Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 3 Älteres Feldkirchner Tor 1368

Beschreibung

Bauinschrift des Älteren Feldkirchner Tores. Am Feldkirchner Tor in unzugänglicher Höhe eingemauert. Zwei übereinander eingemauerte Steine, auf dem oberen, schmäleren Quader Inschrift I, unten die Bauinschrift (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    . ananizaptaa) .

  2. II.

    M tria · c · d(omi)no · post · l · x · si · capis · oc̣ṭob) · /Tunc · datur · a primo · lap(is) · hic · m(ih)i · p(ri)mus · i(n) vmo /Est · hec · vallata · post · vrbs · et · amplificata

Übersetzung:

Ananizapta. (I)

Wenn Du seit dem Herrn einen Tausender, drei Hunderter, sechzig und acht nimmst, dann ergibt sich: Zuerst ist mir hier der erste Stein in den Grund gelegt worden. Später hat man die Stadt mit einem Wall umgeben und erweitert.

Versmaß: Leoninische Hexameter.

Kommentar

Die frühe Gotische Minuskel zeigt als Versalien Buchstaben, die eindeutig dem Kanon der Gotischen Majuskel entnommen sind, so ein symmetrisches unziales M mit Abschluss-Strich, ein rundes T und ein vorne geschlossenes unziales E. Die Gemeinen der beiden Tafeln weisen auf zwei unterschiedliche Hände hin, so sind bei Inschrift I die oberen Bögen des a stets geschlossen, wogegen bei der unteren Inschrift der obere Bogen des a zu einem Schrägschaft reduziert ist. Es kann nicht als gesichert gelten, dass sich beide Tafeln einem einheitlichen Herstellungsprozess verdanken. Bei der oberen Tafel könnte es sich auch um eine deutlich jüngere Zutat handeln. Auffällig sind bei der oberen Tafel sowohl die kreisrunden Vertiefungen vor und nach dem Wort als auch die Form des p mit umgebrochener Unterlänge.

Die Formel Ananizapta ist sicher apotropäischen Charakters und bis heute in ihrer Bedeutung nicht letztgültig geklärt. In Ingolstadt findet sie sich nochmals an der aus derselben Befestigungsphase stammenden Bauinschrift des Hardertores (vgl. Nr. 4), vgl. dort auch die Literatur zur Formel.

Das Ältere Feldkirchner Tor war ein Bestandteil der zweiten Umwallung der Stadt, die im 14. Jahrhundert vorgenommen wurde. Das Feldkirchner Tor war das erste der dabei errichteten vier neuen Stadttore (vgl. Nr. 4, 6). Es wurde bei der Erweiterung des Neuen Schlosses unter Ludwig im Barte in die Schlossanlage einbezogen und auf den Protest der Bevölkerung hin durch ein neues Tor ersetzt (vgl. Nr. 21). Es handelt sich um einen einfachen Turmbau mit rechteckigem Grundriss. Die Durchfahrt war mit einer Tonne überwölbt. Das Obergeschoss hat eine Höhe von 3,70 m. In den Speichern befinden sich teils auch gegen die Stadt gewendete, vermauerte Nischen, wohl ehemalige Schießscharten. Schon das Sandtnersche Modell zeigt einen einfachen Staffelgiebel mit halbrunden Abtreppungen, südlich angebaut war ein runder Wachturm.

Textkritischer Apparat

  1. Magische Formel zur Abwehr von Unheil. Zwischen zwei großflächig gebohrten kreisrunden Vertiefungen.
  2. okto Ostermair, Beiträge II, und Militärische Verhältnisse.

Nachweise

  1. Cgm 3368 fol. 99v; Gerstner, Unentzifferte Inschrift, passim; Ostermair, Beiträge I, 155; Ostermair, Beiträge II, 201; Ostermair, Führer 15; Ostermair, Militärische Verhältnisse 11f.; Kleemann, Festung 8; Fuchs, Befestigung 12.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 3 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0000308.