Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 81 Bitzfeld (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1474

Beschreibung

Glocke des Heilbronner Gießers Meister Daniel. Im Zweiten Weltkrieg abgeliefert, nach dem Krieg aber wieder in den Kirchturm zurückgekehrt1. Inschriften an der Schulter (A) und am Schlag (B), jeweils zwischen Halbrundstegen. Durch Fehler beim Guß sind einige Buchstaben nur fragmentarisch ausgebildet.

Maße: H. (o. Krone) 80, Dm. 106, Bu. 2,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/13]

  1. A

    + verbvm · caro · factvm · est2) · de mariaa) · virgine + s lvcas + s marcvs ·

  2. B

    + osann + heis + ich
    + in + vnser + frowen + ereb) + lit + manc) + mich
    + maisterd) + dạniele) + gos + mich
    + anno + domini + m · cccc · lxxiiijf)

Übersetzung:

Das Wort wurde Fleisch durch die Jungfrau Maria.

Versmaß: Prosa in Reimversen (B).

Kommentar

Als Invokationskreuze dienen in Inschrift (A) zwei große Tatzenkreuze, als Worttrenner sind paragraphzeichenförmig verzierte Quadrangel bzw. zwischen den beiden Evangelistennamen ein kleines Tatzenkreuz gesetzt. Die kleinen, unregelmäßig ausgeschnittenen Tatzenkreuze fungieren auch in Inschrift (B) als Worttrenner, während die Jahreszahl durch Quadrangel unterteilt ist, die nur unten mit einem Zierhaken versehen sind. Das Kreuz vor der Jahreszahl ist etwas größer als die übrigen. Die Minuskel ist klobig und breitstrichig. Bemerkenswert ist, daß für m und n keine eigenen Model verwendet wurden, die Buchstaben sind vielmehr aus i-Schäften zusammengesetzt, was an der vielfach ungleichmäßigen Ausrichtung der Schäfte erkennbar ist. Das g ist mit seinem Unterbogen ebenso völlig in den Mittellängenbereich eingezwängt wie f und h (mit oben eingekerbtem Schaft). Im Wortinnern ist zweimal langes, einmal aber auch rundes s verwendet. Meister Daniel, ein Bruder des Reutlinger Gießers Hans Eger, ist zwischen 1450 und 1473/74 als Glockengießer in Heilbronn nachweisbar3. 1451 hat er auch eine Ailringer Glocke gegossen (nr. 57).

Textkritischer Apparat

  1. de maria ohne Worttrennung.
  2. er Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern.
  3. Untere Abschnitte von ma zerstört.
  4. is durch Gußfehler nur undeutlich zu erkennen.
  5. Gußfehler, dadurch vom a nur der Schaft erhalten; linker Schaft des n und obere Schafthälfte des i fehlen.
  6. Schaft des letzten i unten rechtsschräg geschnitten (i longa).

Anmerkungen

  1. Vgl. Kämmler/Maier-Flaig, Laurentiuskirche 19.
  2. Io 1,14.
  3. Vgl. grundlegend Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern 32.

Nachweise

  1. OAB Weinsberg 182 (ungenau).
  2. Keppler 395 (ungenau).
  3. Schön, Glockenguß Eßlingen 102 (ungenau).
  4. LKA, A 26 Nr. 1479,8 (Glockenbeschlagnahme 1917 OA Weinsberg) (ungenau).
  5. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1110, Abb. 37.
  6. Der Landkreis Öhringen 2, 78 (nur erwähnt).
  7. Kämmler/Maier-Flaig, Laurentiuskirche, 19 (fehlerhaft).
  8. Rauser, Brettachtaler Heimatbuch 52 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 81 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0008102.