Inschriftenkatalog: Landkreis Jena
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 39: Landkreis Jena (1995)
Nr. 15† Ziegenhain, Wallfahrtskirche 2. H. 14. Jh.?
Beschreibung
Inschriften auf der größeren der beiden Glocken1), die 18092) unter Verwendung der alten Buchstaben und Reliefs durch Ullrich in Apolda umgegossen,3) im I. Weltkrieg abgegeben wurde.4) Die einzeilige Inschrift (A) verlief um den Glockenhals; darunter Relief eines Bischofs mit Inschrift (B) wie auf Nr. 14, „sehr nachgefeilt“ (Bergner).
Nach Bergner.
- A
L D N H R M R N S V M P I B H D E E N S Ba)
- B
+ CASPAR MELCHOR
Textkritischer Apparat
- E und L um 180º gedreht.
Anmerkungen
- Die andere Glocke war Nr. 38. Jetzt [1987] hängen eine nach dem II. Weltkrieg gegossene Stahlglocke und ein abgesägtes Stück einer Eisenschiene (!) im Turm.
- Nicht 1859, wie Bergner schreibt.
- Bergner 1897, 336.
- Bei der Abgabe der Glocken im Jahre 1917 wurden festgestellt: drei Glocken von 1809, 1. 500 kg, 2. 220 kg, 3. 140 kg; letztere wurde zurückgestellt.
- Vgl. die Lesung von Bergner mit der von Wette (der Anfang ist nach Bergner angesetzt; Wette ordnet G.D.D. usw. bis I.B.+) und der des Anonymus (s. Anm. 6, ebenfalls mit anderem Beginn und um einen Buchstaben kürzer):
- Bergner: L D N H R M R N S V M P I B H D E E N S B
- Wette: I D R Y R A R U S V A K I B + G D D R D B
- Anonymus: F D N Y R M P N S V M P I B Y E D N S B
- „Ein Entzifferungsversuch der Inschrift der kleinen Glocke in der Ziegenhainer Kirche“, Weimarar Zeitung vom 16. Oktober 1859 (Abschrift im Nachlaß v. Ried, Ms. prov. f. 86,[6]). Für den Anonymus ergab sich aus der oben mitgeteilten Lesung die Deutung: Sanctus Bonifacius, Dei nuntius, incipienter revoco, mortuos plango, natos sancio, vivos moneo, piis infernis benedico, Jesu Domini nomine. Schon in der folgenden Nr. 235 derselben Zeitung erfolgte der Einwand, daß es keine Inschriften des Mittelalters gebe, „in welchem einzelne Worte willkürlich bald durch die beiden ersten Buchstaben, bald durch den ersten Buchstaben und einen aus der Mitte bezeichnet würden“.
- Schlippe 1975, 357–358; s. hierzu Einleitung, S. XXXIX–XL.
Nachweise
- Wette 1756, 319–320.
- Bergner 1896, 181 Nr. 6.
- Bergner 1897, 336.
- Schlippe 1975, 357–358.
- Vgl. Walter 1913, 193.
Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 15† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0001502.
Kommentar
Die Glocke ist ein Werk des sog. „Jenaer Kryptogrammisten“, von dem sich im Bearbeitungsgebiet mehrere Glocken erhalten haben (vgl. Nr. 11). Beim Umguß im Jahre 1809 scheint die Reihenfolge der Lettern nicht verändert worden zu sein.5) Eine 1859 genommene Lesung der Glockeninschrift brachte einen Deutungsversuch hervor,6) der zwar seines frühen Datums wegen interessant, aber ebenso spekulativ ist wie alle späteren.7)