Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 361 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1596

Beschreibung

Sterbeinschrift auf dem Fragment einer Grabtafel des Gerard Ledebur. Im Boden auf Höhe des Nordwestportals in der mannshohen Renovierungsinschrift von 1851 (vgl. dazu Nr. 99†), in der ersten Haste des n von renovatur die dritte Platte von unten. Ehemals innen, an der Südseite. Heute quadratische Platte, vielleicht zur Einpassung in das Pflaster beschnitten. Rotmarmor. Sehr stark abgetreten und verwittert. Text jedoch noch rekonstruierbar.

Maße: H. 44,5 cm, B. 44,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. ANNO D(OMI)NI 1596 . 10 . / FEBRVARII OBYT / NOBILIS ET DOCTIS/SIM(VS) D(OMI)ṆṾS GIRAR/DVS LEDEBVR OSN[A]/BVRG(ENSIS) WESTPH(ALIENSIS) . CVIVS / ANIMA DEO VIVAT / [AMEN]a)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1596 am 10. Februar starb der edle und sehr gelehrte Herr Gerhard Ledebur aus Osnabrück in Westfalen, seine Seele lebe bei Gott. Amen.

Kommentar

Die Inschrift zeigt durchgehend vergrößerte Anfangsbuchstaben. Vielleicht handelt es sich bei dem heute vorhandenen Plättchen um das Fragment einer größeren, hochrechteckigen Platte, die – wie mehrere andere im Münster – zur Einpassung in das Pflaster beschnitten wurde.

Gerhard Ledebur gehörte zur Studentenvereinigung der „Brenner“, deren Hauptziel das Veranstalten gemeinsamer Trinkgelage war. Zu ihrer Finanzierung zwangen sie Passanten, die sie mit Fackeln oder brennendem Reisig bedrohten. Laut Mederer kam Ledebur im Zuge eines solchen Trinkgelages um, als er im Schlaf vom Tisch fiel und sich seine Kleider an einer Kerze entzündeten1). Er stammte aus einer alten Osnabrücker Familie. Ein Gottschalk Ledebur (verstorben 1600) war Dompropst in Osnabrück und ein entschiedener Anhänger der katholischen Partei2). Vielleicht war Gerhard Ledebur mit ihm verwandt. Er ist in der Universitätsmatrikel (Edition Pölnitz) nicht verzeichnet.

Textkritischer Apparat

  1. Zeile fehlt in den Handschriften, Befund lässt nicht sicher erkennen, ob das Wort vorhanden war, die Aufteilung der Inschrift auf der Platte spricht jedoch dafür.

Anmerkungen

  1. Vgl. Mederer, Annales II, 146f. Vgl. auch Gemminger, Ingolstadt 151f; Prantl, Geschichte 448f. und Anm. 372; Hattler, Ehrwürdiger P. Jakob Rem 130-132, dort unter dem Namen Lebenburg und mit dem Hinweis er sei Sodale des Marianischen Colloquiums gewesen.
  2. Vgl. DI 26 (Osnabrück) 178†, 179†.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 18v, Nr. 65; Oefeleana 300 p. 40; Ostermair, Stadtpfarrkirche 35; Götz, ULF 105.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 361 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0036109.