Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 35 Künzelsau, ev. Johanneskirche 1415

Beschreibung

Glocke des Gießers Sifridus von Nürnberg. Größte Glocke des Geläutes. Schulterinschrift (A) zwischen Zinnenfries und Fries aus Rundbögen mit eingestellten Kleeblattbögen und anhängenden Kreuzblumen; zwischen der Inschrift und dem oberen Steg relativ großer Zwischenraum. Auf der Flanke vier Reliefs auf Konsolen, die jeweils aus einem bzw. zwei Bogenfrieselementen gebildet sind: zweimal Muttergottes und zweimal Kreuzigungsgruppe, letztere jeweils mit winzigem Kreuztitulus auf Schriftband (B, C).

Maße: H. (o. Krone) 100, Dm. 127, Bu. 3,0 (A), 0,3 cm (B, C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    +a) anno · dom(in)i · m° · cccc° · xv° · o rexb) · glorie · veni · cvm pacec) · iohanes · lvcas · Marcvs · Matevs · sifridvs · camponifex · de · nwerembregd) · me · fecit +a)

  2. B

    i · n · r · i

  3. C

    [i · n · r · i]e)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1415. O König der Herrlichkeit, komm mit Frieden. (…) Sifridus der Glockengießer von Nürnberg hat mich gemacht.

Kommentar

Die Buchstaben der Gotischen Minuskel bewegen sich gänzlich im Zweilinienschema. Die ins Mittelband eingefügten Oberschäfte sind rechtsschräg geschnitten und an der Spitze knopfartig verdickt. Dieselben knopfartigen Verzierungen finden sich links an den oberen Quadrangeln der ersten Schäfte der mittellangen Buchstaben und an den freien Bogenenden des Schluß-s. Lange, weit herabreichende Zierlinien sind rechts an den Balken des f und t, an das obere Bogenende des c, an die Fahne des r sowie an den nach rechts weisenden Fortsatz des g angehängt; analog ist der steil rechtsschräge Balken des e gebildet. Alle diese Haarlinien sind an einem oder an beiden Enden wiederum knopfartig verdickt. Für die Gotische Minuskel ungewöhnlich ist das breit angelegte x, das aus einem zweimal gebrochenen Linksschrägschaft und den getrennt voneinander daran ansetzenden, ebenfalls gebrochenen Hälften des Rechtsschrägschafts besteht. Der dritte Schaft des M-Versals ist unter die Grundlinie geführt, biegt dort nach links um und läuft in ein Blattmotiv aus. Als Worttrenner dienen Glöckchen. Von Sifridus (Ulrich Seyfried?)1 ist im Bearbeitungsgebiet eine weitere Glocke in Öhringen erhalten, die 1416 gegossen wurde (nr. 36).

Textkritischer Apparat

  1. Geschweiftes Tatzenkreuz mit punktförmig verdickten Spitzen, in den Winkeln mit vier Zierpunkten besetzt.
  2. o rex ohne Worttrennung.
  3. cvm pace ohne Worttrennung.
  4. Sic! niverembreg Dt. Glockenatlas.
  5. Relief an dieser Stelle undeutlich ausgeprägt, Inschrift dadurch verwischt und unlesbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. Dt. Glockenatlas Mittelfranken 24, 86 Anm. 62.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 268 (ungenau, zu 1412).
  2. Bossert, Glocken Nürnberger Meister 260.
  3. Keppler 176 (zu 1412).
  4. LKA, A 26 Nr. 1483,2 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Künzelsau) (zu 1412).
  5. LDA Esslingen, Fotoarchiv, Neg.-Nrr. 13415, 13415a, 13415b (1957).
  6. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 918, Abb. 52.
  7. Kdm. Künzelsau 49.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 35 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0003500.