Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 891† Ingelfingen, ev. Pfarrkirche 1650

Beschreibung

Glocke. Kleinste Glocke eines (1884) dreiteiligen Geläutes. 1917 abgeliefert und eingeschmolzen1. Ausführung und Anbringungsort der Inschrift unbekannt; auf der Flanke ein Wappen2.

Inschrift nach OAB Künzelsau.

Maße: Dm. 72 cm.3 Fraktur?4

  1. anno 1650
    Sub comite Henrico dicto cognomine FriedrichPax amissa diu floruit F. C. G. J. E.a)Nonb) fugat haec campana tonitrua sed quosc)Excitat, horum audit vota precesqued) Deus

Übersetzung:

Unter dem Grafen Heinrich, mit Beinamen genannt Friedrich, erblühte der lange Zeit verlorengegangene Friede (…). Donnerschläge vertreibt diese Glocke nicht, aber es erhört Gott die Wünsche und Bitten derjenigen, die sie (d. h. die Glocke) aufruft.

Versmaß: Elegische Distichen (fehlerhaft).

Wappen:
Hohenlohe.

Kommentar

Die ersten beiden Verse beziehen sich auf die Beendigung des Dreißigjährigen Krieges durch den Westfälischen Frieden5 und auf den Regierungsantritt des Grafen Heinrich Friedrich von Hohenlohe 1650 in Langenburg. Der 1625 geborene jüngste Sohn des Grafen Philipp Ernst d. J. von Hohenlohe-Neuenstein und der Anna Maria geb. Gräfin zu Solms erhielt bei der Landesteilung 1650 Langenburg, während sein älterer Bruder Joachim Albrecht seither in Kirchberg residierte6. Beide Brüder, seit 1631 Erben der Obergrafschaft Gleichen, hatten zunächst unter der Vormundschaft ihres Onkels Georg Friedrich Grafen von Hohenlohe-Weikersheim († 1645) gestanden. Heinrich Friedrich ist 1699 gestorben.

Textkritischer Apparat

  1. Die Initialen sind jeweils unaufgelöst als einsilbiger Buchstabe zu lesen. Für das Metrum des Pentameters ist ein Buchstabe überzählig. Eine Deutung der Initialen (Devise? Gießersignatur?) ist nicht gelungen.
  2. Danach ist aus prosodischen Gründen ein Versfuß zu ergänzen, der offenbar bereits bei der Herstellung der Inschrift ausgelassen wurde, da er in beiden, voneinander unabhängigen Überlieferungen des Textes fehlt.
  3. guos Glockenbeschlagnahmeakten.
  4. preasque Glockenbeschlagnahmeakten.

Anmerkungen

  1. So jedenfalls zu vermuten, da die Glocke in den Beschlagnahmeakten von 1917 in die Kategorie B eingestuft wurde und danach nicht mehr nachweisbar ist; vgl. LKA, A 26 Nr. 1483,2 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Künzelsau).
  2. Das Wappen ist nur in den Glockenbeschlagnahmeakten erwähnt; vgl. ebd.
  3. Maßangabe ebd.
  4. Die Verlesung von precesque zu preasque (vgl. Anm. d) läßt sich paläographisch nur nachvollziehen, wenn die Inschrift in Fraktur ausgeführt war.
  5. Zu Glockenstiftungen am Ende des Dreißigjährigen Kriegs in der Grafschaft Hohenlohe vgl. Kleinehagenbrock, Grafschaft Hohenlohe 307.
  6. Zur Genealogie vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 8.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 598.
  2. LKA, A 26 Nr. 1483,2 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Künzelsau).
  3. Kdm. Künzelsau 171 (nur erwähnt).
  4. Ev. Nikolauskirche 27.
  5. Rauser, Ingelfinger Heimatbuch 136, 280.
  6. Ehrmann, Ingelfinger Glocken, Nr. a4.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 891† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0089102.