Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 46 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1478

Beschreibung

Sterbe- und Grabinschrift auf der Grabplatte des Nikolaus von Regensburg (de Ratispona). Innen, Südwestseite, neben dem Eingang zum Erdgeschoß des Südturms die zweite Platte. Davor im Boden der südwestlichen Chorkapelle, laut Götz „seit kurzem an der Wand“. Hochrechteckige Platte mit links oben beginnender Umschrift, im Feld der Verstorbene in Gelehrtentracht als Ritzzeichnung, die Hände zum Gebet gefaltet, der Kopf als Relief in Bogennische. Auf Höhe der Hände quer gebrochen. Kalkstein.

Maße: H. 205 cm, B. 92 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. · A(nno) · d(omini) · 1 · 4 · 7 · 8a) · / qvinta · die · me(n)sis · septe(m)bris · obyt · exp(er)tissi(mus) · arciv(m)b) · et · medici(n)e / · doctor · nicola(us) · ex · ratispon(a) · h(uius) · / incliti · study · l(e)c(t)or · o(r)di(n)a(r)i(us) · h(ic) · sep(u)lt(us) · cui(us) . Anima · deo · viuat · Am(en)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1478, am fünften Tag des Monats September, starb der sehr erfahrene Doktor der (freien) Künste und der Medizin Nicolaus aus Regensburg, an dieser berühmten Lehranstalt ordentlicher Lektor. Hier ist er begraben. Seine Seele lebe bei Gott. Amen.

Kommentar

In der Inschrift fallen die zahlreichen, unterschiedlich angewandten Kürzungsmethoden auf, allein in expertissimus wird auf drei Arten gekürzt. Auffällig ist der Widerspruch zwischen einzelnen sehr eckigen Formen, z. B. dem Achter der Datierung und dem Kasten-a und den als elegant geschwungenen Bögen ausgebildeten us-Kürzungen sowie des y mit unten haarförmig ausgebildetem, nach rechts eingerolltem Schrägschaft.

Nikolaus von Regensburg kam am 15. Dezember 1473 als Professor der Medizin an die Hohe Schule1). Er hatte von 1462 bis 1472 an der Universität Wien Medizin gelehrt. Sein Lebenslauf bis zu diesem Zeitpunkt ist unsicher2).

Textkritischer Apparat

  1. Lamdaförmiger Siebener und eckiger Achter.
  2. v wohl verschlagen. Heute an Stelle des Worttrenners ein Metallpflock.

Anmerkungen

  1. Pölnitz, Matrikel 1473, 44,17.
  2. Vgl. Biographisches Lexikon 329f. (unter Ratispona).

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 42r, Nr. 165; Oefeleana 300 p. 96; Cgm 3368 fol. 34v; Cgm 3017 fol. 15v; Mederer, Annales I, 15; Ostermair, Stadtpfarrkirche 49; Kdm OBB I ( Ingolstadt) 37; Götz, ULF 115; Koller, Grabsteine 40, 41 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 46 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0004607.