Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)
Nr. 287 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 3. V. 16. Jh.
Beschreibung
Grabinschrift auf dem Epitaph des Samuel Weißenhorn. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und südlichem Seitenschiff, zweiter Pfeiler von Westen, Nordseite. Dreiteiliger Aufbau. Unterhang mit Inschrift mit geschwungenem Laubwerkrand, darüber zwischen zwei Pilastern Relief, die Stifterfamilie vor der Pieta betend: Oben in der Mitte, in einem Wolkenkranz mit Engelsköpfen Maria, den toten Jesus auf dem Schoß, darunter eine hügelige Landschaft, im Hintergrund eine Stadt, davor links der Mann mit einem Sohn, rechts die Frau mit drei Töchtern, die beiden jüngeren mit Sterbekreuz, kniend. Die Kinder deutlich kleiner gearbeitet. Darüber ein Dreiecksgiebel, im Giebelfeld in der Mitte Halbfigur Gottvater mit Weltkugel, segnend, rechts und links von ihm je ein Vollwappen. Kalkstein. Farbige und goldene Fassung, wohl aus dem 19. Jahrhundert.
Maße: H. 144 cm, B. 80 cm, Bu. 2,2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
· D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO)a) · /VIR GRAVIS ET IVSTVS PRVDENS ET AMATOR HONESTI,QVI CVLTOR PRISCAE RELIGIONIS ERAT:CLAVDITVR HAC SAMVEL NVNC WEISSENHORNNIVS VRNAb)LYMPHAM SPARGE PRECES FVNDE VIATOR ABI
Übersetzung:
Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen. Samuel Weißenhorn, ein Mann, der ernst und gerecht, klug und ein Liebhaber der Ehrenhaftigkeit war, der die alte Religion praktizierte, jetzt in dieser Urne eingeschlossen. Versprenge Weihwasser und sprich Gebete, dann ziehe deines Weges, Wanderer!
Versmaß: Distichen.
Weißenhorn1), unbekannt2). |
Textkritischer Apparat
- Erste Zeile kleiner.
- VRNA auf der Laubwerkleiste.
Anmerkungen
- Siebmacher Bg1 18/Bg3 55.
- Eichenstumpf mit Früchten.
- Vgl. Hofmann, Geschichte II, 953.
- Pölnitz, Matrikel 1549, 649,8.
- Vgl. Stalla, Bibliographie 81-170.
Nachweise
- Clm 1533 p. 379; Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 17r; Clm 2105 fol. 197, Nr. 426; Cgm 3017 fol. 52v; Cgm 3368 fol. 81v; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 22, Nr. 38; Kdm OBB I (Ingolstadt) 43; Kögerl, Garnisonskirche 24f.; Götz, Grabsteinbuch 103; Hofmann, Porträts 31; Koller, Grabsteine 106, 107 (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 287 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0028702.
Kommentar
Die Kapitalis des Weißenhorndenkmals ist relativ schmal spationiert. Durchgängig ist eine Betonung der Linksschrägen zu beobachten. Als Einzelform sticht P mit auffällig kleinem Bogen ins Auge. Teilweise finden sich Buchstabenverbindungen.
Hofmann will das Epitaph dem gleichen Meister wie das Muggenthalerepitaph (Nr. 272) zuweisen3). Da die beiden Epitaphien unterschiedliche Schriften aufweisen, ist ein epigraphischer Stilvergleich nicht möglich.
Samuel Weißenhorn war ein Mitglied der bedeutenden Ingolstädter Buchdruckerfamilie Weißenhorn. Sein Vater Alexander (I) hatte die Offizin in Ingolstadt begründet, die als Hausdruckerei der Universität große Bedeutung für die Buchproduktion der katholischen Reichsteile hatte. Samuel führte mit seinem Bruder Alexander (II) (vgl. Nr. 273†) den Betrieb nach dem Tod des Vaters weiter. Er immatrikulierte sich am 27. Februar 1549, unmittelbar nach dem Tod des Vaters, an der Hohen Schule4). Nach Euler, Geschichte 16, starb Samuel 1560; sein Name wird jedoch noch bis 1567 neben dem seines Bruders Alexander (II) im Impressum ihrer Drucke angegeben5).