Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 66 Pfk. St. Moritz (1492)

Beschreibung

Gebetsanrufung und Beischriften auf einem Steinrelief an der südlichen Triumphbogenwand. Westseite, zur Zeit von Götz an der Südseite, dritte Kapelle von Westen an der Südwand. Querrechteckige Reliefplatte, unter gotischem Maßwerk, in der Mitte Relief: Maria mit Kind und Heiligen. Maria dem Kind eine Traube reichend, rechts der Heilige Petrus, in der Rechten einen Schlüssel, im linken Arm ein Buch, links der Heilige Johannes der Evangelist, in der Rechten einen Kelch mit Schlange, die Linke auf dem Haupt eines vor ihm knienden, zur Mutter Gottes betenden Klerikers im Chormantel, wohl des Stifters, zu dessen Füßen ein Wappenschild, bei dessen Haupt ein nach oben geschwungenes Spruchband mit erhabener Inschrift (I). In der Bogenfläche der drei Bögen, über den Heiligen jeweils Monogrammbuchstaben (II).

Maße: H. 71 cm, B. 76,5 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I. Auf dem Spruchband:

     · S · MARIA · ORA · PRO · ME

  2. II. Über dem Hl. Johannes, der Madonna, dem Hl. Petrus:

     · S(ANCTVS) · // IE(SV)Sa) // · S(ANCTVS) ·

Übersetzung:

Heilige Maria, bitte für mich. (I)

Wappen:
Heuberger ? 1).

Kommentar

Als Kennbuchstaben der Frühhumanistischen Kapitalis enthält die Inschrift epsilonförmiges E bei ME, daneben fällt das M aus zwei verschränkten Winkeln auf.

Vor dem Stifter des Denkmals ruht ein Wappenschild, der das gleiche Wappenbild wie eines der Ehefrauenwappen auf dem Grabdenkmal des Hans Schreyer in der Franziskanerklosterkirche zeigt (vgl. Nr. 102). Dieses Wappen ist der ersten Ehefrau des Hans Schreyer, Anna, geb. Heuberger, verw. Hofmann, zuzuordnen. Sie war die Schwester des Pfarrers zu Manching und Stifters der Heubergermesse an St. Moritz, Wilhelm Heuberger. Ihr erster Mann, Johannes Hofmann, hatte nach dem Tod des Wilhelm Heuberger das Präsentationsrecht auf die Heubergermesse2). Ihr zweiter Mann, Hans Schreyer, war einer der Testamentsvollstrecker des Wilhelm Heuberger3). Es darf daher vermutet werden, dass es sich bei dem erhaltenen Steinrelief um das Fragment eines Grabdenkmals für Wilhelm Heuberger handelt. Es ist daher in die Zeit unmittelbar nach Wilhelms Tod 1492 zu datieren.

Textkritischer Apparat

  1. Nomen Sacrum IHS.

Anmerkungen

  1. Im Schuppenschnitt schräggeteilt, das gleiche Wappen zeigt das Grabdenkmal des Hans Schreyer in der Franziskanerkirche, vgl. Nr. 102.
  2. Vgl. Hofmann, Geschichte I, 660.
  3. Vgl. StadtA Ingolstadt Urkunde A 131 vom 20. Januar 1492.

Nachweise

  1. Dengler, Baugeschichte 81; Kdm OBB I (Ingolstadt) 56; Götz, Moritzkirche 5f.; Koller, Grabsteine 46, 47 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 66 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0006603.