Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 48 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1479

Beschreibung

Sterbeinschrift auf dem Fragment der Grabplatte des Gabriel Glesein. Innen, Westseite, unmittelbar nördlich des Westportals. Ehemals im Boden der ersten nördlichen Langhauskapelle von Westen (Jakobskapelle) (Götz). Zum Zwecke der Neupflasterung der Kapelle Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts wurde laut Götz der untere Rand der Platte abgeschlagen. Hochrechteckige Platte. Im Feld barhäuptiger Priester in Messgewand mit Kelch in beiden Händen, auf einem bequasteten Kissen ruhend. Umschrift, links oben beginnend, um alle vier Seiten umlaufend, links unten durch nur fragmentarisch erhaltenen Wappenschild unterbrochen, die linke Langseite nicht ganz ausgefüllt. Unter dem Schriftband der linken Langseite ausgefräste Rinne (?), evtl. im Zuge der Umarbeitung für die Verlegung in den Boden entstanden, unten mit Textverlust abgeschlagen. Rotmarmor.

Ergänzt nach Ostermair.

Maße: H. 172 cm, B. 88 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Annoa) · d(omi)ni · M · cccc · lxx / viiiib) · obijt · d(omin)vs · gabriel · glesein · hvivs ec[cl(esi)e // parochusc)] // indied) · quatvor · Coronatorvme)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1479 starb Herr Gabriel Glesein, Pfarrer an dieser Kirche, am Tag der Vier Gekrönten.

Datum: 1479 November 8.

Wappen:
Glesein1).

Kommentar

Die Grabplatte zeigt, worauf Hofmann hinwies, eine leicht vom in Ingolstadt üblichen Typus der Priestergrabplatte abweichende Darstellung, die Ganzfigur des Priesters im Messgewand segnet den Kelch nicht, sondern hält ihn in beiden Händen, diese Darstellung verbindet die Platte mit der des ersten Kaplans der Sentlingermesse Ulrich Gerstner (Nr. 32)2).

Gabriel Glesein war Rat, Schreiber und Sekretär Herzog Ludwigs im Barte3). Laut Hofmann stammte er aus einem Münchner Patriziergeschlecht4). 1427 präsentierte ihn der Herzog als Pfarrer der Pfarrei Zur Schönen Unserer Lieben Frau. Er hatte die Pfarrstelle über fünfzig Jahre inne. Nach dem Tod des Herzogs machte sich Glesein um den Weiterbau des Münsters verdient. So erwirkte er bei Kardinal Nikolaus von Kues am 22. Juli 1452 einen Ablass zu Gunsten des Kirchenbaus5).

Textkritischer Apparat

  1. A und erstes n beschädigt.
  2. Der folgende Worttrenner als Quadrangel auf der Zeilenmitte.
  3. capelle plebanus Clm 2105.
  4. In der Ecke Wappenfragment. in die ohne Wortabstand. Folgende Worttrenner als Punkte auf der Zeilenmitte.
  5. Buchstabenfüße der linken Längsseite beschädigt. Worttrenner zwei Quadrangel an der Ober- und Unterlinie des Mittellängenbereichs.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bg1 36.
  2. Zu weiterem und dem Vergleich der Schriften auf den beiden Platten vgl. dort.
  3. Vgl. dazu Kremer, Auseinandersetzungen 319f.
  4. Hofmann, Geschichte I, 366f.
  5. Vgl. Ostermair, Stadtpfarrkirche 3.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 51r, Nr. 191; Ostermair, Stadtpfarrkirche 32; Kdm OBB I (Ingolstadt) 33; Götz, ULF 75f.; Koller, Grabsteine 32, 33 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 48 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0004805.