Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 364† Hohe Schule 1597

Beschreibung

Gedenkinschrift für Petrus Canisius. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Clm 2105.

  1. Petrus Canisius, Societatis Iesua), Neomagensis è Geldria, sacrosanctae theologiae doctor, primus è germanis Societatis Iesu religiosus, ob insignem animi moderationem, constantiam ac prudentiam à summis ad summa non rarò missus, vocatus, postulatus à Quilielmo 4to., Bavariae duce, ad hanc academiam, in qua professoris theologi, procancellarij et rectoris munere functus, ab Othone cardinale et episcopo Augustano ad sacrum Concilium Tridentinum, à Carolo V. imperatore in causa religionis Wormatiam, ab imperatore Ferdinando Augustaeb) atque ad episcopatum Viennensem, quem recusavit, à Pio IV. pontifice maximo ad fidem in Germania Poloniaque propugnandam, non tantum concionibus assiduis, sed variis etiam libris pro fide et pietate editis ubique rem catholicam promovit. Tandem admirabilem sanctitatis opinionem consecutus Friburgi Helvetiarum innocentem animam Deo reddidit anno 1597. aetatis 77.

Übersetzung:

Petrus Canisius von der Gesellschaft Jesu, aus Nimwegen in Geldern, der hochheiligen Theologie Doktor. Als erster Religiose unter den Brüdern der Gesellschaft Jesu wurde er wegen der ausgezeichneten Mäßigung seines Geistes, der Beständigkeit und Klugheit von höchsten Würdenträgern gar häufig zu höchsten Aufgaben sei es gesandt, sei es berufen: Von Wilhelm IV., Herzog von Bayern, wurde er für die hiesige Akademie angefordert, in der er die Ämter eines Professors der Theologie, des Prokanzlers und Rektors bekleidete, von Kardinal Otto, dem Bischof von Augsburg, für das heilige Konzil von Trient; von Kaiser Karl V. wurde er in der Religionsangelegenheit nach Worms beordert, von Kaiser Ferdinand nach Augsburg und auf den Bischofsstuhl von Wien (den er allerdings abgelehnt hat) und von Papst Pius IV. damit beauftragt, den Glauben in Deutschland und Polen zu verteidigen. Dabei hat er die katholische Sache nicht nur durch regelmäßig gehaltene Predigten, sondern auch durch verschiedene Bücher die er für Glauben und Frömmigkeit veröffentlichte, überall vorangetrieben. Schließlich in den bewundernswerten Ruf der Heiligmäßigkeit gelangt, gab er Gott seine schuldlose Seele zurück zu Freiburg in der Schweiz, im Jahre 1597, im 77. Lebensjahr.

Kommentar

Der Hl. Petrus Canisius wirkte von November 1549 bis Februar 1552 als Professor, Rektor und Vizekanzler an der Ingolstädter Universität. Er wurde auf Bitten Herzog Wilhelms IV. unmittelbar nach seinem Eintritt in die Gesellschaft Jesu zusammen mit Claudius Le Jay (vgl. Nr. 206†) und Alfons Salmeròn (vgl. Nr. 335†) durch den Hl. Ignatius von Loyola nach Ingolstadt entsandt. Die Jesuiten sollten der darniederliegenden Theologischen Fakultät aufhelfen. Da es entgegen den Zusagen Wilhelms zunächst nicht zur Gründung eines Kollegs in Ingolstadt kam, wurde Canisius 1552 nach Wien versetzt, wo er den Aufbau des dortigen Kollegs förderte. Petrus Canisius starb am 21. Dezember 1597 in Freiburg in der Schweiz1).

Textkritischer Apparat

  1. Societatis Iesu fehlt Clm 1381.
  2. Augustam richtig AHG III, 11.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kausch, Geschichte 34f. und Biographisches Lexikon 60-62, dort auch zum weiteren Leben und Wirken und zur Literatur. Zu Canisius in Ingolstadt zuletzt Foresta, Ad Dei gloriam 158ff.

Nachweise

  1. AHG III, 11 fol. 200v; Clm 2105 fol. 308; Clm 1381 fol. 98r-v.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 364† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0036406.