Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 356 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1594

Beschreibung

Sterbeinschriften auf der Wappengrabtafel des Caspar Dietrich und seiner Ehefrau Anna, geb. Scheirer. Außen, Nordseite, Nordwand der vierten Kapelle von Westen, zweite Platte von Westen. Ehemals südlich vom Eingang zum Läutturm, dort neu aufgestellt (Götz); im Ölturm/Läutturm (Ostermair); im Boden beim westlichen Nordportal (Gerstner)1). Hochrechteckige Platte. Unten in einem eingetieften Feld mit Rundgiebel zwei Wappenschilde an einem Band, darüber Inschrift in elf Zeilen. Kalkstein.

Maße: H. 104 cm, B. 49 cm, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Anno · 1 · 5 · 94 · den 4 Marczy / starb der Erber vnd Firnem Caspar Dieterich Gloggen/gieser alhie gewesen seins alt/ers 69 Jar Anno · 1 · 5 · 9 · <8> den · <5> tag <October> starb die Erb/er frau Anna scheirerin sein / Elliche hausfrau gewesen / deren sellen Gott gene[dig und] / Barmhertzig sein welle / Amen

Wappen:
Dietrich2), unbekannt3).

Kommentar

Die Inschrift zeigt Formen einer lockeren Fraktur mit einer sehr geringen Ausprägung der Unterlängen. Charakteristisch sind einige Buchstaben, bei denen der Bogen auf der Grundlinie spitz gebrochen ist und der folgende rechte Teil des unteren Bogenabschnitts kaum ausgeprägt oder ganz weggefallen ist, so besonders auffällig beim runden d, aber auch bei a und g. b zeigt eine ähnliche Ausprägung, hier fehlt der obere Teil des gebrochenen Bogens. Bei g ist der obere Teil des gebrochenen oberen Bogens fast ganz waagrecht ausgeführt. Die Schluss-s sind durchwegs als Schleifen-s gebildet.

Caspar Dietrich war ursprünglich Büchsenmeister und Geschützgießer. Ab 1554 sind Glockengüsse durch ihn belegt, so goss er für Ingolstadt zwei heute verlorene Glocken für das Münster, darunter die neue Neunerin4), die Uhr-Glocke im Neuen Schloss (vgl. Nr. 224) und zwei Glocken in den eingemeindeten Orten (vgl. Nr. 213 und 217), er goss das Bronzedenkmal für Sebastian Pemler in der Franziskanerklosterkirche (vgl. Nr. 246) und die sich heute im Stadtmuseum befindende, bronzene Ratstafel (vgl. Nr. 226)5). Er besaß ein an die Stadtmauer angebautes Haus (Oberer Graben 1/3), der einzige mittelalterliche Anbau an die Ingolstädter Stadtmauer, der wohl mit der Feuergefährlichkeit von Dietrichs Handwerk zusammenhing6).

Anmerkungen

  1. Gerstner, Frauenkirche 70.
  2. Siebmacher Bg1 22.
  3. Marke in Schild: Unterhalbkreisfußschaft mit Grundlinie und Sparrenkopf.
  4. Vgl. Hofmann, Templum academicum 150-152.
  5. Zu Caspar Dietrich vgl. Berliner, Erzgießer und Hofmann, Ingolstadt II 404f. Zu einer weiteren für ihn überlieferten Glocke vgl. DI 84 (Weilheim-Schongau) Nr. 177†.
  6. Vgl. DiB I.1 (Ingolstadt) 356.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 3r, Nr. 6; Oefeleana 300 p. 5; Ostermair, Stadtpfarrkirche 36; Götz, ULF 55f.; Koller, Grabsteine 132, 133 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 356 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0035606.