Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 24 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1444

Beschreibung

Sterbeinschrift auf der Wappengrabplatte der Barbara Sentlinger. Innen, vierte nördliche Langhauskapelle von Westen, im Boden die östliche Platte. Hochrechteckige Platte. Unten in mit Dreieck hinterlegtem stehendem Dreipass Wappenschild, darüber die Inschrift in vier (I) und darunter nach etwas Abstand zwei Zeilen (II), abgetreten, geringer Text- und Bildverlust. Rotmarmor.

Maße: H. 245 cm, B. 125 cm, Bu. 10,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    Annoa) d(omi)ni mo · cccco · xliiij / xliiijb) · obyt · barbara · sent/lingerinn fundatrix · / hui(us) · capllec) ịṇ die marci

  2. II.

    maria · caspar · baltha/sar · melchior

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1444 starb Barbara Sentlinger, die Stifterin dieser Kapelle, am Markustag. (I)

Maria, Caspar, Balthasar, Melchior. (II)

Datum: 1444 April 25.

Wappen:
Sentlinger1).

Kommentar

Auffällig ist die ungewöhnliche Größe der Platte. Die Inschrift wurde bisher sehr unterschiedlich gelesen, weil die Wiederholung der minderen Zahl in der zweiten Zeile nicht erkannt wurde.

Barbara Sentlinger war eine große Wohltäterin des Münsters. Sie stiftete 1426 für sich und ihren Ehemann Heinrich einen Jahrtag2). Bald nach 1426 muss es auch zur Stiftung einer Frühmesse und einer zugehörigen Kapelle gekommen sein. Sie behielt sich für die Messe zu Lebzeiten das Präsentationsrecht vor (dann hatte die Bürgerschaft das Präsentationsrecht). Für diese Zeit ist der Baubeginn der Sentlingerkapelle anzusetzen3). Ebenso wurde auch ein Ewiges Licht gestiftet. Diese Stiftung wurde dann erst am 6. März 1431 von Bischof Albert von Eichstätt bestätigt4). Erster Inhaber des Sentlingerbenefiziums war Ulrich Gerstner (vgl. Nr. 32). Barbara Sentlinger errichtete auch Stiftungen zu Gunsten von Spital und Leprosenhaus5). Ob sie oder ihr Mann mit der gleichnamigen Münchner Familie in Verbindung zu bringen ist, konnte im Zusammenhang mit dieser Arbeit nicht untersucht werden; der Hausverkauf in München (vgl. Anm. 2) könnte ein Hinweis darauf sein.

Textkritischer Apparat

  1. Vor Anno eine Abplatzung, hier stand evtl. noch ein Kreuz.
  2. Sic, mindere Zahl wiederholt.
  3. Sic, kein Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Geteilt. Das Wappen der Münchner Familie Sentlinger zeigt ein Einhorn (vgl. Siebmacher BayA1 92).
  2. Vgl. Buchner, Archivinventare 255 Nr. 47 = Ostermair, Regesten IX, 63 Nr. 296. Zum im Zusammenhang stehenden Verkauf eines Hauses in München vgl. Monumenta Boica 19, 91. Buchner, Archivinventare 284 Nr. 243c = Ostermair, Regesten IX, 67 Nr. 329 zur Konfirmation der Stiftung.
  3. Vgl. Greving, Pfarrbuch 195f.; Hofmann, Geschichte I, 355f.
  4. Ostermair, Stadtpfarrkirche 25. Zu den Stiftungen vgl. auch Hofmann, Geschichte I, 355f.
  5. Vgl. Hofmann, Quellen 1, Urkunde 73 und 74.

Nachweise

  1. Ostermair, Stadtpfarrkirche 25; Götz, ULF 158; Koller, Grabsteine 23; Steininger in Brandl, Liebfrauenmünster 221f. (Abb. 181).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 24 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0002403.