Die Inschriften des Doms zu Halberstadt
Hinweis: Diese Einleitung enthält eine Änderung gegenüber der Druckfassung. [Dorthin springen].
Geleitwort
Dom und Domschatz zu Halberstadt sind weltbekannt. Die Kathedrale ist einzigartig, weil die Bauherren an ihrer Planung vom Beginn im 13. Jahrhundert bis zur Vollendung am Ende des 15. unbeirrt festhielten, so daß die Architektur und der monumentale Raum als besonders einheitlich geformtes Ganzes wirken. Und der Halberstädter Domschatz ist nicht nur einer der größten in Europa, sondern auch der einzige, der sich noch weitgehend vollständig dort befindet, wo er zusammengetragen wurde. Die Sammlung, Bearbeitung und Veröffentlichung der Inschriften von Dom und Domschatz Halberstadt – der die Publikation mit den Inschriften der Stadt Halberstadt in Kürze folgen wird – war deshalb eine besonders anspruchsvolle und umfangreiche Aufgabe.
Der Bearbeiter dieses Bandes ist Historiker. Er konnte seine Kenntnisse bei der Vorbereitung der Publikation der Halberstädter Inschriften vor allem in der Kunstgeschichte und in der Kirchengeschichte schnell und sehr erfolgreich erweitern. Dieser interdisziplinäre Ansatz trägt, wie man erwarten konnte und wie der Band schnell erkennen läßt, reiche Früchte.
Unsere Veröffentlichung zeigt erneut, daß bei der Inschriften-Sammlung noch große Schätze zu heben sind – neue, bisher viel zu wenig beachtete und besonders zuverlässige Quellen für zahlreiche Wissenszweige. Man wundert sich im Nachhinein wieder, daß die Forschung auf die Berücksichtigung der epigraphischen Quellen weitgehend hat verzichten können und müssen.
Der vorliegende Band, auf den die Inschriftenkommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften stolz ist, erscheint im Anschluß an das Jahr der Domschätze, und er wird hoffentlich mit großer Freude auf- und angenommen.
Ernst Schubert
Vorwort
Die Anfänge des Bandes „Die Inschriften des Doms zu Halberstadt“ liegen in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Schon im Jahr 1954 hatte die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Rahmen des Gesamtunternehmens „Die Deutschen Inschriften“ mit der Erfassung und Veröffentlichung der Inschriften in ihrem Einzugsgebiet – der ehemaligen DDR – begonnen. Zwischen 1959 und 1968 waren vier Bände mit den Inschriften des mittleren Saalegebietes erschienen. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts hatte Karin Iffert mit der Erfassung und Aufnahme der Inschriften in der Stadt Halberstadt begonnen. Als gesamtdeutsches Unternehmen politisch unerwünscht waren jedoch die Arbeiten 1968 auf Regierungsbeschluß untersagt worden. Erst nach der Neugründung der Inschriftenkommission an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig anläßlich ihres 150jährigen Jubiläums war wieder an eine Fortführung der Arbeiten zu denken. Der Vorsitzende der Inschriftenkommission Ernst Schubert betraute den Bearbeiter mit dieser Aufgabe und übergab ihm die Arbeitsunterlagen von Frau Iffert. Wegen der dreißigjährigen Unterbrechung der Arbeiten war eine Neuaufnahme sämtlicher Inschriftenträger notwendig, die dann mit den vorliegenden Erfassungsunterlagen verglichen wurde. So konnte der sonst übliche Arbeitsgang der Überprüfung der neu aufgenommenen Inschriften entfallen. Mein erster Dank gilt deshalb Karin Iffert, Berlin, Dr. Peter Ramm, Merseburg, sowie dem Kommissionsvorsitzenden Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Schubert und dem Projektleiter Prof. Dr. Walter Zöllner, beide Halle.
Danken möchte ich auch allen, die mich bei der Inschriftenaufnahme im Dom und bei der Recherche in Archiven und Bibliotheken unterstützt haben. Im Halberstädter Dom gebührt mein Dank der ehemaligen Domkustodin Dr. Petra Janke und dem derzeitigen Domkustos Jörg Richter M. A. sowie ihren Mitarbeitern Claudia Becker, Manfred Danecke, Sonja Geisenhainer, Sabine Hoffmann, Angelika Keddy, Inge Latzel, Gudrun Oye und dem ehemaligen Domküster Thomas Lüdde. Bei ihnen fand ich freundliche Aufnahme, sie verschafften mir Zugang zu den Inschriftenträgern und Archivalien und leisteten tätige Hilfe. Gerne erinnere ich mich an manche gemeinsame Mittagspause, an der oft auch die anwesenden Restauratoren teilnahmen. Ihnen, von denen ich viel lernen durfte, schulde ich besonderen Dank. Ohne die Kenntnisse und Informationen, die mir Katharina Blühm, Karoline Danz, Erdmute Frank, Friederike Happach, Christine Machate, Evemarie Schaper, Ulrich Sieblist und seine Frau Barbara vermittelten und uneigennützig weitergaben, wären die ausführlichen und – wie ich hoffe – präzisen Objektbeschreibungen des Katalogs nicht möglich gewesen.
Unterstützung erfuhr ich auch von den Mitarbeitern des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle. Für ihre freundliche und unkomplizierte Hilfe sowie viele Gespräche danke ich Dr. Hans-Joachim Krause, Dr. Karl-Joachim Maercker †, Dipl. phil. Barbara Pregla, Anja Preiß M. A., Dr. Elisabeth Rüber-Schütte und Dipl. phil. Reinhard Schmitt sowie den beiden Photographen Gunar Preuß und Reinhard Ulbrich.
Ebenso versagte mir die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, die seit 1996 Eigentümer des Halberstädter Domes ist, ihre Hilfe nicht. An dieser Stelle danke ich dem Vorstand Boje E. Hans Schmuhl und der stellvertretenden Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung der Stiftung Dr. Katrin Tille. Im Rahmen verschiedener Projekte, welche die Domstiftung in den vergangenen Jahren durchführte, gewährten mir Jakob Hinz und Katharina Hinz M. A., Dr. Volker Lind und Daniel Priese ihre Hilfe und ließen mich an ihrem Wissen teilhaben.
Für die umfassende Betreuung, die mir sowohl im Stadtarchiv Halberstadt als auch im Landeshauptarchiv in Magdeburg zuteil wurde, bedanke ich mich ganz herzlich bei Anette Bartl und der Leiterin des Stadtarchivs in Halberstadt Gabriele Bremer; stellvertretend für alle ihre Mitarbeiter spreche ich der Leiterin des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt Dr. Ulrike Höroldt meinen Dank aus. Im Kunstgewerbemuseum in Berlin ebnete mir Dr. Susanne Netzer die Wege, im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg nahm sich Dr. Jutta Zander-Seidel meiner an. Auch ihnen gilt mein Dank.
Viele Kollegen und befreundete Wissenschaftler nahmen Anteil an meinen Forschungen und ließen mir – wo immer nötig – ihre Hilfe angedeihen. So hatte ich das Glück, mir Rat und Hilfe von etlichen Fachleuten einholen zu können. Hinweise auf Inschriften verdanke ich Matthias Zimmer, Potsdam, wertvolle Literaturhinweise Dr. Sven Holger Brunsch, Bonn, Prof. Dr. Franz Fuchs, Würzburg, PD Dr. habil. Christian Hecht, Erlangen, Prof. Dr. Andreas Odenthal, Tübingen, und Dr. Ulrich [Druckseite X] Schwarz, Wolfenbüttel. Dem Glockensachverständigen für Westfalen, Claus Peter, Hamm, der intensiv zu den Halberstädter Glocken geforscht hat, bin ich für guten Rat und viele Hinweise dankbar. Ohne die Hilfe von Prof. Dr. Klaus Hallof, Arbeitsstellenleiter der Inscriptiones Graecae an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wäre eine Bearbeitung der byzantinischen Inschriften in der vorliegenden Form gar nicht möglich gewesen. Mittelbar danke ich auch Prof. Dr. Johann Diethard, Wien, und Prof. Dr. Günther Poethke, Berlin, die sich eines Spezialproblems annahmen. PD Dr. habil. Ulrike Koenen, Düsseldorf, gewährte mir ihren fachlichen Rat in allen Fragen der byzantinischen Kunstgeschichte. Dr. Gudrun Sporbeck, Köln, und Dr. Karen Stolleis, Kronberg, die noch im Sommer 2008 eigens nach Halberstadt gereist war, um mit mir noch einmal einige Probleme vor den Exponaten zu besprechen, danke ich für ihre Hilfe in textilgeschichtlichen Fragen.
Ganz besonderen Dank schulde ich Dr. Eva Fitz vom Corpus Vitrearum Medii Aevi an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Potsdam. Sie begleitete die Entstehung dieses Bandes – auch nach der Veröffentlichung ihres Werkes zu den mittelalterlichen Glasmalereien im Halberstädter Dom – in vielen gemeinsamen, sehr offenen Gesprächen mit fruchtbarer Kritik und mannigfaltigen Anregungen, die gar nicht hoch genug einzuschätzen sind. Dankbarer noch bin ich ihr für die Freundschaft, die uns seither verbindet.
Last not least danke ich meinen Kollegen in den Geschwister-Arbeitsstellen der Akademien der Wissenschaften in Deutschland und Österreich, die stets ein offenes Ohr für Probleme epigraphischer Natur hatten. Dr. Harald Drös, Heidelberg, Dr. Rüdiger Fuchs und Dr. Eberhard Nikitsch, beide Mainz, sowie mein Hallenser Kollege Dr. Franz Jäger nahmen die Mühen des Korrekturlesens und einer kritischen Durchsicht des Kataloges auf sich. Daraus ergaben sich etliche Klarstellungen und Verbesserungen. Meinen Kollegen Clemens M. M. Bayer M. A., Bonn, Dr. Ilas Bartusch, Heidelberg, Dr. Helga Giersiepen und Kristine Weber M. A., beide Bonn, sowie Dres. Sabine Wehking und Christine Wulf, beide Göttingen, bin ich für Gespräche und Rat zu Spezialproblemen sehr verpflichtet. In der Hallenser Arbeitsstelle lagen die abschließenden Korrekturarbeiten, die Herstellung der Anhänge und des Tafelteils in den bewährten Händen der Kollegen Marion Gronemann, die das Entstehen des Bandes von Anfang an mit großem Engagement begleitet hat, Dr. habil. Frank-Bernhard Müller und unserer Praktikantin Katja Pürschel M. A. Ihnen allen danke ich herzlich. Viele der Photographien im Abbildungsteil des Bandes wurden von Markus Scholz, Halle, aufgenommen und in unermüdlicher, teils nächtlicher Laborarbeit entwickelt. Dafür sei ihm gedankt. Die Zeichnungen der Steinmetzzeichen wurden von Frau Renate Brömme, Halle, gefertigt, wofür ihr ein herzlicher Dank gilt.
Bei den beiden Verlagsbeauftragten der Sächsischen Akademie, Dipl. Ing. Barbara Gomon und Dipl. Germ. Michael Hübner bedanke ich mich für ihre Unterstützung bei der Entstehung des Buches, die mir manchen Irrweg ersparte. Im Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden lag die Herstellung des Bandes in bewährt zuverlässigen Händen. Dafür danke ich Frau Ursula Reichert und ihren Mitarbeitern sehr.
Halle a. d. Saale, Weihnachten 2008
Hans Fuhrmann
1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise
Der vorliegende Band enthält die Inschriften des Doms zu Halberstadt einschließlich seines Domschatzes bis zum Jahr 1650. Aufgenommen wurden nach dem Provenienzprinzip die Inschriftenträger, die sich vor dem Jahr 1651 im oder am Halberstädter Dom oder seinen Nebengebäuden befunden haben. Berücksichtigt sind sowohl die original als auch die kopial überlieferten Inschriften. Vollständigkeit ist angestrebt, ohne angesichts des komplizierten Bestandes ausschließen zu können, daß nach Abschluß der Arbeiten noch die eine oder andere Inschrift – sei es im Original oder sei es abschriftlich – gefunden werden kann.
Aufnahme und Anordnung der Inschriften bzw. der Inschriftenartikel geschieht entsprechend den Richtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften. Aufgenommen wurden alle Inschriften, soweit sie nicht Gegenstand der Forschungen anderer Disziplinen, wie sie z. B. die Sphragistik oder die Numismatik darstellen, oder Objekte wie Ofenplatten, Kacheln und Bucheinbände, die seriell hergestellt wurden. Auch auf Pergament oder auf Papier geschriebene Texte wie Reliquiencedulae usw., die nicht der Definition von Inschriften entsprechen, wurden beiseite gelassen. Meisterzeichen oder Hausmarken sind nur berücksichtigt und als Nachzeichnung wiedergegeben, wenn sie in Beziehung zu Inschriften stehen.
Katalog
Alle Inschriften sind chronologisch angeordnet. Eine möglichst enge Eingrenzung undatierter Inschriften ist angestrebt. Sie sind jeweils an das Ende des ermittelten Zeitraums gesetzt. Wurde ein terminus ante oder post quem festgestellt, so ist der Katalogartikel vor oder nach dem entsprechenden Datum eingeordnet. Weisen mehrere Inschriften gleiche Datierung auf, so wurde – wenn es möglich war – eine relative Chronologie nach der Schrift der Inschriftenträger aufgestellt oder es wurden der besseren Vergleichbarkeit halber Materialgruppen gebildet. Darüber hinaus sind sie nach der alphabetischen Abfolge der Standorte oder der Inschriftenträger gestaffelt. Gleichartige Inschriftenträger unterschiedlicher Zeitstellung am gleichen Standort können in Sammelnummern gefaßt sein. Mehrere Inschriftendatierungen an einem Träger werden durch Kommata getrennt und nach der frühesten Inschrift in den Katalog eingeordnet; bei größerem zeitlichen Abstand verweist im Katalog gegebenenfalls eine Leernummer auf eine Inschrift.
Die K a t a l o g a r t i k e l sind in Kopfzeile, Beschreibung, Wiedergabe des Inschriftentextes, Kommentar und Apparat gegliedert.
In der K o p f z e i l e stehen die laufende Nummer der Inschrift(en), ihr Standort und ihre Datierung(en).
† | Ein Kreuz neben der laufenden Nummer zeigt Verlust des Originals an. |
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(†) | Ein Kreuz in Klammern steht, wenn nur noch ein Teil der Inschrift(en) oder ihr Träger im Original erhalten sind. |
A. 9. Jh.? | Ein Fragezeichen deutet auf eine unsichere Datierung hin. |
Die B e s c h r e i b u n g mit Ausführungen zu Inschriftenträger(n), Standort(en) und Inschrift(en) erfolgt – bis auf die Wappenbeschreibungen, wo entsprechend der Fachterminologie umgekehrt verfahren wird – vom Standpunkt des Betrachters aus. Mehrere Inschriften auf e i n e m Inschriftenträger werden alphabetisch fortlaufend mit Großbuchstaben A, B, C … bezeichnet. Mehrere Inschriftenträger in einem Artikel werden mit römischen Zahlen gezählt. Die maximalen Maße des Inschriftenträgers, die Buchstabenhöhe und die Schriftart werden bei original überlieferten Inschriften [Druckseite XII] angegeben, bei abschriftlichen, wenn sie bekannt sind. Die maßgebliche Quelle nur photographisch, zeichnerisch oder abschriftlich überlieferter Inschriften wird genannt. Eine außerhalb des Satzspiegels positionierte Abbildungsnummer weist auf die Abbildung einer Inschrift im Tafelteil hin.
Der I n s c h r i f t e n t e x t ist eingerückt. Sind mehrere Inschriften auf einem Träger, so werden sie entsprechend der Beschreibung alphabetisch mit A, B, C … bezeichnet. Zeilenumbrüche am Original werden in fortlaufendem Inschriftentext durch Schrägstriche angezeigt. Verse werden – auch bei fortlaufender Wiedergabe am Original – voneinander abgesetzt. Kopial überlieferte Inschriften werden einschließlich der vom Kopisten gewählten Wiedergabe, aber ohne Interpunktion übernommen. Fehlende Kürzungszeichen werden vermerkt.
Änderung in der Onlineversion
Nicht Bögen, sondern Striche unter der Zeile (Unterstreichungen) bezeichnen Buchstabenligaturen.
† | Sind mehrere mit A, B, C … bezeichnete Inschriften auf einem Inschriftenträger, so kennzeichnet ein Kreuz hinter einem Buchstaben eine nicht mehr erhaltene Inschrift. |
---|---|
[…] | Eckige Klammern, die Punkte einschließen, zeigen Textverlust an, bei dem sich die Anzahl der verlorenen Buchstaben annähernd darstellen läßt. Dabei steht ein Punkt für einen Buchstaben. Ergänzter Text wird ebenfalls in eckige Klammern gesetzt. |
[– – –] | Drei Striche in eckigen Klammern stehen für nicht mehr genau bestimmbaren Textverlust. |
( ) | Kürzungen werden in runden Klammern aufgelöst. Die Auflösung einzelner Buchstaben wird dem Usus der Inschrift entsprechend vorgenommen, so bei AE- oder E-Schreibung und bei U- oder V-Schreibung. Gibt es keine Anhaltspunkte in der Inschrift selbst, wird nach klassischem Gebrauch verfahren. Abkürzungen der Angaben von Bibelstellen werden nicht aufgelöst. |
⟨ ⟩ | Freigebliebene Stellen am Inschriftenträger, die für Nachträge dienen sollten und die zum Zeitpunkt der Herstellung des Trägers noch nicht eingetretene Sterbedaten berücksichtigen sollen, werden – ob nachgetragen oder nicht – durch spitze Klammern markiert. |
/ | Ein Schrägstrich kennzeichnet das Zeilenende oder einen Knick in einem Schriftband. |
// | Zwei Schrägstriche zeigen den Wechsel des Inschriftenfeldes oder eine Unterbrechung der Inschrift durch eine Darstellung an. |
AB | Ein Strich unter zwei Buchstaben bezeichnet ihre Ligatur, Bogenverschmelzung oder Nexus Litterarum. |
Worttrennzeichen am Zeilenende oder -anfang werden durch Doppelstriche, auf die Zeilenmitte gesetzte Punkte oder Doppelpunkte gekennzeichnet. |
W a p p e n b e i s c h r i f t e n werden anschließend an die übrigen Inschriften ediert. Die Anordnung von Ahnenproben wird dabei möglichst beibehalten. Blasonierung und Wappennachweise finden sich im Anmerkungsapparat.
L a t e i n i s c h e u n d g r i e c h i s c h e I n s c h r i f t e n werden übersetzt. Neben der Wiedergabe in Majuskelbuchstaben werden griechische Texte zum besseren Verständnis auch mit Akzenten und diakritischen Zeichen in Minuskelschrift aufgeführt. Eckige Klammern enthalten Ergänzungen, die dem Textverständnis dienen, runde Klammern Erläuterungen.
Das V e r s m a ß metrischer Inschriften wird bestimmt und die Reimform angegeben.
D a t i e r u n g e n nach dem römischen oder dem Festkalender werden aufgelöst. Noch unter katholischer Herrschaft war im November 1583 im Erzbistum Mainz der Gregorianische Kalender (n. St.) eingeführt worden.1) Lediglich vereinzelt fand in Halberstadt zur Zeit schwedischer Besatzung erneut der Julianische Kalender Beachtung. In Zweifelsfällen sind beide Datierungen angegeben. Die Einordnung der Inschriften erfolgt nach Neuem Stil.
Die W a p p e n z e i l e gibt die Wappen möglichst entsprechend ihrer Anordnung auf dem Inschriftenträger wieder. Ihr Nachweis und eine Blasonierung erfolgt im Anmerkungsapparat.
Der K o m m e n t a r nimmt Stellung zu paläographischen oder inhaltlichen Besonderheiten der Inschrift, nennt biographische Daten und erläutert historische, hilfswissenschaftliche, kunsthistorische, sprachliche, theologische oder volkskundliche Zusammenhänge. Paläographische Beschreibungen richten sich nach der „Terminologie der Schriftbeschreibung“ der Deutschen Inschriften.2)
Der A p p a r a t besteht aus B u c h s t a b e n- u n d Z i f f e r n a n m e r k u n g e n . Der Buchstabenapparat enthält Textvarianten, nennt orthographische und paläographische Besonderheiten oder verweist auf Fehler im Text. Die Ziffernanmerkungen weisen Quellen und Literatur nach oder erläutern Besonderheiten in Beschreibung und Kommentar. Das abschließende L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s nennt in chronologischer Reihenfolge die Publikationen, welche die Inschrift überliefern oder abbilden.
2. Geschichte des Halberstädter Doms und seines Domschatzes im Spiegel ihrer Inschriften
Weder eine geschichtliche oder kunstgeschichtliche Einleitung noch eine Baugeschichte des Halberstädter Domes sind hier zu schreiben, was beides überdies vor nicht allzu langer Zeit in kompetenter Weise geschehen und konzise dargestellt worden ist.3) Will man jedoch die Geschichte der Institution und des Gebäudes anhand ihrer Inschriften darstellen, so müssen die Belange sowohl des Bistums als auch seiner Bischöfe und des Domkapitels als Träger und ebenso das Bauwerk und die Ausstattung berücksichtigt werden.
Für die Zeiten, die uns am fernsten sind, fehlen Sachüberreste. So bedarf es, um Gründung und Frühzeit des Halberstädter Bistums in Inschriften zu dokumentieren, eines Vorgriffs auf das 13. und 14. Jahrhundert, als in Halberstadt wie in ganz Europa eine Begeisterung für den vermutlichen Bistumsgründer Karl den Großen zu spüren war.4) Die Halberstädter Historiographie, deren älteste Fassung nach Jäschke am Ende des 10. Jahrhunderts entstand, hatte sich aus Gründen historischer Zweckmäßigkeit der eigenen Zeitumstände veranlaßt gesehen, Karl den Großen als Bistumsgründer zu betonen.5) Am Ende des 10. Jahrhunderts diente diese Geschichtsauffassung dazu, die Aufhebung des Bistums Merseburg und die Ansprüche an das Erzbistum Magdeburg, die 967/968 auf Kosten Halberstadts geschaffen worden waren, zu rechtfertigen.6) Zwar existiert eine kopial überlieferte Immunitätsurkunde von Karls Sohn und Nachfolger Ludwig dem Frommen, die am 2. September 814 in Aachen ausgestellt worden war und sich auf eine Anordnung des Vaters beruft, einen Beweis für die Gründung des Bistums durch Karl den Großen liefert sie aber nicht.7) Denn diese Urkunde enthält eine interpolierte Gauliste, und es mag sein, daß diese im historischen Kontext am Ende des 10. Jahrhunderts notwendige und verständliche Liste mit dem Namen des Frankenherrschers aufgewertet werden sollte, wie es Thomas Vogtherr zum 1200jährigen Bistumsjubiläum im Jahr 2004 in Worte faßte.8) Gewißheit ist darüber jedoch nicht zu erlangen. Ob die Gründung des Bistums Halberstadt schon durch die Verlegung des zunächst in Osterwieck befindlichen Missionsstützpunkts durch den wohl seit 802 eingesetzten Bischof Hildegrim von Châlons-sur-Marne, den Bruder des heiligen Liudger, im frühen 9. Jahrhundert stattfand, bleibt ungewiß.9) Eine Beteiligung Karls des Großen ist möglich, jedoch nicht beweisbar. Dafür spricht jedoch die Tradition der Karlsverehrung über die Jahrhunderte hinweg.
Im Bewußtsein der geistlichen und gebildeten Zeitgenossen der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheint die Rolle Karls des Großen als Bistumsgründer besonders durch die abschließende Redaktion der Gesta Episcoporum Halberstadensium (GEH), die nach dem Jahr 1209 fertiggestellt und in die der Text der Urkunde Ludwigs des Frommen eingefügt wurde, seit dem 14. Jahrhundert vermutlich auch durch liturgische Texte sehr präsent gewesen zu sein.10) Das mag einer der Gründe für das Bildprogramm des Karlsteppichs (Nr. 23) gewesen sein.11) Es stellt Karl den Großen, den Bistumsgründer, als Herrscher auf einem edelsteinverzierten Thron dar, umgeben von vier Weisen der Antike. Die Inschriften thematisieren die Flüchtigkeit der weltlichen Güter und als deren Remedur weisen sie auf den beständigen Wert der Freundschaft hin, fordern zu Freigiebigkeit auf und warnen vor Leichtgläubigkeit. Eine Heiligenverehrung des Bistumsgründers, die seit Karls des Großen Heiligsprechung im Jahr 1165 möglich war, gab es in Halberstadt aber erst seit etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts. (Nr. 38) Hier vereinigten sich das Gedenken an Gründung und Frühzeit des Bistums sowie der Heiligenkult, die Stadt und Bischofssitz erhöhten.12) Nach der Fertigstellung des Domchores um 1400 stellte man den Frankenkaiser als Compatron des Domes auf der nördlichen Zugangstür als Heiligen in zeitgenössischer Tracht dar. (Nr. 51) Der Überrest eines Fensters, das etwa gleichzeitig oder nur wenig später eingebracht wurde, zeigt die Begegnung Karls des Großen mit einem sagenhaften Heidenkönig während des Spanienfeldzugs. (Nr. 68) Das Karlsfenster, das ursprünglich wohl 20 Scheiben umfaßte, gab vielleicht neben dem Spanienfeldzug Karls auch die Gründung Halberstadts wieder.13) Der Karlsaltar hatte seinen Standort zunächst vielleicht unterhalb des Fensters.14) Erst um 1475 sollte er auf die Südempore verlegt werden, wo er sich bis zur Säkularisation auch befand. Um dieselbe Zeit hat man eine Skulptur des heiligen Herrschers an der Nordseite der Südempore angebracht. Um 1510 entstand eine Predella, die neben der heiligen Anna Selbdritt den heiligen Matthias und Karl den Großen – bartlos und gekrönt – zeigt. (Nr. 171) Soweit die Kunstwerke und Inschriften hinsichtlich der Gründung des Bistums Halberstadt durch Karl den Großen, welche die Anschauungen der Zeitgenossen des 13. bis 15. Jahrhunderts spiegeln.
Die dem heiligen Stephanus geweihte Missionskirche war durch Bischof Hildegrim von Châlons am Anfang des 9. Jahrhunderts, nach den Forschungen von Gerhard Leopold und Ernst Schubert zwischen 802 und 809, erbaut worden.15) Ob es sich damals schon um eine Kathedrale, also eine Bischofskirche, gehandelt hat, bleibt ungewiß. Auch wann die Kirche diesen Status erlangt hatte, ob vor 814 oder erst 827, ist nicht auszumachen. Der Bau wurde unter den Nachfolgern Hildegrims I. noch im Laufe des 9. Jahrhunderts erweitert und im Jahr 859 durch den Bischof Hildegrim II. (853–886) feierlich geweiht. Ernst Schubert nennt in seiner subtilen Studie dieses Bauwerk „die erste Halberstädter Kirche, die als Dom begonnen und vollendet wurde.“16) Noch unter Hildegrim I. war im Nordosten des Domgeländes durch dessen Bruder, den heiligen Liudger, eine zweite, zunächst den Märtyrern Johannes und Paulus geweihte Kirche errichtet worden. Im Westen war später vor der Hauptkirche ein kreuzförmiger Sakralbau entstanden, der vielleicht schon dem heiligen Sixtus, dem zweiten Dompatron, geweiht war, dessen Altar sich über einem Reliquiengrab befand. Zur Zeit der Bischöfe Haimo (840–853) und Hildegrim II. waren diese Bauten durch Umbauten zu einer einzigen Bischofskirche mit mächtigem Westwerk, Querhaus und mehrteiligem, doppelgeschossigen Sanktuarium und abschließender kreuzförmiger Krypta geworden. Über einhundert Jahre später erfahren wir aus den Quellen, daß der Dom im Jahr 965 eingestürzt sei. Dieser Einsturz, wenn er denn tatsächlich stattgefunden hat, geschah in für das Halberstädter Bistum schwerer Zeit, als die Erhebung Magdeburgs zum Erzbistum und die Errichtung von dessen Suffraganbistum Merseburg sich unmittelbar abzeichneten.17) Ein prachtvoller Neubau rechtfertigte sich in dieser Konkurrenzsituation von selbst.
Noch während der Bauarbeiten starb Bischof Bernhard (923–968). (Nr. 3) Sein Tod am 3. Februar 968 war der Auftakt für die Errichtung der beiden Bistümer auf Kosten des Bistums Halberstadt, das große territoriale Einbußen erlitt. Zur Zeit von Bernhards Nachfolger Hildiward (968–996) wurde die Kirchenprovinz Magdeburg eingerichtet. Das Suffraganbistum Merseburg wurde allerdings auf der Synode im Jahr 981 aufgrund unkanonischer Gründung wieder aufgehoben, aber im Jahr 1004 durch Kaiser Heinrich II. (1002–1024) erneut aufgerichtet.
Im Jahr 974 weihte Bischof Hildiward die fertiggestellte Krypta des Halberstädter Domes, 980 brachte er aus Metz Stephanusreliquien nach Halberstadt, 992 schließlich konsekrierte er zusammen mit elf anderen Erzbischöfen und Bischöfen im Beisein des Königs und Mitgliedern der königlichen Familie, vieler sächsischer Würdenträger und sogar einer Delegation aus Italien neun der damals insgesamt 16 Altäre des Domes in einem ausgefeilten Ritual.18) Ein Inschriftenfragment, das vermutlich aus dem späten 10. Jahrhundert stammt, weist der Einband eines Antiphonars mit Texten des 12. und 13. Jahrhunderts auf. Den äußeren Einband schmückt ein elfenbeinernes Consulardiptychon, das 414 entstanden ist und entweder aus Konstantinopel stammt oder aber in Rom angefertigt wurde. (Nr. 4) Die wenigen Buchstabenreste, die sich am rechten Rand der beschnittenen Tafel der Einbandrückseite eingefügt finden, wurden in ein anderes Elfenbein (oder auch Bein) eingegraben, wie an dessen Maserung zu erkennen ist. Nach der Schriftform könnten sie aus dem späten 10. Jahrhundert stammen, wie Vergleiche mit einigen ottonischen Elfenbeinen zeigen. Bestätigt sich diese Vermutung, dann müßten die Elfenbeintafeln bereits vor der Wiederverwendung für das Antiphonar des frühen 13. Jahrhunderts schon einmal einen solchen Zweck erfüllt haben und könnten vielleicht aus dem immer wieder erwähnten sog. Brautschatz der Kaiserin Theophanu stammen und möglicherweise sogar zu den Geschenken bei der Domweihe 992 gehört haben, an der ja nicht nur Otto III., sondern noch weitere Mitglieder der Herrscherfamilie teilgenommen hatten.
Die Begräbnisstätten der Bischöfe Sigismund (894–923), des ehemaligen Hirsauer Mönchs und Vorgängers Bischof Bernhards (923–968), des Nachfolgers Hildiwards (968–996) Arnulf (996– 1023), des Gründers des Klosters Ilsenburg und der Halberstädter Liebfrauenkirche, und Branthog (1023–1036), der aus dem Ilsenburger Kloster stammte, schon Abt von Fulda gewesen war und als Gründer mehrerer Klöster bekannt ist, die wohl alle zunächst in der Klausur der ottonischen Kirche begraben worden waren, können wieder nur durch einen Vorgriff in die Baugeschichte lokalisiert werden.19) (Nr. 115) Ihre Gräber waren im Verlauf der Bauarbeiten für den gotischen Dom seit den 1340er Jahren aufgehoben worden. Vom Leichnam Arnulfs wissen wir aus seiner Grabinschrift, die sich ehemals in der Liebfrauenkirche befand, daß er 1372 erhoben und in das Sanktuarium des gotischen Doms übergeführt worden ist, Teile seiner Gebeine aber als deren Stifter in Liebfrauen begraben wurden.20) Die Gräber der Bischöfe werden bis zur Fertigstellung des Chors im Jahr 1400 dort eingebracht worden sein. Damals oder später werden die Grabstellen mit jenen inschriftenlosen roten Marmorplatten bedeckt worden sein, die dort schon im 16. Jahrhundert nachzuweisen sind und 1845 beseitigt wurden.21) Da die Grabstätten im Kreuzgang vermutlich keine Inschriften trugen, hat man – nach der Schrift zu urteilen – um die Zeit der Domweihe über die Stellen, wo die Grabplatten lagen, Namen und Rang der Bestatteten an die Chorwand malen lassen, vielleicht um leichter die Memorienhandlungen an den Gräbern vollziehen zu können. Die Nachfolger dieser Bischöfe wurden seit Burchard I. entweder im Dom oder in ihren Stiftungen begraben.22)
Im April des Jahres 1060 war der Dom von einem schweren Brand betroffen, bei dem alle Gebäudeteile und auch Teile der Stadt schwer beschädigt wurden.23) Elf Jahre später konnte Bischof Burchard II. zusammen mit sechs Bischöfen den wiederhergestellten Dom weihen, dem als Annexbau im Nordosten statt einer Kirche der heiligen Johannes und Paulus nun eine dem heiligen Liudger [Druckseite XVI] geweihte Kapelle angefügt war. Wie 992 fand eine Festkrönung des Königs, diesmal Heinrichs IV., statt, und wieder waren Fürsten mit großer Gefolgschaft zugegen.24)
Spannungen innerhalb der Halberstädter Geistlichkeit in der Nachfolge der Reformen Bischof Reinhards von Blankenburg (1107–1123), der Regularkanoniker der Augustiner-Chorherren in der Halberstädter Diözese angesiedelt hatte, dokumentiert eine kopial überlieferte Grabschrift, nachdem bei Bischofswahlen Uneinigkeit hinsichtlich der Kandidaten entstanden war.25) (Nr. 9 †) Bei dieser Bischofswahl – nach der zweiten Absetzung Bischof Ottos von Schkeuditz – im Jahr 1135 soll einer der den Regularkanonikern geneigten Domherren sich mit weiteren drei Gesinnungsgenossen gegen die Wahl des Dompropstes Martin ausgesprochen und so dessen Wahl vereitelt haben. Dieser Wigand soll im Jahr 1145/46, also lange nach der Niederlage des Domherrn Martin, von dessen Gefolgsleuten erschlagen worden sein, wie die Pöhlder Annalen berichten. In leoninisch gereimten elegischen Distichen beklagt das Grabgedicht das Schicksal des Klerikers, der um der Rechte des Halberstädter Klerus willen sterben mußte. Bei der Wahl und dem zugrunde liegenden Streit zwischen Regularkanonikern und Domkapitel war es darum gegangen, die Eigenständigkeit des Bistums gegen Interessen des Herzogtums Sachsen und des Reiches zu wahren.26) Der Tod Wigands als maßgeblicher Sachwalter der Regularkanoniker und sein Grabgedicht sind von der Forschung zur Halberstädter Bischofswahl von 1135 bislang übersehen worden.
Einige Zeit später muß der erste der romanischen Wirkteppiche entstanden sein, der heute zu den Zimelien des Halberstädter Domschatzes gehört. (Nr. 10) Er zeigt in zweimal zwei Szenen aus der biblischen Geschichte Abrahams, die in dreimal drei leoninischen Hexametern erläutert werden, die Typologie des Erlösungsopfers Christi mit seinen trinitarischen, eucharistischen und christologischen Grundlagen und in dem das Textil abschließenden Erzengel Michael (potestas dei) eine der drei Eigenschaften Gottes, die die Heilsgeschichte möglich machen. Nach einer auf Sackleinen gemalten Kopie eines weiteren Teppichfragments, die der Domküster Conrad Matthias Haber in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gemalt hatte und die Jakob auf der Himmelsleiter zeigt, postulierte die Textilforscherin Leonie von Wilckens einen weiteren Teppich mit der Geschichte Jakobs, der von einer Abbildung des Erzengels Gabriel beschlossen worden sei und eine zweite Eigenschaft Gottes (fortitudo dei) symbolisiere.27) (Nr. 11 †) Diese Teppiche seien für die beiden Längsseiten der 992 von Erzbischof Willigis von Mainz geweihten, hochgelegenen Kapelle der drei Erzengel im Westwerk des Doms bestimmt gewesen, die sie auch genau ausgefüllt hätten. Da jüngst eine Quittung Habers für die Domkapitularen aufgefunden worden ist, nach der wesentlich mehr von der Sackleinwand gekauft worden ist, als für die noch existierenden und erschlossene Kopien notwendig war, muß man im Sinne der Vollständigkeit auch einen dritten Teppich, den der Engel Raphael als Heilkraft Gottes (medicina dei) abschloß, in Erwägung ziehen.28) Jedoch müssen diese Überlegungen Gedankenspiel bleiben. Denn weitere hinreichende Indizien dafür gibt es bisher nicht. Eines der möglichen Bildthemen läßt sich aber vielleicht im Maßwerk des Passionsfensters des gotischen Doms finden, das um 1400 entstanden ist und sich im gotischen Domneubau über dem in den nördlichen Chorumgang verlegten Engelsaltar erhob. (Nr. 52) Dort sind die drei Erzengel als Verkörperung der Eigenschaften Gottes zu sehen. Der zweite Halberstädter Wirkteppich von monumentalen Ausmaßen, der das Himmlische Jerusalem nach der Wiederkunft Christi darstellt, war – ebenfalls nach Forschungen von Leonie von Wilckens – wohl für den Lettner des Doms bestimmt, und es mag sein, daß er, weil er noch nicht vollendet war, einen Planwechsel widerspiegelt, da er nach der großen Katastrophe der Belagerung und Brandstiftung Halberstadts durch Heinrich den Löwen im Jahr 1179 den Maßen des wiederhergestellten romanischen Doms angepaßt werden mußte.29) Ein Rätsel ist es ohnehin, wie die beiden erhaltenen Teppiche (Nr. 10, 14) sowie die beiden von Haber abgemalten (Nr. 11 †, 15 †) und ein Teppichfragment (Nr. 13) diese Katastrophe überdauerten, die Halberstadt, seinen Dom und auch die Liebfrauenkirche beschädigte bzw. zerstörte. Im Rahmen seiner Territorialpolitik in Sachsen hatte Heinrich der Löwe Halberstadt in einem Maße zerstört, das unter den Zeitgenossen lebhaften Widerhall fand und Abscheu [Druckseite XVII] erregte.30) Die notdürftigsten Wiederherstellungsarbeiten dauerten mindestens fünf Jahre, Anzeichen für eine erneute Weihe gab es erst um 1195, die tatsächliche Schlußweihe wurde dann nach Abschluß der Einwölbung 1220 vollzogen.31)
Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts besuchten Halberstädter Bischöfe das Heilige Land, sei es als Pilgerreisende oder als Kreuzfahrer.32) Konrad von Krosigk (1201–1208, † 1225) brachte von seiner Kreuzzugsteilnahme in Konstantinopel und im Heiligen Land dann einen Reliquienschatz mit, den er in der Arenga der Schenkungsurkunde an seine Kirche, indem er sich an die in den Gesta Episcoporum Halberstadensium geschilderte Übertragung des Stephanusblutes aus Metz durch Bischof Hildiward anlehnte oder dieselbe antizipierte, mit dem Psalmwort 118, 127 als einen Schatz bezeichnen ließ, der ihm „super aurum et topazion“ teuer sei.33) Ob er diesen Schatz, wie es in der Urkunde von 1208 heißt, der Freundschaft und der Gunst des griechischen Kaisers, seiner Fürsten und Bischöfe verdankt oder durch Raub an sich gerissen hat, wie andere Quellen berichten, läßt sich wohl nicht mehr feststellen. Zu bedenken bleibt, daß Konrad schon vor Beginn der Kampfhandlungen in Konstantinopel weilte. Seine Schenkung bereicherte den Halberstädter Kirchenschatz beträchtlich. Nicht nur seine Schenkungsurkunde, sondern auch die Gesta Episcoporum Halberstadensium, die den Ablauf der Kreuzfahrt ausführlich schildern, würdigen dies. Er schenkte seiner Kirche nicht nur Reliquien, die schon byzantinischen Schmuck aufwiesen, wie etwa das Jakobushaupt, also Reliquiare, sondern ließ auch viele in Reliquiare fassen. So wurden etliche Reliquien – vermutlich erst testamentarisch – in ein Tafelreliquiar, eine Nikolausreliquie in ein Armreliquiar eingeschlossen. (Nr. 1, 20) Ob auch die Umarbeitung zweier Diptychontafeln zu einem Reliquiar, das in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand, auf Konrad zurückgeht, ist ungewiß, schließlich begleitete etwa Friedrich von Kirchberg (1209–1236), der Nachfolger Konrads, diesen ins Heilige Land. (Nr. 2) Die Kapselreliquiare des heiligen Demetrios ließen sich vielleicht ohne Umarbeitungen für liturgische Zwecke benutzen, eines wurde später selbst in einem Tafelreliquiar aufbewahrt. (Nr. 5, 6, 8) Der aus heutiger Sicht spektakulärste Gegenstand ist die sog. Weihbrotschale.34) (Nr. 7) Sie war im liturgischen Rahmen im Gegensatz zum ostkirchlichen Ritus nicht zu benutzen. Deshalb wurde sie zu einem Stephanusreliquiar umgearbeitet. Außergewöhnlich sind auch die beiden gestickten eucharistischen Tücher, die nach byzantinischem Ritus der Verhüllung von Weihbrotschale und Kelch dienten. (Nr. 17) Mangels Verwendungsmöglichkeit wurden sie in Halberstadt zu Fahnen umfunktioniert. Bischof Konrad stattete des weiteren seine Bischofskirche auch mit Textilien und liturgischem Gerät aus.
Als die Bauarbeiten am romanischen Dom 1220 mit der Einwölbung zu einem Ende gekommen waren, blieb es dem Nachfolger Bischof Konrads, Friedrich von Kirchberg, vorbehalten, unter Mitwirkung einiger Amtsbrüder die Kirche in festlicher Zeremonie zu weihen. Hier scheint der beste Zeitpunkt zu liegen, zu dem man sich die Aufstellung des Triumphkreuzes vorstellen kann. (Nr. 19) Weil die Gesta Episcoporum Halberstadensium nichts darüber berichten, was als krönender Abschluß des Pontifikats Konrads von Krosigk zu vermuten gewesen wäre, wie auch die Stiftung einer Glocke und der noch vorhandenen Taufe durch seinen Vorgänger Gardolph von Harbke dort erwähnt wurden, muß man annehmen, daß die Triumphkreuzgruppe zu seiner Amtszeit nicht mehr aufgerichtet wurde. Deshalb ist der Vorschlag Hans-Joachim Krauses, daß die Einbringung von Reliquien byzantinischen Ursprungs auf einen Teilnehmer am Vierten Kreuzzug zurückzuführen sei, überlegenswert. Da Friedrich von Kirchberg sich in der Entourage Bischof Konrads befunden hatte, wäre sein Pontifikat der beste mögliche Zeitpunkt für die Einbringung.35)
Ein weiteres Stück der Ausstattung, das wohl in die noch bestehenden Teile des romanischen Doms eingebracht wurde, ist die nur in ihrer Inschrift überlieferte Orgel aus dem Jahr 1361, die 1495 erneuert worden war. (Nr. 43 †) Die Inschrift nennt Orgelbauer und -erneuerer sowie die Entstehungszeiten.
Die Anfänge des gotischen Domes scheinen in der Zeit vor 1239 zu liegen, als Wiederherstellungsarbeiten am Dom als Grund für einen Ablaß genannt werden.36) Die Ursache für den Neubau wird vermutlich der Wiederaufbau des Magdeburger Doms gewesen sein, der nach dessen Brand 1207 im Jahr 1208/09 begonnen worden war und nun Gestalt annahm.37) Da seit dem 10. Jahrhundert nach wie vor die Konkurrenzsituation der beiden Bistümer wie der Domkapitel und Städte bestand, kann dies der Auslöser für die erneute Bautätigkeit gewesen sein. Man begann den Dom, eine kreuzförmige Basilika mit Chorumgang und Scheitelkapelle, zunächst von Westen her, indem man das zweitürmige Westwerk, für das eine Vorhalle nach den Bauformen zumindest geplant war,38) vor das noch bestehende des romanischen Domes setzte. Der „Westriegel soll schon um 1245 bis in Gesimshöhe vollendet“ gewesen sein.39) Das fünffach gestufte Säulenportal zeigt eine Weltgerichtsabbreviatur.40) Die Halbfigur Christi im Tympanon, die von zwei Engeln und den vier Wesen begleitet wird sowie in der Archivolte von Köpfchen, die vielleicht die zu richtenden Menschen verkörpern sollen, hält das Buch des Lebens in der Linken, auf dem der Friedensgruß zu lesen ist. (Nr. 22) Seit den frühen sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts erbaute man an der Stelle des alten romanischen Westwerks nach einem Planwechsel bei gleichen Breitenverhältnissen die jetzt wesentlich höheren Schiffe, die für den eleganten Gesamteindruck des Baus verantwortlich sind.41) Erst in der zweiten Dekade des 14. Jahrhunderts wurden diese Arbeiten abgeschlossen. Danach stellte man die Arbeiten im Westen der Kirche ein und begann vor der Mitte des Jahrhunderts – nach einer Baupause, die vermutlich den zerrütteten Finanzen des Bistums geschuldet war – vor dem Chor im Osten die Errichtung der Marienkapelle. Im Jahr 1362 war sie vollendet. Um diese Zeit entstanden die Glasfenster, die die Kapelle schmücken. (Nr. 44, 45, 46) Mit der Fertigstellung des Chors im Jahre 1400 wurden sukzessive die Fenster des Chorumgangs mit Bildfenstern ausgestattet, deren Bildprogramme immer wieder durch Inschriften, die oft aus Vorlagen mit liturgischen Texten stammen, oder Bildbeischriften vervollständigt sind. (Nr. 52, 53, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72)
Weitere Ausstattungsstücke waren jetzt notwendig, die entweder aus gemeinsamem Vermögen angeschafft oder durch Stiftungen aufgebracht wurden. Von den Chorschrankentüren war oben schon die Rede. (Nr. 51) Auch Paramente waren anzuschaffen, wobei es sich nicht mehr feststellen läßt, zu welchem Altar sie gehört haben und schon gar nicht, ob dieser im alten Langhaus oder im neuen Chor stand. (Nr. 54, 57, 58, 61) Die Altarnischen des Chorumgangs waren wohl zur Zeit der Fertigstellung durch Ausmalung geschmückt worden. Ein Beispiel bietet die Nische im zweiten Joch des südlichen Chorumgangs, die wohl den Jungfrauenaltar illustrierte und die heilige Agathe namentlich bezeichnete. (Nr. 74) Eine ähnliche Ausmalung ist die Kreuzigungsgruppe an der Innenwand der südöstlichen Chorschranke, unter der sich ehemals eine Altarmensa befand.42) In zeitlichen Abständen wurden nach Auskunft der Jahreszahl 1427 an der frühesten Skulptur, stilgeschichtlichen Urteilen und den bei den Heiligenfiguren angebrachten Wappen zufolge seit der dritten bis in die siebte Dekade des 15. Jahrhunderts die Standbilder an den Chorpfeilern gestiftet. (Nr. 82, 89, 90) Das Steinmetzzeichen des Thomasreliefs (Nr. 90) findet sich wieder unter denjenigen, die am Nordportal angebracht wurden, das im Rahmen der Errichtung des nördlichen Querhauses um 1440 entstanden sein muß. (Nr. 87) Die Arbeiten am nördlichen Querhaus dürften im fünften Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts beendet worden sein. Die Schließung des Langhauses führte man in den nördlichen Teilen bis Mitte der vierziger Jahre, wie die Jahresangaben am nordwestlichen Vierungspfeiler und den folgenden Langhauspfeilern zeigen, von beiden Seiten zur Mitte hin durch. (Nr. 88) Der südliche Querhausarm und die [Druckseite XIX] Südempore wurden zu Beginn der siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts fertiggestellt.43) Im dritten Viertel des Jahrhunderts komplettierte man die Kirchenausstattung durch den Guß mehrerer Glocken. (Nr. 95, 97 †, 99 †) Die Sonntagsglocke Osanna wurde im Oktober 1454 von dem Gießer Hans Blume gegossen und ausdrücklich im Klang abgestimmt der Festtagsglocke Dunna zugesellt, wie die in drei leoninische Hexameter gefaßte Glockenrede aussagt. Ob es sich bei dieser Dunna um eine alte Glocke handelte oder um eine ebenfalls erst kurz vorher gegossene, läßt sich nicht mehr feststellen. Unglücklicherweise wurde diese Festtagsglocke nur wenige Wochen später, am 5. Dezember des Jahres, durch einen Brand im Südturm des Domes zerstört, so daß man die Glocke 1457, als genügend Geld gesammelt worden war, erneut gießen mußte. Vermutlich nur drei Jahre später, im Jahr 1460, goß Hans Blume eine Schlagglocke, mit der spätestens im Jahr 1571 eine Uhr verbunden worden war. Aus einer Inventarliste des Domes wissen wir, daß die heute im Glockenhaus des Domes hängenden Chorglocken, die Inschriften tragen und sämtlich aus dem späten 13. Jahrhundert stammen, erst nach 1465 für den Dom angeschafft worden sein können. (Nr. 28, 29, 30) Wie viele und welche Glocken vorher dort hingen, ist unbekannt.
Zur Ausstattung gehörten natürlich die Altäre und die sie schmückenden Retabel. Den frühesten dieser Altaraufsätze, die vermutlich die Ausmalungen der Altarnischen ersetzten, der eine Inschrift trägt, finden wir im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts. (Nr. 84) Das Retabel mit einem Marienbildprogramm schmückte wahrscheinlich den Altar der Marienkapelle. Das Retabel des Kreuzaltars, eine exquisite Alabasterarbeit, ist um 1460 entstanden, bietet jedoch an Inschriften nur den vermutlich ausschließlich kopial überlieferten Kreuztitulus und die Namen der Evangelisten. (Nr. 100) Auch der um 1470 gemalte Aufsatz des Euphemienaltars, der bis auf einen Flügel zerstört ist, und ein etwa zehn Jahre später gefertigtes Altarretabel weisen Bildbeischriften auf. (Nr. 106 (†), 109) Die meisten Altaraufsätze sind wohl um die Zeit der Domweihe, als sich etliche Stifter angesichts der Feierlichkeiten zu besonderem Eifer aufgerufen fühlten (Nr. 120, 121, 122, 123), oder aber noch später entstanden (136, 140, 141, 142, 143, 145?). Nach Abschluß der Einwölbung des Domes, die sich im Schlußstein des sechsten Jochs des Langhauses mit dem Wappen des Domstiftes und der Jahreszahl 1486 manifestiert und in den voraufgehenden Jochen von den Wappen der für den Bau verantwortlichen Bischöfe und Dignitäre begleitet ist, wurde vermutlich die Weihe des Domes vorbereitet, die fünf Jahre später stattfand. Aus den Inschriften, die im Umkreis der Domweihe entstanden, spricht historisches Bewußtsein. Die nur abschriftlich überlieferte Weiheinschrift des Magdeburger Erzbischofs Ernst von Sachsen (1476/80–1513), der gleichzeitig Administrator von Halberstadt war, nennt die Titulaturen des Weihenden, die Patrone des Domes, denen er geweiht wird, und den Akt als solchen. (Nr. 113 †) Eine leider beschädigte und nicht mehr vollständige Urkunde, die in das Sepulchrum des Hauptaltars bei dessen Weihe eingelassen wurde, bestätigt die Weihe am 28. August 1491. In demselben Jahr, wahrscheinlich im Rahmen der Weihehandlungen, wurde einer weiteren, nur kopial überlieferten Inschrift zufolge das Grabmal des 1245 verstorbenen Domdekans Johannes Zemeke, der unter dem Beinamen Teutonicus als einer der großen Rechtswissenschaftler des Mittelalters gilt, durch Erzbischof Ernst erneuert. (Nr. 114) Neben dem schon damals existierenden Grabgedicht, das wahrscheinlich von einem Grabdenkmal des 14. Jahrhunderts bekannt war, wurde eine Tafel angebracht, die das Gedenken des Verstorbenen sichert, auf seine Stiftungen für die Stadt Halberstadt hinweist – im Volksmund wurde er auch immer wieder als Initiator des gotischen Dombaus genannt – und Erzbischof Ernsts Verdienste um die Errichtung seines Grabmals feiert. Vermutlich ebenfalls im Zusammenhang mit den Weihefeierlichkeiten wurden die Gräber der ersten im Halberstädter Dom begrabenen Bischöfe, die während der Bauarbeiten am Dom aufgehoben werden mußten und nach ihrer Wiedereinbringung im Chor mit roten Marmorplatten bedeckt wurden, mit Inschriften versehen, die Namen und Rang der Bestatteten festhalten. (Nr. 115) In diesen zeitlichen Bezug gehört auch eine – heute verlorene – Beschriftung einer Skulptur des 14. Jahrhunderts aus dem Zyklus der Heiligen Drei Könige in der Marienkapelle. (Nr. 116 †) Schließlich könnte – nach den Schriftformen zu urteilen – eine Altartafel, die aber auch wenige Jahre später entstanden sein könnte, in diesem Zusammenhang hergestellt worden sein. (Nr. 122) Vermutlich wurden um die Zeit der Domweihe auch die Blendfenster und Maßwerkpässe der Chorschranke außen mit bemalten hölzernen Einsätzen gefüllt und verziert, wie ein jüngst aufgefundenes und geborgenes Fragment beweist, das sich noch an Ort und Stelle befand. (Nr. 125)
Hatte man ob ihrer Kostbarkeit alte Paramente – wenn auch oft umgearbeitet – weiter benutzt,44) bot doch die Einrichtung von Altären im neuen Gebäude nun Veranlassung, alle Kräfte anzustrengen, um neue liturgische Textilausstattungen zu erwerben.45) Gleiches gilt auch für andere Textilien und liturgisches Gerät.46) In einer letzten Phase entstanden dann eine Reihe von Ausstattungsstücken und sogar Baulichkeiten – zum Teil aus größeren Stiftungen namentlich bekannter Stifter. Die bedeutendste dieser Stiftungen ist die der Marienkapelle im Kreuzgang, die nach ihrem Stifter, Dompropst Balthasar von Neuenstadt (1475–1516), die Neuenstädter Kapelle genannt wird und die samt ihrer Ausstattung über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten hin errichtet wurde. (Nr. 159) Zur Stiftung gehören eine Lichtkrone (Nr. 118), das Altarretabel (Nr. 136), vielleicht der Marienteppich (Nr. 137) und eine Kasel für das Totenoffizium (Nr. 182). Außerdem stiftete der Dompropst eine riesige Leuchterkrone über seinem Begräbnisplatz mitten im Dom. (Nr. 183) Die beiden wichtigsten Stiftungen, die der Marienkapelle und der Leuchterkrone, werden in der Inschrift der Grabplatte des Prälaten erwähnt. (Nr. 184) Der Halberstädter Weihbischof Matthias Kanuti, Bischof von Garden in Grönland (1492–1514), ein Benediktiner, schenkte dem Dom die Trumeaufigur des Dompatrons Stephan und einen Meßkelch. (Nr. 156, 157) Schon 1487, im Jahr nach dem Abschluß der Einwölbung des Mittelschiffs, hatte ein Domherr von Veltheim – vielleicht Bernhard (1466–1512) – mit einem heiligen Georg die erste inschriftlich datierte Skulptur für das Langhaus aufstellen lassen. (Nr. 112) Vermutlich am Anfang des 16. Jahrhunderts ließ ein Mitglied der Familie von Wenden, wahrscheinlich der Halberstädter Domherr Eckart, der jedoch nur bis 1488 belegbar ist, vielleicht testamentarisch ein Standbild der heiligen Maria-Magdalena am südöstlichen Vierungspfeiler errichten und mit ihrem Namen und seinem Wappen bezeichnen. (Nr. 155) Zwei Reliefs im Kreuzgang (Nr. 162, 165) und eine mit den Initialen bezeichnete Skulptur im Langhaus (Nr. 163) stammen von dem Stiftshauptmann Friedrich von Hoym (ca. 1460–1510) und seiner Gemahlin Margareta von Stutternheim. Eine ebensolche Kreuzigung, die nach ihrer Signatur ein Jahr früher entstanden war, hatte er im Kreuzgang der Liebfrauenkirche errichten lassen, zwei Freifiguren der heiligen Anna und Katharina sind – wohl testamentarisch gestiftet – an der Westwand dieser Kirche angebracht. Diese Werke stammen alle von demselben Künstler bzw. aus derselben Werkstatt.47) Drei weitere Ausstattungsstücke sind in den drei darauffolgenden Jahren entstanden. Eine Skulptur des heiligen Sebastian ist 1510 datiert und wurde, nach dem daran angebrachten Wappen zu urteilen, von dem späteren Domdekan Johannes von Mahrenholtz (1513–1538) geschenkt, der wohl auch die Szenen aus dem Marienleben in der Scheitelkapelle stiftete, die vielleicht als steinernes Altarretabel zu verstehen sind. (Nr. 167, 185) Die Mauritiusstatue hat sein nur kurzfristiger Vorgänger im Amt des Domdekans, Sebastian von Plotho (1510–1513), im Jahr 1513 am ersten nördlichen Langhauspfeiler aufstellen lassen. An der Konsole ist als Inschrift in einer sehr formenreichen frühhumanistischen Kapitalis ein Responsorium aus der Festliturgie des Heiligen ausgehauen. (Nr. 176)
Nachdem schon im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts eine dreijochige Lettnerhalle vor der westlichen Chorschranke errichtet und 1510 vollendet war (Nr. 166), wurde, wie man inzwischen weiß, etwa gleichzeitig an der Umgestaltung des heutigen Neuen Kapitelsaales gearbeitet, in dem man jüngst bei Bauarbeiten einen mittelalterlichen Fußboden freilegen konnte. Der sich zwischen Südempore und Remter hinziehende, vermutlich im Jahr 1514 zur Huldigung des Administrators von Halberstadt, Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, fertiggestellte Saal war bis zum 8. April 1945, als er durch einen Bombentreffer zerstört wurde, mit herrlichen spätgotischen Netz- und Sterngewölben versehen, deren Schlußsteine Wappen, Namen und Titel der zum Kapitel gehörenden Domherren trugen. (Nr. 181) Während im nördlichen der beiden Gewölbezüge die Schlußsteine, wenn auch teilweise vertauscht, noch vorhanden sind, waren diejenigen des südlichen Zuges nach dem Zweiten Weltkrieg entweder im Gemeindegarten vermauert oder aber beschädigt in einem Lapidarium aufbewahrt worden. Durch einige alte Lichtbildaufnahmen konnte die Rekonstruktion der Inschriften einiger Schlußsteine vorgenommen werden. Im selben Jahr 1514 wurden zwei Glocken gegossen, die vermutlich zur Almosenabgabe geläutet wurden, weshalb sie Spendeglocken genannt wurden. (Nr. 178, 179) Ihre Inschriften künden das Lob der beiden Nebenpatrone des Doms, deren Namen sie tragen, die Laurentiusglocke nennt auch ihre Funktion. Neben Bitten [Druckseite XXI] um Fürbitten stehen die Namen und Titel von Propst und Dekan, die wohl stellvertretend für das Domkapitel genannt sind.
Da der Dom auch als Begräbnisstätte diente, wurden, sofern die Särge nicht in den Boden oder in Grüfte versenkt waren, die Grabdenkmale sichtbar angebracht oder die Grabstellen gekennzeichnet. Abgesehen vom Sarkophag Bischof Bernhards (923–968), der ursprünglich nicht sichtbar war, und der Totenklage für den Domherrn Wigand († vor Ostern 1146), sind die frühesten uns bekannten Grabmonumente im Halberstädter Dom erst vom Ende des 14. und aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und zudem nur durch abschriftliche Überlieferung bekannt. (Nr. 3, 9 †, 50 †, 75 †, 76 †, 85 †, 86 †) Bischof Albrecht II. von Rikmersdorf (1366–1390) hatte sich in „medio ecclesiae“, in der Vierung oder im Mittelschiff bestatten lassen, die Stelle des Grabes Bischof Heinrichs von Warberg (1407–1410) ist unbekannt, das Begräbnis Bischof Albrechts von Wernigerode (1411–1419) befand sich wie dasjenige des Johannes von Hoym (1419–1437) im Chorumgang vor der Scheitelkapelle. Im südlichen Chorumgang vor dem Aufgang zum Kapitelsaal befand sich das Grab des Dompropstes Friedrich Hake (1414–1435). Aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts existieren lediglich noch die Bezeichnungen der Grabplätze der Bischöfe Albrecht von Wernigerode und Johannes von Hoym, die vor der Marienkapelle begraben worden sind, in Kritzelinschriften. (Nr. 94) Die frühen Überreste sind verloren, wenn nicht wie bei der Grabplatte eines unbekannten Kanonikers, der 1456 verstorben ist, die Rückseite im Jahr 1644 für die Grabplatte des Domherren von Schachten zweitverwendet wurde. (Nr. 96, 266) Im Kreuzgang, wo gewiß die meisten Domkanoniker und Vikare beigesetzt wurden, war bis vor kurzem noch das zwar beschädigte, aber eindrucksvolle Grabdenkmal des Domkantors Heinrich Thamme († 1462) zu sehen, das aus Stuck angefertigt war. (Nr. 101) Etwa seit dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts findet man die Grabstätten der höheren Dignitäre an ausgesuchten Stellen im Dom. So wurden die Dompröpste Heinrich Gherwen (1463–1474) und Balthasar von Neuenstadt (1475–1516) oder die Domdekane Johannes von Querfurt (1465–1506), Johannes von Mahrenholtz (1513–1538), Huner von Sampleven (1538–1560), Friedrich (1560–1576) und Ludwig von Britzke (1576–1588) sowie Kaspar von Kannenberg (1588–1605) vor den Emporen im Querhaus bzw. im Mittelschiff beerdigt. (Nr. 107, 160, 184, 192, 203, 215, 225, 248) Oft gehörte zu der Grabplatte, die für die genannten Dignitäre aus Metall gefertigt war, ein Epitaph aus Holz oder Stein, das in der Nähe der Begräbnisstelle angebracht war. (Nr. 204 †, 216, 249) Manchmal hatte der Verstorbene sich stattdessen durch die Stiftung eines anderen Ausstattungsgegenstandes, der dann sein Wappen trug, ein Gedenken verschafft, wie z. B. die durch Balthasar von Neuenstadt gestiftete Leuchterkrone im Langhaus (Nr. 183) oder der von Johann von Querfurt in Auftrag gegebene Baum der Erkenntnis an der Nordempore.48) Das Grab eines Mitgliedes der Familie von Mahrenholtz, das keine höhere Würde inne gehabt hatte, wurde zwar ebenfalls von einer metallenen Platte bedeckt, befand sich jedoch im Kreuzgang. (Nr. 222) Auch die meisten Grabplatten und Epitaphien der niederen Ränge des Klerus werden sich im Kreuzgang befunden haben, auch wenn das heute meistens nicht mehr nachweisbar ist. (Nr. 209, 210 †, 223, 224, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 246, 250, 251) Erst seit dem Dreißigjährigen Krieg wurden Grabstätten in der Kirche auch an niedere Ränge oder gar Weltliche vergeben.49)
Die Reformation hatte sich nach ersten Anfängen in den 1520er Jahren um 1540 in den städtischen Pfarreien durchgesetzt.50) Die anderen geistlichen Institute waren beim alten Glauben geblieben.51) Den Dom reformierte erst im Jahr 1591 der Landesherr selbst, der bischöfliche Administrator Herzog Heinrich Julius von Braunschweig (1566–1613).52) Jedoch lassen sich reformatorische Einflüsse schon fast ein halbes Jahrhundert vorher feststellen.53) Im Jahr 1553 etwa ließ der Adlige Joachim von der Schulenburg seinem Schwiegervater, dem Halberstädter Stiftshauptmann Matthias von Veltheim, ein Epitaph setzen, dessen Inschriften im lutherischen Sinne zu verstehen waren und das mit der Darstellung [Druckseite XXII] zweier Propheten versehen ist, deren eine die Gesichtszüge Philipp Melanchthons trägt.54) (Nr. 200) Nur fünf Jahre später ließ sich an dem überdimensionierten Epitaph und der Grabplatte für den offiziell immer noch katholischen Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt, Friedrich von Brandenburg (1550–1552), dessen persönliches Glaubensbekenntnis ablesen.55) (Nr. 201, 202) Er wird als Laie und evangelischer Christ gezeigt. Selbst der Wahlspruch, den die Protestanten auf dem Wormser Reichstag als Erkennungszeichen nutzten, findet sich an der Grabplatte für das Haupt der katholischen Partei im Dom, Domdekan Friedrich von Britzke (1560–1576), weil der Gießer, Hans Meisner aus Braunschweig, offensichtlich Protestant, ihn als Verwahrung im persönlichen wie im konfessionellen Sinn seiner Signatur angefügt hatte.56) (Nr. 215) Die Domherren ließen im Jahr 1592 eine neue Kanzel aufstellen, die der höheren Wertigkeit der Predigt im lutherischen Gottesdienst gerecht wurde.57) (Nr. 231) Bildprogramm und Inschriften des Predigtstuhls waren gemäßigt und wurden von beiden Konfessionen verstanden. Sie kamen in katholischen wie in evangelischen Kirchen vor. Das Bildepitaph der Familie eines der frühen Prediger des Domes mit seinen 15 Kindern dokumentiert die hauptsächlich evangelische Nutzung des Domes. (Nr. 251)
Die Reformation durch Bischof Heinrich Julius ließ ein gemischtkonfessionelles Kapitel zurück, das sich in den Jahren bis zum Dreißigjährigen Krieg friedlicher Koexistenz befleißigte. So wählte das mehrheitlich evangelische Kapitel gegen den Wunsch des Bischofs in Matthias von Oppen (1605–1621) einen katholischen Dekan, der auch zu aller Zufriedenheit amtierte.58) Er ließ noch einmal Baumaßnahmen durchführen. Im Jahr 1613, nach dem Tod des Administrators Heinrich Julius, ließ er am Domrentamt die evangelischen wie die katholischen Domherren durch ihre Wappen repräsentieren. (Nr. 252) Zwei Jahre später ließ der Domdekan zwischen dem südlichen Chorumgang und Räumlichkeiten südlich davon, darunter der Rittersaal, ein Portal anlegen, das eine Bauinschrift mit seinem Namen und dem Datum der Fertigstellung enthält. (Nr. 255)
Der Große Krieg brachte schließlich Veränderungen. Im beständigen Wechsel des Kriegsglückes hatte einmal die eine, einmal die andere Partei die Oberhand. Nun wurden in den Dom auch Begräbnisse gelegt, die nicht mehr der höheren Geistlichkeit angehörten. Die Grabplatte oder das Epitaph des Domscholasters Leopold von Rössing, der 1624 verstarb, im südlichen Seitenschiff ist verlorengegangen. (Nr. 258 †) Eine ganze Reihe von Verstorbenen, darunter neben Domherren, ihren Frauen oder Töchtern vier schwedische Offiziere, die im Kampf gefallen waren, war in den Jahren 1641 bis 1644 im südlichen Seitenschiff oder sogar vor dem Kreuzaltar beigesetzt worden. (Nr. 258 †, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 269, 274) Stiftungen sind kaum noch inschriftlich vermerkt. Ein Kreuz hinter dem Kreuzaltar und zwei Vasen hatte der Dombaumeister Straube seiner Kirche verehrt. (Nr. 260 †, 261) Neben dem im Kreuzgang hängenden Epitaph für den langjährigen Domsekretär und Vikar Johannes Schultze, der im Jahre 1647 starb, beschließen einige Gedenk- und Kritzelinschriften den Katalog. (Nr. 273, 275, 276, 278, 279, 280)
Auch nach der endgültigen Etablierung des Luthertums setzte man entsprechend der Regelung des Westfälischen Friedens, die „als Normaljahr für Religionsausübung und Besitz geistlicher Güter“59) den 1. Januar 1624 bestimmt hatte, die Koexistenz beider Konfessionen fort. Neben den sechzehn evangelischen versahen vier katholische Domherren und zehn katholische Vikare ihren Dienst.60) Beide Konfessionen hielten ihren Gottesdienst bzw. lasen ihre Messe in der Woche in unterschiedlichen Teilen des Gebäudes. Am Sonntag wurde der evangelische Gottesdienst nicht wie wochentags am Kreuzaltar, sondern am Altar im Hohen Chor gehalten, wobei jedoch ein katholischer Diakon in liturgischer Gewandung assistierte. Diese Regelung funktionierte bis zur Säkularisierung im Jahr 1810 und war vielleicht ein Grund, weshalb sich der einmalige Halberstädter Domschatz in großen Teilen erhalten hat.
Zu erwähnen bleiben noch einige Ausstattungsstücke, die erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts – vermutlich um das Jahr 1837 – in den Halberstädter Domschatz gekommen sind und aus der Liebfrauenkirche stammen. Der Halberstädter Schrank gehört zu den ältesten Werken der Tafelmalerei [Druckseite XXIII] und hat vermutlich ursprünglich als Reliquienschrank gedient.61) (Nr. 21) In Verbindung mit dem Schrank und dem möglicherweise in ihm aufbewahrten Kultbild, das Marienreliquien enthielt, steht eine Ablaßtafel aus der Zeit um oder nach 1290. (Nr. 27) Dort sind in Verbindung mit der Darstellung des Kultbildes die in der Kirche zu erwerbenden Ablässe bis zum Jahr 1290 verzeichnet. Ein Marientabernakel, das sich in einem 1681 neu erbauten Altar der Liebfrauenkirche befand, wurde ebenfalls vor 1837 an die Sammlung im Dom abgegeben. (Nr. 37) Ob auch das Tafelbild mit den Vierzehn Nothelfern zu diesen aus der Liebfrauenkirche an den Dom abgegebenen Gegenständen gehört, läßt sich nicht mehr mit Gewißheit sagen. (Nr. 190)
Nachdem es auch zuvor schon immer wieder größere oder kleinere Reparaturen gegeben hatte, die oft die unsicher gegründeten Türme, etwa nach Brandkatastrophen, oder die den statischen Verhältnissen nicht gewachsenen hochmittelalterlichen Joche betrafen, fanden später nur noch Veränderungen in Form barocker Einbauten statt, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zum großen Teil wieder beseitigt worden waren.62) Etliche andere Überlegungen zu einer Regotisierung des Inneren, bei deren Durchführung Kunstwerke beseitigt worden wären, wurden nicht verwirklicht.63) Aus ästhetischen und statischen Gründen wurden in diesem Jahrhundert wiederum die Türme in solchem Umfange verändert, daß in der Gegenwart nur bis zum Fries, der das Untergeschoß abschließt, noch der ursprüngliche Baubestand im großen und ganzen bestehen geblieben ist, bis zum Glockenhaus noch die ursprünglichen Bauformen gewahrt wurden, darüber aber alles nach Entwürfen des 19. Jahrhunderts gestaltet ist. Auch wurden im Rahmen dieser Aktionen die Nebengebäude des Domes zu großen Teilen abgerissen.64) Am 8. April 1945 hatte der Dom bei einem Bombenangriff, der 82 Prozent der Stadt Halberstadt zerstörte, einige Volltreffer erhalten. Nach Kriegsende konnten in den Jahren 1945 bis 1956 die Schäden nur unter großen Schwierigkeiten beseitigt werden.65) Während der Bauarbeiten wurden von 1952 bis 1954 unter der Leitung von Gerhard Leopold auch archäologische Ausgrabungen im Dom selbst vorgenommen.66) Im Juli 1959 wurden Dom und Domschatz, wie es damals hieß, „der Öffentlichkeit übergeben“.67) Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde im Jahr 1998 durch Vertrag das Land Sachsen-Anhalt, vertreten durch die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen- Anhalt, Eigentümer von Dom und Domschatz und diese Einrichtung damit auch für die Erhaltung und Bewahrung verantwortlich, während die Präsentation der Domgemeinde des Evangelischen Kirchspiels Halberstadt verblieb.68)
3. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften
281 Inschriftenträger des Halberstädter Doms und seines Domschatzes sind erfaßt worden. Bei 132 – also nahezu der Hälfte der Inschriften – handelt es sich um Ersteditionen. Erhalten sind noch 256. Von 25 Inschriftenträgern – das sind etwa neun Prozent des Gesamtbestandes – wissen wir nur durch Abschriften, Drucke, Zeichnungen oder Lichtbildaufnahmen. Zehn Inschriftenträger sind ganz oder teilweise noch erhalten, nur Inschriften sind erloschen, vergangen, zerstört. Ihre Texte sind jedoch durch kopiale Überlieferung auf uns gekommen. Insgesamt sind nur gut zwölf Prozent der ermittelten Inschriften verlorengegangen.69) Der Bestand ist jedoch disparat und lückenhaft, insbesondere hinsichtlich der Inschriften des Totengedenkens, deren es gewiß wesentlich mehr gegeben hat und die eine heute verlorene Aufzeichnung vom Anfang des 18. Jahrhunderts noch enthalten hatte.70)
Nur eine Inschrift des Bestandes (Nr. 9 †) und zwar die älteste kopial überlieferte, die 1145/46 entstanden sein könnte – ihre Ausführung ist jedoch nicht gesichert –, ist durch eine mittelalterliche Handschrift auf uns gekommen. Die Annales Palidenses oder besser das Chronicon Palidense, eine [Druckseite XXIV] Kompilation verschiedener Quellentexte, verzeichnet für die Jahre nach 1144 Texte, „die meist wörtlich, fast immer aber inhaltlich auch in anderen Quellen wiederkehren“.71) Sie stammen nach Wattenbach/Schmale aus einem heute verlorenen Werk. Der wiedergegebene Inschriftentext ist in einer Originalhandschrift wohl des späten 12. Jahrhunderts überliefert, die nach England verbracht wurde und seit dem 17. Jahrhundert in Cambridge aufbewahrt wird.72) Benutzbar ist diese Handschrift durch die Edition einer Abschrift des 18. Jahrhunderts in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen in den MGH.73) Auf die Pöhlder Annalen oder Pöhlder Chronik geht die Übernahme der Inschrift in die Sächsische Weltchronik zurück.74) Von dort aus fand sie Verbreitung in Schriften des 17. und 18. Jahrhunderts.75) Die Wiedergabe des Textes der Inschrift Nr. 9 † in der Pöhlder Chronik könnte zu einer Präzisierung der Entstehungszeit der Gesta Episcoporum Halberstadensium beitragen, weil sie dort fehlt. Da die vorletzte Redaktionsstufe der GEH, für deren Entstehung Jäschke die Jahre zwischen 1138 und 1153 ansetzt,76) die mit der Inschrift verbundene Episode um den Domkanoniker Wigand nicht wiedergibt, könnte sie vor 1145/46 schon vollendet gewesen sein, als der Tod des Wigand eintrat und seine Grabschrift geschaffen wurde. Deshalb könnte sie keinen Eingang in die Halberstädter Gesta gefunden haben. Die vorletzte Redaktionsstufe der GEH wäre dann für die Jahre 1138–1144 anzusetzen.
Eine Inschrift, die zur Zeit der Weihe des gotischen Halberstädter Doms im Jahr 1491 angebracht worden sein soll, aber heute verschwunden ist (Nr. 114 C†), konnte nur über eine Handschrift des Humanisten Beatus Rhenanus aus Schlettstadt und Exzerpte in einer Gedichtsammlung des Braunschweigisch-Hildesheimischen Arztes Theodericus Block ermittelt werden.77) Beatus Rhenanus (1485–1547) hat diese Inschrift im Zusammenhang mit einer weiteren, noch in Halberstadt befindlichen Inschrift (Nr. 114 A) und einer Inschriftensammlung überliefert, die er selbst 1509 im Oberrheingebiet erstellt hatte.78) Theodericus Block, der außer diesen Inschriften auch eine Weiheinschrift von 1491 für den Halberstädter Dom überliefert (Nr. 113†), ist in Halberstadt sonst nicht nachweisbar. Nach dem Text seines von ihm selbst entworfenen Grabgedichts und den Informationen Leibniz’ stammte er aus Hildesheim, lebte gegen Ende des 15. Jahrhunderts und erwarb einen medizinischen Titel an der Universität Rostock.79) In der Matrikel der Universität Rostock wird er am 23. Mai 1502 aufgeführt als „artium et medicine doctor honoratus“.80) Die beiden überlieferten Texte werden in der von Leibniz herausgegebenen Druckfassung als Inschrift bezeichnet, müssen jedoch wegen der in ihnen verwendeten ungewöhnlichen Terminologie vorsichtig bewertet werden, obwohl die bei Beatus Rhenanus und Leibniz überlieferten Texte der Inschrift Nr. 114 C† weitgehend übereinstimmen. Eine gemeinsame Quelle ließ sich nicht ausfindig machen.
Im Jahre 1619 veröffentlichte der Komponist, Organist und Musiktheoretiker Michael Praetorius aus Creuzburg in Thüringen sein Syntagma musicum. Der zweite Teil des Werkes, De organographia, eine Abhandlung über die Musikinstrumente der Zeit und ihre Anwendung, verzeichnet in seinem VI. Kapitel „Von den großen Alten Orgelwercken“ auch die Inschrift einer untergegangenen Orgel des Halberstädter Doms, die 1361 erbaut und 1495 erneuert worden war.81) (Nr. 43†) Praetorius wird als Hofkapellmeister des Halberstädter Administrators und Reformators Herzog Heinrich-Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1566–1613) gewiß mit den Halberstädter Verhältnissen vertraut gewesen sein.82)
Elf heute verlorene Inschriften verdanken wir ausschließlich dem gedruckten Werk des Halberstädter Domküsters Conrad Matthias Haber, der am Anfang des 18. Jahrhunderts eine Art frühen „Domführer“ schrieb. Im Jahre 1728 erschien das Werk, das elf Jahre später eine Neuauflage erfuhr.83) Nach einem knappen Abriß der Geschichte der Kirche schildert Haber die Kirche sowohl von außen als auch inwendig und gibt dabei neben den erwähnten Baulichkeiten und Kunstwerken auch Inschriften wieder. Durch diese Schrift erstmalig bekannt sind unter anderen Denkmalen, die noch erhalten sind, Inschriften an fünf Grabmälern oder Epitaphien des 15., 16. und 17. Jahrhunderts (Nr. 76 †, 85 †, 86 †, 204 †, 258 †), an zwei untergegangenen Glocken (Nr. 97 †, 99 †), an einem Standbild (Nr. 207 †) sowie an einem Kruzifix (Nr. 260 †). Auch heute verlorene zusätzliche Inschriften an noch erhaltenen Inschriftenträgern, etwa der Trumeaufigur des Domes (Nr. 156(†)) und an einer Leuchterkrone (Nr. 183(†)) kennen wir nur durch Habers Arbeit. Daß zur damaligen Zeit noch weitere Grabmäler unter dem Gestühl verborgen waren, die er (noch) nicht abschreiben konnte, berichtet Haber auch.84) Im Kreuzgang waren etliche Grabdenkmale noch vorhanden, die er aus Platzgründen in seiner Veröffentlichung aussparen mußte. Er betont jedoch, daß er deren Inschriften „accurat“ abgeschrieben habe und sie jedem Interessierten zur Kenntnis geben würde. Auch andere Nachrichten stellt er in Aussicht. Diese Überlieferung, zu der noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine Handzeichnung vorhanden war, die selbst jedoch keine Inschriften enthielt und nach der Carl Elis 1836 seinen Plan des Kreuzgangs gezeichnet und litographiert hat,85) ist nicht mehr auffindbar.
Derselbe Domküster bewahrte durch von ihm auf Sackleinwand (Drillich) gemalte Kopien, die er angeblich im Jahr des Erscheinens der zweiten Auflage seiner Schrift (1739) herstellte, die Bildthemen verlorengegangener Wandteppiche vor dem Untergang, von denen aber nur noch zwei erhalten sind.86) Eine der beiden Kopien gibt ein Fragment eines sog. Jakobs- bzw. Gabrielsteppichs (Nr. 11 †) wieder, das in seiner Anlage mit dem noch vorhandenen Abrahams- oder Michaelsteppich (Nr. 10) aus der Mitte des 12. Jahrhunderts verwandt ist.87) Die zweite zeigt die Überreste eines Christus-Evangelistenteppichs (Nr. 15 †), der Übereinstimmungen mit dem erhaltenen Christus-Apostelteppich (Nr. 14) aus dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts aufweist.88) Als Maler hatte sich Haber zu Anfang des 18. Jahrhunderts schon mit Bildern an den Altären der Magdeburger St. Stephans- und St. Ulrichskirche hervorgetan.89)
Eine Reihe von insgesamt siebzehn Handzeichnungen von Grabdenkmalen des Domes und einem aus der Martinikirche fertigte auf Betreiben der Domgemeinde in Zusammenarbeit mit dem Wiener Privatgelehrten Melly ein Kunstmaler namens Hermann Schäfer an.90) Einige der von ihm im Jahr 1842 gezeichneten und signierten Blätter gelangten als Lithographien der Kaiserlich-Königlichen Kunstanstalt zu Wien in den Besitz des Dompredigers Augustin.91) Alle Objekte sind noch im Original vorhanden. Sie lassen nur in wenigen Fällen (Nr. 101, 107, 160) eine Vervollständigung der Inschriften zu.
Eine handschriftliche Sammlung von „Grabinschriften in deutschen Kirchen“, die Julius Karl Adolf Graf von Oeynhausen (1843–1886) in Einzelblättern anlegte, enthält dreizehn Inschriften an Grabdenkmalen des Halberstädter Doms.92) Davon sind sieben ausschließlich durch sie überliefert (Nr. 50 †, 75 †, 98 †, 199 †, 210 †, 227 †, 234 †). Von zwei weiteren sind die Originale noch vollständig (Nr. 160, 184) und von einem ist das Original teilweise (Nr. 200(†)) erhalten geblieben. Drei (Nr. 76 †, 86 †, 204 †) überliefern auch andere Abschriften. Ein Vergleich mit den erhaltenen Denkmalen erweist [Druckseite XXVI] die Quelle im Ganzen als zuverlässig, sowohl was Vollständigkeit als auch Genauigkeit angeht, von Kleinigkeiten abgesehen. Oeynhausen normalisiert jedoch Texte und richtet sein Augenmerk besonders auf genealogische und heraldische Sachverhalte. In einem Fall läßt er auch einen Textteil aus. Bis auf eine Inschrift (Nr. 234 †) fällt in den Exzerpten aus Halberstadt allerdings keine regestenartige Verdichtung der Texte auf, wie sie für Braunschweiger Inschriften zu bemerken war.93) Die Halberstädter Überlieferung kann Oeynhausen, wie schon in Hildesheim und Braunschweig festzustellen war, nicht im Original gesehen haben, weil mindestens drei der Denkmale (Nr. 50 †, 75 †, 98 †) zu seinen Lebzeiten schon längst nicht mehr vorhanden waren.94) Möglicherweise handelte es sich bei der von ihm benutzten Quelle um die verschollene Haber’sche Handschrift, auf die er – wie Elis – damals noch Zugriff gehabt haben konnte.95)
Einige Jahreszahlen am Bau oder an Skulpturen verdanken wir den Publikationen von Carl Elis96) (Nr. 158 (†), 213 †) und Karl Scheffer97) (Nr. 254 †), die sie im 19. Jahrhundert noch mit eigenen Augen gesehen haben.
Vor dem Zweiten Weltkrieg entstandene Lichtbildaufnahmen vermitteln uns die Inschriften von vier verschollenen oder zerstörten Gemälden98) (Nr. 106 (†), 214 †) und Skulpturen99) (Nr. 116 (†), 164 (†)). Sie sind bei Photokampagnen am Ende des 19. bzw. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, deren Ergebnisse heute im Marburger Index vorliegen. Dieser speist sich aus dem Bildarchiv Foto Marburg und seinen Partnerinstitutionen in Archiven, Bibliotheken, Denkmalämtern sowie anderen Instituten und Museen und der Preußischen Meßbildanstalt zu Berlin.
Kopiale Überlieferung besonders einzelner, meist noch erhaltener Inschriften findet sich in der Literatur seit 1632.100) Zumeist fußen diese Publikationen hinsichtlich der Inschriften auf der 1728 zuerst veröffentlichten Arbeit von Conrad Matthias Haber. Für die in historischen Werken der frühen Neuzeit beliebten Merkverse ließ sich eine inschriftliche Ausführung nicht nachweisen.101)
4. Inschriften und Inschriftenträger
4.1. Inschriften des Totengedenkens
Zu den Grundlagen mittelalterlichen Denkens und Handelns gehört die Memoria als Vergegenwärtigung des Vergangenen.102) Im liturgischen Totengedenken war durch Nennung des Namens, durch das Grab, mitunter durch ein Bildnis geschmückt bzw. in seiner Nähe oder auch andernorts aufgestellt, durch das angebrachte Wappen der Verstorbene – auch im rechtlichen und sozialen Sinne – anwesend.103) Durch Gebet und Gedenken war es den (Über)Lebenden möglich, die Sündenschuld der Toten zu mindern und durch Stiftungen Vorsorge für das eigene Seelenheil zu treffen. Schriftliche Aufzeichnungen in Form von Memorialbüchern und Nekrologien sowie die aus den Stiftungen fließenden Gelder für die Lebenden sicherten die rituellen liturgischen Handlungen.
Die 65 Inschriften des Totengedenkens machen etwa 23 Prozent des Gesamtbestandes an Inschriften im Halberstädter Dom aus; 13 von ihnen (fast 5 Prozent) sind nur kopial überliefert. Dazu zählen sieben der zehn ältesten inschriftlich überlieferten Grabdenkmale des Domes, die hauptsächlich [Druckseite XXVII] aus dem 15. Jahrhundert stammten. Weiter fehlen bei Ensembles des Totengedenkens, die jeweils aus Grabplatte und dabei angebrachtem Epitaph bestanden, drei Epitaphien, wahrscheinlich weil sie aus Holz waren, das im 19. Jahrhundert gerne verkauft wurde. Für diese Denkmale läßt sich nur noch ihr Text, nicht mehr jedoch ihre Gestalt bestimmen. Der vorhandene Bestand stimmt ungefähr mit den Totendenkmalen überein, die uns der Domküster Conrad Matthias Haber schon im Jahr 1728 in seinem „Domführer“ überliefert, so daß nur von wenigen seither verlorenen auszugehen ist.104) Fünf Denkmale, die Haber noch gesehen hatte, fehlen heute und müssen seither „Modernisierungen“ zum Opfer gefallen sein. Einige Grabmale waren aufgrund baulicher Veränderungen, während derer sie überdeckt worden waren oder weil sie selbst Abdeckungen hatten, Haber nicht bekannt geworden. Etliche Grabplatten hatten sich im Kreuzgang bzw. Kreuzgarten befunden. Diese hat Haber zwar nach eigener Aussage dokumentiert, allein die Aufzeichnungen sind spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verschollen.105) Ein weiterer Zeuge, Julius Karl Adolf Graf von Oeynhausen, nennt jedoch noch sieben weitere, auch Haber nicht bekannte Grabdenkmale, die er allerdings selbst auch nicht mehr gesehen haben kann.106) Offensichtlich war ihm eine Quelle zugänglich, die Teile des Doms außerhalb des von Haber beschriebenen Gebäudes, etwa im Kreuzgang, schilderte, oder er hat – weniger wahrscheinlich – auf Aufzeichnungen zurückgreifen können, die älteren Datums waren als Habers Texte.
Bei großflächigen Ausgrabungen, die zwischen 1952 und 1954 im Halberstädter Dom stattfanden, entdeckte man unter einer großen Anzahl von Särgen und Grabkisten im Boden von Langhaus und Chor nur einen einzigen Sarkophag, der eine Inschrift trug.107) Diese Sargkiste des Bischofs Bernhard (923–968) steht heute in einer Vertiefung im Chor. (Nr. 3) In der Art der Grabbezeugungen des 10. Jahrhunderts gibt die Inschrift, die im oberen Drittel der Tumba über ein Vortragekreuz verlaufend zeilenweise eingehauen worden war, nur Todestag, Namen und Titel des Bestatteten sowie einen Hinweis auf den Begräbnisort an. Als nächstälteste erhaltene Hinweise auf Begräbnisstätten sind zwei eingeritzte Inschriften anzusehen, die die Bestattungen zweier bald nach der Fertigstellung des Domchors verstorbener Bischöfe, Albrecht von Wernigerode († 1419) und Johannes von Hoym († 1437), anzeigen. An den beiden Stellen im Chorhaupt, wo sich ihre im 19. Jahrhundert wegen einer Umpflasterung des Bodens zerschlagenen Grabplatten befanden, sieht man ihre Namen in Buchstaben des 15. Jahrhunderts in die Chorwand eingeritzt.108) (Nr. 94) Während des Domneubaus waren vor allem in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Gräber aufgehoben und disloziert worden, die jedoch später wieder zurückverlegt worden sind.109) Einige der ältesten Bischofsgräber des Doms waren nach der Wiedereinbringung in den Chor durch Platten von rotem Marmor bedeckt worden, die jedoch weder Namen noch Sterbedaten oder Texte trugen.110) Einzig die Namen der dort begrabenen Bischöfe hat man – vermutlich für das Totengedenken und die zugehörigen liturgischen Handlungen – um die Zeit der Domweihe 1491 über den Grabstellen und den sie bedeckenden Platten auf die Chorwand gemalt. (Nr. 115) Zu dieser Zeit ist auch ein weiteres Tumbengrab entstanden. Es wurde vermutlich nach Wiederaufhebung einer vorübergehenden Grabstelle während der Bauarbeiten im Chor – ebenfalls um 1491 oder vorher – an derselben Stelle im Kirchengebäude, an der sich das ursprüngliche Grab befunden hatte, errichtet. (Nr. 114(†)) Es ist Begräbnisstätte und dient dem Gedenken an den 1245 verstorbenen Johannes Teutonicus (Zemeke), den ersten großen Rechtsgelehrten des Mittelalters deutscher Herkunft. Seit etwa 1220 war er in verschiedenen geistlichen Funktionen in Halberstadt tätig und hat sein Leben dort als Dompropst geendet. Die Tumba zeigt, einem Gelehrten angemessen, die vier Fakultäten als Trauernde und als Sinnbild der schöpferischen Einsamkeit und notwendiger Erholungspausen eines Gelehrtenlebens einen an seinen Tatzen schleckenden Bären. Bedeutung und Sinn dieses Zeichens gehen aus Inscriptio und Subscriptio des gleichen Bildes in der Symbolorum et Emblematum … Centuria Altera bei Joachim Camerarius hervor.111) Die Inschrift – älter als das Grabdenkmal – gibt in vier Hexametern mit mehrfachem Binnenreim das Totenlob des Gelehrten und Geehrten wieder.
Nur im Formular auf uns gekommen, ohne daß wir wissen, wie die Grabdenkmale beschaffen waren, sind dreizehn Inschriften.112) Die Inschriften an den Grabmälern von fünf Bischöfen, drei Prälaten bzw. Domherrn und einem Stiftshauptmann nannten meistens Todestag, Namen und Titel des Verstorbenen und enthielten einen Segenswunsch. (Nr. 50 †, 75 †, 76 †, 85 †, 86 †, 98 †, 199 †, 234 †, 258 †) Drei Inschriften untergegangener Epitaphien nehmen den Sterbevermerk der Grabplatte wieder auf und fügen ein versifiziertes Trostgedicht oder ein Totenlob hinzu. (Nr. 204 †, 210 †, 227 †) Eine weitere Inschrift aus dem Jahr 1145/46, die älteste der kopial überlieferten, deren Ausführung jedoch nicht vollständig gesichert ist, erzählt in zwei leoninisch gereimten elegischen Distichen die Geschichte eines ermordeten Domherrn, der Opfer einer Auseinandersetzung zwischen Kanonikern unterschiedlicher Observanz geworden war.113) (Nr. 9 †)
Eine ungewöhnliche Form des Totenmals bietet ein – leider heute stark zerstörtes – aus Stuck hergestelltes und ehemals in die südliche Kreuzgangwand eingelassenes Denkmal, das die Erinnerung an den 1462 verstorbenen Domcantor Heinrich Thamme bewahrt.114) (Nr. 101) Ob es sich dabei um eine Grabplatte oder ein Epitaph handelt, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen. In vier zweisilbig rein gereimten leoninischen Hexametern nennt die Inschrift den Todestag des Verstorbenen, bezeugt seine Grabstelle und drückt die Hoffnung aus, daß er die ewige Seligkeit erlangen möge ohne die Qualen des Fegefeuers ertragen zu müssen.
Die häufigste Form des Grabmals im Halberstädter Dom zeigen die 37 Grabplatten. Von ihnen sind 28 vollkommen in Stein ausgeführt gewesen, neun trugen in Metall gegossene Applikationen, die auch selbst die Form einer Platte annehmen konnten. Letztere sind die älteren überlieferten. Darunter zeigen die beiden ältesten und eine weitere jeweils den unter einem Architekturaufbau stehenden Prälaten im Umriß mit gravierter Innenzeichnung in der typischen Kleidung der Domherren mit Birett, Almutie und Chormantel sowie einem Wappen zu Füßen. (Nr. 107, 160, 192) Die umlaufende Schriftleiste wird in den Ecken und in der Mitte der Längsseite von Medaillons mit den vier Evangelisten, den Apostelfürsten oder den Dompatronen unterbrochen. Seit dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts kommen gegossene Grabplatten im Halberstädter Dom nur noch im Reliefguß vor. Sie sind bis auf eine, deren Herkunft aus den Vischer’schen Werkstätten in Nürnberg durch Vergleich nachweisbar ist, alle signiert und stammen aus den regionalen Werkstätten von Hans Meisner und Hans Wilken aus Braunschweig sowie Georg Wolgast aus Halle. (Nr. 184, 203, 215, 222, 225, 248) Die Aufteilung der Platten und ihre Darstellungen bleiben ungefähr gleich. Die gravierten oder gegossenen Inschriften nennen außer dem Datum des Todes den Namen, die Würden des Verstorbenen sowie oft einen Segenswunsch, eventuell den Bestattungsort und – wenn vorhanden – eine Stiftung. Die jüngste Inschrift nennt zusätzlich das Alter des Bestatteten.
Die überlieferten steinernen Grabplatten setzen nach der Mitte des 16. Jahrhunderts ein. Zu unterscheiden sind zwei unterschiedliche Grabplattentypen: die Bildgrabplatte mit figürlicher Darstellung und die Wappengrabplatte, die nur das Wappen des oder der Verstorbenen zeigt. Erstere bilden einen Domdignitär unter einem gegliederten Rundbogen in Hochrelief ab, in den Händen fast immer ein Buch haltend, mit etwas reicherer, aber im Prinzip entsprechender Kleidung seines Standes angetan, wie sie auch die metallenen Grabplatten zeigen, oft begleitet von Vanitassymbolik und Ranken- oder Blattornamentik. Die Inschrift ist umlaufend angebracht und setzt sich manchmal auf dargestellten Architekturteilen fort. Neben drei Einzelplatten (Nr. 209, 232, 250) – es handelt sich um die älteste und die jüngste sowie eine beschädigte Bildgrabplatte – lassen sich zwei Werkstätten unterscheiden. Schon an der Form der Gesichter mit hochstehenden Wangenknochen, tiefen Augenhöhlen, sehr gleichmäßig dreieckig geformten Biretten und stark ausgestellten Untergewändern der Dargestellten wie auch an der Behandlung der Vanitassymbole oder Masken an den Sockeln der Pilaster läßt sich die Werkstatt H1, der wir vier zwischen 1587 und 1590 entstandene Grabplatten (Nr. 224, 228, 229, 230) verdanken, bestimmen. Sie läßt sich auch an den übereinstimmenden Schriftformen zumindest bei den drei in Kapitalis gehauenen Inschriften erkennen, was die Verschleifungen an den Ziffern 1 und 5 der Jahreszahlen, der links übergreifende rechte Schaft des A und auch die links weit über den Schaft hinausreichenden Bogenenden des D zu erkennen geben. Möglicherweise gehört zu dieser Werkstattgruppe [Druckseite XXIX] auch noch eine weitere Grabplatte (Nr. 226) von 1588. Das Schriftbild stimmt weitgehend überein, aber das Gesicht ist beschädigt, so daß sich die typischen Merkmale hier nicht so deutlich zeigen. Es mag auch sein, daß hier ein anderes Mitglied der Werkstatt H1 arbeitete. Werkstatt H2 (Nr. 235, 246) – die Grabplatten stammen aus den Jahren 1600 und 1601 – ist erkennbar an den schmalen Proportionen der Gesichter, den gerade herabfallenden Untergewändern, an der breiten Stellung der Füße und an dem quergehaltenen Buch. Beide Inschriften sind in Scriptura continua gehauen, weisen häufigen Nexus litterarum und auffallend oval geformtes O auf. Auch das Formular beider Inschriften stimmt überein. Vier weitere Grabplatten aus den Jahren 1641 bis 1644 bedeckten die Gräber im Dreißigjährigen Krieg gefallener Anführer schwedischer Truppen. (Nr. 263, 264, 265, 267) Auch hier ist von der Entstehung von mindestens drei der Grabplatten in ein und derselben Werkstatt (H3) auszugehen, wie aus der Machart (Nr. 264, 265, 267) und in zwei Fällen auch aus der Schrift und dem Formular (Nr. 264, 267) hervorgeht. Drei erhaltene Wappengrabplatten aus den Jahren 1585, 1598 und 1629 weisen keine übereinstimmenden Merkmale auf, abgesehen davon, daß das Wappen entweder die Platte zentral schmückt oder mit den Ahnenwappen vereint ist und die Inschriften nicht mehr als Umschrift, sondern zunehmend zeilenweise angebracht sind. Diese Art der Grabplatten – aus den Jahren zwischen 1641 und 1646 – scheint protestantische Grabbräuche zu spiegeln. Ihre Inschriften sind meistens in deutscher Sprache angebracht. Ist die Grabschrift der Hedwig Elisabeth von Stedern aus dem Jahr 1629 noch verhältnismäßig neutral und das Bekenntnis erschließt sich nur indirekt aus der Nennung ihres Ehemanns, eines Halberstädter Domherrn, so zeigt sich im Jahr 1641 mit der Grabplatte des Domherrn Johannes Georg Vitztum von Eckstedt zum ersten Mal ein neuer Typus. (Nr. 259, 262) Das Formular enthält Name, Titel, Geburts- und Sterbedatum sowie eine oder mehrere Bibelstellen, vielleicht Leichtexte, die während des Begräbnisses zitiert worden waren. In diesem Falle war der lateinische Text einer Rückübersetzung aus der Lutherbibel geschuldet. Mutatis mutandis sind auch die Inschriften des Domherrn von Schachten sowie der Frau Hedwig von Gadenstedt und der Constantina Spiegel zu Pickelsheim als Frau und Tochter von evangelischen Domherren gestaltet. (Nr. 266, 269, 271) Von einer weiteren Wappengrabplatte aus dem Jahr 1648, die vermutlich aus den erhaltenen metallenen Wappen – die nur noch Wappenbeischriften und die Jahreszahl enthalten – und einer steinernen Platte, auf der sie sich befanden, bestanden hatte, läßt sich diesbezüglich heute keine Aussage mehr machen. (Nr. 274)
Insgesamt sieben Epitaphien haben sich erhalten. Abgesehen von einem Bildepitaph auf Leinwand (Nr. 251) handelt es sich dabei ausnahmslos um Steinepitaphien. Drei von ihnen gehören zu Ensembles von Grabplatten und Epitaphien. (Nr. 201/202, 215/216, 248/249) Von den restlichen drei weiß man nur, daß ein Epitaph aus Holz gewesen und wohl deshalb nicht auf uns gekommen ist. (Nr. 203 aus Metall/204 †, Nr. 209/210 †, Nr. 226/227 † die Grabplatten aus Stein) Das älteste erhaltene Epitaph, das sich im Kreuzgang befindet, stammt aus dem Jahr 1553 und erfüllte offensichtlich sowohl Funktionen eines Epitaphs als auch die der Bezeichnung des Grabplatzes, wie aus dem Text des heute verlorenen unteren Teils des Denkmals zu erschließen ist, der sich eindeutig auf den Begräbnisplatz des Bestatteten bezog. (Nr. 200) Weiterhin werden in seinem Bildprogramm zum ersten Mal Hinweise auf die protestantische Konfession im damals noch nicht reformierten Halberstädter Dom erkennbar.115) Während das Ensemble für den verstorbenen, nominell immer noch katholischen Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt, Friedrich von Brandenburg († 1552), allein durch seine Größenverhältnisse, das künstlerische Programm und dessen Ausführung den Rahmen des Üblichen sprengt, geben auch die beiden anderen die für hohe Würdenträger des Domes mögliche Form des Totengedenkens – verbunden mit dynastischer (Selbst)Darstellung – wieder. Der Architekturaufbau des Epitaphs für Friedrich von Brandenburg (Nr. 201) ragt schon durch seine Größe hervor. Orientiert an Holzschnitten niederländischer Künstler, die als Vorlagen für die Festarchitekturen des Einzuges des Habsburgers Philipp II. (1527–1598) im Jahr 1549 in Antwerpen gedient hatten, erstreckt sich die monumentale Ädikula in fünf Ebenen und ebenso vielen Achsen an und über der südlichen Chorschranke. In der manieristischen Bild- und Formensprache des Bildhauers Hans Schenck gen. Scheußlich entwirft sie das Bild eines evangelischen Christen in einer Welt der Vergeblichkeit und Vergänglichkeit, der sein ganzes Vertrauen in die Erlösungstat Christi setzt, derer er gewiß ist. Gleichzeitig dient das Gedächtnismal der Repräsentation des dynastischen Anspruchs der Brandenburger Kurfürsten. Sowohl Vanitas der Welt als auch Erlösung daraus allein durch Christus werden durch die [Druckseite XXX] vielen, die Architekturteile schmückenden und die Bilder erläuternden Inschriften konkretisiert. In antithetischer Form erläutern sie in lutherischem Sinne die Darstellungen, die das Schema von Gesetz und Gnade mit den Prozeßdramen der Zeit verbinden. Das Grabmal des Erzbischofs versinnbildlicht das Thema des Sieges Christi über den Tod wie eine Erfüllung des Versprechens auf Erlösung, das das Epitaph verheißen hatte. Die umlaufende Inschrift greift die deutsche Sterbeinschrift des Epitaphs ins Lateinische übersetzt noch einmal auf. In einem Verwechslungsspiel von Sprachen und Schriftformen tauscht der Künstler hier in Sterbeinschrift und Künstlersignatur die Genres, um die Sprache des Luthertums zu betonen. Die beiden weiteren erhaltenen Ensembles aus Grabplatte und Epitaph für die Domdekane Friedrich von Britzke († 1576), Haupt der katholischen Partei zu seiner Zeit, und Kaspar von Kannenberg († 1605), 1591 während der Reformation des Domes konfessionell noch unentschlossen, später evangelisch geworden, stellen – trotz unterschiedlichen Bekenntnisses – eine ähnliche Glaubenshaltung heraus.116) (Nr. 216, 249) In übereinstimmender Aufteilung der Denkmale, die in Hochrelief und teilweise vollplastisch gearbeitet sind, zeigen die Bildprogramme jeweils den Verstorbenen vor einer Kreuzigung kniend. Im obersten Geschoß der Ädikula ist Gottvater abgebildet, in Entsprechungen des Alten Testaments sind beide Male neben anderen Moses und Tugendallegorien zu sehen. Außer den Sterbevermerken, die auch schon an den Grabplatten zu lesen sind, findet man versifiziertes Totenlob – einmal nur fragmentarisch. Die beiden verbleibenden steinernen Epitaphien bezeichnen zum einen – auch hier wieder in Doppelfunktion – die ansonsten unbezeichnete Grabstelle zweier oder mehrerer Kinder des Domherrn Peter von Götze. (Nr. 236) Neben den fragmentarischen Sterbevermerken wird in einer Grabbezeugung die Funktion des Denkmals thematisiert, und neben Wappenbeischriften ist ein Sinnspruch angebracht. Auch das jüngste dieser Denkmale hat eine Doppelfunktion als Erinnerungsmal und Bezeichnung der Grabstätte, wie sich aus den Inschriften des im übrigen nur durch Voluten und figürliche Ornamente geschmückten Epitaphs erkennen läßt. (Nr. 273) Die Grabbezeugung zeichnet – gerahmt von zwei Sinnsprüchen – den Lebensweg des Bestatteten Johannes Schultze, Sekretärs des Domkapitels, nach. Das einzige gemalte Bildepitaph oder Memorialbild, dessen Funktion sich nur durch eine Kreuzigungsdarstellung auf der Tafel erweist, zeigt die Familie eines der frühen Domprediger. (Nr. 251) Es vereint die lebenden und die toten Familienmitglieder. Für alle Dargestellten ist das zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes erreichte Alter angegeben, die Verstorbenen wurden darüber hinaus durch Kreuze zu ihren Häupten gekennzeichnet. Außerdem wurden nur eine Bibelstelle und ein versifizierter Denkspruch angebracht.
Eine letzte Gattung mit Inschriften des Totengedenkens bilden die Gedenksteine. (Nr. 193, 194, 221, 276) Dabei handelt es sich um Werksteine, die ursprünglich wohl im Kreuzgang (Nr. 193) oder an den darin befindlichen Gebäuden (Nr. 194, 276) angebracht waren. Ein Teil von ihnen wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zum Neuaufbau an der Außenseite des südlichen Kreuzgangflügels benutzt.117) (Nr. 221) Diese mehr oder weniger „Kritzelinschriften“ oder Inschriften, die mit geringerem handwerklichen Aufwand angebracht wurden, überliefern Namen teilweise mit persönlichen Daten, wobei nicht immer sicher ist, ob sie Todesdaten angeben und damit die Grabstellen der Genannten bezeichnen. (Nr. 193) An anderen Stellen wird deutlich, daß es sich um Geburts- und/oder Sterbedaten handelt, die um Segenswünsche vermehrt wurden. (Nr. 194, 276) Die dislozierten Steine an der Südseite des Kreuzganges nennen oft Namen und Geburtstage, nicht jedoch die Todestage. Deshalb ist anzunehmen, daß hier zu Lebzeiten Begräbnisplätze vorbereitet wurden, deren Belegung teilweise nicht mehr verzeichnet oder überhaupt nicht mehr durchgeführt wurde. (Nr. 221) Auch hier erfährt man den Namen, den Herkunftsort, das Geburts- und/oder Sterbedatum und die Würden. Segenswünsche fehlen.
Die Sprache der Inschriften des Totengedenkens ist bis in die Zeit um 1600 fast ausschließlich das Lateinische – im allgemeinen sprachlich schlicht und einfach –, das 50 Inschriften aufweisen. Von diesen sind zwölf in Verse gefaßt. (Nr. 9 †, 101, 114(†), 201, 204 †, 210 †, 216, 227 †, 229, 249, 251, 273) Meistens handelt es sich dabei – dem Anlaß angemessen – um elegische Distichen, oft in zweisilbig reinem leoninischen Reim. Vereinzelt kommen auch einfache leoninische Hexameter vor, einmal sogar Hexameter mit zwei- und dreifachem Binnenreim, in dem jeweils ein Verspaar zusätzlich zweisilbig reinen Endreim aufweist. Nicht immer zeichnen sie sich durch makellose Prosodie aus. Das Deutsche scheint sich bis auf eine fast zu vernachlässigende Ausnahme in zehn rein deutschen und [Druckseite XXXI] vier bilingualen Inschriften erst mit der Verbreitung der Reformation durchzusetzen. Zum ersten Mal finden sich Anklänge in zwei Kritzelinschriften ohne konfessionellen Hintergrund, die vermutlich die Namen von Vikaren wiedergeben. Dort werden in den Jahren 1545 und 1578 die Herkunfts- und Datumsbezeichnung durch deutsche Präpositionen und Artikel bezeichnet. (Nr. 193) Im Jahr 1558 wird dann in zwei Grabdenkmalen in eindeutig konfessioneller und politischer Absicht und im Wechselspiel zwischen lateinischer und deutscher Sprache sowie unterschiedlichen Schriftarten sowohl der Sterbevermerk in deutscher Sprache wiedergegeben als auch die benutzten Bibelstellen der Lutherschen Bibelübersetzung bzw. einem Werk Luthers entnommen.118) (Nr. 201, 202) Auch in einem eingeritzten und auf deutsch angebrachten Gießervermerk auf der Grabplatte für das damalige Haupt der katholischen Partei unter den Domherren, Friedrich von Britzke († 1576), – mit ansonsten lateinischen Texten – wird ein abgekürzter Zusatz, der allerdings auch lateinisch aufzulösen ist, in der Absicht persönlicher und konfessioneller Verwahrung angebracht.119) (Nr. 215) Das dann bleibende Eindringen der Volkssprache vollzieht sich um 1600. Nun findet man bis zur Mitte des Jahrhunderts die ersten vollständigen Texte auf Grabmälern für Laien mit Begräbnisrecht im Domkreuzgang, wie den Stiftshauptmann Wolff von Packe, Kinder – mit Zusätzen in lateinischer Sprache – oder Ehefrauen von Domherren sowie höhere Militärs, die in schwedischen Diensten vor Halberstadt gefallen waren. (Nr. 234 †, 236, 263, 264, 265, 267, 269, 271, 280) Auch Gedenksteine weisen jetzt vornehmlich die deutsche Sprache auf. (Nr. 276) Um dieselbe Zeit werden für Geistliche auch Texte aus der Lutherbibel ins Lateinische zurückübertragen, wie man beispielsweise an der Grabplatte des Domherrn Johannes Georg Vitztum von Eckstedt († 1641) sehen kann. (Nr. 262) An der 1592 errichteten Kanzel findet sich unter anderem ein deutscher Reimvers. (Nr. 231)
4.2. Inschriften auf Glocken
Die Glocken stellen mit nur acht Inschriftenträgern, von denen noch sechs erhalten sind, und drei Prozent des Gesamtaufkommens die kleinste und homogenste Gruppe von Inschriftenträgern des Halberstädter Doms dar.
Von den heute noch vorhandenen neun mittelalterlichen Glocken sind nur die drei spätmittelalterlichen gewiß für den Halberstädter Dom gegossen worden.120) Sie dienten als Sonntagsglocke (Osanna) bzw. als Spendeglocken (Laurentius, Maria Magdalena). Die Inschriften zweier weiterer Glocken, darunter die größte, die Festtagsglocke Dunna und die Uhrschlagglocke, die beide im 19. Jahrhundert umgegossen wurden, sind abschriftlich überliefert. Eine andere, an Werktagen zu läutende Glocke mit Namen Cantabona, existiert nicht mehr; mit ihr sind auch ihre Inschriften vergangen, wenn sie denn welche trug.121) Von den sechs noch existierenden Chorglocken des 12. bzw. 13. Jahrhunderts können nach ihrem Gewicht aber höchstens zwei zu dem ursprünglichen Glockenbestand des Domes gehört haben.
Über den Glockenbestand des Spätmittelalters sind wir durch eine zeitgenössische Quelle gut informiert.122) Am 22. Februar des Jahres 1465 führten der Halberstädter Domdekan Johannes Quirre, der Domherr Balthasar von Neuenstadt und der magister fabrice Johannes Groteclaws im Namen des Kapitels eine Inventur der beweglichen Güter durch, die zum Gottesdienst benötigt werden; der Notar Tileman Smetsdorp hielt sie schriftlich fest. Nach den Büchern und den Textilien werden die Glocken pendentes in turri nach ihrem Gewicht aufgeführt. So entspricht die noch existierende Glocke Osanna (Nr. 95) mit ihren heute ca. 4820 kg nahezu den – vermutlich nach der Größe geschätzten – 100 centenarios (100 Zentner = 4860 kg, legt man etwa das lüneburgisch-bremische Pfund von 486 g zugrunde), die das Inventar von 1465 angibt. Ebenso passen die vor dem ersten Umguß im Jahr 1860 gewogenen 158 Ztr. (= 7900 kg) der Dunna (Nr. 97 †) zu den 1465 geschätzten 160 centenarios (= 7679 kg nach lüneburgisch-bremischem Pfund). Auch das Gewicht der Uhrglocke (Nr. 99 †) entsprach mit gewogenen 27 Zentnern und 70 Pfund etwa den 26 Zentnern, die 1465 für eine solche [Druckseite XXXII] Glocke angegeben wurden. Von den acht Glocken, die als „die Kleinen“ (parvae) bezeichnet werden, paßt jedoch hinsichtlich des Gewichts höchstens eine auf eine der inschriftlich bezeichneten heutigen Chorglocken (Nr. 28, Gewicht: 5 Zentner = 250 kg). Die drei diesen Glocken beigegebenen Herkunftsbezeichnungen – de monasterio Huysborch, de Kancke und de Moyser – weisen darauf hin, daß man sie wohl auf der Huysburg oder in Möser (Landkreis Jerichow?) erworben hat.123) Vier weitere der im Inventar verzeichneten Glocken hingen nicht im Dom, sondern in zum Dom gehörigen Kapellen rund um den Domplatz. Die meisten der acht Chorglocken – vielleicht bis auf diejenige über der Scheitelkapelle und den sog. Adam im Dachreiter über der Vierung – könnten also erst nach 1465 angeschafft worden sein, wie die abweichenden Gewichtsverhältnisse nahelegen, auch wenn es darüber keine weiteren Quellen gibt.
Die drei inschriftlich bezeichneten Chorglocken tragen in unterschiedlicher Textlänge umlaufend ein und dieselbe Inschrift: den Beginn der Antiphon bzw. des Gebets Ave Maria. Nach Claus Peter waren sie für das dreimal täglich stattfindende Angelus-Läuten bestimmt.124) Diese Glocken, die wegen der Gewichtsunterschiede nicht identisch mit den im Inventar von 1465 genannten Chorglocken sein können, sind nach den Forschungen von Peter – wie aus Glockenform und Kronendekor zu ersehen sei – sämtlich im Verlauf des 13. Jahrhunderts in derselben Werkstatt im Harzgebiet entstanden.125) Sie können aber erst nach 1465 für den Dom angekauft worden sein.126) Vielleicht hilft zur Aufklärung dieses Sachverhalts der Vermerk weiter, der in einem Inventar des Jahres 1731 bei zweien der Chorglocken angebracht wurde.127) Dort wurde jeweils eine Jahreszahl hinter den verzeichneten Glocken mit den beiden kürzeren Ave-Maria-Texten geschrieben – und diese müssen ja die nach 1465 angeschafften sein –, einmal 1500 (vielleicht Nr. 28), zum anderen 1505 (vielleicht Nr. 29). Inschriften mit Jahreszahlen sind an den Glocken selbst aber nicht angebracht. Die Jahreszahlen könnten die Anschaffungsdaten der beiden Glocken angegeben haben. Sie wären dann zwar aus demselben Bestand, aber zu unterschiedlichen Zeiten besorgt worden. Die Geschichte der Halberstädter Chorglocken muß gewiß neu geschrieben werden.
Zwei der Glocken des Hauptgeläutes existieren nicht mehr, ihre Inschriften sind gleichwohl überliefert.128) Die im Oktober 1454 gegossene Sonntagsglocke Osanna (Nr. 95) trägt eine umlaufende Inschrift in gotischer Minuskel, die Gießervermerk, Jahreszahl und ihre Funktion als Teil eines tonal abgestimmten Geläuts mit der Festtagsglocke Dunna kombinierte. Das Ensemble existierte jedoch nur wenige Wochen, da die Festtagsglocke Dunna schon im Dezember desselben Jahres während eines Wintergewitters zerstört wurde. Die neue, im Jahr 1457 gegossene und ebenfalls auf ihr Pendant klanglich abgestimmte Festtagsglocke mußte, nachdem sie 1840 zersprungen war, mehrfach neu gegossen werden, zuletzt 1999.129) (Nr. 97 †) Ihre Inschrift, die ebenso wie die der Osanna in zweisilbig rein gereimten leoninischen Hexametern abgefaßt wurde, bezog sich ebenfalls auf ihre Funktion als Festtagsglocke, die zum Festgottesdienst rufen und auch bei feindlichem Angriff und Gewittern erklingen solle. Ob für beide Glocken aus übereinstimmendem Metrum und der Reimform auf den Gießer der Osanna, Hans Blume (Johannes Floris), geschlossen werden kann, bleibt ungewiß. Die neben dem Hauptgeläut vierte Glocke des Domes, die als Uhrschlagglocke wohl 1460 gegossen wurde, wenn man die Inschrift in emendierter Form zum Zeugnis nimmt, nannte in ihrer Inschrift – erneut in zweisilbig rein gereimten leoninischen Hexametern – wiederum Hans Blume als Gießer und [Druckseite XXXIII] in der Glockenrede ihre Funktion als Uhrschlagglocke.130) (Nr. 99 †) Die beiden jüngsten Glocken (Nr. 178 und 179) – im Jahr 1514 gegossen durch den berühmten Glockengießer Hinrik von Kampen – traten als Spendeglocken, vielleicht zum Geläut vor und während der Almosenverteilung, an die Stelle einer im Jahr 1465 noch existierenden Glocke mit gleicher Bezeichnung.131) Die umlaufenden Inschriften nennen neben den Namen der Dompatrone Stephanus und Sixtus die der Heiligen Laurentius und Maria Magdalena, deren Namen die Glocken tragen, und außer dem Gußjahr den Namen des Gießers sowie auf der Glockenflanke diejenigen der verantwortlichen Domdignitäre und eine Bitte an die Patrone um Fürbitte.
4.3. Inschriften an Gebäuden
Mit 17 Inschriftenträgern sind ca. 6 Prozent der Inschriften des Halberstädter Doms am Gebäude angebracht. Nur zwei dieser Inschriften sind uns abschriftlich überliefert.
Fast die Hälfte der Inschriften, nämlich sieben, geben Jahreszahlen wieder, die sich auf Baudaten beziehen, aus denen sich Bauabfolgen, Fertigstellung, Reparaturarbeiten oder die Bedeutung von Bildprogrammen ableiten lassen. So läßt sich am nordwestlichen Vierungspfeiler und an den folgenden vier nördlichen Langhauspfeilern der Baufortschritt an den Aufstellungsdaten der Pfeiler nachvollziehen. (Nr. 88) Am nordwestlichen Vierungspfeiler wurde vielleicht mit den Worten E(recta) e(st) i(sta) c(olumna) und der Jahreszahl m cccc xliio, die sich am ersten Langhauspfeiler wiederholt, die Aufstellung der beiden Pfeiler dokumentiert. Da der zweite Langhauspfeiler die Jahreszahl mo cccco xliiiio aufweist, die nach Westen hin folgenden jeweils aber die Zahl xliii, die für die Jahreszahl 1443 steht, läßt sich daran ablesen, daß das Langhaus des Doms in den Jahren 1442 bis 1444 zuerst von Osten und dann von Westen her geschlossen worden ist.132)
Jahreszahlen an den Schlußsteinen des Langhauses, der Neuenstädter Kapelle oder des Neuen Kapitelsaales geben den Abschluß der Einwölbung und damit die Fertigstellung der entsprechenden Gebäudeteile an. (Nr. 110, 159, 181) Auch wenn die Schlußsteine des Neuen Kapitelsaales nur Wappen und ihre Beischriften zeigen, kann die Zeit der Fertigstellung daraus erschlossen werden. Andere Jahreszahlen weisen auf größere Reparaturarbeiten hin. So etwa die nur kopial überlieferte Jahreszahl 1574, die an der Nordseite des Südturmes gestanden hat und auf Reparaturen an diesem Turm hinweist, der zuvor zweimal – in den Jahren 1454 und 1513 – bei Wintergewittern jeweils durch Blitzschlag gelitten hatte.133) (Nr. 213 †) Die an beiden Seiten des sechsten Strebepfeilers an der Südseite des Baus angebrachte Jahreszahl 1602 weist auf den Abschluß von Bauarbeiten in diesem Jahr hin, die ausgeführt werden mußten, weil die Strebebögen der noch im 13. Jahrhundert errichteten Pfeiler zu schwach waren, um dem Druck der Gewölbe standzuhalten – was zur Folge hatte, daß sie erneuert werden mußten.134) (Nr. 247)
Auf Fertigstellungen einzelner Bauteile oder -abschnitte weisen die Jahreszahlen am Portal der Winterkirche hin, die wohl den Zeitpunkt des Durchbruchs dieses Portals anzeigen, oder auch diejenige, die das ehemalige Domrentamt schmückte und vielleicht die Fertigstellung der Dombibliothek bezeichnen sollte. (Nr. 253, 254 †) Dieselbe Baumaßnahme dokumentierten wohl auch die Wappen der Domherren, die, während einer Sedisvakanz im Jahr 1613 angebracht, vermutlich die in diesem Jahr fertiggestellte Dombibliothek zierten, heute aber in der Neuenstädter Kapelle vermauert sind. (Nr. 252) Auch eine Nische im südlichen Chorumgang zeigt eine Jahreszahl an ihrem Scheitelstein. (Nr. 220) Vielleicht war hier eine Altarnische umgebaut worden, die nach der Reformation nicht mehr benötigt wurde, oder ein Durchgang angelegt worden, der heute nicht mehr erkennbar ist. Ähnliches war auch mit dem Portal im südlichen Chorumgang geschehen, das der Domdekan Matthias von Oppen 1615 hat anlegen lassen, um Zugänge zu anderen Gebäudeteilen zu ermöglichen.135) (Nr. 255) Es trägt außer der Jahreszahl eine Stifterinschrift. Mit Rötelstift wurde eine in ihrem Sinn [Druckseite XXXIV] nicht völlig verstandene Inschrift in der ehemaligen Kupferkammer angebracht, die vielleicht eine Wirtschafts- oder eine Baunachricht enthält. (Nr. 198)
Figürliche Bildprogramme am West- und Nordportal werden ebenfalls von Inschriften erläutert. Im ältesten aus der Zeit nach 1236 und vor 1250, das sich am Westportal befindet, ist das Buch des Lebens mit dem Friedensgruß bezeichnet, das Christus beim Weltgericht in seiner Linken hält. (Nr. 22) Diesen Gruß in einem hochgehaltenen Buch zeigen auch die Wappen verschiedener zeitgenössischer Bischöfe.136) Das umfangreichste Programm am Nordportal versinnbildlicht Maria Ecclesia als Fundament des Himmels, die mit allen anderen Heiligen gemeinsam den lebendigen Leib der Kirche bildet. (Nr. 87) Dargestellt ist der Marientod im Tympanon begleitet von Aposteln und Engeln, in den Archivolten umgeben von Propheten sowie Patriarchen und Königen, überhöht durch das Kreuz, das als Baum des Lebens gestaltet ist, in dessen Enden die Evangelisten dargestellt sind, und das von den Martyrien der beiden Dompatrone flankiert wird. Die Inschriften, sofern sie nicht die Abgebildeten bezeichnen, werden aus dem Canticum Canticorum gespeist, wurden als Antiphone, Responsorien oder Versus der Liturgie des Stundengebets entnommen und waren am Fest Mariae Himmelfahrt zu psallieren. Hier zeigt sich eine der Besonderheiten des Halberstädter Inschriftenbestandes: immer wieder werden an Bauwerk und Austattungsstücken liturgische Texte verwendet.
4.4. Inschriften in Wand- und Glasmalereien
Die 17 Glasfenster bzw. -scheiben und eine Wandmalerei, die Inschriften aufweisen, machen zusammen etwa 6 Prozent des Gesamtbestandes aus. Die Inschriftenträger sind noch vorhanden, wenn auch einzelne Scheiben oder Teile von Fenstern fehlen oder neuzeitlich ergänzt sind.137)
Die Glasmalereien sind nach und nach entstanden und jeweils zur Entstehung der Bauteile, die sie schlossen und schmückten, fertiggestellt worden. Die Scheitelkapelle des Domes war als Marienkapelle in langer Bauzeit vermutlich schon seit den vierziger Jahren des 14. Jahrhunderts errichtet worden.138) Nachdem sie schon 1350 scheinbar vor der Vollendung stand, wurde erst im Juli 1362 seitens des Domkapitels über ihre Bestimmung verfügt. Deshalb wird man hinsichtlich der ältesten erhaltenen Bildfenster des Domes eine Entstehung vor dem Jahr 1362 annehmen dürfen.
Die drei noch in mehr oder weniger großen Teilen erhaltenen der ursprünglich fünf Bildfenster zeigen ein Bildprogramm, das auf die Erhöhung und Verehrung Marias abgestimmt war.139) (Nr. 44, 45, 46, 47) Im Mittelfenster sieht man zwar umrankt von der Wurzel Jesse Szenen aus dem Leben Christi einschließlich der Passion, flankiert von alttestamentlichen Königen und Propheten, jedoch liegt der Schwerpunkt der Auswahl auch hier auf der Rolle Mariens in der Heilsgeschichte. Die Inschriften des Bildfensters bestehen aus den in Spruchbändern wiedergegebenen Anfängen liturgischer Texte des Advent, die sich besonders auf die in der Marienkapelle täglich zu lesende Rorate-Messe beziehen, die ihr Stifter Ludwig von Wanzleben dort eingerichtet hatte und deren Einkünfte für den weiteren Dombau verwendet werden sollten. Im Bildfenster der nördlichen Schräge des Polygons werden Darstellungen von Tugenden und Heiligen mit solchen der Engelchöre verschränkt, deren Tugend jedoch von derjenigen Marias übertroffen wird, deren Krönung in der Fensterspitze wiedergegeben ist. In Spruchbändern beigegebene Bildbeischriften bezeichnen die Dargestellten. In der südlichen Schräge des Polygons in einem nicht mehr vollständig erhaltenen Fenster sind Tugendallegorien und heilige Jungfrauen abgebildet, die als Seligpreisungen zu verstehen sind, über denen Maria mit dem Jesusknaben zu sehen ist und die auf den Jungfrauenaltar des Domes bezogen waren. In diesem Bildfenster werden Bildbeischriften mit einigen liturgischen Texten vermischt. Ein weiteres Fenster zeigte vermutlich Apostel.
Als der Chor, mit dessen Bau man 1354 durch die Niederlegung der Liudger-Kapelle im Norden des Doms begann, nach fast einem halben Jahrhundert Bauzeit im Jahr 1400 vollendet war, waren wohl auch schon einige seiner Fenster – etwa im Obergaden und auch das Fenster nord IV (Christusfenster) in der nördlichen Schräge des Chorumgangs – fertiggestellt.140) (Nr. 52, 53) Die wenigen [Druckseite XXXV] Inschriften, die in den Fenstern zu sehen sind, geben – neben Kreuztituli – in Spruchbändern Bibelsprüche der Liturgie der Karwoche sowie für die beiden Szenen, die Christus als Gärtner neben Maria Magdalena und im Maßwerk den Erzengel Gabriel mit Zacharias zeigen, – wiederum nach Bibelzitaten – Antiphon- und Responsorienanfänge für die Osterfeiern wieder.
Die restlichen elf Bildfenster scheinen nach den stilkritischen Untersuchungen von Eva Fitz sämtlich im ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts entstanden zu sein. Verschiedene Werkstätten und Maler haben sie nach unterschiedlichen Stilvorlagen vermutlich nebeneineinander geschaffen. Nach den Forschungen von Eva Fitz und Karl-Joachim Maercker schuf eines der Ateliers auch Wandmalereien in der Redekin-Kapelle des Magdeburger Doms, weitere Glasmalereien im Stendaler Dom und die Programme der Halberstädter Bildfenster süd IV (Johannesfenster) und süd V (Stephanusfenster).141) Reste von Glasmalereien, die sich ursprünglich nach den Forschungen von Fitz im Fenster nord VI (Zehn-Gebote-Fenster) befunden hatten, sieht man jetzt in süd VII und nord IX.142) Von dieser Werkstatt, die vom böhmischen Stil beeinflußt war, wurden auch eine Malerei an der Schräge der südlichen Chorschranke und die Chorschrankentüren des Halberstädter Doms gefertigt. (Nr. 68, 71, 51) Im Johannesfenster (süd IV) ist nur noch eine Inschrift zu sehen, die eine Bibelstelle wiedergibt. Die beiden Stifterdarstellungen, die als einzige inschriftliche Fürbitten enthielten, wurden bei einem Bombenangriff am 8. April 1945 zerstört.143) (Nr. 62) Die ehemals vorhandenen und das noch erhaltene Wappen weisen auf Stifter aus den Familien Hoym und Redekin hin.
Meistens erläutern Bildbeischriften am unteren Rand der Bildfenster die Darstellungen. Etliche Inschriften geben die in den Nimben eingezeichneten Namen, die der Bezeichnung der dargestellten Personen dienen, wieder. Oft sind es auch Spruch- oder Schriftbänder, die liturgische Texte, Bibelstellen oder solche aus christlicher Literatur verzeichnen; so etwa die der Tiburtinischen Sibylle in den Mund gelegten oder die Maria als Gottesmutter bezeichnenden Inschriften aus Bibel und Legenda Aurea, die sich ursprünglich im Maßwerk des Marienfensters befanden und heute im Maßwerk des Fensters nord V zu sehen sind.144) (Nr. 63) Aus derselben Glasmalerwerkstatt stammen Scheiben aus süd V (Dionysiusfenster), süd VII (Karlsfenster) und nord IX (Sakramentfenster) bzw. aus den Fenstern nord VI (Marienfenster) und süd VI (Martinsfenster). Auch hier enthalten die Inschriftentexte Bildbeischriften, Nameninschriften und manchmal Antiphonanfänge.145) (Nr. 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71)
Eine fragmentarische Wandmalerei über dem Altar im zweiten Joch des südlichen Chorumgangs zeigt nur noch bei UV-Licht sichtbare Darstellungen. (Nr. 74) Die Inschriften sind so fragmentarisch wie das Wandbild selbst. Zu erkennen sind noch mehrere Heilige beiderlei Geschlechts, ein Engel und ein Kleriker. Eine der Inschriften weist als Bildbeischrift auf einem Schriftband auf das Erscheinen des Engels hin, dessen nachfolgende Rede aber leider nicht zu entziffern war. Die weiteren benennen Heilige, jedoch sind immer nur die Epitheta noch lesbar. Im rechten Gewände ließ sich inschriftlich die heilige Agatha identifizieren. Aus dem Bildprogramm und den Inschriften läßt sich schließen, daß es sich um eine Art gemaltes Retabel für den Jungfrauenaltar des Doms gehandelt hat. Vermutlich waren Szenen aus der Cäcilien- und Agathenlegende dargestellt und durch Inschriften erläutert. Die um 1420 entstandenen Malereien sind nach den Überlegungen von Eva Fitz im Umkreis der Werkstatt entstanden, der wir auch eine zwar verlorene, aber photographisch dokumentierte Strahlenkranzmadonna verdanken und in deren weiterem Umfeld Wandmalereien in der Liebfrauenkirche entstanden sein könnten.146)
4.5. Inschriften der Ausstattung
Ausstattungsstücke als Inschriftenträger, wenn wir die Gemälde der Altarretabel davon trennen, betragen mit 30 Werken fast 11 Prozent des Gesamtbestandes. Davon ist eines vollständig kopial überliefert. Sechs sind teilweise abschriftlich überliefert, die Inschriftenträger sind also heute noch vorhanden, lediglich die Inschriften selbst sind abgängig. Zwei dieser Ausstattungsgegenstände gehörten noch [Druckseite XXXVI] zum romanischen Dom: die um 1220 angebrachte monumentale Triumphkreuzgruppe und eine Orgel, die laut ihrer überlieferten Inschrift 1361 angefertigt wurde.
Die Triumphkreuzgruppe mußte für ihre Einbringung in den gotischen Dom an beiden Seiten gekürzt werden, da bei gleichgebliebenen Breitenverhältnissen von Langhaus und Chor die östlichen Vierungspfeiler des gotischen Doms, zwischen denen der Triumphbalken seinen Platz hat, breiter sind als es die des romanischen Gebäudes waren.147) (Nr. 19) Deshalb fehlen auf beiden Seiten des Balkens, der auf einer Seite die zwölf Apostel und auf der anderen die gleiche Anzahl an Propheten zeigte, je zwei Apostel auf der Westseite und Propheten auf der nach Osten blickenden Seite. Zwar gibt die Inschrift am Dreipaß des oberen Kreuzendes nur einen Kreuztitulus wieder, jedoch ist dieser durch die verwendete Schriftform und die verhältnismäßige genaue Datierung des Kunstwerks wichtig als Leitpunkt für die Entwicklung der gotischen Majuskel in Halberstadt.
Das zweite Ausstattungsstück, das noch aus dem romanischen Dom stammen muß und eine Inschrift trug, war die Orgel, die Michael Praetorius beschreibt.148) (Nr. 43 †) Die Inschrift gab einen Herstellervermerk, der auf 1361 datiert ist, und einen Vermerk über die Erneuerung des Instruments im Jahre 1495 wieder.
Ein weiteres Stück stammt gar nicht aus dem Dom.149) (Nr. 33) Ein Taufbecken, das zur Ausstattung der heute zerstörten Halberstädter Paulskirche gehörte, wurde vermutlich um 1837 in den Dom verbracht. Das Bildprogramm zeigt Szenen aus Christi Jugend bis zu seiner Taufe durch Johannes. Die erläuternden Bildbeischriften, welche die in Giebelarchitekturen dargestellten Szenen begleiten, könnten in der Behandlung von Bibelstellen durch spätantike oder mittelalterliche christliche Schriftsteller wurzeln. Eine Fünte mit identischem Programm und Inschriften befindet sich in der Halberstädter Pfarrkirche St. Martini.
Sobald einzelne Gebäudeteile des gotischen Doms fertiggestellt worden waren, begann man gleichzeitig oder nachfolgend – meist durch Stiftungen – die Ausstattung anzuschaffen. So war die Scheitelkapelle vor und um 1362 mit Bildfenstern und Skulpturenschmuck versehen worden.150) Es folgten nach der Fertigstellung des Chors im Jahr 1400 die Chorobergaden- und Chorumgangsfenster sowie die Chorschrankentüren, die die Sphäre der Geistlichkeit gegen diejenige, die auch von Laien betreten werden durfte, abschließen. Die je zweiflügeligen Chorschrankentüren sind um 1400 entstanden.151) (Nr. 51) Sie bestehen aus mit farbig gefaßtem Pergament bezogenem Holz und bilden die Dompatrone Stephanus und Sixtus, die Jungfrau Maria und Karl den Großen als Heiligen und Gründer des Bistums Halberstadt ab. Die auf Spruchbändern beigegebenen Inschriften enthalten neben einem Bibelzitat und Bildbeischriften eine aus zwei Versen der achten Strophe des Hymnus Urbs Aquensis urbs regalis gebildete Anrufung, die sich auf Karl den Großen bezieht und im Kontext unausgesprochen zusammen mit dem nicht wiedergegebenen Vers eine Bitte um Fürbitte beinhaltet. Wie die Triumphkreuzgruppe, die mit der Kreuzigungsdarstellung im Scheitelfenster des Obergadens eine Blickachse bildet, so blickt man von der nördlichen Chorschrankentür auf das genau gegenüberliegende Bildfenster süd VII, das ehemals einen Karlszyklus enthielt. Lage und Blickachse hatten wahrscheinlich Bedeutung für die Festliturgie. Von der hölzernen Chorschrankenverkleidung des 15. Jahrhunderts, die wohl die gesamte Chorschranke schmückte, konnte vor wenigen Jahren ein Fragment in Form eines Vierpasses mit einer Abbildung des Evangelisten Matthäus geborgen werden. (Nr. 125) Der zweimalig wiederholte Name auf der Rückseite diente vermutlich als Versatzmarke, die fragmentarische Inschrift auf der Vorderseite enthielt vielleicht ehemals eine Bibelstelle aus dem Matthäusevangelium oder einen liturgischen Text.
Die mit 18 Stücken größte Gruppe bilden die steinernen Standbilder, die Kirchenpfeiler schmücken und auf Altären oder an anderen Standorten aufgestellt waren.152) (Nr. 82, 89, 90, 112, 116 (†), 155, 156 (†), 158 (†), 162, 163, 164 (†), 165, 167, 174, 176, 185, 207 (†), 238) Offenbar begann man seit dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts den Skulpturenschmuck zunächst für den schon fertiggestellten und wohl schon benutzten Chor zu stiften sowie um die Zeit der Schlußweihe 1491 und im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts die Vierung und das Langhaus auszuschmücken. Die 14 Chorpfeilerfiguren [Druckseite XXXVII] der Apostel und beider Dompatrone wurden seit dem Ende der dritten Dekade des Jahrhunderts bis in die sechziger Jahre geschaffen. Die einzige Jahreszahl – zu Füßen der wohl am frühesten geschaffenen Figur des Andreas – nennt das Jahr 1427. (Nr. 82) Die Skulpturen lassen sich anhand des Stils datieren und dank der den meisten Skulpturen beigefügten Wappen geistlichen und weltlichen Stiftern aus den Familien Dotzem, Hoym, Koneken, Bartensleben und Quirre zuordnen. Ein Standbild stiftete Heinrich von Stammer, der zwischen 1466 und 1481 Bischof von Naumburg und zuvor Halberstädter Kanoniker gewesen war, zwei andere wohl die Domherren Otto von Bothmer bzw. Gunzelin von Bartensleben. Die Inschriften an drei der Chorpfeilerfiguren bezeichnen die Heiligen nur mit ihren Namen. In den dreißiger oder vierziger Jahren entstand auch die Altarskulptur der Katharina, die wohl aus derselben Werkstatt herrührt wie diejenigen der Apostel Johannes und Bartholomäus, an denen sich, wie auch an derjenigen des Apostels Andreas, das Wappen der Familie Dotzem findet. (Nr. 89) Die um ihre Krone umlaufende Umschrift nennt ebenfalls nur den Namen der Heiligen. Von einem der Steinmetzen, die ihre Zeichen auch am Nordportal hinterlassen haben, stammt das Relief des Ungläubigen Thomas, an dem sich dasselbe Steinmetzzeichen befindet. (Nr. 90). Die Inschrift, notdürftig als Kontamination zweier Bibelstellen charakterisiert, könnte auch von einem nicht nachgewiesenen liturgischen Text herrühren.
Mit der Skulptur des heiligen Georg beginnt eine Reihe von Standbildern, die neben der Jahreszahl des Stiftungsjahres und dem Wappen höchstens noch Initialen aufweisen. (Nr. 112, 158 (†), 162, 163, 164 (†), 165, 174, 207 (†), 238) Wenige der Heiligendarstellungen weisen eine Bitte um Fürbitte auf, wie sie am Sockel des Sebastianstandbildes am nordwestlichen Vierungspfeiler neben dem Stiftungsjahr zu sehen ist. (Nr. 167) Die Trumeaufigur des Domes, die über dem Eingang des Westportals wachte und heute an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs angebracht ist, nannte neben dem Namen die Devise des Stifters Postulo tantum humilitatem. (Nr. 156 (†)) Außerordentlichen Formenreichtum einer frühhumanistischen Kapitalis sieht man an der Konsole der Skulptur des heiligen Mauritius am ersten nördlichen Langhauspfeiler. (Nr. 176) Das Standbild des Patrons des Magdeburger Erzbistums war vielleicht von seinem Stifter, dem Magdeburger Domthesaurar und kurzzeitigen Halberstädter Domdekan Sebastian von Plotho, als Seitenhieb und Anspielung auf das Spannungsverhältnis gewählt, das zwischen der Magdeburger und Halberstädter Kirche seit der Einrichtung des Erzbistums Magdeburg im 10. Jahrhundert bestand: Plotho, der erst 1510 den Amtseid geleistet hatte, war als Halberstädter Domdekan noch im Jahr 1513 aus nicht bekannten Gründen zurückgetreten. Im Jahr darauf begegnet man ihm dann als Dompropst in Merseburg. Die Inschrift, ein Responsorium zum Fest des heiligen Mauritius, wurde so gedankenlos aus der Vorlage – dem Halberstädter Brevier – abgeschrieben, daß der Anfang des Versikels, der mit einem großen V gekennzeichnet war, später Schwierigkeiten bei der Übersetzung verursachte, weil der Buchstabe immer in der Bedeutung VESTER aufgelöst wurde.
Von einer Ausnahme abgesehen bildet ein 1517 entstandenes Relief mit Szenen aus dem Marienleben an der Nordwand der Scheitelkapelle den Abschluß dieser Stiftungsphase. In drei Zonen sieht man an dem wie ein Altarretabel gestalteten Kunstwerk über einer Verkündigung an Maria die Geburt Christi und den Zug der Heiligen Drei Könige vermischt mit Szenen der Verkündigung an die Hirten, dem bethlehemitischen Kindermord und der Flucht nach Ägypten. (Nr. 185) Die Arbeit gehört zum Werk des sog. Katharinenmeisters, der in der zweiten Dekade des 16. Jahrhunderts weitere Skulpturen für den Dom und auch in der Liebfrauenkirche geschaffen hatte. (Vgl. Nr. 162, 163, 165) Eine der Inschriften beruht vermutlich auf einer deutschen Bearbeitung der Historia Trium Regum des Johannes von Hildesheim.
Auch einige Gußwerke zählen zu den Stiftungen. Nachdem schon im Jahrzehnt zwischen 1491 und 1501 eine Lichtkrone für die Marienkapelle im Kreuzgang von Dompropst Balthasar von Neuenstadt gestiftet worden war, vermachte er dem Dom testamentarisch eine eiserne Leuchterkrone, die das Neue Jerusalem symbolisiert.153) (Nr. 118, 183 (†)) Sie hängt über seinem Grab im Langhaus. Die Inschrift auf der Innenseite des Reifs, die aufgemalt war, ist heute nicht mehr sichtbar. Sie gab die Marienantiphon „Regina coeli laetare“ wieder. Eine Laterne als Ewiges Licht wurde im Jahr 1563 angeschafft. (Nr. 208) Am oberen Rahmen befinden sich der Gießervermerk des Braunschweiger Metallgießers Hans Meisner und das Gußjahr.
Ein Zifferblatt für eine Schlaguhr mit Viertelstundenschlag ist im südlichen Seitenschiff angebracht. (Nr. 212) Die zugehörige Schlagglocke wurde vielleicht ebenfalls von Hans Meisner gegossen.154) Als Inschriften zu werten sind die in römischen Buchstaben angebrachten Zahlzeichen für die Viertelstunden und Stunden.
Einen Endpunkt der Ausstattung bildet die Einbringung der Kanzel, die im Jahr 1592 – wohl als Reaktion auf die erzwungene, aber sanfte Reformation des Doms im Jahr zuvor durch den Bischof Heinrich Julius (1566–1613) – vom Domkapitel aufgestellt worden war, um die höhere Wertigkeit der Predigt im lutherischen Gottesdienst zu betonen. (Nr. 231) Hier zeigt das von nun an auch rechtlich existierende gemischt-konfessionelle Domkapitel zum ersten Mal sein Selbstverständnis.155) Die Namen sowohl der katholischen als auch der evangelischen Domherren schmücken den Schalldeckel. Das Bibelzitat, das man wählte, bezieht sich auf das Amt des Predigers. Das Bildprogramm (Evangelisten, christliche Tugenden, eine wiederverwendete Auferstehung) war sowohl evangelischen als auch katholischen Domherren genehm. Die Abbildung am Kanzelfuß mit einer Darstellung Samsons, der die Halle der Philister niederreißt, wurde von beiden Konfessionen als Vorbild der Kreuzigung verstanden. An der Schmalseite des Aufgangs werden zwei an Totentänze gemahnende Skelette von einem gereimten Memento mori in deutscher Sprache begleitet, das auf einem Bibelvers aus dem Buch Hiob beruht. Die Inschrift greift in der ersten Zeile Luthers Vorrede zu dem biblischen Buch auf. Im Vergleich mit der drei Jahre später errichteten Kanzel der Pfarrkirche St. Martini, an der in zwölf Bildern mit sechzehn zugehörigen Bibelzitaten die beiden ersten Artikel des lutherischen Glaubensbekenntnisses dargestellt werden, ist das Programm der Kanzel im Dom konfessionell neutral.
4.6. Inschriften des Domschatzes
4.6.1. Inschriften auf Textilien
a) Bildteppiche
Die im Halberstädter Domschatz erhaltenen 51 Textilien, die Inschriften aufweisen, umfassen etwa 18 Prozent des gesamten Inschriftenbestandes. Davon entfallen auf die zehn Teppiche ca. 3,5 Prozent und auf die übrigen Paramente ungefähr 14,5 Prozent (41). Zwei der Teppiche sind nur als gemalte Kopien aus dem 18. Jahrhundert erhalten. (Nr. 11 †, 15 †)
Unter den Wirkteppichen gehören die romanischen Bildteppiche des 12. Jahrhunderts aus Halberstadt zu den ältesten erhaltenen ihrer Art.156) (Nr. 10, 14, 23) Die jüngste, erhaltene Halberstädter Wirkarbeit entstand am Anfang des 16. Jahrhunderts. (Nr. 137) Meistens waren diese Arbeiten als Wandteppiche konzipiert und verwendet worden. Ein nur noch als Fragment erhaltener Knüpfteppich des Halberstädter Bestandes ist aber vielleicht von Anfang an als Fußbodenteppich oder auch als Auflage benutzt worden. (Nr. 13) Drei Wandbehänge oder Rücklaken aus dem Spätmittelalter sind als Stickereien ausgeführt. (Nr. 49, 73, 78)
Die Bildbeischriften des mit 10,26 m Länge größten Wirkteppichs geben in einer Abbreviatur von zwei mal zwei Szenen aus der biblischen Geschichte des Abraham und drei mal drei leoninisch gereimten Hexametern in typologischer Auslegung ein Programm wieder, das sich auf die Allmacht Gottes und das Kreuzesopfer Christi bezieht.157) (Nr. 10) In trinitarischer, christologischer und eucharistischer Bedeutung werden in diesem und einem weiteren Teppich, wenn man den nur in kopialer Überlieferung auf uns gekommenen Jakobsteppich berücksichtigt – der nach einer Hypothese von Leonie von Wilckens Szenen aus der Geschichte Jakobs als Entsprechung von Auferstehung und Himmelfahrt Christi wiedergab und wie der Abrahamsteppich mit der Darstellung eines Erzengels schloß –, die durch die Erzengel versinnbildlichten Eigenschaften Gottes (Allmacht und Stärke) dargestellt, die die Heilsgeschichte erst möglich machen. (Nr. 11 †) Daß die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandene Kopie des Jakobsteppichs einem Teppich der Stilstufe des Abrahamsteppichs entspricht, zeigen motivische Einzelheiten. Gleiches gilt für den nächstjüngeren Apostelteppich, der Jesus in einer von den beiden Erzengeln gehaltenen Mandorla und die Apostel in einer Wiedergabe [Druckseite XXXIX] der Wiederkunft Christi und des Himmlischen Jerusalem darstellt, und eine weitere gemalte Kopie mit Evangelistendarstellungen. (Nr. 14, 15 †) Durch eine jetzt aufgefundene Quittung des Domküsters Haber aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der seine malerischen Fähigkeiten auch einigen Magdeburger Altären zugute kommen ließ, erweist sich, daß er damals wesentlich mehr Drillich als Trägerstoff für seine Kopien gekauft hat, als er für die noch erhaltenen und die von Wilckens erschlossenen brauchte. Vielleicht hat er also Kopien von weiteren, damals schon zerschlissenen Teppichen hergestellt, die heute verloren sind.
Der jüngste der romanischen Bildteppiche, der Karl den Großen als Gründer Halberstadts zeigt, gehört in den Umkreis der mittelalterlichen Kalandskultur.158) (Nr. 23) Eine seiner Inschriften findet man auch in einem zwischen 1270 und 1275 entstandenen zeitgenössischen Gedicht des Könemann von Jerxheim (1240/45–1316) für den Kaland von Eilenstedt in der Diözese Halberstadt und im Prolog der Halberstädter Kalandsstatuten. Ebenso stimmen das dort thematisierte Ideal (amicitia) und die Pflichten der Priesterbruderschaft mit den Sprüchen auf dem Teppich überein.
Der zu Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene Marienteppich zeigt zwölf Szenen des Marienlebens.159) (Nr. 137) Vielleicht wurde er für die der Maria geweihte Kapelle im Kreuzgang, die nach ihrem Stifter Neuenstädter Kapelle genannt wird, gestiftet. Die Inschriften sind im Buchstabenbestand ungenau und teilweise verballhornt.
Ein Knüpfteppich ist nur fragmentarisch überliefert. (Nr. 13) Mit grandioser Vorstellungskraft erschloß Friedrich Bellmann aus den wenigen bildlichen und inschriftlichen Überresten dieses Teppichs ein aus fünf Teppichzeilen mit je sieben Arkadenbögen bestehendes Bildprogramm, das Tugend- und Philosophendarstellungen mit Personifikationen der Artes Liberales, der Sieben Weisen des Altertums oder auch alttestamentlicher Figuren kombinierte.160) Leider sind seine Inschriften nur bruchstückhaft vorhanden.
Als Fragmente erhalten sind auch spätmittelalterliche Stickteppiche.161) (Nr. 49, 73, 78) Der älteste, der im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts entstand, könnte nach seinen Resten bildlicher Darstellung zu einem Tristanteppich gehört haben. Nach einem erhaltenen Wappen wird ein Mitglied des Geschlechts der Halberstädter Schenken von Dönstedt (Heteborn) einer der Stifter gewesen sein. Eine weitere, vermutlich als Rücklaken verwendete Stickerei vom Anfang des 15. Jahrhunderts zeigt im oberen Register Szenen aus der Legende der heiligen Katharina, im unteren aus derjenigen des Eustachius und läßt deshalb an eine temporäre Nutzung am Jahresende über dem Chorgestühl denken, wenn die beiden Heiligenfeste gefeiert werden – oder an eine außerliturgische Verwendung. Letzteres legt vielleicht – wie bei der vorher genannten Stickerei – auch die Inschrift in deutscher Sprache nahe. Gleiches gilt auch für das jüngste der gestickten Rücklaken, den Kindheit-Jesu- oder Elisabethteppich, der aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts stammt. Im oberen Register sieht man Szenen der Kindheit Jesu, darunter solche aus der Elisabethlegende. Wegen des Formats ist auch hier eine Verwendung als Banklaken wahrscheinlich. Der Sinn des Inschriftenfragments ist nicht sicher zu erschließen.
b) Paramente
Eine Vielzahl liturgischer Gewänder zählt zu den bedeutendsten Schätzen der Halberstädter Domkirche. Die ältesten Paramente mit Inschriften sind zwei eucharistische Tücher, die aus Byzanz stammen. (Nr. 17) Konrad von Krosigk brachte sie von seiner Teilnahme am Vierten Kreuzzug nach Konstantinopel in den Jahren zwischen 1203 und 1205 mit. Sie zeigen die Einsetzung des eucharistischen Sakraments. Da ihre Funktion nach östlichem Ritus nicht in die abendländische Kirche paßte, wurden sie zu einem unbekannten Zeitpunkt auf Kirchenfahnen aufgebracht. Möglicherweise ist die heutige Anbringung schon eine zweite Wiederverwendung. Nach den Forschungen von Franz Dölger sind sie nach ihren Inschriften einem Angehörigen der byzantinischen Familie der Palaiologen als Stifter zuzuordnen und in der Zeit zwischen 1185 und 1195 entstanden.162) In je zehn zwölfsilbigen Versen greift der Text jeweils in drei Versen ein alt- oder neutestamentliches Thema auf, gibt in je vier eine Stiftungsinschrift und in den drei abschließenden ein Bittgebet wieder. Nur noch unentzifferbare [Druckseite XL] Schriftreste weist eine zweite Kirchenfahne mit einer Marienkrönung und Heiligen auf, die im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts hergestellt wurde. (Nr. 83) Eine dritte Fahne zeigt den Titulus einer Kreuzigung. (Nr. 129)
Sechs Antependien, Altardecken und andere Behänge, die Inschriften aufweisen, findet man in der Zeit vom 13. bis ins 15. Jahrhundert. (Nr. 32, 48, 124, 146, 147, 154) Teilweise handelt es sich bei den Inschriftenträgern um Applikationen an den Paramenten. Auf einer umlaufenden Goldborte zeigt ein in Perlstickerei gearbeitetes Antependium mit der Marienkrönung die bisher nicht entschlüsselten Worte FINE ABON. (Nr. 32) Ähnliche undeutbare Worte finden sich auch auf Borten außerhalb Halberstadts. Vielleicht enthalten sie einen Segenswunsch oder eine unbekannte Devise. Mehrfach sind es auch nur Buchstaben, die solche Altarbekleidungen zieren. (Nr. 124, 146, 147) Daneben ist auf Altardecken der Englische Gruß bzw. das Ave Maria zu finden. (Nr. 48, 154)
Am häufigsten kommen Inschriften an der liturgischen Bekleidung der Domkanoniker vor. Am unteren Abschluß und auf den Fanones der Mitra aus einem Grabfund liest man Teile von Antiphonen aus Psalter und Hohelied, die in Bezug auf den Bischof die christliche Brautmystik aufgreifen und an Marienfesten psalliert wurden.163) (Nr. 18) Zum ersten Mal zeigt sich hier die im Halberstädter Dom später in Inschriften so beliebte Verwendung liturgischer Texte auf einem liturgischen Insigne aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts bzw. um 1200. Eine andere Mitra läßt sich anhand ihres Bildprogramms und der zugehörigen Inschrift einem Mitglied des Minoritenordens zuweisen. (Nr. 103) Da für eine der Würden, die zum Tragen einer Mitra berechtigten, im Halberstädter Dom nur ein einziger Minorit belegt ist und aufgrund des Bildprogramms zudem chronologisch schon die Verehrung Bernardinos von Siena in diesem Orden vorauszusetzen ist, konnte die Mitra als diejenige des franziskanischen Weihbischofs Johannes Sartoris (1459–1466) bestimmt werden. Einem Domdignitär, wenn nicht einem Bischof ist auch der einzige Pontifikalhandschuh, der eine Inschrift trägt, zuzuweisen. (Nr. 130) Auf dem bestickten Strickhandschuh steht außer drei Anrufungen ein Satzbeginn in deutscher Sprache, der, weil das Gegenstück des Handschuhs fehlt, nicht sinnvoll ergänzt werden kann.
Kaseln haben sich unter den Meßgewändern aus liturgischer Notwendigkeit – sie wurden immer wieder benutzt – besonders oft erhalten. Zählt man die Kaselkreuze hinzu, so sind es insgesamt 15, an welchen im Halberstädter Dom Inschriften überliefert sind. (Nr. 25, 26, 61, 92, 104, 119, 128, 139, 148, 149, 150, 151, 182, 196, 239) Finden sich an den beiden ältesten Glockenkaseln aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts noch Antiphonanfänge oder Bibelzitate, wie sie zuvor auch an einer Mitra festgestellt werden konnten, so hat sich seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts der Kreuztitulus, der zu der oft auf der Kaselrückseite befindlichen Darstellung der Kreuzigung gehörte, als einzige Beschriftung durchgesetzt.164) Eine einzige weitere Inschrift an einer Kasel besteht aus einem fragmentarischen, nicht entschlüsselten Text. (Nr. 92) Zweimal sind nur Buchstaben überliefert. An einer der beiden Kaseln ist damit nur das Attribut des dargestellten Heiligen vervollständigt. Ansonsten handelt es sich wohl um eine Initiale als Besitzvermerk. Ähnlich kommen solche Initialen an zwei Pluviales des 14. Jahrhunderts vor. (Nr. 54, 57) Auch einige Dalmatiken tragen einzelne Buchstaben, hier ist jedoch, wie die Art der Anbringung zeigt, eher an eine ornamentale Funktion der Buchstaben zu denken. (Nr. 243, 244) Eine Dalmatik weist ein in gotischer Minuskel in den Stoff gewebtes Christusmonogramm auf. (Nr. 127) An einem Ensemble von zwei weiteren, wie auch an einer Stola und zwei Manipeln, findet man auf den aufgesetzten Borten Anrufungen oder Heiligennamen. (Nr. 79, 80, 81, 152, 153)
Ein Korporalienkästchen des 14. Jahrhunderts ist ebenfalls mit einer Anrufung versehen. (Nr. 58) Zwei Bursen zeigen kaum Variationen: eine aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts mit einem Kreuztitulus, der zu einer entsprechenden Darstellung gehört, und eine vom Ende des 15. oder vom Anfang des 16. Jahrhunderts mit den Initialen des Eigentümers und Stifters Michael Stammer. (Nr. 91, 189) Bis auf die aus dem byzantinischen Bereich herrührenden eucharistischen Tücher und die älteren Glockenkaseln sind die Inschriften der Paramente eher von Monotonie geprägt.
4.6.2. Inschriften an Goldschmiedearbeiten
Inschriften an Goldschmiede- und Elfenbeinarbeiten belaufen sich mit 31 Stücken auf ungefähr 11 Prozent des Inschriftenbestandes in Dom und Domschatz. Dazu gehört als ältester Inschriftenträger [Druckseite XLI] ein Silbertäfelchen, das vielleicht noch aus dem 7. Jahrhundert stammt und aus Byzanz nach Halberstadt gekommen ist. (Nr. 1) Die Kreuzigungsdarstellung auf dem Silberplättchen zeigt anstelle eines Kreuztitulus am oberen Ende des Kreuzesstammes den Namen Jesu als griechisches Nomen Sacrum. Außerdem stehen die Evangelienworte aus Johannes 19,26–27, die die Anempfehlung von Maria und Johannes enthalten, ebenfalls in griechischer Sprache darauf. Dieses Täfelchen hatte vermutlich Bischof Konrad von Krosigk (1201–1208, † 1225) vom Vierten Kreuzzug mitgebracht. In Halberstadt ließ er es zusammen mit Kreuzreliquien und anderen Herrenreliquien, solchen der Apostel und anderer Heiliger in einem Tafelreliquiar bergen, das er mit Gold und Edelsteinen kostbar ausschmücken ließ. Unter diesem Schmuck befindet sich auch eine Gemme des späten 9. oder frühen 10. Jahrhunderts aus Bergkristall, die zum Siegelstein geschnitten worden war und den Namen TEODVLFVS als Inschrift trägt.
Fünf weitere Schatzstücke stammen aus Byzanz, sind wahrscheinlich während des Vierten Kreuzzuges erworben worden, weisen griechische Inschriften auf und dienten sämtlich als Reliquiare oder hatten als solche gedient. (Nr. 2, 5, 6, 7, 8) Zwei Elfenbeintafeln in Diptychonform aus der Mitte des 10. Jahrhunderts waren in Halberstadt zersägt und dann als Reliquiar sekundär verwendet worden. (Nr. 2) Sie enthalten Nomina Sacra als Bildbeischriften zu den dargestellten Heiligen. Ihre ursprüngliche Funktion ist umstritten. Auch drei silberne und vergoldete Kapselreliquiare, die nach griechischem Brauch um den Hals getragen wurden, geweihtes Öl enthielten und das Grab des heiligen Demetrios symbolisieren, weisen Bildbeischriften mit den Namen der auf ihnen abgebildeten Heiligen auf. (Nr. 5, 6, 8) Einmal weist eine Authentik auf den Inhalt des entsprechenden Reliquiars hin. (Nr. 8) Sie lassen sich durch Vergleich mit anderen byzantinischen Kleinkunstwerken sämtlich in das 10. oder 11. Jahrhundert datieren.
Übertroffen werden sie an Kostbarkeit noch durch die Weihbrotschale, die nach dem Ritus der Ostkirche zur Bereitung des geweihten Brotes verwendet wurde. (Nr. 7) Die sehr kunstvolle byzantinische Treibarbeit zeigt im Schalenboden eine Kreuzigung, die an Rand und Wandung von je acht heiligen Bischöfen sowie Kriegern und Märtyrern umgeben wird. Die Inschriften geben die Einsetzungsworte Christi während des Letzten Abendmahles wieder und bezeichnen die dargestellten Heiligen durch Bildbeischriften. Die Schale war in Halberstadt zwischen 1205 und 1208 zu einem Stephanusreliquiar umgearbeitet worden. Vier noch erhaltene Figuren von Steinewerfern am Rand zielten auf eine heute verlorene Statuette, die in der Mitte des Rundes angebracht war und wahrscheinlich die gekrönte Schädelkalotte trug. Die jüngst geäußerte Überlegung, daß das noch in Halberstadt aufbewahrte Armreliquiar des heiligen Stephanus in der Mitte der Schale befestigt war, ist allein wegen der Größenverhältnisse gegenstandslos.165) Auch die in diesem Zusammenhang geäußerte Vermutung, bei der Weihbrotschale könne es sich um das von Nikolaus Nektarios von Casole erwähnte Reliquiar für das gesäuerte Brot vom Abendmahl aus der Pharoskirche gehandelt haben, ist gewiß nicht richtig. Zwar wird der Bischof von Halberstadt in der Schilderung als einer der Finder erwähnt, jedoch soll diese Schale danach nicht nur die Einsetzungsworte, sondern auch einen Hinweis auf ihre Funktion in griechischen Worten enthalten haben;166) und diese fehlen auf der Halberstädter Weihbrotschale.
Ältestes Schatzstück sind zwei Elfenbeintafeln, die 414 entweder in Konstantinopel oder in Rom entstanden sind. (Nr. 4) Sie wurden in Halberstadt zur Ausstattung eines Bucheinbandes wiederverwendet. Ob die beiden Tafeln westlicher oder östlicher Provenienz sind, wie ein jüngst aufgekommener Forschungsstreit diskutiert167), kann unter Umständen ein bisher übersehenes Inschriftenfragment lösen helfen: in der Mitte des rechten Randes einer der beiden Tafeln sieht man einige Elfenbeinbruchstücke, die wenige Buchstabenfragmente aufweisen und aus dem späten 10. Jahrhundert stammen könnten. Wenn diese Zeitstellung sich trotz der komplizierten Überlieferungssituation erhärten ließe, böten die Tafeln einen Hinweis auf ihre Umarbeitung vor dem 13. Jahrhundert und damit eine Präferenz für die weströmische Provenienz.
Eine unklare Datierung verbindet sich auch mit dem vielleicht ältesten Reliquiar des Domschatzes. (Nr. 12) Das Taschenreliquiar, das neben Herrenreliquien auch solche eines der Dompatrone, Papst Sixtus II., und der Heiligen Jungfrauen in Köln enthält, läßt sich seiner Form nach eher in das 9. oder 10. Jahrhundert setzen. Nach den Buchstabenformen der Inschrift würde seine Schrift sowohl in das [Druckseite XLII] 10. als auch noch bis in die Zeit nach der Mitte des 12. Jahrhunderts passen. Die Lösung für dieses Rätsel könnte in einer Materialbeobachtung liegen. Der unterste Streifen des Silberbeschlages des Reliquiars scheint abgelöst und durch einen neuen, der die Reliquienbeischriften enthält, ersetzt und mit einer bestimmten Sorte Silbernägel befestigt worden zu sein. Deshalb ist in Betracht zu ziehen, daß an dieser Stelle eine ältere Inschrift, die zur Form des Reliquiars paßte, abgetrennt und eine neue angebracht worden ist. Vielleicht hat man sogar versucht, die Buchstabenform der älteren Inschrift zu imitieren, was zu dem unklaren Befund führte. Das Reliquiar könnte also um das Jahr 1000 entstanden, die Inschrift aber um 1160 erneuert worden sein. Zwei weitere Reliquiare, die beide wohl aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts herrühren, enthalten nur die Reliquienbeischriften. (Nr. 20, 24)
Drei mittelalterliche Kreuze, davon zwei Vortragekreuze, die als Hartsteinschliffe aus Bergkristall gefertigt wurden, weisen Kreuztituli bzw. als Bildbeischriften die Namen der dargestellten Evangelisten auf. (Nr. 34, 35, 36) Ganz ähnliche Inschriften haben auch zwei Vortragekreuze aus Silber, die um 1580 entstanden. (Nr. 219) An dem gemischtkonfessionellen Domkapitel waren die Traditionslinien offensichtlich stark. Zum Teil aus Glas besteht auch der sog. Karlspokal, ein Reliquiar in der Form eines Trinkglases. (Nr. 38) Inschriftlich nur mit einem Titulus unter der Büste des Herrschers ausgestattet, bewahrt das Schauglas neben anderen Reliquien ein Stück vom Haupt Karls des Großen. Seit dem Himmelfahrtstag 1343 wurde der Frankenherrscher in Halberstadt nicht mehr nur als Bistumsgründer, sondern auch als Heiliger verehrt. Eingerichtet worden war das Fest durch den Domdekan Themo, der vielleicht auch den Pokal stiftete. Zum Festtag am 28. Januar herrschte in Halberstadt noch bis ins 16. Jahrhundert die Stimmung eines Volksfestes.
Eine Reihe von liturgischem Gerät ist seit dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts neben Inschriften mit Kreuztituli, die an den Kreuzigungsdarstellungen der Objekte vorkommen, durch Anrufungen, Jahreszahlen und Stifterinschriften vertreten. (Nr. 77, 108, 131, 132, 133, 138, 157, 175, 191) Im Jahre 1501 wurde einer der Kelche von dem Benediktinermönch und Halberstädter Weihbischof Matthias Kanuti, Titularbischof von Gada in Grönland, gestiftet. (Nr. 157) Die Inschrift zitiert einen Versikel des Totenoffiziums „Libera nos“. Das Bildprogramm zeigt außer der Kreuzigung und dem Dompatron Laurentius den benediktinischen Ordensgründer Benedikt von Nursia und als Wappen von Gada einen das Pedum schulternden Eisbären. Eines von zwei Altarleuchterpaaren ist mit den Namen von acht Aposteln versehen worden. (Nr. 16, 217) Aus der Anzahl von zweimal vier Aposteln ergibt sich die Frage, ob es noch einen dritten Leuchter gegeben hat. Das im Jahr 1576 gestiftete Leuchterpaar aus unedlem Metall nennt nur den Stifter und die Jahreszahl. Gleiches gilt auch für zwei Vasen, die der Domkirche im Jahr 1635 verehrt wurden. (Nr. 261)
Zwei Cantorenstäbe, von denen weltweit nur wenige überliefert sind, haben sich in Halberstadt ebenfalls erhalten. (Nr. 93, 111) Der Schmuck der Holzstäbe in Form silberner Manschetten ist ähnlich, die Inschriften weichen voneinander ab. Ob das Holz des älteren Stabes aus der Cypresse geschnitten wurde, wie seine Inschrift zu sagen scheint, oder ob darin eine Anspielung auf das Holz des Kreuzes Christi vorliegt oder beides, muß offen bleiben. Der jüngere der beiden Stäbe weist nur die Jahreszahl 1486 auf; in diesem Jahr wurde die Einwölbung des Domes vollendet. Ein Zusammenhang damit ist jedoch nicht gesichert.
Abschließend ist auf zwei Objekte einzugehen, die ursprünglich nicht zum Domschatz gehört haben. Eine Ablaßtafel und ein Marientabernakel gehörten zur Halberstädter Liebfrauenkirche. (Nr. 27, 37) Während der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts – vermutlich 1837 – wurden sie beide in die Domsammlung verbracht. Die Inschrift der nach 1290 gefertigten, niellierten Messingtafel nennt die in der Liebfrauenkirche zu erwerbenden Ablässe und gibt die Höhe der Bußnachlässe an. Die Tafel, die das Kultbild der Kirche wiedergibt, sollte wohl wie ein Werbeplakat wirken. Das Marientabernakel, vermutlich aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts, war in dem 1681 erneuerten Hauptaltar der Kirche gefunden worden. Die Arbeit aus Holz und Elfenbein, in Frankreich oder im Rheinland entstanden, weist als Inschrift zweimal den Anfang des Ave Maria auf.
4.6.3. Inschriften an Holzarbeiten
Etwa 4 Prozent des Gesamtbestandes an Inschriften (11) befinden sich an Werken, die aus Holz geschaffen oder daran angebracht sind. Berühmtestes Beispiel ist der sog. Halberstädter Schrank, dessen Fassung zu den „ältesten Werken der Tafelmalerei“ gehört. (Nr. 21) Der Reliquienschrank entstand in der fünften Dekade des 13. Jahrhunderts, vermutlich in den Jahren zwischen 1245 und 1250. Zwei Bildbeischriften mit den Namen der beiden abgebildeten Heiligen gehören zu den Darstellungen auf [Druckseite XLIII] den Innenseiten der Türflügel. Auf den Außenseiten fügte man – vermutlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts – eine Ritzinschrift hinzu, die den Anfang einer Marienantiphon enthält.
Mehrere Deckel von Gefäßen haben sich erhalten, die Inschriften oder Inschriftenfragmente aufweisen. Die Funktion der zugehörigen Behältnisse bleibt trotzdem unbekannt. Höchstens die Art ihrer Verwendung – liturgisch oder paraliturgisch – läßt sich annähernd vermuten. Der Deckel einer in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gedrechselten runden Dose mit dem Anfang der Marienantiphon Ave Maria spricht für eine liturgische Verwendung, die heraldisch anmutenden Schmuckmotive darauf stehen dazu im Widerspruch. (Nr. 31) Nur noch fragmentarisch erhalten ist der Deckel eines Kastens aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, der zu unterschiedlichen Zeiten auf beiden Seiten bemalt wurde. (Nr. 39) Nur noch bruchstückhaft sind auch die daran angebrachten Inschriften vorhanden. Ein Kastendeckel ähnlicher Form aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts zeigt die Fußwaschung Christi durch eine Sünderin im Hause des Pharisäers Simon. (Nr. 195) Ein Spruchband über der Szene gibt die Bibelstelle Lk 7,36–50 paraphrasiert in deutscher Sprache wieder.
Zwei zusammengehörige und ebenfalls gedrehte und gefaßte Holzschalen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts beziehen sich hinsichtlich ihres Bildprogrammes und ihrer Inschriften auf die auch im Karlsteppich behandelten Themen. (Nr. 40, 41) Hier wie dort sind es Philosophen und ihnen zugeschriebene Aussagen, die Freundschaft, Freigiebigkeit und Vorsicht gegenüber Beliebigen thematisieren. Die zweite Schale bezieht sich durch die Darstellung einer Christus- und Judas-Szene im Rahmen des Letzten Abendmahles und einer erläuternden Inschrift auf das Erbarmen. Als Schalen, die wahrscheinlich rituell während Bruderschaftsmahlen und Armenspeisungen benutzt wurden, gehören sie – wie der Karlsteppich – in den Umkreis der Kalandskultur einer Priesterbruderschaft in Verbindung mit oder ohne Laien. Eine dritte Schale, die der Schriftform zufolge um 1400 entstanden ist und in der wahrscheinlich ungeweihtes Brot als Opfergabe aufbewahrt wurde, enthält in ihrer Umschrift eine Anrufung aus dem Umkreis des Agnus Dei. (Nr. 56)
Ebenfalls aus Holz ist ein erhaltener Maßwerkkamm vom Ende des 15. oder dem Anfang des 16. Jahrhunderts, der zum Heiligen Grab der Domkirche gehört haben könnte. (Nr. 144) Die fragmentarische Inschrift aspice qvi transis qvia tv michi fand sich schon im 12. Jahrhundert auch über einer Kreuzigung über dem Eingang zur Grabeskirche in Jerusalem. Kuriosen Wert hat eine aus Holz gefertigte Notiztafel, die wohl um 1577 entstanden ist und auf der man eigentlich auf eine Wachsschicht schrieb. Eingeschnitzt findet man daran einen Herstellungsvermerk, Initialen und Jahreszahlen. Die Notizen im Wachs, die wohl Anmerkungen zu bestimmten Heiligenfesten enthalten, lassen sich nur unzusammenhängend lesen. (Nr. 218) Zwei hölzerne Kruzifixe mit Kreuztituli und einer fragmentarischen Stifterinschrift beschließen die Werke dieser Gattung. (Nr. 240, 245)
4.6.4. Inschriften an Altarretabeln und auf Gemälden
Fast 10 Prozent der erfaßten Inschriften (27) befinden sich an Altaraufsätzen oder auf Gemälden, die zumeist von Retabeln herrühren. Zwei sind ganz oder nur teilweise durch Photographien überliefert. (Nr. 103 (†), 214 †) Mit oder nach der Fertigstellung einzelner Gebäudeteile des gotischen Doms war begonnen worden, Chor und Langhaus sukzessive mit Altarschmuck und Gemälden auszustatten. Durch die Verlegung und die Neueinrichtung von Altären wurden seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vermehrt Altarretabel gebraucht. Nachdem schon bei der Fertigstellung von Chor und Chorumgang über Altären Wandmalereien angebracht worden waren und über diesen vielleicht auch Glasmalereien der Fensterverglasung die Funktion des Altarschmuckes übernommen hatten, scheint das erste erhaltene Altarretabel dasjenige für den Altar in der Marienkapelle gewesen zu sein. (Nr. 84) Vielleicht schon 1415, jedenfalls im ersten Drittel des Jahrhunderts, entstand dieser Altaraufsatz, von dem nur noch die Mitteltafel und der linke Flügel erhalten sind. Die Tituli sind in die Kronreifen und auf Spruchbänder der dargestellten Heiligen Jungfrauen gemalt und teilweise mit Perlen beklebt. In gleicher Weise wurden Buchstaben auf Mantelschließen aufgebracht.
Jedoch erst aus dem letzten Drittel des Jahrhunderts sind Altaraufsätze, die in größerer zeitlicher Dichte entstanden sind, erhalten. Anscheinend ging man hinsichtlich der Stiftungen nach der liturgischen Bedeutung der Altäre vor. Ein teils farbig gefaßter Altaraufsatz aus Alabaster wurde um 1460 für den Kreuzaltar geschaffen. (Nr. 100) Drei der Kreuzenden des Kalvarienbergs zeigen Reliefs von Evangelisten. Ob die daran angebrachten Inschriften noch zeitgenössisch oder Ergebnis von Restaurierungen sind, ist fraglich. In den Jahren 1629/30 wird an einen Samuel Stinger ein Betrag zur Illuminierung und Versetzung eines Alabasteraltars gezahlt. Ob für diesen oder einen anderen, weiß man nicht.
Um 1470 wurde das Retabel des Euphemienaltars geschaffen. (Nr. 106 (†)) Es befand sich ehemals im zweiten Joch des südlichen Seitenschiffs von Osten.168) Auf der Innenseite des linken Flügels stand Euphemia vor dem Richter Priscus, der durch eine Bildbeischrift namentlich gekennzeichnet war. Eine Kreuzigung mit Maria, Johannes, den Aposteln Petrus und Paulus und den beiden Dompatronen (Inv. Nr. 415) gehörte ursprünglich vielleicht in das östlichste Joch des nördlichen Seitenschiffs.169) (Nr. 109) Sie soll um 1480 entstanden sein. Neben einem Kreuztitulus sind nur in einem Buch, das der Apostel Paulus in seinen Händen hält, fragmentierte Worte verzeichnet.
Die zeitlich nächsten vier Altaraufsätze entstanden alle gegen Ende des 15. Jahrhunderts. (Nr. 120, 121, 122, 123) Ihre Inschriften beinhalten sämtlich nur Kreuztituli oder knappe Bildbeischriften, in einem Fall auch Bibelzitate. Die sog. Halberstädter Kruzifixustafel mit den Nameninschriften der dargestellten Heiligen in den Nimben hat sich vielleicht auf dem von Bischof Albrecht von Rikmersdorf (1366–1390) gestifteten Altar der Heiligen Jakobus d. Ä., Martin und Livinus befunden, der ehemals in medio ecclesiae seinen Platz hatte. (Nr. 120) Von demselben Meister stammt auch eine Kreuzigung, die nur einen Kreuztitulus aufweist und nach ihrem Goldhintergrund vielleicht identisch mit derjenigen ist, die im frühen 19. Jahrundert den Altar unter der Lettnerhalle schmückte, oder mit der, die im siebten Joch des südlichen Seitenschiffs aufgestellt war. (Nr. 121) Die Tituli der beiden Tafeln (Nr. 120, 121) weisen übrigens genau die gleichen Buchstabenformen und Ausführungen der Inschriften auf, was die Identität des herstellenden Meisters zusätzlich sichert. Die Tafel der beiden Johannes’, die auf dem Rahmen die Namen der Dargestellten in Bildbeischriften trägt, befand sich ursprünglich im östlichsten Joch des südlichen Seitenschiffs. (Nr. 122) Ihre Entstehung am Ende des 15. Jahrhunderts ergibt sich auch aus ihrer Schriftähnlichkeit mit den Inschriften über den Grabstellen der Bischöfe Arnulf, Sigmund und Branthog, die um 1491 entstanden sein müssen. Das vierte unter diesen Altarretabeln weist zum ersten Mal im Bearbeitungsgebiet in größerem Umfang auf Spruchbändern mit Bibelzitaten die frühhumanistische Kapitalis auf, die jedoch mit Inschriften in gotischer Minuskel alterniert. (Nr. 123) Der Altaraufsatz befand sich früher auf der Nordempore.
Der Wandelaltar in der Neuenstädter Kapelle ist für diesen zum Anfang des 16. Jahrunderts fertiggestellten Annexbau des Kreuzgangs geschaffen worden. (Nr. 136) Die Inschriften des leider überrestaurierten Altaraufsatzes lassen sich nicht mehr eindeutig beurteilen. Sie zitieren Antiphonanfänge, Bibelworte und Buchstabenfolgen. Vier weitere Altarretabel oder die Reste davon, die alle zwischen dem Ende des 15. und dem Anfang des 16. Jahrunderts entstanden sind, zeigen ebenfalls Bildbeischriften, Kreuztituli oder Buchstabenfolgen. (Nr. 140, 141, 142, 143) Ein weiteres Relikt, das von einem Altarretabel stammen könnte, ist eine Tüchleinmalerei mit einer Kreuzigung, die als Inschrift jedoch nur einen Kreuztitulus aufweist. (Nr. 145) Tüchleinmalereien gehörten auch zum Reliquienschrank auf dem Hauptaltar des Doms, für den jedoch keine Inschriften bekannt sind.170)
Ein signierter Altar stammt aus der Werkstatt des Hans Raphon, der Bürger von Northeim war und für verschiedene Auftraggeber im Harzvor- und -umland arbeitete. (Nr. 161) Die Inschriften des Altarretabels sind überlegt strukturiert worden: Inschriften auf den Leisten, die die Bildflügel horizontal unterteilen, benennen die Szenen durch Bildbeischriften. Die um die Flügel umlaufenden Inschriften erklären die Darstellungen durch weitere Bildbeischriften oder Bibelzitate näher. Gesprochenes oder geschriebenes biblisches Wort wird durch Tafeln im Bild oder durch Spruchbänder illustriert. Zur Erläuterung von Bibelstellen werden liturgische Texte benutzt. Inschriften in den Nimben bezeichnen die dargestellten heiligen Personen. Ein um die Mitteltafel umlaufendes Gedicht, das vielleicht Gedankengut aus dem Umkreis des Thomas von Kempen transportiert, beinhaltet eine zentrale Frage, die vermutlich Maria, vielleicht aber auch dem Betrachter in den Mund gelegt als eine Aufforderung zur Andacht aufgefaßt werden kann. Dasselbe Gedicht ziert auch – in ihrem Zusammenhang von der Wissenschaft bislang unbeachtet – den oberen und unteren Rand der Mitteltafel des von Hans Raphon signierten Passionsaltars für die Göttinger St. Georgskapelle, der von der Göttinger Kalandsbruderschaft in Auftrag gegeben worden war.171)
Ein Wandelaltar mit geschnitztem Schrein nennt nur die Namen der dargestellten Heiligen und die Bibelstelle als Bildbeischriften. (Nr. 168) Vielleicht handelte es sich bei diesem um den Altar der Vierzehn [Druckseite XLV] Nothelfer, der 1505 von dem Vikar Heinrich Lauenstein gestiftet worden war. Er hatte ursprünglich seinen Platz vielleicht auf der Südempore und wäre dann später in die Stephanuskapelle im Kreuzgang transferiert worden. Zwei Tafelbilder, eine Predella und ein Flügelaltar in Form eines Tabernakelschranks, die alle in der ersten Dekade des 16. Jahrhunderts entstanden sind, zeigen Tituli, z. T. als Gewandsauminschriften. (Nr. 169, 170, 171) Zwei Tafelbilder, die Darstellungen der Heiligen Christophorus sowie Anna Selbdritt und Maria Magdalena abbilden, waren ehemals Flügel ein und desselben Altars.172) Er befand sich zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch im dritten Joch des nördlichen Seitenschiffs. Die beiden Flügel flankierten ein steinernes Marienrelief. Ebenfalls Anna Selbdritt, begleitet von dem Apostel Matthias und Karl dem Großen, zeigt eine Predella, die heute ein nicht zugehöriges Altarretabel trägt, das nach einem ebenfalls auch davon zu unterscheidendem, heute aufgesteckten Maßwerkkamm als Sebastiansaltar bezeichnet wird. (Nr. 171) Die Namen wurden in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführt.
Drei Tafeln des sog. Sippenaltars, der die Sippe Christi ins Bild setzt, die zu Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts gestohlen worden waren, hängen jetzt wieder im südlichen Seitenschiff. (Nr. 177) Die Nimben zeigen die trassierten Namen der Heiligen als Bildbeischriften. Weil außer der Sippe Christi auf zwei Seiten der Flügel die Heiligen Erasmus und Silvester abgebildet sind und nach der Ansicht Peter Findeisens der heilige Erasmus die Züge des Magdeburger und Mainzer Erzbischofs, Administrators von Halberstadt und Kardinals Albrecht von Brandenburg trägt, vermutet Findeisen, daß der Kirchenfürst der Stifter des Altars gewesen ist.173) Ein seit 1426 belegter Erasmusaltar hat ehemals in einer Kapelle des Kreuzgangs gestanden. Ein dreiflügeliges sog. Marienaltärchen, das nach den Forschungen von Busch und Strieder eine Kopie eines Gnadenbildes in Santa Maria del Popolo in Rom ist, weist nur einen einzigen Buchstaben auf. (Nr. 187) Ein Altar mit einer Predella, heute auf dem Hochaltar, hatte im frühen 19. Jahrhundert im ersten Joch des nördlichen Seitenschiffes gestanden. (Nr. 188) Nach dem Bildprogramm könnte es sich um den Altar handeln, der nach der Vereinigung des Marienaltars in der Scheitelkapelle mit dem Georgsaltar im Jahr 1436 in dieser Marienkapelle im äußersten Osten des Doms aufgestellt war, der ja beide Patrozinien verbildlicht wiedergibt. Als Inschrift trägt das Blatt nur einen Kreuztitulus.
Ein Tafelbild mit den Vierzehn Nothelfern, das einst ebenfalls einen Altar geschmückt haben könnte, weist die Worte des Stifters miserimini (!) mei auf. (Nr. 190) Die Tafel stammt möglicherweise aus der Liebfrauenkirche. Als Kriegsverlust zu gelten hat eine Tafelmalerei, die früher über dem Eingang der Marienkapelle gehangen hat und von der noch eine Photographie vorhanden ist. (Nr. 214 †) Die Malerei mit der Darstellung eines Apokalyptischen Weibes wurde zwar zu Anfang des 15. Jahrhunderts geschaffen, die Inschrift mit ihren starken Fraktureinflüssen stammt jedoch erst aus dem zweiten oder dritten Viertel des 16. Jahrhunderts. Möglicherweise war der Text im 16. Jahrhundert restauriert worden. Vielleicht war er aber auch zu dieser Zeit erst geschaffen worden, um bestimmte religiöse Überzeugungen bezüglich des Marienheiligtums im Dom zu betonen. Auch eine Altarpredella, die aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts herrührt, wurde offensichtlich im Jahr 1620 mit der Jahreszahl und den Namen heiliger Jungfrauen versehen. (Nr. 257) Das Porträt des Reformators Philipp Melanchthon mit einem Sterbevermerk ist wohl in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden. (Nr. 277)
4.7. Kritzelinschriften
Zwanzig Inschriftenträger, das sind etwa 7 Prozent des Gesamtbestandes des Domes, weisen Kritzelinschriften auf. Die meisten wurden auf wenig professionelle Weise an den unterschiedlichsten Orten, oft mit ungenügenden Werkzeugen angebracht. Aufgenommen wurden nur solche Kritzelinschriften, die durch eine angegebene Jahreszahl oder durch die Schriftform datierbar sind. Meistens stehen sie zusammen mit Namen oder Initialen. Gesammelt wurden Kritzelinschriften zwischen 1462 und 1650. Sie befinden sich aufgemalt oder eingeritzt an den Chortüren, am Chorgestühl und den Chorschranken, an den Altarnischen des Chorumgangs oder am Lettner, in der Neuenstädter Kapelle und im Neuen Kapitelsaal. Meistens beinhalten sie (Heiligen-)Namen, Jahreszahlen, Initialen, einzelne Buchstaben, manchmal auch begonnene Satzperioden. An der nach Süden gelegenen westlichen Chortür [Druckseite XLVI] unter der Lettnerhalle nennt die älteste das Jahr 1462 und den Namen vermutlich eines Kanonikers oder Vikars. (Nr. 102) Wohl derselbe Name kommt, nach dem ausschließlich verewigten Vornamen zu urteilen, auch an der nördlichen Tür vor, nur hier mit der Jahreszahl 1469 kombiniert. (Nr. 105) Meistens ziehen solche Kritzeleien weitere nach sich, so daß dann mehrere Jahreszahlen unzusammenhängend beieinander stehen. Die Jahreszahl 1495, kombiniert mit mehreren Initialen und weiteren Jahreszahlen, weist auch eine Inschrift an einer Altarnische im dritten Joch des nördlichen Chorumgangs auf. (Nr. 117) An der Nordseite des Chorgestühls stehen vermutlich die – nach der Schriftform im Verlauf des 15. Jahrhunderts angebrachten – Heiligennamen Lambertus und Gregorius im Genitiv, als würde ein Besitz angezeigt oder auf eine Tagesdatierung Bezug genommen worden sein. (Nr. 126) Manchmal stehen auch nur einzelne Buchstaben da. (Nr. 134) Auf einem Brett neben dem eisernen Bücherkasten im Südosten des Chorumgangs, das wohl als Unterlage von Wachstafeln, Pergament oder Papierbögen fungiert hatte, um die Namen der Ausleihenden aufzunehmen, finden sich in einer Schrift des 15. Jahrhunderts die Worte: est hic e... T (Nr. 135) Nicht weit davon steht in anderer Schrift die Jahreszahl 1649 mit Initialen. (Nr. 173) An der Maßwerkbrüstung der Nordempore sieht man einige Namen, die mit Daten verbunden sind. Hier kommen die Namen IOACHIM TADKE, ASSVERVS LVDEMANN oder IaCOBVS LAWENSTEIN zusammen mit den Jahren 42 VSQ(VE) 55, 56 und 60 vor, und sie weisen wohl entweder auf Baumeister oder Bauknechte hin, die an den entsprechenden Arbeiten beteiligt waren, oder aber auf Vikare, die die Altäre der Nordempore bedienten. (Nr. 205) Den Namen ASSVERVS LVDEMANN findet man dann noch einmal an der südlichen Chorschranke zwischen den Säulen des Epitaphs für Friedrich von Brandenburg mit den Jahreszahlen ANNO 1552 VSQ(VE) 1561, was zumindest Klarheit bezüglich der zeitlichen Einschätzung der Namen an der Nordempore schafft. (Nr. 206) Ehemals befand sich ein Altar in der Nähe. Vielleicht ist hier aber auch eine Teilnahme an der Herstellung des Epitaphs für Friedrich von Brandenburg dokumentiert. Einzelne Namen im Neuen Kapitelsaal weisen vielleicht auf Bauhandwerker hin, Kritzelinschriften an der Neuenstädter Kapelle könnten auch schlecht ausgeführte Gedenkinschriften sein. (Nr. 241, 242, 256, 278, 279)
5. Die Schriftformen
Der Inschriftenbestand des Halberstädter Doms bietet durch die hohe Anzahl an original überlieferten Inschriften zuverlässiges Material für eine paläographische Auswertung und verschafft einen guten Überblick über die zeitliche Staffelung der jeweils verwendeten Schriftarten.174)
5.1. Ältere Majuskelschriften
5.1.1. Kapitalis
An sechs Inschriftenträgern finden sich Inschriften, die in einer älteren Kapitalis ausgeführt worden sind.175) Diese Schriftform der Antike war – aus Spätantike und Frühmittelalter überkommen – seit der karolingischen Epoche erneut gepflegt worden. Sie wurde – zwar nicht mehr in klassischer Form – noch in spätkarolingischer und ottonischer Zeit benutzt. Teilweise überdauerte sie – nach Herstellungsort abgewandelt – auch noch bis ins 12. Jahrhundert. Auf Inschriftenträgern aus verschiedenen Materialien ist diese Schriftform auch in Halberstadt nachzuweisen. Neben einem Intaglio aus Bergkristall (Nr. 1) bewahren ein Kalksteinsarkophag (Nr. 3), eine Elfenbeintafel (Nr. 4) und drei Gewebe (Nr. 18, 26, 32) diese Schriftform. Ihr Vorkommen erstreckt sich aus der spätkarolingischen Zeit des späten 9. Jahrhunderts über die ottonische Epoche und über die zweite Hälfte des 12. bis in das 13. Jahrhundert.
Eine zwar nicht mehr dem klassischen Kanon entsprechende Kapitalis aus spätkarolingischer Zeit überliefert ein in ein Tafelreliquiar eingefügter Intaglio, der als Siegelstein hergestellt worden war.176) Die dünnstrichige und vergleichsweise schmal proportionierte Schrift weist keinerlei Sporen auf. Der [Druckseite XLVII] Balken des A ist vergleichsweise niedrig angesetzt. Das O in kreisrunder Form ist ein wenig kleiner als die übrigen Buchstaben. E und F sind sehr schmal proportioniert. Lediglich das V ist breiter. Die tief und breit eingehauene Schrift am Sarkophag des Halberstädter Bischofs Bernhard (923–968) ist zwar ebenfalls nicht mehr als klassische Kapitalis, aber immer noch als klar und eindrucksvoll zu bezeichnen.177) Von ihren ausgewogenen Proportionen weichen nur das A mit einem leicht nach links übergreifenden Deckbalken und die eingestellte Cauda des Q ab.178) Das H ist etwas verbreitert. Wesentlich flüchtiger wurden die fragmentarischen Buchstaben vermutlich des späten 10. Jahrhunderts graviert, die heute ein römisches Elfenbeindiptychon des 5. Jahrhunderts schmücken.179) Auch wenn das A, dem Zeitgeschmack entsprechend, einen nach unten gebrochenen Balken aufweist und kräftige Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden angebracht wurden, so zeigt das N doch durch die Linksschrägenverstärkung der Schräghaste ein deutliches Element der klassischen Kapitalis.
Die Inschriften auf den Fanones einer Mitra und dem Besatz einer Kasel, die beide aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts herrühren, letztere vielleicht sogar aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, zeigen zwar ebenfalls noch Elemente der klassischen Kapitalis, wie etwa leichte Linksschrägenverstärkung, aber auch schon etliche Abweichungen: kräftige, teils gespaltene Sporen, tiefe Bogenwölbungen des C und einen verkürzten Mittelteil des kapitalen M.180) Auch weist das A einen beidseitig überstehenden Deckbalken auf, und es neigt zur trapezoiden Form. Ob die Inschrift auf dem Besatzstreifen eines Antependiums auch noch unter die Kapitalisinschriften gerechnet werden kann, ist nicht vollständig gesichert.181) Auch hier zeigt das A Trapezform und die Linksschrägenverstärkung tritt nicht mehr auf. Außerdem können nur wenige Buchstaben bewertet werden. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Inschriften auch um kapitale Schriftformen der romanischen Majuskel, die hier ausschließlich vorkommen.182)
5.1.2. Byzantinische Majuskel
Sieben Schatzstücke im Halberstädter Domschatz mit griechischen Schriftzeichen brachte Bischof Konrad von Krosigk (1201–1208, † 1226), der am Vierten Kreuzzug (1203/04) teilgenommen hatte, vermutlich mit nach Halberstadt.183) Sie weisen sämtlich byzantinische Majuskelformen auf.184) Das älteste Stück läßt sich nicht eindeutig beurteilen, da die Schrift durch einen bedeckenden Cabochon aus Bergkristall gebrochen wird.185) Die Buchstaben weisen leicht überstehende Sporen auf. Das runde C für Sigma ist offen, die O sind unten ein wenig spitz. Klare Formen weisen zwei Elfenbeintafeln auf.186) A als abgekürzte Bezeichnung für ΑΓΙΟC ist immer in den Artikel O eingeschrieben. Am oberen Ende der Schräghaste des K zeigt ein kleiner Sporn nach unten. Fast ohne Sporen sind die Buchstaben am Demetrios-Reliqiuar.187) Das P ist etwas vergrößert. Keilförmige Schaft- und Bogenenden sieht man an einem weiteren Enkolpion.188) Hier ist das byzantinische C für Sigma fast geschlossen. Serifen und geschwungene Formen sowie keilförmige Schaft-, Balken- und Bogenenden sind auch an der Weihbrotschale zu sehen, die in Halberstadt zu einem Stephanus-Reliquiar umgearbeitet worden war.189) Der Balken des A ist leicht rechtsschräg gestellt, der Mittelteil des M ein wenig zum Schaft hin gebogen, das Omega etwas höher gestellt als die übrigen Buchstaben. Die Schräghaste des N ist eingezogen. Die Innenkonture der Buchstaben sind geschwungen. Die Buchstaben eines weiteren Demetrios-Reliquiars zeigen dort, wo sie emailliert sind, kräftige Sporen und häufig ähnlich geschwungene [Druckseite XLVIII] Formen wie die der Weihbrotschale.190) Der Mittelbalken des E ragt über die beiden Bogenenden hinaus. Aus dem Rahmen fallen die jüngsten Inschriften an zwei eucharistischen Tüchern.191) Die gestickten Buchstaben stehen sehr gedrängt beieinander. Sie wirken schmal und hoch, die Proportionen sind eigentümlich verschoben. Zwischen die Majuskelbuchstaben sind immer wieder Minuskeln eingestreut worden. Zwei griechische Buchstaben finden sich an einem Kaselbesatz vom Anfang des 13. Jahrhunderts an einer Kasel aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, aus hiesiger Herstellung das jüngste Beispiel.192)
5.1.3. Romanische Majuskel
Nur acht Inschriftenträger weisen die romanische Majuskel auf.193) Dieser Bestand ist – etwa im Vergleich zum benachbarten Hildesheim mit 39 Inschriften in romanischer Majuskel194) – gewiß auch deshalb gering, weil durch die Zerstörung der Stadt bei der Eroberung durch Heinrich den Löwen im Jahr 1179 viele der vorhandenen Kunstwerke verlorengegangen sind.195) Von den Inschriften in romanischer Majuskel entstammen fünf dem 12. Jahrhundert. Eine weitere scheint eine in diesem Jahrhundert entstandene Überarbeitung einer älteren Schrift zu sein. Zwei Inschriften, die im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts angefertigt wurden, sind schon als Übergangsschriften zur gotischen Majuskel anzusehen.196) Trotz ihrer nur geringen Anzahl und der unterschiedlichen Techniken, in denen sie hergestellt wurden, läßt sich eine chronologische Schriftentwicklung zur gotischen Majuskel hin beobachten.
Die beiden ältesten Wirkteppiche (Nr. 10, 14) sind gewebt, ein Teppichfragment (Nr. 13) ist geknüpft. Die Inschrift des Bursenreliquiars (Nr. 12) ist ebenso mit dem Grabstichel des Goldschmiedes gefertigt wie die eines Leuchterpaares (Nr. 16) und des Kreuzreliquiars (Nr. 24), das eine niellierte Inschrift zeigt. Zwei Inschriften (Nr. 19, 20) schließlich signalisieren durch ihre Formen den Übergang zur gotischen Majuskel. Frühneuzeitliche gemalte Kopien zweier Teppiche des 12. Jahrhunderts (Nr. 11 †, 15 †) geben in ihrer Schriftbehandlung noch eine Ahnung der ursprünglichen Formen einer romanischen Majuskel.
Besonders stark erweisen sich Übereinstimmungen zwischen den Buchstabenformen des Wirkteppichs (Abrahamsteppich) und des Knüpfteppichfragments. Trotz unterschiedlicher Flächigkeit der Buchstaben in den beiden Textilien erwecken die starken Sporen an Schaft-, Balken- und Bogenenden diesen Eindruck, ebenso wie die manchmal leicht verschoben wirkenden Formen gerundeter Buchstaben. So etwa in dem verunglückten O des Wortes EGO im Abrahamsteppich197) und im D des Wortes QVANDO des Knüpfteppichfragments198). Starke Übereinstimmungen weist das unziale H in beiden Teppichen auf, wie auch das P und das unziale E, das kapitale T sowie das X. Wesentlich akkurater geformt wirken die ebenfalls gewirkten Buchstaben des sog. Apostelteppichs.199) Ihre Formen scheinen nach einem eher geometrischen Prinzip klarer gestaltet zu sein. Die wenigen unzialen Buchstaben sind gebändigter. Feine, dünne Sporen zieren Schaft-, Balken- und Bogenenden. Das O ist immer spitzoval. Die Umrisse der Buchstaben passen in ein immer gleiches Schema von Höhe und Breite. An die Stufe der Schriftentwicklung des Apostelteppichs schließen sich die gravierten Inschriften der beiden Leuchter200) sowie die niellierte des Kreuzreliquiars an201). Die Buchstabenformen der beiden Leuchter sind etwas schwungvoller. Dazu tragen die geschwungenen Linien des unzialen A bei, dessen linker Schaft fast wie ein schräggestelltes S wirkt. Auch im Nexus litterarum von VS und im runden T läßt sich diese Entwicklung verfolgen. Eine direkte Fortsetzung bildet die Schriftform [Druckseite XLIX] der Inschrift des Hornkästchens, das als Kreuzreliquiar umgenutzt worden war.202) Auch hier stellt man Schaft-, Balken- und Bogenverbreiterungen durch Sporen fest, die oft sehr ähnlich wirken, wie etwa ein Vergleich des L in den Inschriften zeigt. Wenn auch in derselben Technik gefertigt, kann die Inschrift des Bursenreliquiars nicht direkt mit den übrigen Goldschmiedearbeiten verglichen werden.203) Seine Buchstaben scheinen ursprünglich aus anderer Zeit zu stammen und im zwölften Jahrhundert überformt worden zu sein, was einen unspezifischen Befund zur Folge hat. Vor allem die fast vollrunden O, aber auch die Cauda des R oder der bis zur Grundlinie gezogene Mittelteil des M weisen auf eine Entstehung noch im 10. Jahrhundert hin. Lediglich das unziale D mit dem fast waagerechten oberen Bogenabschnitt erinnert an den entsprechenden Buchstaben des 13. Jahrhunderts am Reliquienkästchen aus Horn.204) Der aufgemalte Kreuztitulus des Triumphkreuzes205) und eine gravierte Reliquienbeischrift am Armreliquiar des heiligen Nikolaus206) zeigen den Übergang zur gotischen Majuskel. Hier finden sich im Halberstädter Bestand erstmalig echte Bogenschwellungen sowie der Abschluß der Buchstaben C und unziales E.
5.1.4. Gotische Majuskel
Die gotische Majuskel als hauptsächliche Schriftform findet man an 38 Inschriftenträgern. In dieser Mischmajuskel nehmen die Rundungen zu, die Bogenschwellungen verstärken sich, die Buchstaben werden immer flächiger und schließlich werden sie vollständig abgeschlossen.207)
Am Anfang dieser Schriftentwicklung stehen zwei Inschriften, die vom Duktus her noch der romanischen Majuskel verpflichtet sind, jedoch schon Elemente der gotischen Form aufweisen. Der Form nach gehören der aufgemalte Titulus des Triumphkreuzes208) und die Reliquienbeischrift am Armreliquiar des heilige Nikolaus209) zwar noch zur romanischen, ihre Ausführung zeigt jedoch schon Elemente der gotischen Majuskel. Die Bögen weisen schon Bogenschwellungen auf, die Sporen werden kräftiger und einzelne Buchstaben zeigen fast durchgehende Abschlußstriche. Ab dem vierten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts setzt sich die Schriftform schnell durch. Schon vor der Mitte des Jahrhunderts findet sie sich nicht nur gemalt am Halberstädter Schrank210), sondern auch gewirkt am Karlsteppich211) und eingehauen an einer Figur des Tympanons am Westportal212). Flächigkeit der Buchstaben und Bogenschwellungen, wie sie etwa das pseudounziale A am Halberstädter Schrank zeigt, stärkere Bogenschwellungen gerundeter Buchstaben wie unziales D, M, O und Q am Karlsteppich oder durchgezogene Abschlußstriche, wie sie das C der Euphemienkasel213) aufweist, sind die Kennzeichen der frühen Form dieser Schriftart. Vollständig durchgesetzt hat sie sich am Ende des 13. Jahrhunderts in Guß und Gravur, wie am Formenreichtum der Ablaßtafel aus Liebfrauen214) und den Chorglocken des Domes215) zu sehen ist. Zunehmend runde Formen, Flächigkeit der Buchstaben, Bogenschwellungen sowie Verbreiterungen der Buchstabenenden und kräftige Sporen bestimmen nun das Bild. Ein früher Höhepunkt ist in einer sorgfältig stilisierten, gemalten Inschrift am Deckel einer Dose216) erreicht und in einer gegossenen bzw. gravierten Inschrift eines Taufbeckens aus der Kirche St. Paul217). Buchstaben wie C, unziales E und M, auch kapitales G werden nahezu vollrund abgeschlossen und mit einem oder mehreren Zierstrichen versehen. Stark geschwungene Formen sieht man an den Kaltmalereien zweier Vortragekreuze vom Ende des 13. oder dem Anfang des [Druckseite L] 14. Jahrhunderts.218) Die Formen werden immer stärker geschwungen, die Schäfte enden breit, die Buchstabenmitte ist zuweilen ein wenig eingeschnürt. Ähnliche Buchstabenformen zeigt auch ein Marientabernakel aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts.219) Neben den runden Formen und den Abschlußstrichen kennzeichnen kleine Zierpunkte diese Inschrift. Fast klobig wirkt eine gravierte und niellierte Reliquienbeischrift aus der Zeit um 1343.220) Die gedrungenen Buchstaben schließen fast alle immer kleiner gewordene Binnenfelder ein. Dadurch haben sich die Proportionen etwa von L oder N bis zum Grotesken verändert. Ähnlich klobige Buchstabenformen kommen auch an dem Fragment eines Stickteppichs aus dem dritten Viertel des 14. Jahrhunderts vor, dessen Binnenräume – z. B. des D – sehr klein und in oblonger Form gestaltet werden.221) Eine gestickte Altardecke des zweiten Drittels dieses Jahrhunderts zeigt ähnlich kleine Buchstabenbinnenräume.222) Die Abschließung der Buchstaben kennzeichnet die gemalten Inschriften zweier Schalen.223) Die Bogenschwellungen werden stärker und die Buchstabenenden sind verbreitert. Schmale, durchgebogene Striche schließen die Buchstaben ab. Die Innenkonture verlaufen gerade und folgen nicht der äußeren Bogenschwellung. Unziales M kommt in seiner symmetrischen Form vor. Die oblongen Binnenräume bleiben hier in maßvollen Proportionen. Die Abgeschlossenheit ist auch an den Bildfenstern der Marienkapelle (vor 1362) und des Chorumgangs (E. 14./um 1400 bis A. 15. Jh.) feststellbar. Aber die Buchstabenformen werden nun immer verspielter. Sah man zunächst noch moderate Bogenschwellungen und Schaftverbreiterungen sowie sehr weit am Buchstabenkörper ausgezogene Sporen224), so werden am Anfang des 15. Jahrhunderts daraus verschnörkelte Formen. Kräftige an den Seiten ausgezogene Deck- und Basisstriche sowie geschwungene, gebogene und doppelte oder dreifache Zierstriche schmücken nun die Buchstaben.225) Neben feinen, schaftbegleitenden Zierstrichen findet man betonte Konturen und nach außen oder innen umgebogene Abschlußstriche. Doch kommt gleichzeitig schon in den frühesten Bildfenstern des Halberstädter Domes die gotische Minuskel als zukunftsweisende Schriftform vor.226) Sie wird seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts zur vorherrschenden Schriftform. Späte Formen der gotischen Majuskel finden sich in den Anrufungen auf einem bestickten Pontifikalhandschuh227), in verschiedenen Kreuztituli an Paramenten und liturgischem Gerät.
5.2. Minuskelschriften
5.2.1. Gotische Minuskel
Vorherrschende Schriftform der zweiten Hälfte des 14. und des 15. Jahrhunderts ist die gotische Minuskel. Sie kommt an 99 Inschriftenträgern vor. Aus der Buchschrift übernommen gehört zu ihren Stilprinzipien die Brechung der Schäfte und Bögen, die bis zur Reduzierung gebrochener Buchstabenteile zu Quadrangeln gehen und in einen gitterartigen Charakter der Schrift münden kann.228)
Sieht man von einem frühen Beispiel aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts ab, dessen Träger, ein Marientabernakel229), wahrscheinlich aus Frankreich oder dem Rheinland stammt, so hält die gotische Minuskel mit der Glasmalerei der Marienkapelle in der Zeit vor 1362230) und des Chorumgangs um 1400 bzw. am Anfang des 15. Jahrhunderts231) durch die Glasmalereiateliers Einzug in Halberstadt.
In den ältesten Bildfenstern der Marienkapelle, die alle aus derselben Werkstatt herrühren232), kommt noch eine buchschriftliche Form der gotischen Minuskel vor. Die Brechung der Buchstaben hat hier erst in Ansätzen stattgefunden. Runde Buchstabenformen und fließende Übergänge prägen noch das Bild. Das gilt etwa für doppelstöckiges a und o sowie für e. Etliche Buchstaben sind miteinander verbunden. Eine erste typisch epigraphische Form der gotischen Minuskel findet sich nur in einzelnen Buchstaben der Scheibe 7a des Fensters süd III.233) Dort werden die Schäfte und Bögen im Mittellängenbereich gebrochen, ansonsten bleibt es bei gerundeten Formen. Wenige Jahrzehnte später, um 1400 bzw. am Anfang des 15. Jahrhunderts, sieht man im Scheitelfenster des Obergadens und in den untergegangenen, ehemals im Maßwerk des Chorumgangsfensters süd IV (Johannesfenster) befindlichen Scheiben sehr sorgfältig stilisierte Buchstaben.234) Die Schaftenden sind gleichmäßig nach links umgebrochen, teilweise fast zu Quadrangeln verdichtet; die Schaftspitzen von d und l sind leicht gegabelt. An den zu Quadrangeln reduzierten Fahnen des r verläuft ein Haarstrich, oft innen parallel zum Schaft. Ein ähnlicher, feiner Zierstrich läßt sich auch am Schaftende des d beobachten. Langes s zeigt kurz vor der Brechung des Buchstabens an der äußeren Seite eine unregelmäßig wirkende Verdickung. Die beiden Bildfenster stammen aus derselben Werkstatt. Von ähnlicher Akkuratesse sind die Inschriften im Maßwerk des am Ende des 14. Jahrhunderts oder um 1400 entstandenen Chorumgangsfensters nord IV (Christusfenster). Auch hier finden sich zu Quadrangeln reduzierte Schaftspitzen, die Gabelung von Schäften und oft mehrfach angesetzte Haarstriche an Schäften. Die Inschriften in fünf weiteren Bildfenstern enthalten übereinstimmende Schriftformen.235) Diese Glasmalereien entstanden in derselben Werkstatt. Leitbuchstabenartig kommt in allen diesen Fenstern als Schluß-s ein Schleifen-s vor, außerdem u ohne Brechungen an den oberen Schaftenden, um es vom n zu unterscheiden, sowie als Worttrenner und Zeilenfüllung aus einzelnen Punkten zusammengesetzte Rosetten.
Die Inschriften der Chorschrankentüren236) entsprechen denjenigen, die, wenn auch in Konturschrift, die Holzschale mit dem Agnus-Dei237) zeigt, was sich besonders am waagerechten Balken des a oder am abgeschrägten Schaftende des t feststellen läßt. Auch die gemalten Inschriften eines Altarretabels zeigen ähnliche Buchstabenformen.238)
Über die Wandmalerei, wie ein erhaltenes Wandgemälde239) zeigt, scheint die Schrift mit ihren spitz gebrochenen und teilweise geschwungenen Formen in die gehauenen Inschriften auf Stein eingedrungen zu sein. An einer der Chorpfeilerfiguren240) findet sie sich zuerst in den Buchstaben einer Datierung mit römischen Zahlzeichen im Jahr 1427. Die zu unterschiedlichen Zeiten wohl in den fünfziger und sechziger Jahren des 14. Jahrhunderts entstandenen weiteren Chorpfeilerstatuen zeigen leicht abweichende Inschriftenformen. Gemeinsam ist ihnen, daß die Oberlängen bildenden Schäfte an b, h oder l jetzt stärker über ein gedachtes Zweilinienschema herausragen. An der Statue des Philippus sind sie keilförmig verbreitert und abgeschrägt, so auch die Unterlängen. Die Buchstaben der Inschriften am Tympanon des Nordportals, das um 1440 entstanden ist, wirken etwas geschlossener.241) Die Oberlängen bleiben hier weitgehend auf das Mittelband beschränkt, nur das lange s in Verbindung mit t ragt darüber hinaus, was auch für das doppelstöckige a zutrifft. Starke Übereinstimmung damit zeigen – ebenfalls erhaben ausgehauene – Inschriften an zwei Skulpturen, die vermutlich in derselben Werkstatt entstanden sind, wie einmal auch durch ein übereinstimmendes Steinmetzzeichen am Tympanon für das Nordportal bezeugt wird.242) Das zeigen besonders die Form des a mit dem leicht geschwungenen linken Teil des oberen Bogens und das t. Diese Schriftform gipfelt in der Glockenrede [Druckseite LII] der Osanna, der Sonntagsglocke des Doms.243) Das umlaufende, in Form, Proportion und Einzelheiten ästhetisch gestaltete Schriftband zeigt spitz geformte Bögen des a, o und q. Kleine Quadrangel dienen als Kürzungszeichen. Die Brechungen sind sehr gleichmäßig und immer unter Andeutung des Buchstabenbestandteils ausgeführt. Ähnlich sorgfältig hergestellt, unter Andeutung des bandartigen Charakters der Minuskel durch Schattenschraffuren, erweisen sich gravierte Inschriften an liturgischem Gerät.244)
Schwierig zu beurteilen sind die Minuskelinschriften auf Textilien. Oft sind sie durch ausgefallene Fäden nur schwer rekonstruierbar, andere wiederum wirken durch die Technik ungefüge und klobig, wenn auch die einzelnen Buchstaben akkurat wiedergegeben sind. Vieles vom Schmuck der gemalten, gravierten und ausgehauenen Buchstaben wie Zierstriche oder ähnliches fehlt hier. Die Buchstabenformen des Eustachius- oder Katharinenteppichs wirken ganz einfach, oft wurden nicht einmal die Brechungen vollständig durchgeführt – beim i oder auch am e und n.245) Der Schrägbalken des k wird jedoch durch zwei übereinandergestellte Quadrangel wiedergegeben. Deutlicher betont sind Brechungen am Elisabeth- oder Kindheit-Jesu-Teppich.246) Hier werden Quadrangel nach unten ausgezogen oder auch gegenläufige Zierstriche am Buchstabenende, etwa beim e, angebracht. Bestickte Kaselkreuze sind jedoch oft sehr einfach gehalten.
Nach der Jahrhundertmitte werden die eingehauenen oder gravierten Inschriften in gotischer Minuskel ein wenig komplizierter und manierierter. So sieht man an der Grabplatte für den Domkantor Heinrich Thamme mit einer sehr gedrängten Minuskel etliche konkav verschobene Linien, die sich an den Treffpunkten der einzelnen Buchstabenteile zu Spitzen bündeln.247) Die Bögen mancher Buchstaben greifen weit nach rechts aus. Ein zweites Quadrangel unterhalb der zu einer solchen umgeformten Fahne des r, die den Schaft kreuzt, zeigt eine folgende Kürzung an. Die Buchstaben an der Grabplatte des Dompropstes Heinrich Gherwen wirken durch schmale Proportionierung gelängt.248) Auffällig ist das zum ersten Mal vorkommende kastenförmige a mit nach unten durchgebogenem Deckbalken als eine Art Mischform zwischen Versal und Minuskelbuchstaben.
Eine Gruppe von Inschriften ist wohl um die Zeit der Domweihe 1491 entstanden. Übereinstimmende Formen weisen drei Inschriftenträger auf, die allesamt der Ausgestaltung des seit der Wölbung des Mittelschiffs 1486 fertiggestellten Domes zur Zeit der Weihe 1491 dienen sollten. Sie schmücken das von Erzbischof Ernst von Sachsen erneuerte Grabmal des Dompropstes Johannes Zemeke (Johannes Teutonicus, † 1245)249), geben die Stellen der beim Neubau des Chores aufgehobenen und später wieder eingebrachten Bischofsgräber Siegmunds (894–923), Arnulfs (996–1023) und Branthogs (1023–1036) an250), und eine bezeichnete ehemals eine Ende des 14. Jahrhunderts entstandene Statue eines der Heiligen Drei Könige in der Scheitelkapelle251), deren Bezeichnung damals entweder erneuert oder die erstmalig aufgetragen wurde. Die aufgemalten Inschriften weisen ähnliche Zierformen wie Zackenleisten, gegenläufig gebogene Kürzungsstriche oder in Knoten endende Buchstabenausläufer auf. Ähnliche Buchstabenformen finden sich auch an zwei Altartafeln, die am Ende des 15. Jahrhunderts entstanden sind.252)
Ein Ensemble von Dalmatik und Tunicella mit Kölner Borte weist die typischen Schrifteigenheiten dieser Gattung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf.253) Brechungen sind zu Quadrangeln mit weit ausgezogenen Enden reduziert, Schäfte im Oberlängenbereich gebrochen, hier und da finden sich Zackenkanten an langen Schäften. Ein Antependium greift diese Formen vereinfacht wieder auf.254)
Sehr elaborierte Buchstabenformen zeigen der Flügel eines Altarretabels und die durch ihre übereinstimmende Schrift als zugehörig identifizierte Predella.255) Wenn auch die Schrift des Altarflügels beschädigt ist, wird anhand der wenigen erhaltenen Buchstaben wie a oder e, besonders auch durch die Versalien mit ihren gegenläufigen Zierstrichen deutlich, daß beide Schriftzüge von derselben Hand, zumindest jedoch aus derselben Werkstatt stammen. Eine noch weiter entwickelte Schrift sieht man auf einer Tafel des Raphonaltars, an dem die gegabelten Oberschäfte noch verspielter verziert wurden und das runde End-s geschlossen wurde.256) Meisterwerke an Zierlichkeit bringt die Goldschmiedekunst am Ende des 15. und am Anfang des 16. Jahrhunderts hervor.257) Die Quadrangel an den Schaftenden entwickeln sich hier nun zu kleinen Sternchen. Mehrere geschwungene Buchstabenteile verbinden sich zu einem in seinen Bestandteilen bewundernswert proportionierten Buchstaben mit geschwungenen Zierstrichen, wie rundes s, das auch geschlossen sein kann, oder e und g. Oft sind auch hier die Langschäfte gespalten. Diese Entwicklungsstufe der gotischen Minuskel wird zu Anfang des 16. Jahrhunderts auch in den Arbeiten der Steinmetzen sichtbar.258) Auch hier werden einfach oder gegenläufig geschwungene Zierstriche und aus erkennbar zusammengesetzten Einzelteilen konstruierte Buchstaben hervorgebracht, ganz abgesehen von solchen Kunstwerken von überregionalem Rang wie der Grabplatte des Balthasar von Neuenstadt († 1516)259), die aus den Vischer’schen Werkstätten in Nürnberg stammt, oder von den beiden Spendeglocken aus der Gießerei des Hinrick van Kampen.260) Sie führten diese Schrift in Form und Proportion auf ihren Höhepunkt und verzichteten auf jeden überflüssigen Zierat.
Jedoch schon vor der Mitte des 16. Jahrhunderts dünnt die Schriftform in der Menge aus – bis zum Ende des Jahrhunderts zählt man im Halberstädter Dom nur noch sieben Inschriftenträger mit dieser Schrift – und übernimmt einzelne Elemente der sich entwickelnden Fraktur. Der erste Inschriftenträger, an dem sich dieser Wandel beobachten läßt, ist die Grabplatte des Domdekans Johannes von Mahrenholtz († 1538)261). Neben dem kastenförmigen doppelstöckigen a nimmt das geschlossene Schleifen-s auch am Wortbeginn eine Frakturform auf. Der Anteil an solchen Buchstaben vermehrt sich in den Grabplatten für den Domkellner Johannes von Heilingen († 1565)262) und den Domdekan Friedrich von Britzke († 1576)263). Neben das geschlossene runde s treten jetzt weitere gerundete Buchstaben: ein in beiden Bögen doppelstöckiges a, ein zweistöckiges z, p und q. Auch in den Texten werden immer häufiger Frakturversalien verwendet. Zu Schwellzügen aufgelöste Bögen zeigt als erste die im zweiten oder dritten Viertel des 16. Jahrhunderts entstandene Umschrift auf einer etwa eineinhalb Jahrhunderte älteren Tafelmalerei.264) Eine gotische Kursive zu nennende Schriftform einer Inschrift, die vermutlich im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts entstand, kommt nur ein einziges Mal vor.265) Sie gehört eigentlich nicht zu den epigraphischen Schriften.
5.2.2. Humanistische Minuskel
Nur vier Inschriftenträger des Halberstädter Doms sind in humanistischer Minuskel abgefaßt. Die in Drucktypen verwendete Schrift griff in der Renaissance die Formen der karolingischen Minuskel wieder auf.266) Schäfte verlaufen wieder ohne jede Brechung gerade, die Bögen sind wieder rund. Auch das g hat wieder runde Formen. Das f fußt meistens auf der Grundlinie. Nur ein einziger Buchstabe an einem Kelch des 15. Jahrhunderts, vielleicht auch erst im Verlauf des 16. entstanden, ein graviertes [Druckseite LIV]
g in Form einer 8, ist als frühestes Beispiel dieser Schrift anzusprechen.267) Zwei weitere erhaben ausgehauene Beispiele stammen aus dem Œuvre des Hans Schenck genannt Scheußlich268), wobei die Schriftart in beiden zusammengehörenden Kunstwerken aus dem Jahr 1558 gegenüber dem jeweils anderen gewechselt wurde. Hier handelt es sich um eine leicht rechtsgeneigte und geschwungene Form dieser Schrift. Auffallend sind die langen, geschwungenen Ober- und Unterlängen, die gesperrten ct- und st-Ligaturen sowie das u mit unten zugespitztem Bogen. Ein letztes Mal sieht man die Schriftform ein halbes Jahrhundert später auf dem Bildepitaph für eine Predigerfamilie.269) Dort ist ein Bibelspruch auf einem gemalten Buch zu sehen. Die Inschrift entspricht eher dem dahingeworfen flüchtigen Charakter einer Schreibschrift.
5.2.3. Fraktur
Mit acht Beispielen, von denen jedoch zwei nur wenige Buchstaben mit Elementen der Schrift aufweisen, kommt die Fraktur im Halberstädter Dom vor. Die Schriftform wird charakterisiert durch geschwungene Formen, Schwellzüge an und Schwellschäfte von Buchstaben sowie spitzovale Formen geschlossener Bögen und spitz ausgezogene Oberlängen.270) Erste einzelne Buchstaben in Inschriften, die hauptsächlich in gotischer Minuskel hergestellt wurden, zeigen sich 1576 und im zweiten bis dritten Viertel des 16. Jahrhunderts.271) 1587 entstand mit der Grabplatte des Domherrn Johannes von Hopkorff das erste Grabdenkmal, dessen Schrift vollständig in Fraktur ausgeführt wurde.272) Die zudem stark mit Frakturversalien durchsetzte Inschrift weist das spitzovale, teilweise auch konkav verschobene o, Schwellschäfte an langem s und f sowie das einstöckige a auf. Eine zweite Inschrift in einer sehr geschwungenen Fraktur ist erst für das Jahr 1643 mit der Grabplatte des Obristen in schwedischen Diensten, Friedrich von Bars auf Scharfenlohe, überliefert.273) An dieser Inschrift finden sich das stark geschwungene, in seiner Form konkav verdrehte d, o und weitere Buchstaben. In der Zeit zwischen diesen beiden Grabplatten kommen im Jahr 1605 einmal in Fraktur gravierte Tituli auf der Grabplatte des Domdekans Kaspar Kannenberg vor, die ansonsten gegossene Kapitalisbuchstaben aufweist.274) Bei den restlichen Inschriften handelt es sich um Kritzelinschriften bzw. ein Grabplattenfragment.275)
5.3. Jüngere Majuskelschriften
5.3.1. Frühhumanistische Kapitalis
Ein gutes Jahrhundert lang – vom dritten Viertel des 15. bis zum dritten Viertel des 16. Jahrhunderts – findet man im Halberstädter Dom in 41 Inschriften die frühhumanistische Kapitalis, besonders an Gemälden, Goldschmiedearbeiten und Textilien, seltener an Werken der Bildhauerei. Diese Mischmajuskel bedient sich im Sinne humanistischer Neuerungen ganz unterschiedlicher Schriften: der für die klassische antike Kapitalis gehaltenen Majuskelschrift früherer Jahrhunderte mit Anklängen an die romanische und gotische Majuskel und sogar durch Übernahme aus den griechischen Majuskelalphabeten, die seit den Konzilen von Konstanz (1414–1418) und Basel (1431–1449), besonders aber seit dem Unionskonzil von Ferrara und Florenz (1438–1445) und dem Fall von Konstantinopel (1453) durch den verstärkten Kontakt mit der byzantinischen Kultur und den Zuzug von Griechen nach Italien sowie die Rezeption von deren Bildungsideal verbreitet wurden.276) In Halberstadt kommt diese [Druckseite LV]
Schriftart zuerst an einem Alabasteraltar vor, der etwa 1460 entstanden sein soll.277) Das Schriftband mit dem Kreuztitulus zeigt eine erhaben ausgehauene Inschrift, die allerdings im 19. Jahrhundert überarbeitet oder erneuert worden ist. Möglicherweise zeigen die wenigen – und für die Schrift nicht gerade typischen – Buchstaben auch eine gotische Majuskel. Mit Gewißheit aber zeigt eine datierte gravierte Inschrift auf einem Cantorenstab aus dem Jahr 1486 die frühhumanistische Kapitalis.278) Das schmale A weist einen beidseitig überstehenden Deckbalken auf, der Binnenraum des O ist oblong gestaltet. Kombiniert wird das Ganze mit einem Buchstaben der gotischen Minuskel, was ebenfalls nicht unüblich für diese Schriftform ist. Die frühhumanistische Kapitalis wurde nicht selten als Auszeichnungsschrift auf Gemälden verwendet. Deshalb ist eine ganze Reihe von Kreuztituli in ihr wiedergegeben. Für die beiden frühesten vom Ende des 15. Jahrhunderts läßt sich durch die Ausführung der Buchstabenformen sogar die These bestätigen, daß die von der kunstgeschichtlichen Forschung postulierte Entstehung in ein und derselben Werkstatt tatsächlich zutrifft.279) Denn in beiden Gemälden wird der Schaft des I von einem links verlaufenden Haarstrich begleitet, und am Schaft des R wird der Treffpunkt von Bogen und Cauda auf der linken Seite durch einen in einem Knötchen endenden gebogenen, ebenfalls haarfeinen Zierstrich abgeschlossen. Nicht ganz die gleiche, aber eine ähnliche Ausführung zeigen fünf Inschriften einer vielfigurigen Kreuzigung, die ebenfalls am Ende des 15. Jahrhunderts entstanden ist.280) Außer den bisher erwähnten Buchstaben sieht man hier neben dem unzialen auch das zweibogige E, den Balken des H mit einem nach unten weisenden Bügel oder das byzantinische M. An Textilien findet sich die Schriftform erstmalig etwa um dieselbe Zeit – ob als gestickter Kreuztitulus an Paramenten oder gewebter Text auf einem Wandteppich.281) Auch hier kommt das A mit beidseitig überstehendem Deckbalken und nach unten gebrochenem Mittelbalken vor, zweibogiges E, I mit Nodus an der linken Seite in der Mitte des Schafts oder das M mit schräggestellten Seitenschäften und verkürztem Mittelteil. Dieser Buchstabenkanon ändert sich auch am Anfang des 16. Jahrhunderts nicht, wenn er an Goldschmiedearbeiten282), an Textilien283), aufgemalt an Gemälden284) oder auf Skulpturen285) bzw. ausgehauen an Werken der Bildhauerei286) vorkommt. Künstlerisch besonders schön ausgeführte Inschriften in dieser Schriftform sieht man am Altar des Hans Raphon von 1508/09287), in den Goldgrund trassiert, aufgemalt oder – in besonderem und ungewöhnlichem Formenreichtum – eingehauen am Standbild des heiligen Mauritius im Langhaus des Domes288) mit Neuschöpfungen wie einem spitzen M, das einem A mit einem in der Mitte befindlichen dritten vertikalen Schaft gleicht, und anderen geschwungenen Formen. Zwei weitere, sich auch durch die Schrift als zusammengehörig erweisende Altarflügel289) lassen auch durch ihre Buchstabenformen – etwa durch den weit nach unten gezogenen Mittelteil des M – erkennen, daß die Schriftformen sich auch nach dem Höhepunkt am Anfang des 16. Jahrhunderts nicht grundlegend verändern.290) Die frühhumanistische Kapitalis vergeht im achten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts in Kritzelinschriften.291)
5.3.2. Kapitalis
An der Capitalis quadrata der Antike orientiert verbreitete sich die auch Renaissance-Kapitalis genannte Schriftform nördlich der Alpen seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und verschiedenen Schwerpunkten durch die Vermittlung von Humanisten.292) Seit der Erfindung des Buchdrucks war die inschriftliche Ausprägung ausgerichtet an den [Druckseite LVI] Druckschriften der Zeit. Im Halberstädter Dom findet man die Kapitalis seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts an 76 Inschriftenträgern. Sie setzt mit einem Hymnus an einer Leuchterkrone im Jahr 1516 ein, die der Dompropst Balthasar von Neuenstadt zu seiner Memoria testamentarisch vermacht hatte.293) Leider ist ihre Schrift größtenteils vergangen. Aber aus den Überresten lassen sich noch die nahezu klassischen Formen dieser Schrift erahnen, obwohl nur noch die Buchstaben A, E, L und V in Umrissen zu erkennen sind. Daneben gibt es eine Reihe von Kritzelinschriften oder Initialen, die sich an elf Objekten des Doms befinden, deren Schriftcharakter und Zeitstellung – vom ersten Viertel des 16. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts – nicht immer eindeutig bestimmbar ist.294) In dichterer Anzahl findet sich diese Schriftform erst um die Jahrhundertmitte. Seit 1553 verwendete man sie an einigen qualitätvollen Epitaphien. Sie wurde häufig breitstrichig erhaben ausgehauen, teilweise auch aufgemalt.295) Auch an Werken der Gießkunst taucht sie nun auf.296) Der Mittelteil des M wird oft bis zur Grundlinie gezogen und Linksschrägenverstärkungen kommen immer wieder vor. Die Sporenbildung wird im Vergleich zu klassischen Beispielen ein wenig übertrieben. Der Mittelbalken des E wird zuweilen stark verkürzt und gelegentlich werden die Bögen ein wenig aufgebläht.297) Manchmal sind Kapitalisbuchstaben auch nur für Versalien oder Auszeichnungsbuchstaben benutzt worden oder sie dienten als Bildbeischriften.298) Auch kommen immer wieder Mischformen mit der frühhumanistischen Kapitalis vor.299) In sehr einfacher Form geben einige Gedenksteine, die ursprünglich im Kreuzgarten angebracht waren, die Kapitalis wieder.300) Dieselbe Schriftform zeigt an Steinmetzarbeiten vom Ende des Jahrhunderts, die alle aus derselben Werkstatt stammen, schon erste Anzeichen der Degeneration.301) Linksschrägenverstärkungen werden kaum noch betont, M wird mit verkürztem Mittelteil ausgehauen, A zeigt einen nach links überstehenden Deckbalken, geschwungene Buchstabenteile werden betont.302) Diese Entwicklung setzt sich dann in gemalten Inschriften der Zeit fort.303) Zum Teil entwickeln sich auch sehr gedrängte und deshalb schmal proportionierte Formen.304) Aber auch das Gegenteil kann betont werden.305) Selbst einige hervorragende Beispiele legen diese Kennzeichen nicht ab, was sich bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts nicht ändert.306) Am Schluß dieser Reihe stehen wiederum einige Gedenkinschriften, die das Formenrepertoire bewahren.307)
5.4. Tabelle der Schriftarten
Die Summe der nach den Schriftarten aufgeteilten Inschriften ist höher als die Anzahl der Inschriftenträger, weil hin und wieder mehr als eine Schriftart an einem Träger vorkommt. Nach einem Schrägstrich steht die Anzahl der – zusätzlich zu den original oder photographisch überlieferten – erschlossenen Inschriften in der jeweiligen Schriftart. In Klammern ist eine weitere Inschrift in griechischen Buchstaben aufgeführt, bei der es sich nicht um eine byzantinische Schrift handelt. Mehrfachnennungen sind möglich.
Die kursiven Schriften, die aus den aufgeführten Schriftformen resultieren, werden nicht beschrieben.
Schriftart | –1200 | –1300 | –1400 | –1500 | –1550 | –1600 | –1650 | Summe | |
Kapitalis | 4 | 2 | 6 | ||||||
Byzantinische Majuskel/Unziale | 7 | 1 | (1) | 8/1 | |||||
Romanische Majuskel | 5/2 | 3 | 8/2 | ||||||
Gotische Majuskel | 10 | 18 | 7 | 3 | 38 | ||||
Gotische Minuskel | 11 | 53 | 30 | 5 | 99 | ||||
Humanistische Minuskel | 1 | 3 | 4 | ||||||
Fraktur | 4 | 4 | 8 | ||||||
Frühhumanistische Kapitalis | 7 | 31 | 3 | 41 | |||||
(Renaissance-)Kapitalis | 11 | 32 | 33 | 76 | |||||
Kursive | 1 | 1 | 9 | 4 | 2 | 3 | 20 | ||
Summe | 16/2 | 17 | 30 | 77 | 82 | 46 | 40/1 | 308/3 |
6. Nicht aufgenommene Inschriften
Etliche Inschriften, die sich am Domgebäude, auf Ausstattungsstücken oder an den Paramenten und Goldschmiedearbeiten befinden, wurden nicht aufgenommen, weil sie mit der Definition von Inschriften, die Rudolf Kloos geprägt hat, nicht in Einklang zu bringen sind. Danach sind Inschriften „Beschriftungen verschiedener Materialien …, die von Kräften und mit Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- und Kanzleibetrieb angehören.“308)
Obwohl die in der folgenden Aufzählung erwähnten Stücke alle erfaßt und aufgenommen wurden, müssen sie hier aus methodischen Gründen – z. T. in der Hoffnung auf eine spätere, getrennt erscheinende Publikation – unveröffentlicht bleiben. Deshalb kommen etwa Authentiken für Reliquien, deren es im Halberstädter Dom natürlich eine Vielzahl gibt, die jedoch mit Methoden des Kanzleibetriebes angefertigt worden waren, in diesem Band nicht vor.
Zu diesen gehören die Authentiken aus der Reliquienkapsel, die unter der Inv. Nr. 27 im Domschatz aufbewahrt wird.309) Diejenigen des Reliquienkreuzes Inv. Nr. 34, des Armreliquiars Inv. Nr. 427 oder des Straußeneireliquiars Inv. Nr. 18 wurden ebenso ausgeschlossen wie die Cedulae unterschiedlicher Provenienz, die unter den Inv. Nr. 53 a–g, 71 a, 76, 646, 648 verzeichnet sind, eine ohne jegliche Inventarnummer sowie zahllose weitere.310) Auch die im Reliquiar Inv. Nr. 16 und 17 aufbewahrten Authentiken und die im Reliquienbehältnis der heiligen Elisabeth, Inv. Nr. 48, verwahrten Cedulae konnten nicht berücksichtigt werden.311) Etliche Authentiken, die dem Bearbeiter bekannt geworden sind, ohne daß der Zusammenhang mit bestimmten Reliquiaren oder der Überlieferungszusammenhang geklärt werden konnte, sind ebenfalls nicht veröffentlicht. Weitere Cedulae befinden sich in den Armreliquiaren Inv. Nr. 22 (Stephanusreliquiar), 23 (verschiedene Heilige) und 70 (Jacobus Maior).312) Ein Pergamentstreifchen mit der Aufschrift Gripelwaltdeus, das am Futter einer Dalmatika (Inv. Nr. 194) wahrscheinlich einen Hinweis auf den aus Greifswald stammenden Besitzer gibt, konnte ebenfalls nicht berücksichtigt werden. Einige pseudokufische Inschriften, die sowohl auf dem Halberstädter Schrank (Nr. 21) als auch im Gewebe einiger Gewänder zu sehen sind, können nicht aufgenommen werden, da es sich nicht um echte Inschriften handelt.
Auch die Ergebnisse des aufsehenerregenden Fundes eines Kreuzreliquiars aus Speckstein im Haupt der Christusfigur der Triumphkreuzgruppe des Halberstädter Doms, zu dem auch Papierfragmente [Druckseite LVIII]
mit griechischen Schriftzeichen gehören, sind hier nicht zu behandeln, da sich die Zettel nicht in die Definition von Inschriften einfügen.313)
Zu den nicht als Inschriften definierten Gegenständen mit Schriftauftrag gehören auch die über Modeln gefertigten brakteatenförmigen Plaketten und Beckenschlägerschüsseln oder Massenware wie Ofenkacheln. Die mit Plaketten versehenen Marienmäntelchen zum Bekleiden von Marienstatuen, von denen im Halberstädter Domschatz noch eine ganze Reihe vorhanden sind, fallen ebenfalls aus der Publikation heraus. Es handelt sich um die unter den Inv. Nr. 161, 164, 165, 166, 170, 171 und 173 aufbewahrten Stücke. Plaketten, die meistens nur einen verzierten Buchstaben zeigen, weisen auch die Velen auf, die unter den Inv. Nr. 126 und 163 aufbewahrt werden, sowie ein Aurifrisium (Inv. Nr. 187) und eine Stola (Inv. Nr. 343). Auch die Inschriften der grün glasierten Kacheln und die gußeisernen Ofenplatten eines Ofens aus dem Jahr 1588, der z.T. Nachbildungen der Kleinen Passion von Albrecht Dürer aufweist, wurden nicht berücksichtigt.314)
Die schon bearbeiteten Reste einer Wappentafel, die von der Halberstädter Kommisse herrühren und bis vor kurzem im Lapidarium des Domes aufbewahrt wurden, sind im Jahr 2008 von der Domverwaltung zuständigkeitshalber an das Stadtmuseum abgegeben worden. Deshalb wird der schon fertiggestellte Artikel in den Folgeband verwiesen, der die Inschriften der Stadt Halberstadt (ohne Dom und Domschatz) behandeln wird.
Inschriften, die nach dem Ende des Bearbeitungszeitraums entstanden sind, bleiben unberücksichtigt, auch wenn sie erfaßt und aufgenommen wurden. Steinfragmente, die im Lapidarium des Domes lagern, augenscheinlich aber jünger als 1650 sind und nur die Initialen · E · R · sowie die Ziffern · 1 · 9 zeigen, sind nicht in den Katalog aufgenommen worden. Auch eine Palla aus dem Jahr 1678 (Inv. Nr. 544), die mehrfach den Namen IESVS und einmal die Jahreszahl wiedergibt, bleibt unberücksichtigt. Ebenso wird auf einen Artikel zur Inschrift des Pestkreuzes von 1683 an der Außenseite des Doms über dem Chorhaupt verzichtet, dessen Text lautet: IEHOVA / IUSTITIA / NOSTRA // 1683 // CRUX FERT / CORONAM / IN CRUZIFIXO. Der Schlußstein des westlichsten Jochs des nördlichen Seitenschiffs, der in Rot einen goldenen gekrönten preußischen Adler zeigt und in einer fragmentarischen grünen Umschrift auf blauem Grund – vermutlich aus dem Jahr 1860 – wohl auf eine Stiftung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. für den Dom hinweist, muß im Katalog unberücksichtigt bleiben. Sofern zu den erst im 19. Jahrhundert entstandenen Inschriften in den Bildfenstern nicht im Rahmen der einzelnen Artikel zu den mittelalterlichen Glasmalereien Stellung genommen wurde, sei hier auf den Band XVII des Corpus Vitrearum Medii Aevi verwiesen, der die Glasmalereien des Halberstädter Domes behandelt.315) Auch diejenigen mit den Namen der Prophetenfiguren in den Wandnischen des Lettners, die der Bildhauer Heinrich Weltring (1847–1917) im Jahr 1881 geschaffen hat, waren nicht in den Katalog aufzunehmen.316)
Objekte, die weder für den Halberstädter Dom bestimmt waren noch vor dem Stichjahr 1650 ihren Standort dort hatten, finden nach den Richtlinien des deutschen Inschriftenwerkes, selbst wenn sie sich heute im Dom befinden, ebenfalls keinen Eingang in den Katalog. Hier sei auf das Triumphkreuz an der Südwand des südlichen Seitenschiffs im vorletzten Joch hingewiesen, das sich früher im nördlichen Kreuzarm befunden hatte.317) Der Kruzifixus entstand nach Ernst Schubert im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts und stammt aus Harsleben „wo [er noch im 19. Jahrhundert] in einer Rumpelkammer lag“318). Der Kreuzesstamm, auf dem er angebracht und in dessen oberem Dreipaßabschluß ein Engel als Sinnbild des Evangelisten Matthäus zu sehen ist, der ein Spruchband mit seinem Namen S[an]ctus · matteus als Titulus trägt, wurde wohl erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts geschaffen. Eine Ausnahme bilden einige Gegenstände aus der Liebfrauenkirche bzw. aus der niedergelegten Kirche St. Paul, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Domschatz befinden und die natürlich seither niemand in einem der beiden anderen Bestände erwarten würde. (Nr. 21, 27, 33, 37, 190)
Auf das Fragment eines Wandbehanges im Berliner Kunstgewerbemuseum, das Inschriften aufweist und nach den Forschungen von Renate Kroos um 1160/70 entstand, ist hier nicht einzugehen, da seine Entstehung in der Gegend von Halberstadt, obzwar mit Nachdruck behauptet, nur zu vermuten, [Druckseite LIX] und gar seine Bestimmung für den Halberstädter Dom nicht nachweisbar ist.319) Die unter der Inv. Nr. 552 im Halberstädter Domschatz aufbewahrten Pausen eines gewebten Teppichfragments, das 1879 noch im Rathaus von Langensalza bewahrt wurde, identifizieren durch ihre Inschriften den Wandbehang als Tristanteppich und sind ebenfalls im Inschriftenband zum Halberstädter Dom nicht zu behandeln.320) Ein Teppichfragment mit Wappen und Wappenbeischriften, das ins Germanische Nationalmuseum nach Nürnberg gelangt ist und das bei ungeklärter Erwerbsituation nach dem Katalog der dortigen Gewebesammlung aus „dem Dom zu Halberstadt“ herrühren soll, konnte durch seine Inschrift pertinet in derneborch dat[um] // [per] uta(m) de // schulen[borch] nach Kloster Derneburg verwiesen werden und wurde an die Kollegin der Göttinger Akademie der Wissenschaften abgegeben, die zur Zeit den Landkreis Hildesheim bearbeitet.321)
Inschriften, die nur den Eindruck erwecken, in den Bearbeitungszeitraum zu gehören – etwa durch Imitation älterer Schriftformen – werden ebenfalls nicht in den Inschriftenkatalog aufgenommen, z. B. eine Jahreszahl, die sich unterhalb eines Wasserspeiers am fünften Strebepfeiler der Südseite befindet. Der verwitterte Wasserspeier und die Jahreszahl in gotisierender Minuskel erwecken den Eindruck, sie seien im 15. Jahrhundert entstanden. Die Zeichen der Jahreszahl ließen sich zunächst als M C ccc l ix, mithin 1459 lesen. Eine genauere Untersuchung erwies jedoch, daß ein für ein großes C gehaltenes Zeichen eigentlich, wie aus dem leicht überstehenden Schaft zu folgern ist, ein Minuskel-d mit sehr gerundetem Bogen ist, die Jahreszahl also als M d ccc l ix (1859) zu lesen ist. Das beigefügte Steinmetzzeichen kommt genau so am Westportal, wo im 19. Jahrhundert offensichtlich Säulen der Blendnischen des 13. Jahrhunderts ersetzt worden waren, und an der Nordseite des Doms vor. Im Domkalender 1861, der die Ereignisse des vorhergehenden Jahres verzeichnet, ist die Wiederherstellung der äußeren Strebepfeiler und der Türme angegeben, wozu wohl auch der Ersatz des Wasserspeiers im Jahr zuvor gehörte.322) Allerdings hätte es auch nach der Mitte des 15. Jahrhunderts nach Blitzschlag und Turmbrand im Dezember 1454 einen Anlaß für Bauarbeiten gegeben. Eine aufgemalte Inschrift an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, die die Bibelstelle Johannes 3,16 wiedergibt, ist vermutlich in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts angebracht worden, wie die ein wenig exaltierte Schrift und bestimmte Lautbehandlungen nahelegen.
Nachträge und ein revidierter Katalogartikel
Die Inschriften, die sich im vorliegenden Band zum Bestand Halberstadt Dom erstmalig finden, resultieren entweder aus dem Handschriftenfund eines Kollegen in der Landesbibliothek Hannover zu Inschriften in Norddeutschland und Polen, die sich als Quelle für eine jüngere Überlieferung erwies, die zuvor benutzt worden war, oder aber sie sind Neufunde, die im Anschluß an die Publikation von DI 75 (Halberstadt Dom) durch Dritte gemacht wurden. Ein weiterer Artikel ergab sich aus der erneuten Inaugenscheinnahme eines Objektes, dessen Inschriften kaum mehr erkennbar sind und zuvor nach kopialer Uberlieferung ediert worden waren. Die vergebenen Nummern entsprechen der chronologischen Einordnung in den Katalog DI 75 (Halberstadt Dom).
Zitationshinweis:
DI 75, Halberstadt (Dom), Einleitung (Hans Fuhrmann), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003e008.
- Siehe Grotefend 1991, S. 24 ff. »
- Terminologie 1999. »
- Fitz 2003, S. 23–76. »
- Kerner 2000, S. 138–156; Bláhová 1999, S. 11–25; Folz 1950, S. 423–465; Fuhrmann 2002 b, S. 55, 58; Fuhrmann 2006 a, S. 289 f., 296. »
- Vogtherr 2006, S. 91–98; Jäschke 1970, S. 114–122; zur Bistumsgeschichte Schlochtermeyer 1998, S. 82–102; Grieme 2000, S. 185–203. »
- Siehe auch zum Folgenden Vogtherr 2006, S. 91–98; Hehl 1997, S. 96–119. Zu den ersten Bischöfen in Halberstadt siehe Röckelein 1999, S. 66 ff. »
- Zur Urkunde BM2 Nr. 535; Müller 1930, S. 331–339 mit Nr. 1 S. 348–350. Die Fälschung von 803 BM2 Nr. 294. Vgl. zu den Urkunden Ludwigs des Frommen Kölzer 2005, bes. Nr. 535. »
- Vogtherr 2006, S. 97 f. »
- Ebd., S. 96–98; Röckelein 1999, S. 66–68. Vgl. auch Leopold/Schubert 1984, S. 11. »
- Vgl. zu den GEH Wattenbach/Schmale 1976, S. 395 f. und das Stemma bei Jäschke 1970, S. 210; zu den liturgischen Texten Fuhrmann 2002 b, S. 61 mit Anm. 44, 48 f.; Fuhrmann 2006 a, S. 300–302 mit Anm. 48, 52 f. »
- Zum Karlsteppich als Sachüberrest der Kalandskultur vgl. Fuhrmann 2008. »
- Vgl. Fuhrmann 2002 b, S. 58 f.; Fuhrmann 2006 a, S. 296 f. »
- Fitz 2003, S. 376–384. »
- Vgl. Nr. 220; diese Altarnische war 1583 umgebaut worden. »
- Vgl. auch zum Folgenden Leopold 1999, S. 300–303; Leopold/Schubert 1984, S. 11–24, 25–79. »
- Leopold/Schubert 1984, S. 13. »
- Vgl. auch zum Folgenden Quiter 1969, S. 99–102, 118–123, 144–148; Jäschke 1970, S. 203–206; Claude 1972, S. XVI, 81 ff.; Beumann 1974, S. 256 ff.; Engels 1975, S. 143–148, 152 f.; Leopold/Schubert 1984, S. 14 f.; Beumann 1991, S. 384 f.; Scholz 1992, S. 176–181; Hehl 1997; Hehl 1998, S. 304–315; Beumann 2000, S. 162 ff.; Althoff 2001, S. 346–349; Hehl 2001, S. 231–235; Germania Pontificia, Vol. V/2, Pars VI, S. 196; Scholz 2006, S. 272–280, 301–304. »
- Siehe Benz 1975, S. 21–54 hier bes. 53 f. und Jäschke 1970, S. 187 f. Vgl. Hehl 1997, S. 99–101, der die Weihe von 992 noch stärker als Konfirmation der Beschlüsse der Synode von 981 zur Aufhebung des Bistums Merseburg interpretiert. »
- Vgl. zur Bischofsgeschichte Boettcher 1913, S. 9–11, 21–25; Averkorn 1997, S. 4, 7. »
- Vgl. auch Doering 1899, S. 121. Vgl. zukünftig Die Inschriften der Stadt Halberstadt, ges. und bearb. von Hans Fuhrmann. »
- Vgl. Nr. 115 mit Anm. 8. »
- Leopold/Schubert 1984, S. 18–23; vgl. auch Abel 1732, passim; Boettcher 1913, passim; Averkorn 1997, passim. »
- Leopold/Schubert 1984, S. 18 f. »
- Ebd.; Benz 1975, S. 50. »
- Vgl. Bogumil 1972, bes. S. 207–256; zur Geschichte der Halberstädter Bischöfe in staufischer Zeit siehe auch Schütte 2008, S. 11–25. »
- Meyer-Gebel 1992, S. 59–85 bes. 84 f. »
- Wilckens 1967, S. 279–285 mit Abb. 1–8. »
- Demnächst Fuhrmann 2009, im Druck. »
- Wilckens 1967, S. 85–89 mit Abb. 9–16. »
- Rüber-Schütte 2005, S. 139; vgl. auch UBHH Bd. 1, Nr. 287 S. 257 f. »
- Leopold/Schubert 1984, S. 19–22. »
- Röhricht 1894, S. 47, 83 f.; Tebruck 2008, S. 26–48. »
- UBHH Bd. 1, Nr. 449 S. 400–403; GEH, S. 116–122. »
- Flemming 1979, S. 69 f. mit Abb. 62–64; Janke 2006, Nr. 21 S. 216–219; Der heilige Schatz, Nr. 20 S. 90–93 (Christian Hecht). »
- Krause 2002, S. 18 ff.; Leopold 1997 a, S. 36; zur Weihe siehe Leopold/Schubert 1984, S. 22. Zur Triumphkreuzgruppe siehe auch Beer 2005, S. 196–205 und Kat. Nr. 41 S. 605–621; Lutz 2004, S. 75–106, 249; Beer 2008, S. 185–198. »
- Vgl. UBHH Bd. 2, Nr. 684 S. 19; Ablaßurkunde mehrerer deutscher Bischöfe von 1239 VII 4, die wohl auf der Synode des Mainzer Erzbischofs ausgestellt wurde. »
- Vgl. zum Bauverlauf Schubert 1984, S. 19–44. »
- Fundamente wurden bei einer Sondage im Jahr 2002 allerdings keine gefunden; vgl. Schürger 2006, S. 173–176. Den Bau einer Vorhalle hatte Dompropst Balthasar von Neuenstadt in seinem Testament von 1516 mit 400 Gulden bezuschußt, wenn das Kapitel ihn begänne. Obwohl bis 1525 ein Bau nicht begonnen worden war, beschlossen die Testamentarier, die Mittel dem Kapitel zufließen zu lassen. Erbaut wurde zu einem späteren Zeitpunkt jedoch nur eine hölzerne Vorhalle; vgl. Fuhrmann 2002 a, S. 214 f. »
- Fitz 2003, S. 70. »
- Vgl. dazu Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 10–14; Nicolai 1990, S. 245–249; Nicolai 1997, S. 52–56; Fitz 2003, S. 70. »
- Vgl. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 15–21; Wedemeyer 1997, S. 60; Fitz 2003, S. 70. Zu den Fenstern der drei Joche siehe Helten 2002. »
- Vgl. Fitz 2003, S. 42 f. mit Fig. 13. »
- Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 28–31. »
- Nr. 25 (†), 26, 32 (13. Jh.); Nr. 42, 48 (14. Jh.). »
- So vermutlich um die Zeit der Fertigstellung des gotischen Chores Nr. 54, 61, 83, 91, 92, 139, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 157. »
- Nr. 73, 77, 78. »
- Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 52. »
- Siehe zu diesen Skulpturen Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 50; BKD, S. 292; Doering 1927, S. 52 und Abb. 43; Hinz 1964, S. 77 Anm. 22 und Abb. »
- Vgl. die Aufstellung zur Verlegung der Grabplatten Halberstadt, Domarchiv Loc III Nr. 1, Bl. 51–54; ebd. Loc III Nr. 6, Bl. 37–44. »
- Langenbeck 1886, S. 14–33; Fuhrmann 2006 b, S. 257. »
- Langenbeck 1886, S. 70; Fuhrmann 2006 b, S. 268. »
- Opel 1870, S. 61; Odenthal 2005, S. 41–72; Fuhrmann 2006 b, S. 268 f. »
- Fuhrmann 2006 b. »
- Ebd., S. 258–260. »
- Ebd., S. 260–266. »
- Ebd., S. 271 f. »
- Ebd., S. 269 f. »
- Ebd., S. 271. »
- Jedin 1985, Bd. IV, S. 665. »
- Nottarp 1933, S. 120–122; Schrader 1973, S. 139 f.; Fuhrmann 2006 b, S. 271. »
- Siehe dazu Krause 1997a, Krause 1997b. »
- Magdeburg LHASA, Rep. A 13 a, Rep. A 14, Rep. A 15; Findeisen 1990, S. 196 f. »
- Auch zum Folgenden ebd., S. 113–118, 196–207. »
- Ebd., S. 200–204. »
- Vgl. zu den Wiederaufbauarbeiten Bolze 1991; Becker/Richter 2005. »
- Leopold/Schubert 1984. »
- Bolze 1991, S. 63 f. »
- Kostbarkeiten 2001, S. 5. »
- Ausgenommen sind dabei einzelne, kopial überlieferte Inschriften als Ergänzungen an Inschriftenträgern, deren Inschriften ansonsten überwiegend erhalten sind. »
- Siehe unten bei Anm. 104 f. »
- Wattenbach/Schmale 1976, S. 389. »
- Cambridge, Bodleian Library, Laud. Misc. 633; vgl. dagegen Annales Palidenses, MGH SS XVI, S. 48–51 „autographum potius saeculo XII medio“; Waitz 1879, S. 28–30 „unzweifelhalft im 12. Jahrhundert geschrieben“; Wattenbach/Schmale 1976, S. 388. »
- Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. 5 a (Cod. ms. Hist. 333); Annales Palidenses, S. 48–51, 81; vgl. Waitz 1879, S. 28–30. Eine „vollständige u. kritische Ausgabe nach d. Original“ und eine „Klärung der quellenkundlichen Fragen“ sind nach Wattenbach/Schmale 1976, S. 388, Forschungsdesiderate. »
- MGH Deutsche Chroniken, Bd. II, 1 (Sächsische Weltchronik), S. 213; Menzel 1985, S. 65–74. »
- Zum Beispiel Chronicon Engelhusii 1671, S. 227; Eckard 1723 Bd. I, S. 1379; Lentz 1749, S. 102. »
- Jäschke 1970, S. 50 f. »
- Besançon, Bibliothèque municipale, Nr. 1219, fol. 65v–66r; Leibniz 1711, S. 683 = Block, S. 683. »
- Fuchs 1995, S. 29 f. mit weiterer Literatur zu Beatus Rhenanus. »
- Leibniz 1711, S. 677, 683. »
- Hofmeister 1891 Bd. 2, S. 12 Sp. A Z. 42 f. »
- Praetorius 1619, S. 98. »
- Vgl. zu Michael Praetorius NDB Bd. 20, S. 668–670; ADB Bd. 26, S. 530–533. »
- Haber 1739. »
- Ebd., S. 45. »
- Halberstadt, Domarchiv, Grundriß und Seitenansichten des Kreuzganges der Domkirche zu Halberstadt. Nach einer Handzeichnung des vormahligen Domküsters Conrad Matthias Haber auf Stein gezeichnet von Carl Elis, Lehrer an der höheren Töchterschule zu Halberstadt 1836, ohne Signatur. »
- Elis 1857, S. 88. »
- Wilckens 1967. »
- Ebd. »
- Dehio, Sachsen-Anhalt I, S. 607 (dort fälschlich Matthäus Haber); in der Ulrichskirche zusammen mit dem Bildhauer Michael Helwig 1704. »
- DKK 1853, S. 9. »
- Halberstadt, Domarchiv, Konvolut von losen Blättern, ohne Signatur. »
- Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek Oy-H, 42 (Julius Karl Adolf Friedrich Graf von Oeynhausen (1843– 1886), Sammlung von Grabinschriften in deutschen Kirchen). Die Kenntnis und Übermittlung dieser Quellensammlung verdanke ich meinen beiden Göttinger Kolleginnen Dres. Sabine Wehking und Christine Wulf, denen hiermit herzlichst gedankt sei. »
- Vgl. DI 56 (Stadt Braunschweig II), S. XXIV; DI 58 (Stadt Hildesheim) Teil 1, S. 32. »
- DKK 1845, S. 9; ebd. 1846, S. 5. Vgl. auch Nr. 50 † und DI 56 (Stadt Braunschweig II), S. XXIV; DI 58 (Stadt Hildesheim) Teil 1, S. 32. »
- Vgl. oben bei Anm. 85 und unten 105. »
- Elis 1857. »
- Scheffer 1864. »
- Marburger Index, Archivnr. 00768a04 (89. 582); 00768c02 (87. 548). »
- Marburger Index, Archivnr. 05. 487d04 (+ 1.083 132); Meßblatt d. Preußischen Meßbildanstalt zu Berlin 1898, Nr. 46 324, Kunstgeschichtliches Institut d. Universität Halle/S., Inv. Nr. 10 206 und Marburger Index, Archivnr. 00762b06 (88 025 v. 1936) KBB 14 310. »
- Vgl. z. B. Zeiller 1632, Zeiller 1653, Leuckfeld 1710 a, Erhard 1715, Meibom 1749, Uffenbach 1753, Plato 1791, Müller 1795, Lentz 1749, Büsching 1819, Niemann 1824, Lucanus 1837, Elis 1857, Lucanus 1866, Zschiesche 1895, Hermes 1896, BKD jeweils passim. »
- Zum Beispiel Feuerbaum 1675, Reimmann 1702, Abel 1732 (= Winnigstedt) jeweils passim. Vgl. zur Verwendung solcher Merkverse DI 46 (Stadt Minden), S. XX und Anhang 2, S. 186–190. »
- LexMA Bd. VI, Sp. 510–513 (O[tto] G[erhard] Oexle). »
- Oexle 1983, S. 31–35, 46 f.; Oexle 1984, S. 391–434; Kroos 1984, S. 293–353; Fuhrmann 2002 a, S. 215 f. »
- Haber 1739, S. 18–45. »
- Ebd., S. 45. »
- Vgl. Kap. 3, S. XXV f. zur Sammlung von Oeynhausen. »
- Leopold/Schubert 1984, S. 14, 62–64 mit Abb. 31 und Tafel 27. »
- Zu den Bestattungsplätzen siehe Haber 1739, S. 39 f. »
- Haber 1737, S. 6–8; Doering 1899, S. 121. »
- Haber 1739, S. 43. Vgl. auch oben bei Anm. 19–22. »
- Vgl. Henkel/Schöne, Sp. 443. »
- Siehe Kap. 3, S. 25 f. zu Oeynhausen, Sammlung und Haber 1739. »
- Siehe Nr. 9 † zu Annales Palidenses. »
- Das schon zuvor im Zentralbereich stark beschädigte Grabmal wurde bei den Umbauarbeiten im Kreuzgang in den Jahren 2004 bis 2007 durch seinen Ausbau erneut stark beschädigt und wird jetzt in der Stephanuskapelle im Kreuzgang aufbewahrt. »
- Vgl. zum Folgenden Fuhrmann 2006 b, S. 258–266 mit Abb. 1–14. »
- Ebd., S. 267 Anm. 66, 271 f. »
- Siehe dazu Bolze 1991, S. 77–79 mit Abb. 89–91. »
- Fuhrmann 2006 b, S. 260–266 mit Abb. 4–14. »
- Ebd., S. 271 f. mit Abb. 20–21. »
- Siehe zum Glockenwesen des Halberstädter Doms Nr. 28, 29, 30, 95, 97 †, 99 †, 178, 179 und Peter/Bund 1997 und Peter 1999. Es hat noch weitere in früherer Zeit abgegangene Glocken gegeben. »
- Diestelkamp 1929 a, S. 87. Sie wurde 1997 durch die neugegossene Micha ersetzt. Cantabona war auch nicht die Bezeichnung für die Festtagsglocke, wie Peter 1999, S. 123 meint. »
- LHASA Magdeburg, Rep. Cop. Nr. 681 A 1, fol. 53r–53v; ediert von Diestelkamp 1929 a, S. 87 f. »
- Die zweite Angabe, de Kancke, ließ sich nicht zuweisen. Nicht bei allen angeführten Glocken handelt es sich bei dem vorangestellten de um eine Präposition. Einmal heißt es: de Anderglocke, ein anderes Mal: de Spendeklocke. Gemeint ist mit de in diesen Fällen der bestimmte Artikel im Deutschen. Die Bezeichnungen de Kancke und de Moyser könnten also auch Eigennamen bedeuten. Im Fall der Bezeichnung de monasterio Huisborch steht jedoch eindeutig eine Präposition, wie aus der folgenden Ablativform zu erkennen ist. Mag sein, daß sich dieser Satz nicht nur auf eine, sondern auf alle Glocken, de parvis, bezieht und diese vom Kloster Huisburg gekauft worden waren. Auch wenn sie anhand archivalischer Quellen schwierig zu verfolgen sind und auch zu bewegen waren, so wurden Glocken doch genauso wie Teile des Kirchenschatzes verborgt, verpfändet oder verkauft; vgl. z. B. DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 22 †. »
- Peter/Bund 1997, S. 348 f.; Peter 1999, S. 123–125. »
- Ebd. »
- Siehe oben. »
- LHASA Magdeburg, Rep. A 14, Lit D Nr. 5 (Specificationes von Geräthschaften beym Bauamt Halberstadt (Domacten) Bauamt B 5) samt einer beiliegenden Kopie. »
- Nr. 97 †, 99 †. »
- Vgl. auch Peter/Bund 1997, S. 329–333; Peter 1999, S. 129–134. »
- Vgl. auch Peter/Bund 1997, S. 349; Peter 1999, S. 135. »
- LHASA Magdeburg, Rep. Cop. Nr. 681 A 1, fol. 53r–53v; ediert von Diestelkamp 1929a, S. 87 f.; vgl. zu den Spendeglocken auch Peter/Bund 1997, S. 332 f., 337 f., 346; Peter 1999, S. 152–154. »
- Vgl. z. B. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 30. »
- Elis 1883, S. 19. »
- Ebd., S. 35 mit Anm. 4; Mülverstedt 1894, S. 125. »
- Haber 1739, S. 40. »
- Vgl. UBHH Bd. 1, Taf. II Nr. 11, Taf. IV Nr. 27, Taf. V Nr. 2628, Bd. 2 Taf. IX Nr. 60. Vgl. auch die Abb. bei Siebrecht 2006, S. 702 Nr. 9, 14–16, 20. »
- Vgl. dazu Fitz 2003, S. 83. »
- Vgl. auch zum Folgenden ebd., S. 71–73. »
- Vgl. ebd., S. 83–85. »
- Vgl. ebd., S. 73 f., 148. »
- Vgl. ebd., S. 207–213, 354. »
- Vgl. ebd., S. 246–258. »
- Vgl. ebd., S. 194, 196–206. »
- Vgl. ebd., S. 236 f. »
- Vgl. ebd., S. 225–237, 304–327, 356–375, 245–299. »
- Vgl. ebd., S. 57–60. »
- Vgl. zur Triumphkreuzgruppe Beer 2005, Lutz 2004 und Krause 2002. »
- Praetorius 1619, S. 97–118. »
- Vgl. Kostbarkeiten 2001, S. 84 ([Ute] B[ednarz]). »
- Vgl. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 21–23; Fitz 2003, S. 77–146. »
- Vgl. Fitz 2003, S. 42 f., 245–272, 385–424; Fuhrmann 2002 b, S. 59–62; Fuhrmann 2006 a, S. 298–303. »
- Vgl. auch für das Folgende z. B. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 46–54. »
- Vgl. Fuhrmann 2002 a, S. 209–216. »
- Es wird sich dabei aber kaum um die Ave-Maria-Glocke gehandelt haben, wie Peter 1999, S. 131 annimmt. »
- Vgl. zur Reformation des Halberstädter Doms Odenthal 2005, S. 41–72; Fuhrmann 2006 b, S. 268–270. »
- Vgl. Kurth 1926, S. 38–52. »
- Vgl. dazu Wilckens 1967; Berschin 1980; Schwab 1980; Schwab 1981; Fuhrmann 2009. »
- Vgl. Fuhrmann 2008. »
- Vgl. Gynz-Rekowski 1967; Gynz-Rekowski 1968. »
- Vgl. Bellmann 1983. »
- Vgl. Kohwagner-Nikolai 2006, Nr. 31–33 S. 304–313. »
- Vgl. Dölger 1953. »
- Bellmann 1984 a, S. 98–103; Happach 1984, S. 96 f. »
- Schuette 1930, S. 69–72 mit Taf. 43, 44, 45; Kroos 1970, Nr. 26 S. 122–124 mit Abb. 26–28, 115, 116. »
- Der heilige Schatz 2008, Nr. 20 S. 90–93 (Christian Hecht). »
- Riant 1878, S. 233 f. »
- Cameron 1998, Engemann 1999, Bühl 2001. »
- Büsching 1819, S. 247. »
- Ebd., S. 247. »
- Vgl. Karlson 2001, S. 121–129. »
- Vgl. DI 19 (Stadt Göttingen), Nr. 80; Wolfson 1992, Kat. Nr. 76 S. 194 f. »
- Nr. 169, 170; vgl. Büsching 1819, S. 253. »
- Kostbarkeiten 2001, S. 109 ([Peter] F[indeisen]). »
- Vgl. Kap. 3, S. XXIII. »
- Vgl. Koch 2007, S. 101–114, 118–128, 149–173; Koch 1999; Scholz 1995; DI 38 (Bergstraße), S. XXXIX–XLI. »
- Vgl. Nr. 1 mit Abb. 2. »
- Vgl. Nr. 3 mit Abb. 5. »
- Siehe dazu auch Koch 2007, S. 119. »
- Vgl. Nr. 4 mit Abb. 7. »
- Vgl. Nr. 18 mit Abb. 27 und Nr. 26. »
- Vgl. Nr. 32 mit Abb. 49. »
- Siehe zur Verwendung verschiedener Schriftformen – dort auf Inschriften an Goldschmiedearbeiten beschränkt – auch Bayer 1999, S. 104–114. »
- Vgl. dazu oben, S. XVII. »
- Siehe zum griechischen Inschriftenwesen der Spätantike mit Ausblick auf Byzanz Kloos 1992, S. 105–111; siehe auch Dölger 1953 S. 120 f. »
- Vgl. Nr. 1 mit Abb. 1. »
- Vgl. Nr. 2 mit Abb. 4. »
- Vgl. Nr. 5 mit Abb. 8–9. »
- Vgl. Nr. 6 mit Abb. 10. »
- Vgl. Nr. 7 mit Abb. 11. »
- Vgl. Nr. 8 mit Abb. 12–14. »
- Vgl. Nr. 17 mit Abb. 25–26. »
- Vgl. Nr. 26. »
- Zur Entwicklung der Schriftform siehe Koch 2007, S. 148–216; Koch 1999, S. 225–247; Bayer 1999, S. 95–125; DI 29 (Stadt Worms), S. LVIII–LXII; zu den Elementen der Schrift siehe Terminologie 1999, S. 28. »
- DI 58 (Stadt Hildesheim), S. 60–62. »
- Vgl. dazu oben, S. XVI f. »
- Siehe dazu auch DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 59, 65. »
- Vgl. Nr. 10 mit Abb. 15–17. »
- Vgl. Nr. 13 mit Abb. 19. »
- Vgl. Nr. 14 mit Abb. 20. »
- Vgl. Nr. 16 mit Abb. 23–24. »
- Vgl. Nr. 24 mit Abb. 39. »
- Ebd. »
- Vgl. Nr. 12 mit Abb. 22. »
- Vgl. Nr. 24 mit Abb. 39. »
- Vgl. Nr. 19 mit Abb. 34. »
- Vgl. Nr. 20 mit Abb. 31. »
- Zum Übergang von der romanischen zur gotischen Majuskel siehe Koch 2007, S. 201–216; Koch 1999; zur gotischen Majuskel Kloos 1992, S. 129–138; DI 29 (Stadt Worms), S. LVIII–LXII; DI 58 (Stadt Hildesheim), S. 62 f. »
- Vgl. Nr. 19 mit Abb. 34. »
- Vgl. Nr. 20 mit Abb. 31. »
- Vgl. Nr. 21 mit Abb. 36. »
- Vgl. Nr. 23 mit Abb. 38. »
- Vgl. Nr. 22 mit Abb. 32. »
- Vgl. Nr. 26 mit Abb. 29. »
- Vgl. Nr. 27 mit Abb. 40. »
- Vgl. Nr. 28, 29, 30 mit Abb. 43, 44, 45. »
- Vgl. Nr. 31 mit Abb. 48. »
- Vgl. Nr. 33 mit Abb. 42. »
- Vgl. Nr. 34, 35 mit Abb. 46, 47. »
- Vgl. Nr. 37 mit Abb. 50. »
- Vgl. Nr. 38 mit Abb. 53. »
- Vgl. Nr. 49 mit Abb. 64. »
- Vgl. Nr. 48 mit Abb. 63. »
- Vgl. Nr. 40, 41 mit Abb. 55,56. »
- Vgl. Nr. 44, 45 mit Abb. 57–58, 59. »
- Vgl. Nr. 53, 65, 67, 68, 71 mit Abb. 62, 75, 80, 79. »
- Siehe unten. »
- Vgl. Nr. 130 mit Abb. 125–126. »
- Zur Verbreitung Bischoff 1986, S. 171–183; Neumüllers-Klauser 1986, S. 62–81; DI 29 (Stadt Worms), S. LXIX; Kloos 1992, S. 134–138; DI 37 (Rems-Murr-Kreis), S. XLVI f.; DI 38 (Bergstraße), S. XLIV. »
- Vgl. Nr. 37 mit Abb. 52. »
- Vgl. Nr. 44, 45, 46, 47 mit Abb. 57–58, 59, 60. Vgl. dazu auch Fitz 2003, S. 47–145, hier: 85–92 und die Inschriften S. 90 f., 108–111, 123–127. Zur fehlenden Dokumentation von Inschriften in gotischer Minuskel in Glasmalereien siehe Neumüllers-Klauser 1986, S. 64; DI 38 (Bergstraße), S. XLIV mit Anm. 260. »
- Vgl. Nr. 52, 53, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71 mit Abb. 61, 62, 69–71, 72–73, 74, 75, 76, 80, 77–78, 79. Vgl. auch Fitz 2003, S. 385– 398, hier: bes. 385–391; S. 163–192, hier: bes. 165–167; 193–384 und bes. 196–206; S. 225–237, hier: bes. 227–230; S. 245–272, hier: bes. 246–254; S. 273–293, hier: bes. 273–278; S. 294–327, hier: bes. 295–299; S. 328–341, hier: bes. 329–336; S. 342–355, hier: bes. 343–349; S. 356–375, hier: bes. 358–361; S. 413–424, hier: bes. 413–418. »
- Bildfenster I, nord II, süd II und süd III; vgl. Fitz 2003, S. 86–92 mit Abb. 4–93. »
- Ebd., Abb. 92. »
- Vgl. Nr. 52, 62 (†) mit Abb. 61, 70, 71, Bildfenster I’, süd IV; vgl. Fitz 2003, Abb. 246–249; Fig. 107, 108. »
- Vgl. Nr. 63, 65 mit Abb. 72, 73, 75 (Marienfenster), Nr. 64 mit Abb. 74 (aus dem Dionysiusfenster), Nr. 66 mit Abb. 76 (Martinsfenster), Nr. 67 (aus dem Zehn-Gebote-Fenster), Nr. 68 mit Abb. (aus dem Karlsfenster), Nr. 69, 70 (Versal), 71 (aus dem Sakramentfenster); vgl. Fitz 2003, Abb. 160–182, 150, 151, 194–199, 208, 218, 219, 231, 236, 241. »
- Vgl. Nr. 51 mit Abb. 54; vgl. auch Fitz 2003, S. 42 f. mit Fig. 14–16. »
- Vgl. Nr. 56 mit Abb. 68. »
- Vgl. Nr. 84 mit Abb. 86. »
- Vgl. Nr. 74. »
- Vgl. Nr. 82 mit Abb. 84–85. »
- Vgl. Nr. 87 mit Abb. 88–95. »
- Vgl. Nr. 89 und 90 mit Abb. 96, 97. »
- Vgl. Nr. 95 mit Abb. 102. »
- Vgl. Nr. 77, 93, 131 und 133 mit Abb. 100, 128–129. »
- Vgl. Nr. 73 mit Abb. 82. »
- Vgl. Nr. 78 mit Abb. 83. »
- Vgl. Nr. 101 mit Abb. 103–104. »
- Vgl. Nr. 107 mit Abb. 110. »
- Vgl. Nr. 114 (†) mit Abb. 111–114. »
- Vgl. Nr. 115 mit Abb. 116. »
- Vgl. Nr. 116 mit Abb. 115. »
- Vgl. Nr. 122 und 123 mit Abb. 117, 122. »
- Vgl. Nr. 152, 153 mit Abb. 134. »
- Vgl. Nr. 154 mit Abb. 135. »
- Vgl. Nr. 142 mit Abb. 132–133. »
- Vgl. Nr. 161 mit Abb. 143. »
- Vgl. Nr. 157 mit Abb. 139. »
- Vgl. Nr. 155, 156, 166, 167 mit Abb. 138, 148, 149–150. »
- Vgl. Nr. 184 mit Abb. 163. »
- Vgl. Nr. 178 und 179 mit Abb. 160. »
- Vgl. Nr. 192 mit Abb. 170. »
- Vgl. Nr. 209 mit Abb. 178. »
- Vgl. Nr. 215 mit Abb. 183. »
- Vgl. Nr. 214 mit Abb. 182. »
- Vgl. Nr. 195 mit Abb. 169. »
- Vgl. zur humanistischen Minuskel Kloos 1992, S. 143–153; Fuhrmann 1997; Terminologie 1999, S. 48; siehe auch DI 29 (Stadt Worms), S. LXXII f.; DI 58 (Stadt Hildesheim) Teil 1, S. 68; DI 59 (Stadt Lemgo), S. 29; DI 61 (Stadt Helmstedt), S. 52 f.; DI 66 (Landkreis Göttingen), S. 28. »
- Vgl. Nr. 131 mit Abb. 129. Siehe zum g Fuhrmann 1997, S. 105 f. und DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 104, 112, 128, 153, 156, 160, 161, 172, 176. »
- Vgl. Nr. 201 und 202. »
- Vgl. Nr. 251. »
- Siehe Kloos 1992, S. 142 f.; Terminologie 1999, S. 48; siehe auch DI 29 (Stadt Worms), S. LXI f.; DI 42 (Stadt Einbeck), S. XXVI f.; DI 45 (Stadt Goslar), S. XXIX f.; DI 56 (Stadt Braunschweig II), S. XXXVIII; DI 61 (Stadt Helmstedt), S. 50–52; DI 58 (Stadt Hildesheim), S. 68; DI 59 (Stadt Lemgo), S. 21; DI 66 (Landkreis Göttingen), S. 28 f. »
- Vgl. Nr. 214 und 215 mit Abb. 182, 183; siehe auch oben S. LIII. »
- Vgl. Nr. 224. »
- Vgl. Nr. 265. »
- Vgl. Nr. 248 mit Abb. 198. »
- Vgl. Nr. 206, 256 und 280 mit Abb. 181. »
- Vgl. dazu Neumüllers-Klauser 1990; Steinmann 1990; Fuchs 1990; Koch 1990. Siehe weiter Kloos 1992, S. 153– 158; Terminologie 1999, S. 30; DI 58 (Stadt Hildesheim), S. 63 f. »
- Vgl. Nr. 100. »
- Vgl. Nr. 111 mit Abb. 101. »
- Vgl. Nr. 120, 121 mit Abb. 118, 119. »
- Vgl. Nr. 123 mit Abb. 121. »
- Vgl. Nr. 129, 137 mit Abb. 130. »
- Vgl. Nr. 138, 146 mit Abb. 127. »
- Vgl. Nr. 139, 147, 148, 149, 150, 151 mit Abb. 136. »
- Vgl. Nr. 143. »
- Vgl. Nr. 141 mit Abb. 131. »
- Vgl. Nr. 162, 163 mit Abb. 146, 147. »
- Vgl. Nr. 161 mit Abb. 142–144. »
- Vgl. Nr. 176 mit Abb. 151–152. »
- Vgl. Nr. 169, 170 mit Abb. 153–154, 155–156. »
- Vgl. Nr. 171, 174, 175, 177, 181, 185, 191 mit Abb. 158, 159, 164, 166, 167. »
- Vgl. Nr. 205, 211, 218 mit Abb. 179–180, 187. »
- Steinmann 1976; Kloos 1992, S. 158–160; DI 2 (Stadt Mainz), Nr. 206 (1484); DI 29 (Stadt Worms), S. LXV–LXVIII (seit 1488); DI 19 (Stadt Göttingen), S. 26 (1499); DI 58 (Stadt Hildesheim), S. 64–66 (seit 1505); DI 64 (Altkreis Querfurt), S. LIV–LVII (1509); DI 56 (Stadt Braunschweig II), S. XXXVIII f. und Nr. 304 A (A. 16. Jh.); DI 26 (Stadt Osnabrück), S. XXVII f. (um 1510); DI 66 (Göttingen), S. 29 f. (1527); DI 45 (Stadt Goslar), S. XXIX (1528); DI 46 (Stadt Minden), S. XXVI f. (1530); DI 36 (Stadt Hannover), S. XXIX (Mitte 16. Jh.); DI 62 (Weißenfels), S. L–LII (1550); DI 61 (Stadt Helmstedt), S. 53–55 (1556); DI 42 (Stadt Einbeck), S. XXVI (1559); DI 28 (Stadt Hameln), S. XXXII f. (1578). »
- Vgl. Nr. 183. »
- Vgl. Nr. 114, 117, 135, 180, 193, 206, 241, 242, 268, 270, 272 mit Abb. 181. »
- Vgl. Nr. 197, 200, 201, 202, 216 mit Abb. 173, 175, 184. »
- Vgl. Nr. 203, 208, 225 mit Abb. 177, 190. »
- Vgl. Nr. 197. »
- Vgl. Nr. 209, 214, 215 mit Abb. 178, 182, 183. »
- Vgl. Nr. 217, 222 mit Abb. 186, 189. »
- Vgl. Nr. 221 mit Abb. 188. »
- Vgl. Nr. 226, 228, 229, 230 mit Abb. 191, 192. »
- Vgl. Nr. 233. »
- Vgl. Nr. 231 mit Abb. 196. »
- Vgl. Nr. 235, 246 mit Abb. 193. »
- Vgl. Nr. 248, 250 mit Abb. 198, 200. »
- Vgl. Nr. 255, 263, 264, 267, 273, 274 mit Abb. 201, 202, 204, 207–208. »
- Vgl. Nr. 276 mit Abb. 205. »
- Kloos 1992, S. 2. »
- Janke 2006, Nr. 14 S. 197–199 mit Abb. 49, 50. »
- Ebd., Nr. 10 b S. 189–191, Nr. 9 a S. 184 f., Nr. 20 b S. 213–216, Nr. 34 d S. 260 f., Nr. 34 e S. 261, siehe insgesamt Katalog Nr. 1–35 S. 133–265. »
- Ebd., Nr. 5 S. 150–154, Nr. 4 S. 147–150, Nr. 16 S. 200–202. »
- Ebd., Nr. 8 a S. 177–180, Nr. 8 d S. 184–185, Nr. 8 c S. 182–184. »
- Vgl. Krause 2002, S. 6–12; Janke 2006, Nr. 11 S. 191–193. »
- BKD, S. 299 Nr. 382. »
- Fitz 2003. »
- Hermes 1896, S. 57. »
- Dehio Sachsen-Anhalt I, S. 323 (Ernst Schubert). »
- BKD, S. 292. »
- Vgl. Kroos 1970, S. 26–28, Nr. 1 S. 113 f. mit Abb. 3, 7, 8 mit der vorausgegangenen Literatur; Schuette/Müller-Christensen 1963, Nr. 110 S. 32 mit Abb.; Wilckens 1991, S. 195 mit Abb. 219; zuletzt Kohwagner-Nikolai 2006, S. 12 mit Abb. 2. 5. »
- Vgl. auch Fouquet 1971, S. 55 f. »
- Hampe 1896, Nr. 677 S. 112; Kurth 1926, S. 198 mit Abb. 91; Wilckens 1991, S. 73. »
- DKK 1861, S. 8. »