Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 288† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1576

Beschreibung

Sterbeinschriften des Wolfgang Zettel und seiner Ehefrauen Barbara, geb. Barth, und Margaretha, geb. Hereszeller sowie ihrer Tochter Anna Maria. Ehemals beim Johannesaltar in der nordnordöstlichen Chorumgangskapelle, in der Seitenwand (Gerstner), bei Fischer noch erwähnt1).

Text und Wappen nach Clm 2105.

  1. Wolfgangus Zettellius Althamensis, philosophiae magister, professor, camerarius et emeritus academiae Ingolstadiensis obyt anno domini MDLXXVI. die XV. julii, cuius coniunx prior Barbara Barthin Ingolstadiensis in fata concessit anno MDLXV pridie quasimodogeniti. posterior eius coniunx Margaretha Hereszellerin Schrobenhusiana defuncta est anno domini MDLXXXVII. 26. junii, ex qua unica filia Anna Maria ex hac vita migravit Anno M. <--->

Übersetzung:

Wolfgang Zettel aus Altheim2), Magister der Philosophie, Professor, Kämmerer und Emeritus der Akademie Ingolstadt starb im Jahre 1576 am 15. Juli, seine erste Frau, Barbara Barth aus Ingolstadt, verfiel ihrem Schicksal im Jahre 1575 am Vortag zu Quasimodogeniti, seine spätere Frau, Margaretha Hereszeller aus Schrobenhausen3), starb im Jahre des Herrn 1587, am 26. Juni, von ihr hatte er eine einzige Tochter Anna Maria, die aus diesem Leben ging im Jahre Tausend....

Datum: 1576 April 10.

Wappen:
Zettel, Barth, Hereszeller4).

Kommentar

Wolfgang Zettel immatrikulierte sich am 22. August 1536 an der Hohen Schule5). Er wurde 1542 zum Magister promoviert. 1544 wurde er auf die erste Philosophische Lektur der Artistenfakultät berufen, die er bis in die 1560er Jahre innehatte; wohl gleichzeitig wurde er mit der zweiten Philosophischen Lektur betraut, die er bis zu seinem Tode ausfüllte. Es gibt keinen Nachweis dafür, dass er nach akademischen Titeln in den sogenannten höheren Fakultäten strebte. Er gehört damit wohl zu einem neuen Professorentypus, der seine Aufgabe in der Lehre an der Artistenfakultät sah. Er war viele Male Dekan der Fakultät, darüber hinaus ab 1567 Fakultätskämmerer. 1570 wurde er Kämmerer der Universität (vgl. auch Nr. 228). Er war Mitglied der von Martin Eisengrein geleiteten Kontrollkommission6). Zu den Ehefrauen war nichts zu ermitteln.

Anmerkungen

  1. Fischer, Stadtpfarrkirche 28 Anm. 43 II; Gerstner, Frauenkirche 58.
  2. Altheim, Gde. Essenbach, Lkr. Landshut/NB.
  3. Schrobenhausen, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen.
  4. Die Zuweisung der Wappen dieses Grabdenkmales bereitete von jeher Schwierigkeiten. Wolfgang Zettel hatte wie auch die Fakultätstruhe beweist (vgl. Nr. 226) ein redendes Wappen, das einen Zettel zeigte. Seiner ersten Ehefrau Barbara Barth dürfte das Wappen mit einem bärtigen Männerhaupt zuzuweisen sein. Barbara Hereszeller führte demzufolge eine eingepfropfte Spitze mit einem Stern auf jedem Platz im Wappen. Siebmachers Band 1 der Wappen der bürgerlichen Geschlechter weist das Wappen mit der eingepfropften Spitze Wolfgang Zettel zu (Siebmacher Bg1 19), das Wappen mit dem Zettel Barbara Barth (Siebmacher Bg1 33) und das Wappen mit dem dort als weibliche Büste bezeichneten Männerhaupt (Siebmacher Bg1 49) Margaretha Hereszeller. Wie häufig in den Ingolstadt betreffenden Siebmacher-Bänden der Bürgerlichen Geschlechter wurden die Wappen wohl von den Grabdenkmälern abgenommen und falsch zugewiesen. Auch Ostermair, Bürgerbuch II, 143 weist die Wappen zu, auch er verbindet das Wappen mit der eingepfropften Spitze mit Wolfgang Zettel, weist aber wohl richtig das Wappen mit dem bärtigen Männerhaupt Barbara Barth zu; dieses Wappen entspricht dem der Münchner Familie Bart von Harmating (Siebmacher Bay 68), Mitglieder dieser Familie sind in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch in Ingolstadt nachweisbar (vgl. Ostermair, Bürgerbuch IV,1). Demzufolge ergab sich bei Ostermair für Margaretha Hereszeller die Zuweisung des fliegenden Zettels als Wappenbild.
  5. Vgl. Pölnitz, Matrikel 1536, 534,19.
  6. Biographisches Lexikon 496f.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 38v, Nr. 153; Oefeleana 300 p. 89; Cgm 3017 fol. 14r-v; Götz, Grabsteinbuch 65f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 288† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0028801.