Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 73 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1499

Beschreibung

Grabinschrift auf dem Epitaph des Johann und des Leonhard Plümel. Außen, an der Südsüdostwand der südsüdöstlichen Chorkapelle. Epitaph in zwei Teilen. Unten Inschriftentafel in einfacher Rahmenleiste mit erhabener Inschrift (I) in vier Zeilen (zwei Distichen), darüber ebenfalls in Rahmenleiste Hochrelief Maria mit dem Kind, Hl. Johannes der Täufer und Hl. Leonhard: In der Mitte die gekrönte Gottesmutter, das Kind auf dem linken Knie, dahinter zwei Pfeiler mit Putten, die zwei Schilde ehemals mit in Gold aufgemalter Inschrift (II) trugen. Links der Hl. Johannes der Täufer mit dem Lamm Gottes auf einem Buch, rechts der Hl. Leonhard in Cuculla mit Buch und Kette. In der Mitte der Leiste oben ein Wappen, rechts und links davon Datierung (III). Abgewittert. Bild- und partieller Textverlust. Die Aufnahme erfolgt anhand von Aufnahmen der Kommission aus dem Jahre 1974, die Inschrift ist heute noch stärker abgewittert. Kalkstein.

Text nach Photo Inschriftenkommission ca. 1974 (I), Text nach Götz, ULF (II).

Maße: H. 149 cm, B. 150 cm, H. (Schrifttafel) 44 cm, B. (Schrifttafel) 89 cm, Bu. 4,5 cm (I), 3 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    Ioannes situs hic plumel et leonardus EodemFilius est tumuloa) . qui pietate paresb)Nam f[ui]t egrotis fid[u]s prefectus uterq̣ụẹc)[Da]d) placidas [sed]es [his Pater]e) alme d[eus]

  2. II.

     

  3. Links:

     [I(ESVS)]

  4. Rechts:

     [CHR(ISTV)S]f)

  5. III.

     1499g) // 26. Juny

Übersetzung:

In ein und demselben Grabe ruhen hier Johann Plümel und sein Sohn Leonhard. An Frömmigkeit waren sie einander gleich; denn ein jeder der beiden war den Kranken ein treuer Vorsteher. Gib, Vater, segenspendender Gott, diesen (beiden Männern) eine selige Bleibe im Himmel.

Versmaß: Distichen. (I)

Wappen:
Blümel1).

Kommentar

Das Epitaph soll das erste Renaissanceepitaph in Altbayern sein2). Übereinstimmend wird es in der kunstgeschichtlichen Forschung mit dem Wungstepitaph in St. Moritz (vgl. Nr. 67) einem gemeinsamen Meister zugeschrieben. Während die ältere Forschung für diesen Meister Augsburger Provenienz vermutete, schreibt es Schädler einem lokalen Bildhauer zu3). Die Schrifttafeln der beiden Denkmäler weisen erhebliche Unterschiede in der äußeren Form, der Textgestaltung und im Schriftcharakter auf, so dass zumindest für sie die Ausführung durch dieselbe Hand nicht nachgewiesen werden kann. Die Schrift ist heute so stark abgewittert, dass Aussagen zu einzelnen Buchstabenformen kaum mehr möglich sind. Ältere Photos zeigen eine starke Tendenz zu ausgeprägten Ober- und Unterlängen. Verschiedentlich finden sich bereits runde Punkte über dem i. Das a wird mit Ausnahme des a in Iohannes und Anfangs-a kastenförmig gestaltet. Schluss-s weist eine auffällige Tendenz zur Aufblähung des unteren Bogens auf, die beim Wort pares den Charakter eines Ornamentes erhält.

Johannes Blümel ist 1483 durch eine Urkunde als Spitalmeister belegt. 1489 tritt er mit seinem Sohn Lienhard gemeinsam als Spitalmeister in Erscheinung. Ab 1491 ist dann nur mehr Lienhard als Spitalmeister und 1496 als Spitalpfleger belegt4). 1493 tritt Lienhard auch als Mitglied des Äußeren Rats in Erscheinung5). Eine familiäre Verbindung zu dem in Wolnzach geborenen späteren Münsterpfarrer Johannes Plümel ist nicht nachweisbar6).

Textkritischer Apparat

  1. Der folgende Worttrenner in Form zweier Quadrangel übereinander.
  2. s mit weit sich nach rechts erstreckendem unterem Bogen.
  3. Ergänzt nach Götz, vermutlich que- Kürzung.
  4. Ergänzt nach Götz.
  5. Buchstabenreste lassen auf Kürzung bei his und pater schließen.
  6. Nomen Sacrum XRS, sic nach Götz.
  7. Es folgt das Wappen.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bg3 51, vgl. auch Ostermair, Bürgerbuch I, 47 und das Privilegienbuch.
  2. Dehio, Oberbayern 478.
  3. Vgl. z. B. Halm, Süddeutsche Plastik II, 175; Schädler, Epitaphe 44.
  4. StadtA Ingolstadt Urkunde B 471 vom 5. Mai 1483; Urkunde B 475 vom 1. April 1489; Urkunde B 477 vom 21. Oktober 1491, B 481 vom 23. April 1496.
  5. Vgl. Hofmann, Geschichte I, 526.
  6. Vgl. Biographisches Lexikon 316f.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 81v, Nr. 239; Cgm 3368 fol. 33r; Cgm 3017 fol. 26v; Ostermair, Stadtpfarrkirche 54 (Ausschnitt); Kdm OBB I (Ingolstadt) 40; Götz, ULF 128f.; Götz, Grabsteinbuch 50; Schädler, Epitaphe 41-44; Koller, Grabsteine 44, 45 (Abb.); DiB I.1 (Ingolstadt) CLVI, CLVIII (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 73 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0007304.