Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 37† Hohe Schule 1472/16. Jh.?

Beschreibung

Gedenkinschrift zur Universitätsgründung. Ehemals in der Kapelle der Hl. Katharina an der Wand.

Text nach Cgm 3368.

  1. Deo Optimo Maximo Sacrum Q.a) F.b) Ludovicus dives illustrissimus Bavariae dux anno domini MCDLIX. authoritatec) Pii II. pontificis maximi Ingolstadiensem academiam instituit eamque post sedatos bellorum tumultus summis ornatam privilegiis solemni ritu atque ceremonia publicavit anno domini MCDLXXII.

Übersetzung:

Gott dem Allmächtigen und Allgütigen geweiht … Ludwig der Reiche, durchlauchtigster Herzog von Bayern hat im Jahre 1459 mit Genehmigung Papst Pius II. die Ingolstädter Akademie begründet1) und sie, nachdem die Kriegswirren beendet waren2), mit sehr hohen Vorrechten ausgestattet und sie mit einer förmlichen und feierlichen Zeremonie der Öffentlichkeit übergeben im Jahre des Herrn 1472.

Kommentar

Die Kapelle der Hl. Katharina befand sich im von Ludwig im Barte begründeten Pfründnerhaus, das in die Universitätsstiftung Ludwigs des Reichen überging und zum Gebäude der Hohen Schule wurde. Zu Ostermairs Zeit wurde es als Maxschulgebäude genutzt. Bei der Inschrift handelt es sich sicher um eine später angebrachte Gedenkinschrift für die Gründung der Universität. Nicht zuletzt die Bezeichnung des Herzogs als dives ist nicht zeitgenössisch, sondern frühestens im 16. Jahrhundert belegbar. Da die Inschrift auf Grund der nur abschriftlichen Überlieferung zeitlich nicht fixiert werden kann, wird für die Einordnung das spätere in der Inschrift angegebene Datum zu Grunde gelegt.

Textkritischer Apparat

  1. R statt Q, Ostermair, II. Stadtviertel.
  2. Kürzung nicht aufzulösen.
  3. auctoritate SoBl.

Anmerkungen

  1. Die Genehmigung zur Errichtung einer Universität erfolgte durch die Bulle Pro erigendo studio generali vom 7. April 1459.
  2. Zu den Umständen der Gründung vgl. Ettelt-Schönewald, Kanzlei 27ff., Bayern Ingolstadt - Bayern Landshut 333-335 und Lackner, Herzog Ludwig IX., 352. Da die Genehmigung zur Universitätsgründung 1459 vorlag, die Eröffnung für 1460 geplant war, aber erst 1472 erfolgte, ist nicht klar auf welche kriegerischen Handlungen sich die Inschrift bezieht. 1459 brach der Markgrafenkrieg aus, der durch den Prager Friedensschluss 1463 beendet wurde. Im Anschluss wurden die Bemühungen um die Dotierung der Universität sofort wieder aufgenommen (Versuch in Zur Schönen Unserer Lieben Frauen ein Kollegiatsstift einzurichten 1465, nicht weiter verfolgt, Umwidmung der Pfründestiftung Ludwigs im Barte für die Universität, usw.), die Vorbereitung mit der Suche nach ersten Lehrern zog sich bis 1471 nicht ungewöhnlich lang hin. Der Verweis auf die Kriegswirren als Grund der Verzögerung ist vielleicht ein weiterer Hinweis auf die spätere, bereits historisch ausdeutende Anfertigung der Inschrift.

Nachweise

  1. Cgm 3368 fol. 51r; SoBl 3 vom 17. Januar 1869, 12; Ostermair, Beiträge III, 265; Ostermair, II. Stadtviertel 9; Ostermair, Führer 55.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 37† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0003708.