Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 88† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1505

Beschreibung

Professorengedächtnis auf dem Holzepitaph des Johann Permetter, genannt Adorf. Ehemals vermutlich in der Sakristei1) (Götz).

Text nach Mederer.

  1. mortales, si flere iuuat, deflete Ioannemex Adorf, precibus huncque piate locum,post cineres bustique faces, qui digna mereturstemmataa) virtutis et monumenta suae!doctor enim celebrem per bis tria lustra cathedramgymnasii tenuit, theologia, tui.principis auspicio Lipensi ductus ab arce,palladis hic niueaeb) semina prima dedit.gnarus Aquinatis Thomae documenta secutus,scripturae prompsit sensa profunda sacraeHieronymi siquidemc) redolentia scripta disertid)Excoluit, reliquos nec sine laude patrese).sollicitus Christi mystes rectorque popellummoribus, exemplo, legibus instituit.virginis aethereae, quae sancta protulit aluoChristum, cultor erat ad pia sacra frequens.quas grates non soluit homo, dabit auctor Olympi,cum frontem nitidam caelica serta prement.

Übersetzung:

Sterbliche, wenn Weinen hilft, dann beweinet Johann aus Adorf und entsühnt diesen Platz nach der Einäscherung und den Flammen des Leichenbrandes mit Gebeten, (denn der Tote) verdient geziemende Kränze und Denkmäler seiner Tugend! Als Doktor nämlich hielt er zweimal drei Lustren lang einen berühmten Lehrstuhl an deinem Gymnasium, Theologie. Auf eines Fürsten Geheiß aus der hochgebauten Stadt Leipzig geholt, hat er hier die ersten Samen der schneeweißen Pallas gelegt. Wissend folgte er den Lehren des Aquinaten Thomas, erschloss er kundig den vielfältigen tiefen Sinn der Heiligen Schrift und er befasste sich mit den Glauben verströmenden Schriften des wortgewaltigen Hieronymus sowie, nicht ohne Anerkennung (zu finden) mit denen der anderen (Kirchen-)Väter. Ein eifriger Priester Christi und ein (Seelen-)Führer, lehrte er das einfache Volk durch sein Verhalten, sein Vorbild und Gesetze. Er war ein Verehrer der himmlischen Jungfrau, die aus ihrem heiligen Schoß Christus hervorgebracht hat, und versah die heiligen Dienste regelmäßig. Den Dank, den ihm die Menschen schuldig geblieben sind, wird ihm der Herrscher des Himmels zuteilwerden lassen, wenn himmlische Kränze seine strahlende Stirn schmücken werden.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Zu Johann Permetter, genannt Adorf vgl. Nr. 87.

Textkritischer Apparat

  1. Griechisch στέμματα.
  2. Götz liest fälschlich vineae.
  3. Götz liest fälschlich disserti.
  4. Evtl. Verlesung von -que fidem?
  5. Das folgende Distichon fehlt bei Rotmar, Annales.

Anmerkungen

  1. Ostermair, Stadtpfarrkirche 24, vermutet, dass das Holzepitaph am Ort der eigentlichen Bestattung Permetters im Chor stand.

Nachweise

  1. Rotmar, Annales fol. 71v; Rotmar, Almae fol. 96r-v; Oefeleana 300 p. 125 (nach Rotmar); Mederer, Annales I, 69; Ostermair, Stadtpfarrkirche 24; Götz, ULF 28; Liedke, Überlegungen 48.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 88† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0008807.