Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

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DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 1† Tautenburg, Kapelle 1232

Beschreibung

Bauinschrift, am Gewände der Tür zur Kapelle.1) Wohl beim Abriß der Burg im Jahre 1780 vernichtet.

Nach Friderici.

  1. ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ M ∙ CC ∙ XXXII ∙ RVDOLPHVS ∙ SECVNDVS ∙ HVIVS ∙ NOMINIS ∙ (CON)STRVXITa) ∙ HANC ∙ CAPELLAMb)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1232 erbaute Rudolf, der zweite dieses Namens, diese Kapelle.

Kommentar

Die Tautenburg und der angrenzende Forst standen in staufischer Zeit in der direkten Verfügungsgewalt des Königs. Von den zur Verwaltung eingesetzten Reichsministerialen erwarben die Schenken von Vargula auf Saaleck2) zwischen 1227 und 1232 die Burg, zunächst als Afterlehen der Herren von Lobdeburg-Saalburg. Nach dem Tod des erbenlosen Hartmann von Lobdeburg-Saalburg werden die Brüder Rudolf und Heinrich, Schenken von Vargula, 1243 von Kaiser Friedrich II. mit der Burg belehnt,3) und erstmals nennt sich 1244 eine Linie dieses Geschlechtes nach der Tautenburg. Rudolf (II.) Schenk wird urkundlich zwischen 1231 und 1268 erwähnt.4) Die Inschrift, die der einige Jahrzehnte jüngeren an der Kapelle von Dornburg (Nr. 2) zum Vorbild diente, datiert die Stiftung einer Kapelle durch Rudolf (II.) unmittelbar nach der Belehnung der Schenken durch die Lobdeburger. Diese Kapelle befand sich – der Überlieferung des frühen 18. Jh. zufolge, als die jetzt mit Ausnahme des Bergfrieds abgetragene Burganlage5) noch weitgehend stand – im nordöstlichen Flügel der jüngeren (östlichen) Gebäude.6) Es besteht kein Grund, das Datum 1232 auf den Neubau der ganzen Burg zu beziehen,7) da die Inschrift ihrem Wortlaut nach nur auf die Stiftung der Kapelle geht.

Textkritischer Apparat

  1. OSTRVXIT Friderici.
  2. CAPELIAM Friderici.

Anmerkungen

  1. Friderici 1722, 9: „in porta sacelli, quod in media arce excitatum, maiusculis et antiquis literis lapidibus incisa sequens adparet inscriptio“.
  2. Zum Geschlecht der Schenken zu Tautenburg, vgl. Nr. 112. Die jüngere Linie dieses Geschlechtes starb im Jahre 1640 aus. Tautenburg galt noch im 17. Jh. als Reichslehen, die Schenken gehörten zum edelfreien Adel. Das faktische Lehnsrecht der albertinischen Wettiner war vielleicht de iure vom Reich niemals anerkannt worden; vgl. Stöbe 1937, 396.
  3. Vgl. Patze 1968, 432; Gockel, Königspfalzen 100.
  4. Europäische Stammtafeln, N.F. Bd. VIII, Taf. 141. Sein Vater Rudolf (I.) ist zwischen 1206 und 1237 genannt. Sein Sohn Rudolf (III.) erscheint in der Inschrift Nr. 2.
  5. Sie war von 1652 bis 1776 Sitz eines kursächsischen Amtes.
  6. Vgl. BuKTh Jena, 205.
  7. So Friderici 1722, 9; Platen/Schäfer 1979, 33.

Nachweise

  1. Friderici 1722, 9 Anm. *.
  2. BuKTh I (Jena), 1888, 244.
  3. Stöbe 1937, 392.
  4. Vgl. BuKTh I (Jena), 1888, 205.
  5. Stölten 1933, 7.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 1† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0000103.