Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 247 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt (1564)

Beschreibung

Stifterinschrift auf dem Epitaph des Wolfgang Gotthard und seiner Ehefrauen Barbara, geb. Schramm, Elisabeth, geb. Schineis, und Anna, geb. Wagner. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und nördlichem Seitenschiff, zweiter Pfeiler von Westen, Südseite. Dreiteiliger Aufbau: unten mit einem mit einer Blüte verzierten Dreibogen nach unten abgeschlossene Schrifttafel in Rollwerkrahmen mit Inschrift in sieben Zeilen (I), darüber in Architekturrahmung Relief: der Barmherzige Samariter (Lk 10, 25-37), in baumbestandener Landschaft, der Samariter in orientalischer Tracht, sich des Verwundeten annehmend, im Hintergrund der Levit und der Priester, die auf eine Stadt zugehen, und eine Herberge, dort der Samariter, den Verwundeten unterbringend; darüber halbrunder Aufsatz mit elliptischem Schriftmedaillon in Rollwerkrahmen mit Inschrift in sechs Zeilen (II). Kalkstein. Schrift schwarz nachgezogen.

Maße: H. 136 cm, B. 82 cm, Bu. 1,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     . D(OMINO) . VOLFGANGO GOTHART, PER XXIII · / ANNOS PROFESSORI ACADEMICO, SENATORI/QVE, PARENTI OPTIMO, EX MORTALIVM CALA/=MITOSA AD COELESTIVM BEATAM DOMVM / QVAM VIVENDO PIE MEDITABATVR VNAM, CVM ALACRITATE CONTENDENTI LIBEROR=/=VM PIETAS POSVIT, VIVAT IN AEVVM,

  2. II.

     · BARBARAa) SHRAMMINb) · / ELISABET SCHINEISIN · ANNA=/QVE WAGNERIN · CONIVGES · / HIC CVM MARITO INCOMPARA/BILI TVMVLANTVRc) · / VIVANT DEO ·

Übersetzung:

Herrn Wolfgang Gotthard, der 23 Jahre lang Universitätsprofessor und Senator gewesen ist, dem vortrefflichen Vater, der mit Eifer aus dem unheilvollen Haus der Sterblichen in das glückselige Haus der Himmlischen, das er zu Lebzeiten mehr als alles andere fromm im Sinn trug, zu gelangen strebte, hat die Frömmigkeit seiner Kinder (dieses Denkmal) gesetzt. Möge er das ewige Leben haben. (I)

Barbara Schramm, Elisabeth Schineis und Anna Wagner, die Ehefrauen, sind hier mit dem unvergleichlichen Gatten bestattet. Mögen sie bei Gott leben! (II)

Kommentar

Die Kapitalis zeigt auffällige R-Formen mit weit nach rechts unter die Zeile ausschwingender Cauda, die O sind fast kreisrund ausgeführt. Die I tragen durchgehend Punkte. Auffällig ist außerdem der konsequente Verzicht auf Kürzungen, abgesehen von dem einleitenden D. für D(OMINO). Die Buchstabenproportionen zeigen zusammen mit diesen Faktoren einen Gestaltungswillen, der sich nicht an den klassischen Formen der Kapitalis orientiert.

Wolfgang Gotthard stammte aus München. Von 1542 bis 1551 hatte er die Poetiklektur an der Artistenfakultät inne, und versah am Pädagogium von 1544 bis zu seinem Tode die lectio paedagogica et oratoria. Er war außerdem als Privatlehrer tätig und war Rat der Stadt1). Er hatte zahlreiche Kinder (vgl. Nr. 149†).

Mederer gibt als Sterbedatum den 24. November 1564 an2), nach dieser Angabe werden die Denkmäler für Gotthard unter diesem Jahr eingeordnet. Nach Mederer hatte Gotthard drei Grabdenkmäler bei den Franziskanern. Er gibt jedoch nur den Text der Bodenplatte wieder (s. die folgende Nummer).

Textkritischer Apparat

  1. Vorangehendes Zierzeichen Blättchen.
  2. Sic! Folgender Worttrenner Blättchen.
  3. Die letzten beiden Worttrenner Blättchen.

Anmerkungen

  1. Biographisches Lexikon 151.
  2. Mederer, Annales I, 291.

Nachweise

  1. Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 14r; Clm 2105 fol. 191v, Nr. 412; Cgm 3017 fol. 51v; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 17, Nr. 25 (II.), Nr. 26 (I); Mederer, Annales I, 291 (Erwähnung); Kdm OBB I (Ingolstadt) 46; Kögerl, Garnisonskirche 41-43; Koller, Grabsteine 98, 99 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 247 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0024700.