Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 75 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau Ende 15. Jh.

Beschreibung

Grabinschrift auf der Grabplatte des Andreas Walcher. Innen, Westwand, neben dem Westportal, die zweite Platte südlich. Ehemals im Boden der nordöstlichen Chorumgangskapelle (Ostermair)1). Hochrechteckige Platte. Unten ein eingefügter Metalldreipass mit umlaufendem Inschriftenband (II), im Feld ein Kelch vor Maßwerk, darüber die teilweise sehr abgetretene Inschrift (I) in acht erhaltenen Zeilen. Rotmarmor.

Maße: H. 209 cm, B. 98 cm, Bu. 8 cm (I), Bu. 3,9 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    hic · me · t(er)ra · tegit · qvi · qvondam · / Andreas · Walcher · cogno(m)i(n)at(us) · / Pl(e)b(a)n(us) · in · Hoeṇheima) · et · Ecc(les)ie · h(uius) · / capell(anus) · era(m) · nv(n)c · a(u)t(em) · cinis · et · v(er)miv(m) / [E]sca · su(m) · Pie[...] · vt · chr(istu)mb) · p(ro) · me · ora/re · velḷẹṣ · et · ego · salvte · et imposi/t(us) · rogare · u(ol)o · de s[---]a [---]at · ạ(ṇṇ)ọc) d(omi)ṇị / · M · <--->

  2. II.

    Annod) · d(omi)ni <....> Andreas · walchere) · plebanus · in · hoenheimf) . Et capellanus · hui(us) ecclesie

Übersetzung:

Hier deckt mich die Erde, der ich, Andreas Walcher geheißen, einst Pfarrer in Hönheim und Kaplan an dieser Kirche gewesen, jetzt aber Asche und Fraß von Würmern bin, … Christus für mich zu bitten … (I)

Im Jahre des Herrn … Andreas Walcher, Pfarrer in Hönheim, und Kaplan an dieser Kirche. (II)

Kommentar

Der Metalldreipass auf dem Denkmal stammt aus der Nürnberger Vischer-Werkstatt. Er ist nahezu identisch mit zwei Stücken in der Kapelle des Nürnberger Heiliggeistspitals, einem Dreipass für den Vikar Friedrich Lindner (verstorben 18. Juli 1503) und einem für den Kustos Ulrich Schlüsselfelder (verstorben 15. September 1505)2).

Ein Andreas Walcher aus München immatrikulierte sich am 8. Mai 14733) an der Hohen Schule; sollte es sich um den hier bedachten Andreas Walcher handeln, ergibt sich ein terminus post quem für das Grabdenkmal. Zu Andreas Walcher war ansonsten nichts zu ermitteln, insbesondere lässt sich ein Ort Hönheim nicht identifizieren4).

Textkritischer Apparat

  1. e über o geschrieben.
  2. xpm Nomen Sacrum.
  3. o hochgestellt.
  4. Davor aus Punkten zusammengesetztes Kreuz mit verlängertem rechten Querbalken.
  5. Nach w unmotivierter Punkt im Winkel des Dreipasses.
  6. e über o geschrieben. Folgender Punkt auf der Zeilenlinie im Winkel des Dreipasses.

Anmerkungen

  1. Laut Ostermair wurde der Stein mit anderen anlässlich der letzten Kirchenrenovierung, also der durchgreifenden Renovierung von 1851, in die Sakramentskapelle verbracht.
  2. Für diesen Hinweis und die Zuweisung an die Fischer-Werkstatt sei Herrn Peter Zahn, München, herzlich gedankt.
  3. Pölnitz, Matrikel 1473, 37,6.
  4. Wohl nicht Hohenheim, Stadt Stuttgart/ Baden-Württemberg.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 39r, Nr. 154 (teilweise Edition); Oefeleana 300 p. 90 (II); Ostermair, Stadtpfarrkirche 20; Kdm OBB I (Ingolstadt) 35; Götz, ULF 169.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 75 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0007502.