Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 276 Stadtmuseum 1571

Beschreibung

Gedenk- und Beischriften auf dem Stadtmodell des Jacob Sandtner. Raum 14. Ehemals im Rathaus verwahrt. Umlaufend auf dem Rand Stifterinschrift (I) vom südlichen Stadtende bis zur Hälfte der Nordseite, Angabe des Stadtumfangs (II) an der Nordwestseite, Angabe des Bürgermeisters (III) unter Inschrift (I) an der Südseite, dort auch Bezeichnung der Gewässer (IV), einige Hauptstraßen der Stadt im Modell bezeichnet (V). Holz, farbig bemalt. Schriften I-IV golden, V schwarz. Restauriert?

Maße: H. 4 cm, Umfang 119,5 cm, B. 37 cm (größte Breite).

Schriftart(en): Kapitalis (I-IV), Fraktur (V).

© Stadtmuseum Ingolstadt [1/4]

  1. I.

     ANNOa) DOMINI . 1571 IAR . HAT . HÖRCZOGb) . // . ALBRECHT . DIE . LÖBLICHE STAT . DVRCH . IACOB . SANNDTNERc) // IN . GRVND . LEGEN . LASEN . MIT . ALLEM . WIE . ES . ZVE DISSER . ZE=//=ITd) // . GESTANDEN . ISTe)

  2. II.

     VND . HAT . DISE . STAT . 5000 . SCHRIT . VM . SICHf)

  3. III.

     WARDT BVRGENMAI//STERb) HERR VLRICH VISCHERf)

  4. IV.

     DER DONAV . FLVS .DER . S. //VTERg) . FLVS .

  5. V.

     

  6. Süd-Nord-Achse:

     Rorfregassenh) / Sallzmarckt / Hadergassen

  7. West-Ost-Achse Süd:

     Weinmarckt / Schloßgassen

  8. West-Ost-Achse Nord:

     Täntlmarckt

Kommentar

Jakob Sandtner, Schreinermeister zu Straubing, fertigte zunächst 1568 ein Modell seiner Heimatstadt. Auf Grund dieses Modells beauftragte ihn Herzog Albrecht V. in den Jahren 1570 bis 1574 mit der Herstellung weiterer Modelle aller bayerischen Residenzstädte, die gemeinsam mit der Landaufnahme Apians einen Teil der herzoglichen Kunstkammer bilden sollten. So entstanden Modelle Münchens (1570), Landshuts (1571), Ingolstadts (1572) und Burghausens (1574). Darüber hinaus ist heute noch ein Idealmodell der Stadt Jerusalem vorhanden, ein weiteres Modell von Rhodos ist verloren. Alle erhaltenen Stadtmodelle befinden sich heute in der Schausammlung des Bayerischen Nationalmuseums. Über diese großen Sandtnermodelle hinaus fertigte Sandtner ein im Format kleineres Modell der Stadt Ingolstadt, dessen Farbfassung bis heute erhalten ist und ein weiteres, heute verlorenes Modell der Befestigungsanlagen. Datiert ist das kleine ein Jahr vor dem großen Modell. Die sichtbaren Abweichungen – neben dem kleineren Format – lassen sich vermutlich mit konkreten Baumaßnahmen in Verbindung bringen, so zeigt das kleine Stadtmodell noch den Judenturm im Südwesten, der auf dem großen Modell fehlt, also vermutlich 1571 oder 1572 abgebrochen wurde. Das kleinere Modell befand sich seit jeher in Ingolstadt, ob es als Vorarbeit zu dem großen Modell zu verstehen ist, oder ob es sich um eine Auftragsarbeit durch den Rat der Stadt gehandelt hat, ist nicht festzustellen; die Nennung des Bürgermeisters scheint jedoch für den städtischen Auftrag zu sprechen1). Fuchs wies in seiner Beschreibung darauf hin, dass das kleinere Modell in vielen Dingen detailverliebter ist als das Große, so zeigt es zusätzlich eine Pallisadenlinie mit Wachhäuschen außerhalb des feindseitigen Wassergrabens sowie Schiffe und Flöße auf der Donau.

Ulrich Fischer wurde 1571 offenbar unmittelbar in den Inneren Rat aufgenommen und zum Bürgermeister gewählt. Er gehörte dem Inneren Rat bis 1604 an und bekleidete häufig das Bürgermeisteramt (vgl. Nr. 410†).

Textkritischer Apparat

  1. Vor ANNO ein Ornament. Anfangsbuchstaben bei tragenden Worten vergrößert.
  2. Sic! Unterbrechung durch die Straße aus dem Donautor.
  3. Es folgt der Wechsel um die Stadtecke, die Donau und das Feldkirchner Tor. Zwischen den trennenden Elementen jeweils Ornament.
  4. Durch ZEIT Weg aus der Harderbastion, danach Unterbrechung durch Harderbastion.
  5. Es folgen ein Ornament und der Flussname der Schutter, ebenfalls eingeleitet durch ein Ornament (vgl. IV.) Dann Inschrift II.
  6. Es folgt ein Ornament.
  7. Wort durch Flusslauf geteilt.
  8. Wohl Restaurierungsfehler? Donaugassen, so jedenfalls der nach dem Stadtmodell erstellte Stadtplan von Benno Prändl von 1809 (StadtA Ingolstadt Graphische Sammlung IV/58a).

Anmerkungen

  1. Zur Geschichte der Stadtmodelle vgl. Reitzenstein, Alte baierische Stadt 5-20, zum kleinen Ingolstädter Modell auch Fuchs, Befestigung 54f. und zuletzt Lindgren Bayerische Stadtmodelle 649.

Nachweise

  1. Fuchs, Befestigung 54; Reitzenstein, Alte bairische Stadt 8; Hofmann, Geschichte II, 39.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 276 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0027605.