Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 33† Ziegenhain, Wallfahrtskirche 1428?

Beschreibung

Inschriften auf einer Prozessionsfahne; diese war 1924 als Leihgabe im Stadtmuseum Jena,1) dort 1945 verbrannt. Öl auf Leinwand. Auf der Vorderseite Kreuzigungsgruppe, auf der Rückseite der hl. Bonifatius mit dem vom Schwert durchbohrten Buch. Invokation (A) unter dem Bild des Heiligen bereits im 19. Jh. nicht mehr lesbar, ebenso die Jahreszahl (B) darunter.

(A) nach Avemann, (B) nach Wiedeburg.

Maße: H. ca. 70 cm; B. ca. 55 cm.2)

Schriftart(en): Gotische Minuskel.3)

  1. A

    Sancte Bonifaci ora pro nobis

  2. B

    1⟨4⟩28a)

Übersetzung:

Heiliger Bonifatius, bitte für uns.

Kommentar

Die Inschrift (A) ist nur von Avemann bemerkt worden; sie war bereits eine Generation später nicht mehr zu sehen.4) Dafür konnte Wiedeburg die Jahreszahl 1028 entziffern. Dieses Datum kann nicht richtig sein, und es ist evident, daß die zweite Ziffer aus einer gotischen Vier zu 0 verlesen wurde, da die Fahne sicher in das 15. Jh. gehört.5) Ihre Verwendung bei den in dieser Zeit aufkommenden Wallfahrten zum wundertätigen Marienbild in Ziegenhain ist anzunehmen.6) Spätere Autoren haben nur noch die Zeichnungen, nicht mehr die Inschriften erkennen können.7)

Textkritischer Apparat

  1. 1028 Wiedeburg; s. den Kommentar. Anno domini 1028 Schmid.

Anmerkungen

  1. Glaue 1924, 1.
  2. „eine Ehle lang und fünf vierthel Ehle breit“ (Wiedeburg); „23 m langer, ½ m breiter Leinwandstreifen“ (Lehfeldt).
  3. Die Ziffern „ganz klein“ (Wiedeburg).
  4. Wiedeburg 1756, 56: „Das Gemählde ist sehr fein, auf feine Leinwand, wohl behalten, eine Ehle lang und fünf vierthel Ehle breit. Die von Avemann erwähnte Unterschrifft ... ist abgegangen, wo nicht vielmehr abgekratzt, wohl aber findet man noch die von Avemann nicht bemerkte Jahrzahl 1028, unten mit ganz kleinen Ziphergen.“
  5. BuKTh Jena, 234: „Entstehungszeit ... der feinen Gewänderbehandlung nach die zweite Hälfte des 15. Jh.“
  6. Vgl. Mühlmann 1981a, 190.
  7. Schmid 1830, 10: „Die Gemälde, recht fein, sind durch das Alter und öfteren Gebrauch ziemlich mitgenommen, die Unterschriften aber ganz verschwunden.“ Lehfeldt konnte auf der Vorderseite „das Bild des Gekreuzigten ziemlich deutlich erkennen, rechts und links vom Kreuz je eine, nur noch in schwachen Umrissen erkennbare Heiligengestalt. Auf der Rückseite befand sich eine Heiligenfigur, die aber nur noch zum Teil nach der Mitte zu erhalten ist. ... Von einer Zahl ... findet sich keine Spur.“

Nachweise

  1. Avemann 1747, 62–63.
  2. Wiedeburg 1784, 56.
  3. Schmid 1830, 10.
  4. Ortloff 1859, 124.
  5. BuKTh I (Jena), 1888, 234.
  6. Glaue 1924, 1.
  7. Vgl. Mühlmann 1981a, 190.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 33† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0003300.