Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 325† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1585

Beschreibung

Stifterinschrift für das Grabdenkmal des Johann van den Bosch und seiner Ehefrau Anna, geb. Hunger. Ehemals außen, genauer Standort unbekannt.

Text und Wappen nach Cgm 3017.

  1. Domino Joanni Boscio Lonaeo Brabanto doctori, medico, mathematices iuxta et medicinae professori eximio, Annae Hungerin uxori liberi moestissimi hoc monumentum posuerunt. Obiit anno MDLXXXV., IX professionis, medicaea) XXV., annis LXX., requiescat in pace.

Übersetzung:

Dem Herrn Doktor Johann van den Bosch aus Loa, einem Brabanter1), Arzt und neben der Mathematik auch der Medizin ausgezeichnetem Professor und der Anna Hunger, seiner Gattin, ließen die tieftraurigen Kinder dieses Denkmal setzen. Er ist im Jahre 1585, dem neunten seiner Professur, im 25. (der Ausübung) der Medizin, im 70. Lebensjahr verstorben, er ruhe in Frieden.

Wappen:
Van den Bosch2).

Kommentar

Johann van den Bosch (Boscius) gen. Lonäus3), studierte in Löwen. 1558 kam er nach Ingolstadt, zunächst als Poetiklektor an der Artistenfakultät, dann ab 1560 als Mediziner. 1568 übernahm er an Stelle des Philipp Apian die Mathematikvorlesungen. Boscius war außerdem ein ausgezeichneter Philologe. Auch als Arzt war er in der Ingolstädter Bevölkerung angesehen. Verheiratet war Boscius mit Anna, einer Tochter seines Kollegen Wolfgang Hunger (vgl. Nr. 260†)4). Sie hatten nach Angabe des Epitaphs sechs gemeinsame Kinder, eine Tochter, Maria, starb im selben Jahr wie der Vater und erhielt ebenfalls ein Denkmal an der Münsterkirche (vgl. Nr. 328†). Ein Johann Philipp Lonnaeus aus Ingolstadt immatrikulierte sich im April 1599 in Perugia, am 6. Juli 1601 an der Universität Siena5). Es könnte sich um einen Sohn des Johann handeln.

Textkritischer Apparat

  1. medicinae Cgm 3017.

Anmerkungen

  1. Maréchal, Les Liégeois 114, leitet das Brabantus bzw. Barabantinus vom Studienort des Johann Boschius her, Löwen (Louvain) liegt in der Provinz Brabant
  2. In Rot eine goldene Frucht.
  3. Evtl. ist das bisher als Beiname betrachtete Lonaeus ein Hinweis auf den näheren Herkunftsort des Johann van den Bosch, laut Biographisches Lexikon Loa in Brabant vielleicht Loën-sous-Lixhe, Com. Visé, Prov. Liège, Belgien. Laut Maréchal, Les Liégeois 113, stammte er aus Looz (Borgloon), Prov. Limburg, Belgien.
  4. Vgl. Biographisches Lexikon 48.
  5. Vgl. Weigle, Matrikel Perugia 315; Weigle, Matrikel Siena 3293.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 87r, Nr. 259; Cgm 3017 fol. 27v; Maréchal, Les Liégeois, 114; Götz, Grabsteinbuch 19.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 325† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0032503.