Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 77 Hohe Schule 3. V. 15. Jh.

Beschreibung

Beischriften zum Wandbild mit Darstellung der Wiederbelebung Hippolyts durch Äskulap, laut Bibra nach der Schilderung in Ovids Metamorphosen. Im Erdgeschoß der Hohen Schule in einem auf der Südostseite gelegenen, gotisch gewölbten Raum, an dessen Westwand. Weitere Reste von Wandmalereien fanden sich in der gesamten Südhälfte des Raumes, so grünes Rankenwerk auf Rot in den Gewölbezwickeln und Figuren mit Spruchbändern an der Südwand. Diese wurden durch den früheren Einbau von Fenstern jedoch schon vor der Freilegung völlig zerstört. Der Raum war wohl vollständig ausgemalt. Das Gemälde zeigte eine reich mit Figuren und Pferden belebte Szene. Im Vordergrund ein Strand, im Hintergrund eine Stadt, darüber ein Schriftband mit Inschrift (I). Ein schwer verwundeter, nackter Mann wird von zwei Helfern zu einer mit einem blauen Untergewand und einem gelb-braun gemusterten Überwurf gekleideten Mann getragen. Der Mann trägt eine weiße, mit roten Bändern und drei Pfauenfedern geschmückte Kopfbedeckung in der Linken hält er einen Topf mit Deckel, in der rechten ein Becherglas, über ihm ein Schriftband mit Beischrift (II). Die beiden Helfer sind in je einen roten und blauen Rock und eng anliegende Beinkleider, beim einen weiß, beim anderen zweifarbig rot und weiß, gekleidet. An den Seiten sieht man rechts ein aufwieherndes braunes Pferd, links ein Pferd das auf einem rot und blau gekleideten Mann trampelt, dahinter ein Pferd das einen Mann mit dem Maul ergreift, wohl um ihn wegzuschleudern. Links oben eine Halbfigur mit Blitz oder Stern in der Linken, dabei ein Schriftband mit einer verlorenen Beischrift.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    [Ipse repert]orem [medicinae]alis · et artisa) // ·Fulmine / [Phoebi]genam . Stygias [d]etrusit inb) // · vndasc) ·

  2. II.

    Aesculapius [---]rat Yppol[yt--- ] . a[..]r[---] / [---]

Übersetzung:

Er (Jupiter) selbst schleuderte mit dem Blitz den Erfinder von solcherlei Heilkunst, Phoibos' eigenen Sohn, hinab zu den stygischen Wogen. (I)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Vergil, Aeneis VII, 772f. (I)

Versmaß: Hexameter. (I)

Kommentar

Das Gemälde zeigt die Heilung des Hippolyt durch Aesculap. Grundlage ist nach Schwäbl die Schilderung in den Metamorphosen des Ovid (15, 497ff.). Der Text von Inschrift I beinhaltet jedoch ein Zitat aus Vergils Aeneis, so dass die Metamorphosen des Ovid nicht automatisch als Quelle angenommen werden können. Inschrift II ist so zerstört und vermutlich auch durch Eingriffe des Restaurators verderbt, dass kein Text mehr rekonstruiert werden kann.

Es handelte sich vermutlich um den Hörsaal der Medizinischen Fakultät. DiB identifiziert das Bild fälschlich als Darstellung des Barmherzigen Samariters.

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein Knick im Schriftband und danach ein Linienornament.
  2. Nachweisbare Variante zur gängigeren Form ad. Es folgt ein Knick im Schriftband.
  3. Es folgt ein Linienornament.

Nachweise

  1. Schwäbl, Wandgemälde 113-115; Bibra, Wandmalereien 131f.; DiB I.1 (Ingolstadt) 115.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 77 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0007700.