Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 40 Feßbach-Rüblingen (Gde. Kupferzell), Glockenturm 1. V. 15. Jh.

Beschreibung

Glocke. Aus der ev. Filialkirche; nach deren Abbruch im Frühjahr 18741 in dem an gleicher Stelle errichteten freistehenden eisernen Glocken- und Uhrengerüst aufgehängt. Schulterinschrift zwischen breiten Halbrundstegen.

Maße: H. (o. Krone) 42, Dm. 552, Bu. ca. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. +a) ave · maria · gracia · plena · dominvs3)

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr (ist mit dir).

Kommentar

Als Worttrenner sind Glöckchen gesetzt. Dies sowie der Mariengruß als Formular weisen auf die Herstellung der Glocke durch einen Nürnberger Gießer hin. Das charakteristische Invokationskreuz und die weit heruntergezogenen und an den Enden knopfartig verdickten Abstriche an c, g und r sowie der gleichartig gestaltete steile Balken des e lassen keinen Zweifel daran, daß es sich bei dem Gießer um Heinrich Grunwalt oder um seinen Nachfolger Meister Sifridus handelt4. Von letzterem sind zwei 1415 bzw. 1416 gegossene Glocken in Künzelsau und Öhringen erhalten, deren Schriftformen vollkommen mit denen der Rüblinger Glocke übereinstimmen (nr. 35, 36).

Die dem hl. Georg geweihte Rüblinger Kapelle war Filial von Eschental. 1431 wird sie erstmals genannt5. 1468 scheinen Baumaßnahmen stattgefunden zu haben (Neubau?), die offenbar durch eine inschriftlich ausgeführte Jahreszahl an nicht näher bezeichneter Stelle dokumentiert waren6. Die Glocke ist urkundlich erwähnt in einem Ablaßbrief von 1520 VI 2, wo sie als „Ave-Maria-Glocke“ bezeichnet wird7.

Textkritischer Apparat

  1. Geschweiftes Tatzenkreuz mit punktförmig verdickten Spitzen, in den Winkeln mit vier Zierpunkten besetzt.

Anmerkungen

  1. Nach Der Lkr. Öhringen 2, 165 und nach LdBW IV, 214 wurde die Kapelle angeblich 1871/72 abgebrochen. Tatsächlich hat der Stiftungsrat Eschental den Abbruch aber erst am 30. Januar 1874 beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt – und auch noch am 5. Februar – lag eine Abbruchgenehmigung noch nicht vor. Vgl. Ev. PfarrA Eschental, Eschentaler Stiftungsratsprotokoll; ebd., Rüblinger Kirchenkonvents- u. Schulgemeinderatsprotokoll. Der Abbruch muß aber bald danach erfolgt sein, wie aus einem „Verzeichniß der Holzversteigerung über Einnahme von dem Abbruchmaterial dem (?) alten Kirchlein in Rüblingen im Frühjahr 1874“ (GemeindeA Kupferzell, Bestand Feßbach A 336) hervorgeht. Den Hinweis – wie auch den auf die in den folgenden Anm. aufgeführten Archivalien – verdanke ich der freundlichen Mitteilung von Herrn Andreas Volk, Gemeindearchiv Kupferzell.
  2. Maßangaben nach LKA, A 26 Nr. 1483,5 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Öhringen). Die Glocke ist im Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nicht aufgeführt.
  3. Beginn des Ave Maria; vgl. Lc 1,28.
  4. Zu ihnen vgl. Dt. Glockenatlas Mittelfranken 23f.
  5. Vgl. LdBW IV, 214.
  6. Baupläne und Kostenvoranschläge des Öhringer Architekten Reinhardt zum Bau einer Schulstube über dem Langhaus der Kapelle von 1832 (GemeindeA Kupferzell, Bestand Feßbach A 335) mit der Bemerkung: „Die Kirche zu Rüblingen ist nach anliegenden Rissen und 1468 erbaut worden…“, wobei die Schlingenform der 4 in dem Manuskript auf eine konkrete inschriftliche Vorlage der Jahreszahl hindeuten dürfte.
  7. HStA Stuttgart, B 352 U 131.

Nachweise

  1. LKA, A 26 Nr. 1483,5 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Öhringen).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 40 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0004001.