Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 124 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau vor 1526

Beschreibung

Beischriften auf dem fragmentierten Bildfenster der Annenkapelle. Südseite, erste Kapelle von Westen (s VIII). Dreibahniges, ursprünglich fünfbahniges Bildfenster, in der Mitte Hl. Anna Selbdritt, links und rechts jeweils zwei Männer der Hl. Sippe in zeitgenössischer Tracht. Auf Höhe der Köpfe Beischriften auf Schriftbändern. Im linken Bildfenster gut erhalten (I, II), rechts beim linken Mann verloren, beim rechten noch Reste der Beischrift (III).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Stadtarchiv Ingolstadt [1/1]

  1. I. Linke Bahn, linke Beischrift:

     S. Salome

  2. II. Linke Bahn, rechte Beischrift:

     S. Cleophas

  3. III. Rechte Bahn, rechte Beischrift:

     S. [---]

Kommentar

Die Bildfenster der Annenkapelle sind laut Rotmar und Mederer eine Stiftung des Bürgers Albert Städler und des Universitätsprofessors Dr. Wolfgang Peysser (verstorben 1526, vgl. Nr. 126)1). Rotmar und Mederer geben als Todesjahr Städlers 1517 an, er ist jedoch noch bis 1527 als Innerer Rat und mehrfach als Bürgermeister belegbar, so dass es sich bei den Angaben und Universitätschroniken um einen Irrtum handeln muss. Als terminus ante quem für die Fensterstiftung kann daher nur das Todesjahr Peyssers 1526 herangezogen werden. Ungeklärt bleibt weiterhin der Bezug der Fensterstiftung zur 1520 gegründeten Annenbruderschaft2). Die Scheiben stammen aus der Werkstätte Hans Wertingers3). Die heutige Zusammenstellung der Scheiben ist sicher nicht ursprünglich, dies erschwert die Deutung der Inschriften: Das linke Bildfenster zeigt entweder die beiden laut der Trinubiumslegende auf Joachim folgenden Ehemänner der Hl. Anna, Cleophas und Salomas, dann böte Inschrift I eine Verschreibung Salome für Salomas, oder die Scheiben sind Überbleibsel eines größeren Hl.-Sippe-Zyklus und die Inschrift ist eigentlich Maria Salome, einer weiteren Tochter der Hl. Anna zuzuordnen. Ein solches größeres, zumindest fünfbahniges Hl.-Sippe-Bild oder einen entsprechenden Zyklus postuliert z. B. Fitz4).

Möglicherweise hat sich die Stifterinschrift des Fensters wenigstens kopial überliefert vgl. Nr. 191†.

Anmerkungen

  1. Vgl. Rotmar, Annales II, 90r und Mederer Annales I, 131 „Idem etiam vna cum honesto cive Alberto Städler, qui anno 1517 vita defunctus, in eodem apud Franciscanos Sacello est sepultus, fenestram in Sacello D. Annae apud Beatam Mariam Virginem propiis expensis fieri curauit“. Zu Stadler vgl. Hofmann, Geschichte II, 84 und öfter. Zu Peysser vgl. Biographisches Lexikon 307f. Die Familie Peysser hatte ihre Grablege in der Franziskanerklosterkirche, in dieser Grablege war wohl auch Albert Städler bestattet.
  2. Vgl. Fitz in: Brandl, Liebfrauenmünster Anm. 86. Zur Bruderschaft vgl. Buchner, Eichstätt 651.
  3. Vgl. Ehret, Hans Wertinger 78f.
  4. Fitz in: Brandl, Liebfrauenmünster 166.

Nachweise

  1. Ehret, Hans Wertinger 78, 166f.; Fitz in: Brandl, Liebfrauenmünster 165f., Abb. 115.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 124 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0012400.