Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 466† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1620

Beschreibung

Sterbe- und Stifterinschrift des Vitus Schober. Ehemals in der südsüdöstlichen Chorkapelle, der Franz-Xaver-Kapelle (Gerstner)1).

Text und Wappen nach Clm 2105.

  1. Anno domini MDCXX. VI. Calendas july obyt nobilis et magnificus vir dominus Vitus Schoberus, vtriusque iuris doctor, serenissimorum Bavariaea) ducum consiliarius et academiae Ingolstadiensis plus triginta annis professor et Camerarius pie posuitb). Cuius anima aeternum vivat.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1620, am sechsten Tag vor den Kalenden des Julis, starb der edle und erhabene Mann, Herr Vitus Schober, beider Rechte Doktor. Er war der durchlauchtigsten Herzöge von Bayern Rat und der Ingolstädter Akademie mehr als 30 Jahre lang Professor und Kämmerer. Er setzte fromm (dieses Denkmal). Seine Seele lebe in Ewigkeit.

Datum: 1620 Juni 27.

Wappen:
Schober2), Schmidt3).

Kommentar

Das Grabdenkmälerverzeichnis aus den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts, das Ostermair überliefert, nennt vier Schobersche Epitaphien, eines mit einer Darstellung des Marientodes, ein weiteres mit einer Auferstehung Christi, ein drittes mit einer Darstellung der Verklärung und ein weiteres mit der Auferstehung des Lazarus; welches mit dem Träger der hier edierten Inschrift zu identifizieren ist, muss unklar bleiben. Das Verzeichnis kann als Zeugnis dafür dienen, dass für Mitglieder der Familie Schober außer den erhaltenen und überlieferten noch mindestens drei weitere Denkmäler existierten4).

Vitus Schober war der Sohn des Ingolstädter Ratsherrn Dr. Georg Schober (verstorben 1573) (vgl. Nr. 226). Er immatrikulierte sich im Mai 1567 an der Hohen Schule, wo er zunächst die Artistenfakultät, dann die Juristische Fakultät besuchte. Zur Fortsetzung seiner Ausbildung ging er nach Italien. Unklar ist, wo Schober den Titel eines Doktors beider Rechte erwarb. Bei seiner Immatrikulation in Siena am 2. April 1582 war er jedenfalls schon promoviert5). Ab dem Wintersemester 1582/83 ist er an der Universität Ingolstadt als außerordentlicher Professor der Institutionen nachweisbar. 1585 wurde er Kämmerer der Universität, 1590-92 Bayerischer Hofrat auf der Gelehrtenbank6). Seit 1584 war Vitus Schober herzoglicher Rat in Ingolstadt. Obwohl er seine Professur 1594 resignierte, blieb er der Universität bis zu seinem Tod verbunden und war auch immer wieder an Promotionen beteiligt. Er war verheiratet mit Maria Salome Schmidt aus Landshut, sie hatten mindestens zwei Söhne, Veit Marquard, der am 15. Juli 1600 getauft wurde7), und Rudolf, von dem Mederer berichtet, dass er die Exequien seines Vaters ausrichtete8).

Textkritischer Apparat

  1. Baioariae Oefelana 300; Boiariae Cgm 3017.
  2. Das folgende fehlt Cgm 3017.

Anmerkungen

  1. Gerstner, Frauenkirche 78.
  2. Siebmacher BayA1 25.
  3. Aus Dreiberg wachsender Mann mit einem Stecken in der Hand.
  4. (Ostermair), Geschichte Stadtpfarrkirche 295, Nr. 15 und Nr. 17, 301 Nr. 28.
  5. Accorsi, Matricola Nr. 806 (Bologna, 1580); Weigle, Matrikel Siena Nr. 864.
  6. Zur Person vgl. Biographisches Lexikon 380f.; zur Matrikel Pölnitz, Matrikel 1567, 900,23.
  7. Ostermair, Bürgerbuch IV, 22.
  8. Mederer, Annales II, 227.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 40v, Nr. 160; Oefeleana 300 p. 93; Cgm 3017 fol. 15r.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 466† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0046601.