Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 14 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1425/1443

Beschreibung

Bauinschrift. Außen, Südostportal. Querrechteckige Platte mit fünfzeiliger Inschrift, erhaben. Am Beginn der letzten drei Zeilen hochrechteckiges, eingesetztes Stück1). Kalkstein.

Maße: H. 85 cm, B. 139 cm, Bu. 7,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. annoa) · d(omi)nj · M · cccc · xxv · an · dem · xviii · tag / · dez · Mayen · Ist · gelegt · word(e)n · der · erst · stain / · anb) · diec) · pfarr · kirhen · vnserzd) frawen · vnd / chvrate) · glaeczlf) · vnd · hainrich · snelmvelnerg) · sind / · die · zeith) · pawmaister · geweseni) ·

Kommentar

Ostermair gibt an, dass die Bauinschrift Teil eines Portalprogramms war. Zu ihr gehörten ein Relief, die Anbetung der Hl. Drei Könige zeigend, wobei die Könige die Gestalt der Herzöge Stephan, seines Sohnes Ludwig und seines Enkels Ludwig haben, und die Wappen der beiden Kirchenpröpste Glatzl und Schnellmüller2). Die Inschrift erwähnt den Stifter Ludwig im Bart nicht. Es werden hierfür in der Literatur mehrere Gründe genannt: Czerny meint, der Stifter hätte nicht genannt werden können, weil er zu der in der Inschrift angegebenen Zeit bereits wieder mit dem Kirchenbann belegt gewesen sei, meint ihn aber auf Grund der Erwähnung im Eckschen Pfarrbuch als Grundsteinleger festmachen zu können3). Hofmann nimmt an, die Tafel sei erst nach der Gefangensetzung Ludwigs im Barte durch seinen Sohn Ludwig den Höckerigen 1443 veranlasst worden4). Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass – ähnlich wie bei der Frauenkirche in München5) – eine oder mehrere weitere Inschriftentafeln vorhanden waren, von denen eine den herzoglichen Stifter nannte; diese These wird gestützt, wenn das von Ostermair erwähnte Dreikönigsrelief tatsächlich die Portraits der drei Herzöge zeigte. Es ist auch nicht auszuschließen, dass der von Dr. Johannes Eck in seinem Pfarrbuch wiedergegebene zweite Text zur Grundsteinlegung den Text einer weiteren Inschriftentafel wiedergab6). Konrad Glatzl (Glätzl) und Heinrich Schnellmüller sind mehrfach als Kirchenpröpste des Münsters belegt7).

Textkritischer Apparat

  1. Vor anno eine Rose.
  2. Auf dem eingesetzten Stück, über n Kürzungszeichen.
  3. Auf dem eingesetzten Stück.
  4. Sic!
  5. c beschädigt, auf eingesetztem Stück.
  6. Über a übergeschriebenes e.
  7. sn auf einem eingesetzten Stück, über v übergeschriebenes e.
  8. Obere Buchstabenhälften von die zei auf dem eingesetzten Stück.
  9. Es folgt ein Ornament, in dem Ornament ein gebrochener Schaft.

Anmerkungen

  1. In der Textedition ist stets das letzte Wort auf dem eingesetzten Stück durch Fußnote angegeben.
  2. Ostermair, Stadtpfarrkirche 7. Unter Umständen handelt es sich bei der Dreikönigsgruppe um die heute noch im Gewände des Südostportals vorhandene Gruppe, vgl. Abb. in: DiB I.1 (Ingolstadt) 235, dies spräche gegen Ostermairs These.
  3. Czerny, Tod 565.
  4. Hofmann, Münsterführer 4.
  5. Vgl. DI 5 (München) Nr. 41f.
  6. Primus lapis structurae huius templi Magnifici positus est per Ludouicum Barbatum 1425 die 18. maii. Praefecti structurae fuerunt Chunradus Glaezel et Henricus Schnellmiller. Vgl. Hofmann in Brandl, Liebfrauenmünster 12, Hofmann, Geschichte I, 368, PfArchiv ULF, Pfarrbuch Eck 1v.
  7. Zu Heinrich Schnellmüller vgl. Nr. 19† und 20(†), Konrad Glatzl ist 1422 als Innerer Rat belegt (vgl. Ostermair, Bürgerbuch I, 19). Fischer, Stadtpfarrkirche 21, Anm. 17,5, erwähnt, Konrad Glatzl sei in der Dreikönigkapelle bestattet gewesen.

Nachweise

  1. Cgm 3368 fol. 1r; Mederer, Ingoldestat 111 (teilweise Edition); Gerstner, Frauenkirche 22; Gerstner, Ingolstadt 81 (teilweise Edition); Gemminger, Ingolstadt 34; Ostermair, Beiträge II, 220; Ostermair, Stadtpfarrkirche 1; Fischer, Stadtpfarrkirche 5, 19 Anm. 5; Kdm OBB I (Ingolstadt) 24; Wagner, Stadtpfarrkirche 1; DiB I.1 (Ingolstadt) 234 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 14 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0001405.