Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 58 Stadtmuseum 1488

Beschreibung

Sprichwortinschriften auf Zierbrettern (Inv. Nr. 3547). Vielleicht von einer Täfelung der Hohen Schule. Fünf Bretter mit Laubwerk, davon vier mit Schriftbändern. Eines davon nur fragmentarisch erhalten. Holz. Flachschnitzerei, ausgetiefter Hintergrund farbig blau gefasst, Schrift schwarz gefasst, vertiefte Linie am Rand der Bänder rot gefasst (II, III).

Maße: H. 20-25 cm, Bu. 5,2 cm (I-III), 4,7 cm (IV).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Stadtmuseum Ingolstadt [1/4]

  1. I.

    · we(n)na) · // · got · wil · so · ista) // mein · zil1)

  2. II.

    cor(r)umpu(n)ta) // moresb) · // · // colloquia · p(ra)uaa) · // i · cor · 15

  3. III.

    · m · k · oa) · // · d · v · v · k · i · e · za) · // · 1488

  4. IV.

    [---] di=//ligita) · nusquam · dolorea) // carebit Ie(su)sc)

Übersetzung:

Schlechte Gespräche verderben die Sitten. (II) … liebt, wird Jesus nirgends frei von Schmerz sein. (IV)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • 1 Cor 15, 33. (II)

Kommentar

Das Zitat aus dem 1. Korintherbrief (II) weicht durch die Auslassung eines Wortes und die Variante eines anderen vom gängigen Vulgatatext ab: corrumpunt mores bonos colloquia mala. Diese Abweichungen lässt eine Zwischenquelle für den Text vermuten2).

Die Initialen (III) lassen sich nicht auflösen, das Vorkommen der Buchstaben k und z lässt einen deutschen Text vermuten.

Die Zuweisung der Täfelung zur Hohen Schule ist nicht völlig sicher. Auffällig ist, dass in einem solch gelehrten Umfeld Deutsch als Inschriftensprache verwendet worden sein soll.

Textkritischer Apparat

  1. // bezeichnet Knick des Schriftbandes.
  2. Es folgt ein Doppelknick des Schriftbandes.
  3. Nomen Sacrum Ihs.

Anmerkungen

  1. Vielfach belegter Spruch, häufig als Hausinschrift oder Stammbuchvers.
  2. Paulus zitiert in antiker Manier, ohne Angabe der Quelle, einen Text, der bereits für Euripides und auch für Menander belegt ist (vgl. Neuer Wettstein 2,1 zu 1 Kor 15,33 4). Die Übersetzung der Vulgata bietet mala für κακαί. Im Mittelalter ist die Variante prava statt mala gängig, vgl. TPMA 13, 264. Warum und aus welcher Quelle die Variante Aufnahme in die Inschrift fand, kann hier nicht untersucht werden.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 58 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0005803.