Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 85 Bucha, Pfarrarchiv E. 15./A. 16. Jh.?

Beschreibung

Taufschale; Messing, getrieben. In der Mitte Fischblasenmotiv;1) darum die Inschrift auf 2,5 cm breitem, gepunztem Kreisring, die Buchstabenfolge fünfmal wiederholt; außen ein kleiner Ornamentkreis; am Rand einzelne Ornamente.

Maße: H. ca. 7 cm; Dm. 39,5 cm (außen), ca. 31 cm (innen); Bu. 2,2 cm.

Schriftart(en): Zier-Majuskeln, erhaben.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/1]

  1. GLVEHKE

Kommentar

Mit der Lesung2) dieser in Serienproduktion und mit Hilfe von Stempeln gefertigten Taufschale wird auch die in der Epigraphik übliche Datierung übernommen.3) Im Lkrs. Jena gehört eine weitere Taufschale dieser Art der Kirche zu Oßmaritz (Nr. 87). Die umfassendste und umsichtigste Behandlung dieser Beckenschlägerschüsseln aus Messing stammt von H. P. Lockner. Es ist bislang noch nicht gelungen, die Produktionsstätten der Becken zu bestimmen. Allen Versuchen zur Entzifferung der Schriftbänder steht entgegen, daß es sich zum Teil um rein ornamentale Kalligraphie handelt, teils aber auch die Modeln mit ursprünglich sinnvollem Text durch den häufigen Gebrauch verstümmelt und nach den Erfordernissen des Platzes oft nur fragmentiert abgeschlagen wurden.4) Dennoch reicht ihre Verwendung über den Bereich der Messingschüsseln hinaus, wie der Umstand beweist, daß die vorliegende Inschrift am Saum des Offiziers auf dem Gemälde der Kreuzigung Christi von Hans Pleydenwurff, um 1470, zu erkennen ist.5)

Anmerkungen

  1. Wie bei Lockner 1982, 50, Abb. 55. Mehr als die Hälfte der bekannten Messingbecken sollen dieses Mittelmotiv haben, vgl. a. O. 50–51.
  2. Zu erwähnen sind an älteren Versuchen die Deutungen von P. Lehfeldt, in: ZVThGA 19 (N.F. 11), 1901, 237–241, von J. G. Ch. Joosting, in: ZVThGA 20 (N.F. 12), 1902, 669–670, und der unten unter Nr. 86 angeführte; vgl. auch H. Otte, Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters, Leipzig 41868, 830–831 und Fig. 362.
  3. DI 9 (Krs. Naumburg), Nr. 399; DI 10 (Niederösterreich), Nr. 234; DI 16 (Rhein-Neckar-Krs.), Nrr. 244 und 245; DI 33 (Jena), Nr. 35.
  4. Lockner 1982, 43–44.
  5. München, Alte Pinakothek, Inv.Nr. 6218; vgl. A. Stange, Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelgemälde vor Dürer, Bd. 3, 1970, 59 Nr. 107. Hiermit soll nicht das Ergebnis der kritischen Untersuchung von W. Arnold, in: Pantheon 34, 1976, 116–120, bezweifelt werden, daß es sich im allgemeinen um ornamentale Zeichen handelt, die eines sinnvollen Inhaltes entbehren. Wichtig erscheint hier nur die u. W. erstmals beobachtete Verwendung ein und desselben kryptischen Graphems in den zwei verschiedenen Kunstgattungen Tafelmalerei und Metallhandwerk.

Nachweise

  1. BuKTh I (Jena), 1888, 13.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 85 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0008509.