Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 502 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1631

Beschreibung

Sterbeinschrift auf dem Epitaph des Johann Gerdtner. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und südlichem Seitenschiff, dritter Pfeiler von Westen, Nordseite. Ehemals im äußeren Kreuzgang (Clm 1533). Dreiteiliger Aufbau. Unten Schrifttafel mit Inschrift (I) in Rollwerkrahmen mit abgeschrägten unteren Ecken, darüber zwischen zwei verzierten Pilastern Relief, Kruzifix mit Stifter: in der Mitte der Gekreuzigte, an einem hohen Kreuz, das in die Gebälkleiste über dem Relief hineinreicht, Titulus (II), zu Füßen des Kreuzes Totenkopf mit Gebeinen, rechts im Hintergrund auf einem Hügel ein Stadttor, davor ein Baum. Links im Vordergrund der Verstorbene im Harnisch kniend, ein Schwert zur Linken, über der rechten Hand ein Kreuz eingeschlagen. Über dem Gebälk im Auszug Volutengiebel, im Giebelfeld Vollwappen. Kalkstein.

Maße: H. 76 cm, B. 46 cm, Bu. 1,2 cm (I), 0,7 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur (I), Kapitalis (II).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     Anno 1631 am H(eiligen) weiennachtawent ist in / Gott sellig ent Schlaffen der Ehrnuesst vnd / Mamhaftea) Herr Johannes Gerdtner Ihn der / Curb) F(ürst)l(ichen) Quardty alhie Zu Inngolstatt Ge=/wester wachtmaister dessen vnd allen Christ=/glaubigen Seellen Gott der Almechtig ein Fröliche / aufferstehung Verleichenc) Welle Amen

  2. II.

     INRI

Datum: 1631 Dezember 24.

Wappen:
Gerdtner1).

Kommentar

Johann Gerdtner gehörte zur kurfürstlichen Guardi, also zur ständigen Besatzung der Ingolstädter Festung2). Er war Wachtmeister, nach dem Fähnrich der zweite für die Führung der Guardi zuständige Soldat3). Da die Quellenlage zu den Soldaten der Guardi in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Ingolstadt sehr schlecht ist und die Soldaten auch nicht über das städtische Bürgerrecht verfügten, so dass in den städtischen Quellen kaum sie betreffende Einträge zu finden sind, ist Johann Gerdtner jenseits seines Grabdenkmals nicht nachzuweisen.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Für Mannhafte.
  2. Nach Cur Kürzungszeichen ohne Funktion.
  3. leichen von einer Kirchenbankwange verdeckt.

Anmerkungen

  1. Auf einem Dreiberg eine Lilie, aus der drei Blüten-Stängel empor wachsen. Siebmacher Bg1 35 gibt für den 1631 verstorbenen kurfürstlichen Wachtmeister Johann Gerdtner folgendes Wappen an: „In G. ein b. Panzer, aus dessen Halsmündung drei gebogene Äste hervorgehen, jeder an der Spitze mit 3 silbernen Pfeilen besetzt“, dieses Wappen zeigt auch Cgm 3017.
  2. Vgl. dazu Schönauer, Ingolstadt 203-210.
  3. Nach der Instruktion des Statthalters Freiherr von Königseck bezog der Wachtmeister 1598 monatlich einen Sold von 16 fl. – also das sechsfache eines gewöhnlichen Gefreiten (vgl. Kleemann, Festung 59). Diese Entlohnung ermöglichte Gerdtner das Setzen eines Gedächtnismales.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 386; Clm 2105 fol. 217v, Nr. 474; Cgm 3017 fol. 56v; Cgm 3368 fol. 83r; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 31, Nr. 34; Kdm OBB I (Ingolstadt) 44; Kögerl, Garnisonskirche 26; Götz, Grabsteinbuch 92.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 502 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0050204.