Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 43 Stiebritz, Dorfkirche M. 15. Jh.?

Beschreibung

Inschriften auf der kleineren der beiden Glocken im Turm. Die einzeilige Inschrift (A) verläuft zwischen zwei Stegen um den Glockenhals; Worttrennung durch geschwänzte Rauten. Auf der Flanke Ritzzeichnungen (H. 11–13 cm), oben: 1. Wappen mit Schriftband (B); 3. Maria; 5. Kruzifix; 7. Johannes; unten: 2. 4. 6. 8. die vier Evangelisten sitzend, nimbiert, aber ohne Symbole. Am Wolm drei Stege.

Maße: Dm. 68 cm; H. 56 cm; Bu. 5,5 cm (A), 0,8 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben (A), (B).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/1]

  1. A

    + hilf ∙ got ∙ maria ∙ gnod ; unsa) ∙ com ∙ co

  2. B

    herman herlinb)

Wappen:
Wappenschild: Herlin.1)

Kommentar

Das eingeritzte Wappen bietet den Namen des Gießers: Herman Herlin, der auch die auf 1450 datierte Glocke in Leutra (Nr. 44) schuf. Auf jener verwendet er noch die gotische Majuskel, hier aber eine breite, oft freilich an den Rändern unscharfe Minuskel (g mit einer zusätzlichen Haste an der rechten Seite). Marienanrufungen sind auf Glocken des 15. Jh. häufig. Der Spruch lautet jedoch in der Regel: hilf got maria berot;2) er ist hier abgewandelt zu ... maria gnod (= gnade) uns. Am Schluß der Inschrift ist com. co. noch nicht gedeutet. Glocken mit Ritzzeichnungen sind in Thüringen selten; im Bearbeitungsgebiet wiesen neben der Stiebritzer nur die beiden Jenaer Glocken Herman Bergfreds von 1415, die im II. Weltkrieg vernichtet worden sind,3) und eine inschriftlose Glocke in Geunitz4) Ritzzeichnungen auf.

Textkritischer Apparat

  1. s um 180º gedreht.
  2. Inschrift spiegelverkehrt, weil rechtsläufig in den Mantel geritzt.

Anmerkungen

  1. Schild: Glocke; Helm (ohne Zier) und Decken; darüber Schriftband mit Inschrift (B), in dessen Mitte eine Glocke.
  2. Vgl. Nr. 41, Anm. 3.
  3. DI 33 (Jena), Nrr. 8 und 9.
  4. Bergner 1896, 192 und Nachzeichnung Taf. VI, Abb. 57; Hübner 1968, Nr. 206.

Nachweise

  1. BuKTh XIV (Apolda), 1892, 66.
  2. Bergner 1896, 179 Nr. 3 mit Nachzeichnung des Wappens und der Glocke Taf. IV, Abb. 26–27.
  3. Hübner 1968, Nr. 272.
  4. Schilling 1988, 45 und Photo des Abriebes des Wappens Abb. 68.
  5. Victor 1991, 70 (Photo der Glocke) und 91 (Nachzeichnung Kreuzigung und Wappen).

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 43 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0004307.