeit her in Frage kommen (UB Jena II, Nrr. 750, 778, 831, 881).
  5. Schwabe 1825, 18, richtiggestellt von Schmid 1830, 15–16.

Nachweise

  1. Wiedeburg 1784, 55–56.
  2. Vgl. Schwabe 1825, 18.
  3. Schmid 1830, 15–16.
  4. Mühlmann 1981a, 194 Anm. 38.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 96 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0009601.