Inschriftenkatalog: Landkreis Jena
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 39: Landkreis Jena (1995)
Nr. 20 Altendorf, Dorfkirche St. Mariae E. 14. Jh.?
Beschreibung
Inschrift auf der kleinsten der drei Glocken1) im Turm. Die einzeilige Inschrift verläuft zwischen sechs Stegen um den Glockenhals; am Ende der Inschrift ein, auf der Flanke vier Medaillons (alle Dm. 3,2 cm): 1. Löwe, geflügelt; 2. Adler (?); 3. Pelikan, der sich die Brust aufreißt; 4. Stier, geflügelt. Am Wolm drei Stege.
Maße: Dm. 70 cm; H. 59 cm; Bu. 3 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel, erhaben.
∙a) O REX ∙b) GLORIE ∙c) VE⟨N⟩Id) ∙b) C⟨VM⟩ PACEe) ∙f)
Textkritischer Apparat
- Kleeblatt- oder verschwommenes Krückenkreuz.
- Sechsblättrige Rosette, Dm. 3,0 cm.
- Brakteat (?), Dm. 1,8 cm.
- Statt N ist R gesetzt (VERI).
- CORPACE steht auf der Glocke.
- Medaillon, Dm. 3,2 cm: Engel (?).
Anmerkungen
- Die beiden anderen Glocken von 1806 und 1736 wurden im I. Weltkrieg eingeschmolzen.
- Nicht ganz zweifelsfrei identifizierbar ist das Medaillon am Ende der Inschrift sowie Nr. 1 auf der Flanke. – Bergner hatte gegen Lehfeldt („vier Evangelistensymbole und Pelikan“) angenommen: Lamm Gottes, Adler, Pelikan, kniender Engel.
- Zum Spruch, vgl. Nr. 31.
Nachweise
- Kirchen-Galerie II 36 (Haberland).
- BuKTh III (Kahla), 1888, 69.
- Löbe 1891, 468.
- Bergner 1894a, 41.
- Bergner 1896, 190–191 Nr. 2.
- Schilling 1988, 148 und Photo des Abriebs S. 149 Abb. 290.
- Vgl. Weinhold 1986, 107.
Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 20 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0002009.
Kommentar
Die Medaillons mit den vier Evangelisten-Symbolen auf der Glocke von Altendorf sind dieselben wie auf den Glocken in Nennsdorf (Nr. 17) und Wenigenjena (Nr. 19), auf denen sich zusätzlich ein Wappenschild befindet. Bei allen drei Glocken erscheint als fünftes noch der Pelikan als Symbol des Opfertodes Christi. Die Medaillons auf der Altendorfer Glocke sind sehr unscharf und nur nach den besseren Abgüssen auf den beiden anderen Glocken zu identifizieren.2)
Eine gemeinsame Herkunft scheint aber nicht nur aufgrund des fehlenden Wappenschildes unwahrscheinlich. Die Strichstärke der Lettern auf der Glocke von Altendorf ist ungewöhnlich breit und unterscheidet sich darin von den übrigen Majuskel-Glocken. Die Buchstaben wurden offenkundig frei aus dem Wachs herausgeschnitten, eine unregelmäßige Unziale der spätesten Zeit. Gegen die Annahme desselben Gießers spricht auch die merkwürdige Orthographie des auf Nr. 19 korrekt wiedergegebenen Glockenspruches.3)