Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)
Nr. 371 Neubaustraße 2 1600
Beschreibung
Stifterinschrift des Quirinus Leonius für den Bau des Hieronymusseminars. An der Fassadenseite zur Johannesstraße; zunächst am eigenen Haus des Seminars, dann am Kolleg des Hl. Franz Xaver (zu Mederers Zeit), das auf den Ruinen des Seminars errichtet worden war. Querrechteckige Platte mit Inschrift, darunter Engelskopf, darüber von Voluten gestützter Aufsatz mit Medaillon im Lorbeerrahmen Vollwappen. Kalkstein.
Schriftart(en): Kapitalis.
SEMINARIVM . CLERICORVM . S(ANCTI) . H(IERONIMI) . / Q(VOD) . VIVVS . INSTITVIT . FVNDA(VIT) . DOT(AVIT) . / QVIRINVS . LEONINVS . BELGA . T(HEOLOGIAE) . D(OCTOR) . / PROTONOTARIVS . SEDIS . AP(OSTO)LICAE . / EP(ISCOP)ATVS . RATISBON(ENSIS) . PRAEPOSIT(VS) . / ARCHIP(RES)B(YTE)R . VICARIVS . GENERAL(IS) . / ET SER(ENISSI)MOa) . BAVARIAE . DVCI . À . CONSIL(IIS) . / AN(NO) . IVBILAEO . M . D . C .
Übersetzung:
Das Priesterseminar des Heiligen Hieronymus, das zu Lebzeiten gegründet, gestiftet und ausgestattet hat Quirinus Leoninus, ein Belgier, Doktor der Theologie, Protonotar des Apostolischen Stuhls, Propst der Diözese Regensburg, Erzpriester, Generalvikar und des ehrwürdigen Herzogs von Bayern Rat, im Jubeljahr 1600.
Leonius1). |
Textkritischer Apparat
- MO hochgestellt.
Anmerkungen
- Drei Hundeköpfe zwei zu eins gestellt. Oberwappen: Mitra und Stab.
- Gründungsurkunde abgedruckt in Autographum 1-3. Duhr gibt an, es sei als eine Art Priesterseminar für die Diözese Regensburg gedacht gewesen. Duhr, Geschichte II,1 641f.
- Vgl. Pölnitz, Matrikel 1589, 1219,28 (mit zusätzlichen Notizen); zur Tätigkeit in Regensburg: Hausberger, Geschichte I, 330f.
- Vgl. Kropf, Historia 215f.
- Vgl. DiB I.1 (Ingolstadt) 341.
Nachweise
- Mederer, Annales II, 116f.; Mederer, Ingoldestat 232f.; Ostermair, Beiträge I, 203, Ostermair, Führer 36; Verdière, Université II, 176 (französische Übersetzung); DiB I.1 (Ingolstadt) 341.
Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 371 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0037107.
Kommentar
An der Inschrift fällt zunächst einmal die fast durchgehende Vergrößerung der Anfangsbuchstaben auf, die das klassische Schema der Kapitalis auflöst. Die runden Buchstaben O, Q, C sowie G mit in die Bogenlinie eingestellter Cauda sind fast kreisrund ausgeführt. Der D-Bogen füllt fast das ganze Zweilinienschema aus. Auffällig ist die Ausführung der Cauda des R, oft wird sie unter den folgenden Buchstaben gezogen.
Das Kolleg des Hl. Hieronymus wurde im Jahre 1600 von Quirinus Leoninus gestiftet2), es wird in der Literatur auch nach seinem Stifter Quirinum oder Seminar des Hl. Franz Xaver genannt. Der Gründer kam als Praeceptor der bayerischen Herzogssöhne nach Ingolstadt, er war Kanoniker von Regensburg, Dekan und Praepositus der Kathedralkirche, Apostolischer Protonotar, Generalvikar des Bischofs von Regensburg3) und Rat des Herzogs von Bayern. 1616 trat er 68 jährig in die Gesellschaft Jesu ein und starb 1623 in Landsberg4). Der heutige Standort der Inschrift lässt sich durch den Erwerb des Hauses Neubaustraße 2 durch das Seminar im Jahre 1708 erklären. Zusammen mit zwei Nachbarhäusern (Johannesstraße 13) besaß das Seminar damit einen weitläufigen Komplex mit großem Garten5). Die Stipendiaten des Hieronymusseminars lebten nur kurz in einem eigenen Haus, dann zogen sie ins Wilhelminum, darauf ins Albertinum. 1785 wurde das Hieronymianum durch Kurfürst Karl Theodor mit dem Georgianum vereinigt.