Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 46 Weißbach, ev. Filialkirche 1438

Beschreibung

Grabplatte des Engelhard von Tann. Bis 1936 im Boden des Langhauses1, seither außen an der Nordwand aufgerichtet. Sandstein. Umlaufend eingehauener Sterbevermerk, in den vier Ecken unterbrochen durch in Flachrelief ausgeführte Wappenschilde. Stark abgetreten, vor allem im oberen Bereich; die vier Wappenbilder völlig zerstört. Ausbrüche am linken Rand.

Maße: L. 213,5, B. 95, T. 17, Bu. 7,7–9,0 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/1]

  1. Anno d(omi)ni / M° · cccc · xxxviii · iar · an · aller · xii · botte(n) / · tag · starb · / engelhart · vo(n) · thann · dem · got · gṇ[a]ḍ

Datum: 15. Juli 1438.

Wappen:
[alle zerstört]2.

Kommentar

Die Minuskel ist relativ gleichmäßig eingehauen, wenngleich die Schäfte mitunter leicht aus der Senkrechten abweichen. Die Fahnen von r und x sowie der obere Bogenabschnitt des e nehmen eine volle Schaftbreite ein, so daß die jeweils folgenden Buchstaben einen auffällig großen Abstand aufweisen. Die deutlich ausgeprägten Oberlängen sind steil rechtsschräg geschnitten. Der oben waagschnittige Schaft des g ragt in den Oberlängenbereich und wird von dem waagerecht umgebrochenen oberen Abschnitt des Oberbogens durchschnitten. Uneinheitlich ist die Gestaltung des h-Bogens, der mal auf der Grundlinie nach rechts umgebrochen ist, mal rechtsschräg geschnitten unter die Grundlinie reicht. Der weitgehend zerstörte A-Versal besteht, soweit dies noch zu erkennen ist, aus zwei symmetrisch gekrümmten und mit spitz ausgezogener Schwellung versehenen Schäften, einem weit nach links ragenden geschwungenen und in einem kräftigen Keil endenden Deckbalken und aus einem geknickten Mittelbalken. Das symmetrische M ist fast kreisrund, und sein beidseitig weit überstehender Abschlußstrich ist mit Dreiecksporen versehen. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Engelhard von Tann (von der Tann) gehört einem zur fuldischen Vasallität gehörenden Niederadelsgeschlecht mit Stammsitz im Ulstertal (Stadt Tann/Rhön, Lkr. Fulda) an. Ein Zweig der Familie saß als Teilerben der Herren von Dörzbach in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeitweise in Dörzbach und hatte auch Besitz im Kochertal: 1412 kaufte Wiprecht von Tann einen Teil der Burg Dörzbach mit Zubehör in Rortal (abgegangen, zwischen Dörzbach und Ailringen) und Rengershausen (Main-Tauber-Kreis) von seinem Schwager Wilhelm von Klepsheim3, 1415 tauschte er zusammen mit seiner Frau Guta von Veinau Vogtei- und Gerichtsrechte in Diebach (Stadt Ingelfingen) und Bechberg (abgegangen bei Niedernhall) gegen Dörzbacher Güter des Klosters Schöntal4, im folgenden Jahr vertauschte er dem Abt von Schöntal außerdem ein niederhällisches Sieden5. Weißbacher Besitz der von Tann wird 1443 greifbar, als ein Peter von Tann seinen Hof zu Weißbach an die Frühmesse zu Forchtenberg verkauft6. Der in der Weißbacher Kirche beigesetzte Engelhard könnte ein Sohn des Wiprecht und der Guta von Veinau7 gewesen sein.

Anmerkungen

  1. Kdm. Künzelsau 406.
  2. Rechts oben sicherlich das Tannsche Stammwappen (eingebogener Fisch); vgl. Alberti 798. Im unteren linken Schild ist im oberen Drittel noch die Spur einer waagerechten Linie zu erkennen, möglicherweise ein Schildhaupt?
  3. OAB Künzelsau 494.
  4. Ebd.
  5. Vgl. Carlé, Salinen 69.
  6. OAB Künzelsau 861.
  7. Die Stammtafeln der von Tann bei Biedermann, Rhön u. Werra, tab. CLXXXI–CXCII, sind für das frühe 15. Jh. unbrauchbar. Zu den von Veinau (Wappen: Balken, begleitet von 3 Rosen) vgl. Alberti 905.

Nachweise

  1. Bauer, Geschichte von Ingelfingen 213.
  2. OAB Künzelsau 853.
  3. Aus der Kirchengeschichte von Weißbach 11 (m. Abb.), 106.
  4. Kdm. Künzelsau 406.
  5. Rauser, Weißbacher Heimatbuch 169 (nach Kdm.), 179 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 46 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0004603.