Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 2 Pfk. St. Moritz 1349

Beschreibung

Sterbeinschrift auf der Grabplatte des Magisters Albrecht. Nordseite, vierte Kapelle von Westen (Aloisiuskapelle). Ergraben 1925 in der heutigen Sakristei, etwa 80 cm unter dem Bodenniveau; das Grab war ungestört. Hochrechteckige Platte. Umschrift zwischen zwei Linien. Im Feld Ritzzeichnung des Verstorbenen: ein Priester im Superpelliceum mit Birett, einen durch das Kelchtuch verdeckten Kelch segnend. Die Platte war vor ihrer Bergung bereits mehrfach gebrochen, darunter einmal in der Mitte, der Längsseite nach, Bruchstellen mit Mörtel geflickt, linker Rand der Platte zerstört. Partieller Textverlust. Kalkstein.

Maße: H. 192 cm, B. 112 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. [A]NNO · D(OMI)NI · Mo · CoC/Ca) · XL · NONO · JI · NONAS OCTO/BRIS O(BIIT)b) MAGI[STER]c) / ALBE[RTVS] P̣ḶEBANVS HVI(VS) · LOC[I]

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1349, am Vortag der Nonen des Oktobers, starb Magister Albrecht, Pfarrer dieses Orts.

Datum: 1349 Oktober 6.

Kommentar

Die Platte trägt die älteste in Ingolstadt im Original erhaltene Inschrift und die einzige in Gotischer Majuskel ausgeführte Beschriftung. Die Schrift zeigt die typischen Merkmale der voll ausgeprägten Gotischen Majuskel, die Verwendung von kapitalen neben unzialen Formen, wie z. B. beim N, Verwendung von pseudounzialem A. Linear ausgeprägte Buchstabenteile wechseln sich mit Schwellungen ab, die meist durch das innen senkrechte Abschließen der Bogenform erreicht werden. Worttrenner sowie das übergestellte o bei M und C der Jahresdatierung sind als kreisrunde Bohrungen ausgeführt. Auffällig ist die starke Eintiefung der Schrift, die auch im heutigen, abgewetzten Zustand die Inschrift noch gut erkennbar macht.

In der bisherigen Literatur wurde das Datum der Platte immer als Mo . CoC/C . XL . NONO . A(NTE) . NONAS also 1340 am neunten vor den Nonen gelesen. Die hier als A interpretierten Schriftzeichen sind jedoch zwei I (I-Longa, gefolgt von I). Die Form der Datierung würde zudem jeglichem Usus der römischen Tageszählung widersprechen. Da der neunte vor den Nonen zudem das Fest des Erzengels Michael (29. September) wäre, muss diese Lesung revidiert werden1).

Magister Albrecht ist durch einen Willbrief vom 29. Januar 1328 als Pfarrer von St. Moritz belegt2). Erwähnt wird er auch im am 31. Oktober 1365 errichteten Testament seiner ehemaligen „Kellnerin“ Leutgart, die auch einen Jahrtag für ihn stiftete3). In einem Anniversar des Klosters Niederaltaich (BHStAV Niederaltaich KL 9a) wird Magister Albertus pl(e)b(anus) de Ignolstat (sic!) in einem Zusatz des 14. Jahrhunderts unter dem 5. Oktober (III nonas) genannt4). Wer Alberts unmittelbarer Nachfolger war, ist nicht bekannt, der nächste genannte Pfarrer war Konrad, der durch eine Urkunde vom 16. Oktober 1359 belegt ist5).

Textkritischer Apparat

  1. Über M und erstem C je kreisrunde Bohrung als Zeichen für die Endung.
  2. Linker Bogen des O zerstört.
  3. Der Wechsel auf die Schriftleiste der linken Langseite befindet sich an einer wegen der Zerstörung nicht genau zu ermittelnden Stelle des Wortes Magister.

Anmerkungen

  1. Diese Datierung zuletzt bei Hofmann, Geschichte I, 161. Für die Diskussion zur Datierungsfrage sei Ramona Baltolu, Franz A. Bornschlegel, Epigraphisches Forschungs- und Dokumentationszentrum der Ludwig-Maximilians-Universität und Rüdiger Fuchs, AdW Mainz, herzlich gedankt.
  2. Pfarrarchiv St. Moritz 4, abgedruckt bei Mederer, Ingoldestadt 44-46; vgl. Götz, Urkunden St. Moritz 8, vgl. auch Götz, St. Moritz 56f.
  3. DAEI, Pfarrarchiv St. Moritz Nr. 9 (nach Bucher, Archivinventare Nr. 6); Götz, Urkunden St. Moritz 10; vgl. auch Hofmann, Geschichte I, 217f; ohne Angabe des Sterbetags Albrechts.
  4. MGH Necrologia Germaniae IV, 61, Anm. d). Vielleicht ist der unter dem 7. Oktober genannte Albertus p(res)b(ite)r n(oster) de Geirstol (Geiersthal, heute Lkr. Regen/NB.), mit dem Vermerk o(biit) vigiliae, ebenfalls mit dem Ingolstädter Pfarrherrn zu identifizieren.
  5. Vgl. Hofmann, Geschichte I, 123; vermutlich zu identifizieren mit dem Freisinger Kanoniker und Pleban zu Ingolstadt Konrad; vgl. DI 69 (Stadt Freising) Nr. 40†.

Nachweise

  1. Mederer, Ingoldestat 44-46; Götz, Moritzkirche 79f.; Koller, Grabsteine 18, 19 (Abb.); Hofmann, Geschichte I, 160f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 2 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0000209.