Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 895 Neuenstein, Schloß, Hohenlohe-Museum 1650

Beschreibung

Gemälde. Porträt des Grafen Ludwig Eberhard von Hohenlohe-Pfedelbach, gemalt von Joachim Georg Creuzfelder1. Vermutlich ursprünglich in Schloß Pfedelbach. Inv.-Nr. 385. Kleinformatiges Ölgemälde auf Kupfer, in einem breiten, geschnitzten und vergoldeten Holzrahmen. Der Graf steht vor einfarbig grünem Hintergrund an einem Tisch, legt die Linke auf ein auf dem Tisch liegendes Buch und hält in der Rechten einen verzierten Stock. Er ist mit einem schwarzen Wams und schwarzen Hosen bekleidet und trägt einen Offizierskragen und Reiterstiefel; an schmalem Schulterband ein farbiges Medaillon mit Darstellung des hl. Georg als Drachenkämpfer (?). In der rechten oberen Ecke mit roter Farbe aufgemalte Namenbeischrift (A), links unten in Kniehöhe die mit schwarzer Farbe aufgemalte Künstlersignatur (B). Inschrift (A) teilweise durch den Rahmen verdeckt.

Maße: H. (ohne Rahmen) 22,8, B. 13,0, Bu. 0,4 (A), 0,25 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel (A), Humanistische Minuskel (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Kraft Fürst zu Hohenlohe, Neuenstein [1/3]

  1. A

    Ludwig Eberhardt Gr[af] / von Hohenloe , vnd Her[r] / zu Langenburg , AEt(atis)a) Sua[e]b) / 60 . jahr . Annob) . 1 . 6 . 50 .

  2. B

    J(oachim) G(eorg) Creuzfelderc) fec(it)a)

Übersetzung:

Joachim Georg Creuzfelder hat es gemacht.

Kommentar

Joachim Georg Creuzfelder (geb. angeblich 1632, † 1702) entstammt einer Künstlerfamilie, deren bedeutendster Vertreter der vor allem als Porträtmaler hervorgetretene, in Nürnberg wirkende Johann (Georg) Creuzfelder († 1632/36) – wohl der Vater Joachim Georgs – war2. Joachim Georg ist ab etwa 1650 urkundlich nachweisbar als Kunstmaler, Mitglied des Gerichts und Heiligenpfleger zu Pfedelbach. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits lokale Ämter bekleidete, dürfte er schon längere Zeit in Pfedelbach ansässig gewesen sein. Von Graf Ludwig Eberhard wurde er noch vor der Jahrhundertmitte zum Hofmaler bestellt3. Er erhielt in der Folgezeit unterschiedlichste künstlerische Aufgaben an verschiedenen hohenlohischen Residenzen übertragen. Neben Porträts, von denen bislang die frühesten erst aus den 70er Jahren des 17. Jahrhunderts bekannt waren, mußte er auch einfache Maler- und Anstreicherarbeiten wie das Bemalen von Uhrtafeln und das Beschriften von Mehlsäcken erledigen. Sein bekanntestes Werk sind die Deckenbilder für Schloß Kirchberg, die er ab 1683 zusammen mit Wilhelm Kreß aus Rothenburg ausführte und die sich heute im Rittersaal des Neuensteiner Schlosses befinden.

Das vorliegende, ausdrucksstarke Porträt entstand im Todesjahr des Grafen Ludwig Eberhard († 1650 XI 1). Zu ihm vgl. nr. 864. Er war ab 1645 Senior des Gesamthauses und wurde in Öhringen beigesetzt4. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Ludwig Eberhard von den Schweden die Reichsabtei Marchtal erhalten, konnte seine Herrschaft dort allerdings nicht durchsetzen. Er geriet 1632 in die Gefangenschaft kaiserlicher Soldaten, und nach seiner Freilassung befand er sich stets in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten5.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt.
  2. Wort in Humanistischer Minuskel.
  3. JGC monogrammatisch verschränkt: G klein in C eingestellt, beide Buchstaben von dem langen J durchschnitten.

Anmerkungen

  1. Den Hinweis auf dieses Gemälde und die Erlaubnis zur Aufnahme verdanke ich I. D. Katharina Fürstin zu Hohenlohe-Oehringen.
  2. Vgl. – wie auch zum Folgenden – E[lisabeth] Grünenwald, Die Malerfamilie Creutzfelder in Pfedelbach, in: Hohenloher Chronik 4 (1956) Nr. 9, 3f.
  3. So jedenfalls Schumm (wie unten) 7.
  4. Fischer II/1, 47.
  5. Vgl. dazu Kleinehagenbrock, Grafschaft Hohenlohe 259–261.

Nachweise

  1. K[arl] Sch[umm], Joachim G. Kreuzfelders Langenburger Familienbild, in: Altfränkische Bilder und Wappenkalender 73 (1974) 6f., hier: 7 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 895 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0089504.