Inschriftenkatalog: Landkreis Jena
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 39: Landkreis Jena (1995)
Nr. 23 Großeutersdorf, Pfarrarchiv 14. Jh.?
Beschreibung
Inschriften auf silbernem, vergoldetem Kelch, der Gemeinde Kleineutersdorf gehörig. Runder Fuß, am Rand Vierpaßfries; auf dem Fuß kreuzförmiges Signaculum (Dm. 1,8 cm). Am runden Stilus Inschrift (A) unter dem Nodus, durch Löten verdorben. Der Nodus ist granatapfelähnlich gerippt, die trichterförmige Kuppa glatt. Unter dem Fuß eingeritzte späte Inschrift (B) mit Gewichtsvermerk.
Maße: H. 15,5 cm; Dm. 11,3 cm (Fuß), 10,4 cm (Kuppa); Bu. 0,7 cm (A).
Schriftart(en): Gotische Majuskel, erhaben.
- A
/E[S]VS RE[X]a) IE/
- B
19 loth 6 heller
Textkritischer Apparat
- Bei der Verstiftung des Stilus mit dem Fuß wurden die Buchstaben S und X beschädigt.
Anmerkungen
- Löbe 530: „Kelch, 16. Jh., hat am Schaft die Worte: Jesus rex“.
- Unziales geschlossenes E.
- Vergleichbare Probleme bringt die Datierung der Messing-Taufschalen, Nrr. 85–89.
- Ein Kelch im Dom zu Naumburg hat einen ähnlich gestalteten Nodus, der in das 13. Jh. datiert wird, DI 6 (Naumburg, Dom), Nr. 176; auch hier sind die Schriftumläufe aus späterer Zeit, um 1400. – Vielleicht sogar erst dem 18. Jh. gehört nach der Schrift der Gewichtsvermerk (B) an. 32 Heller gehen auf ein Lot.
- Nrr. 7, 9, 10, 16, 26.
Nachweise
- BuKTh III (Kahla), 1888, 119.
- Löbe 1891, 530.
Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 23 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0002303.
Kommentar
Die Inschrift (A) war von Löbe noch vollständig gelesen worden;1) Lehfeldt bemerkt bereits, daß sie durch Löten verdorben sei. Die Formen der Buchstaben2) mit den ausgeprägten Schwellungen der Hasten lassen eine Datierung in das 14. Jh. zu. Doch ist auch hier – wie in Nr. 16 – das Schriftband aus einem Metallstreifen geschnitten worden, das die Worte IESVS REX, fortlaufend mit Stempeln eingestanzt, enthielt und von dem die benötigte Länge abgemessen wurde. So setzt das Schriftband mit dem E von IESVS ein und endet nach REX mit I und dem Ansatz des folgenden E; es umfaßt also etwas mehr als die beiden Worte und beginnt in der Wiederholung. Ein derartiges Schriftband war ehemals sicher auch über dem Nodus angebracht.
Diese Art der Herstellung der Inschrift bringt für die Datierung erhebliche Probleme. So sicher man die verwendeten Majuskel-Typen in das (späte) 14. Jh. datieren darf, so wenig ist deren Gebrauch auf diese Zeit zu beschränken.3) Löbe und Lehfeldt haben denn auch beide den Kelch in das 16. Jh. datiert. Vielmehr scheinen aber Nodus und Kuppa noch aus dem 13. Jh. zu stammen,4) während der Fuß mit dem Schriftumlauf jünger ist und in das 14. Jh. gehört. Unter den gotischen Majuskel-Kelchen im Lkrs. Jena5) ist der Kelch von Kleineutersdorf von der Form her der älteste.