Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)
Nr. 318† Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1582
Beschreibung
Sterbeinschrift vom Epitaph des Hans Harlacher und seiner Ehefrauen Anna und Agatha mit Stifterinschrift der Kinder Johann und Beatrix, verh. Schuster. Ehemals an der Westwand, dort noch 1931 von Johann Caspar Riedl aufgenommen, damals schon stark verwittert. Ursprünglich vierteiliger Aufbau. Unterhang mit zwei Volutenbögen und Rollwerkverzierung, darüber Sockelzone, die Familie des Verstorbenen kniend, rechts der Vater mit zwei Söhnen, links drei Ehefrauen und eine Tochter, vor dem Vater und den Frauen jeweils Wappenschild, Wappenbilder auf dem Photo nicht erkennbar, darüber Abschlussleiste mit Gebetsanrufung (IV) zwischen zwei Pilastern, der linke laut Kögerl mit Inschrift (III), ein Relief, Mariae Verkündigung, schon zu Kögerls Zeiten sehr beschädigt, unter dem Relief Inschrift (II). Die Bekrönung mit Inschrift (I) fehlte schon zu Kögerls Zeiten. Der Stein trug die Künstlersignatur des Franz Zoia (V). Kalkstein.
Beschreibung nach Riedl und Kögerl, Text nach und mit Ergänzungen durch Kögerl.
Maße: H. 138 cm, B. 82 cm.
Schriftart(en): Kapitalis (II, IV).
- I.
Den 1. October 1563a) Verschid der wollbescheiden Hans Harlacher Burger allhie; Zuvor aber den 4 July A(nn)ob) 1554 Anna sein erst Ehlichec) Hausfraw; dan den 19. July a(nn)ob) 1563 Agatha sein andere sambt zweyen Kindern, deren Seelen Und allen ablebenden sich Gott erbahrmen wolled). Amen
- II.
[AD HONORE]M SEIe) ET A[D] PARENTVM [AC OMNIVM] EX HAC FAMILIAf) / DEFVNCTORVM PIAM AC SALVTAREM MEMORIAM [HOC EPITAPHIVM] / JOANNES SVPRA DICTI HARLACHERI FILIVS [LEG]ITIMVSg) AR/TIVMh) STVDIOSVS CVM GERMANA SOROREi) BEATRICE CLARISSIM[A]j) [TVNC] / TEMPORIS ERHARDI SVTORIS HVIVS CIVITATIS CIVIS [AC PISTORIS DEVOTA] ET / HONESTISSIMA CONIVXk) [F]IERI CVRAVIT ANNO [MDLXXXII] / [OBIIT AVTEMl) JOA]NN[ES ANNO ---]m) BE[ATRIX VE]ROn) [---]
- III.
Creavit d(omi)[n](u)[s] / novum su/per terramo) foemina / circumdabit virum Jer / XXXIp)
- IV.
SANCTA MARIA MATER DEI ORA PRO NOBIS PECCATORIBVS
- V.
F(ranciscus)q) Zoia F(ecit).
Übersetzung:
Zur Ehre Gottes und zur frommen und heilsamen Erinnerung an die Eltern und alle aus dieser Familie Verstorbenen hat dieses Epitaph im Jahre 1582 setzen lassen Johann, des oben genannten Harlacher ehelicher Sohn, Student der (freien) Künste, zusammen mit seiner leiblichen Schwester, Beatrix, derzeit ergebene und sehr ehrbare Ehefrau des hochangesehenen Erhard Schusters, Bürgers dieser Stadt und Bäckers, im Jahre 1582 dieses Epitaph errichten lassen. Es starb aber auch Johann (selbst) im Jahre …, Beatrix hingegen... (II)
Es schuf Gott etwas Neues auf der Erde, die Frau wird den Mann umgeben. (III)
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder. (IV)
Franz Zoia machte dies. (V)
Bibel- und Schriftstellerzitat(e):
- Ier 31, 22; (III) Ave Maria-Gebet. (IV)
Textkritischer Apparat
- Anno 1569. den 3. october Clm 1533.
- Nach dem Druckbild o hochgestellt. Fehlt Clm 1533.
- Eheliche erste Clm 1533.
- deren Seeln gott genade Clm 1533.
- Dei Clm 1533, vermutlich Druckfehler.
- pie folgt zusätzlich Clm 1533.
- Legitimus filius Clm 1533.
- liberalium folgt zusätzlich Clm 1533.
- sua folgt zusätzlich Clm 1533.
- Richtig clarissimi wohl von Kögerl unrichtig ergänzt.
- tunc... coniunx fehlt Clm 1533.
- Fehlt Clm 1533.
- 1 82 nach Anno Clm 1533.
- 1 97 folgt zusätzlich Clm 1533.
- Kögerl gibt an terra; vermutlich durch ein missverstandenes liegendes m.
- Adhuc modicum et veniet desideratus cunctis gentibus Aggea c(apite) ii. veniat Dilectus meus in hortum suum. cant 5. Et virgo concipiet et pariet filium Jesaia cap(ite). 7. prophetam de gente tua, et de fratribus tuis, sicut me suscitabit tibi Dominus Deus tuus. Deuteronomii capite 18. zusätzlich Clm 1533, alle Bibelstellen vor Inschrift (II) angeführt.
- C. F. HVOR Ms. B. 23.
Anmerkungen
- Zu den Zoia vgl. Riedl, Ingolstädter Bildhauerfamilie, passim. Zu Franz vgl. auch Nr. 309.
- Pölnitz, Matrikel 1577, 1031,32.
- StadtA Ingolstadt Urkunde C 525 vom 26. Januar 1581, Änderungsvermerk von 1587. Zum Brunnenbuch vgl. Hofmann, Geschichte II, 220.
Nachweise
- Clm 1533 p. 372; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 23, Nr. 44 (nur V); Kögerl, Garnisonskirche 50f.; Riedl, Bildhauerfamilie 7f., Tf. 4.
Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 318† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0031802.
Kommentar
Franz Zoia ist ab 1582 als Stein- und Holzbildhauer in Ingolstadt fassbar, vor ihm bereits sein Vater Hans und sein Bruder Anton1).
Johann Harlacher aus Ingolstadt immatrikulierte sich am 27. April 1577 an der Hohen Schule2).
Erhard Schuster ist 1587 als Zeuge bei einer Testamentsänderung und im Brunnenbuch von 1600 als Besitzer eines Hauses im untersten Stadtviertel genannt3).