Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 75 Golmsdorf, Dorfkirche St. Barbara E. 15. Jh.?

Beschreibung

Inschriften auf zweiflügligem Altar1) im Chorraum, ehemals in der Kirche zu Kunitz. Tempera auf Holz. – Mitteltafel: Vor goldenem Hintergrund Anbetung der Könige, mit vielen Figuren in reicher Tracht; am unteren Bildrand kniet der Stifter (weißer Kapuzenmantel, Bischofsstab; vor den Knien die Mitra) mit einem Spruchband, auf dem von der Inschrift nur noch schemenhafte Reste zu erkennen sind; auf der Gürtelschleife des zweiten Königs einzelner Buchstabe (A), ebenso auf dem Schwert eines der Wächter aus dem Gefolge (B). Linker Seitenflügel: Auf der Innenseite Gemälde der Bischöfe Bonifatius und Erasmus, darunter auf dem Rahmen die Namen (C); auf der Außenseite Gemälde des Dominicus und des Papstes Gregor, darunter die Namen (D). Rechter Seitenflügel: Auf der Innenseite Gemälde der Bischöfe Martin und Maternus, darunter auf dem Rahmen die Namen (E); auf der Außenseite Gemälde des Bischofs Bernhard und des hl. Franziscus, auf dem Rahmen unten die Namen (F).

Maße: H. 107,5 cm; B. 129 cm (Mitteltafel), 63 cm (Flügel); Bu. 1,0 cm (A), 1,5 cm (B), 2,8 cm (C, E) und 3,0 cm (D, F).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, golden auf rotem Grund gemalt (C–F); Frühhumanistische Kapitalis, schwarz auf goldenem (A) bzw. gold auf schwarzem Grund (B) gemalt. Worttrennung durch Quadrangeln, z.T. geschwänzt.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/3]

  1. A

    A

  2. B

    A

  3. C

    Sanctus ∙ bonifacius ∙ sanctus erasmus ∙

  4. D

    S(anctus) ∙ dominicus ∙ S(anctus) ∙ Gregorius

  5. E

    sanctus ∙ mertinus ∙ sanctus ∙ maternüs ∙

  6. F

    ∙ S(anctus) ∙ bernhardus ∙ S(anctus) ∙ franciscus

Kommentar

Das Retabel wurde von jenem Bischof gestiftet, der auf der Mitteltafel dargestellt ist. Sein Spruchband – das freilich kaum seinen Namen enthalten haben wird2) – ist verloschen; auch sonst ist über die Person keine Auskunft zu gewinnen. Zieht man die hohe geistliche Würde des Stifters in Betracht, so könnte (will man in Thüringen bleiben) die Tafel in Naumburg oder in Erfurt in Auftrag gegeben worden sein. Es sind aber keinerlei Verbindungen dieser bedeutenden Städte zu dem Dorf Kunitz bekannt.3) Die Einzelbuchstaben auf Gewandsäumen sind ein besonderes Phänomen der Tafelmalerei des 14./15. Jh.,4) im Lkrs. Jena nur hier nachgewiesen.

Anmerkungen

  1. Der Altar ist Gegenstand einer speziellen Studie, die leider nicht publiziert wurde: I. Neumeister, Der Dreikönigsaltar in der Dorfkirche zu Kunitz bei Jena. Semesterarbeit, Jena 1957 (Typoskript). – Wir danken den Mitarbeitern der Handschriftenabteilung der Landes- und Universitätsbibliothek Jena für Nachforschungen nach dieser Arbeit, die leider ohne Erfolg blieben.
  2. Sicher eine Invokation der Art wie „miserere mei deus“.
  3. Vgl. E. Devrient, Geschichte der Burg und der Herren von Gleisberg bei Jena, in: ZVThGA 18 (N.F. 10), 1902, 1–136. Die große Zeit der später Kunitzburg genannten Feste Gleisberg lag im 12./13. Jh.; am Ende des 14. Jh. kam die Burg in wettinischen Besitz, im 15. Jh. verfielen die Anlagen; die Pflege Gleisberg wurde dem Amt Jena einverleibt.
  4. Vgl. Kloos 1980, 45–48.

Nachweise

  1. Vgl. BuKTh I (Jena), 1888, 164.
  2. Mühlmann 1970, 21.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 75 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0007503.