Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 890 Waldenburg, ev. Stadtkirche 1650

Beschreibung

Grabplatte der Geschwister Karl Philipp Friedrich und Juliana von Hohenlohe. Ursprünglich vermutlich im Boden des Chors. Seit der Kirchenrenovierung von 1972/73 im ersten Turmobergeschoß, auf der Empore an der Nordwand als zweiter Stein von Osten. Sandstein. Zwischen profilierten Rahmenleisten umlaufend eingehauener Bibelspruch (A); im Feld in der Mitte zwei aneinandergeschobene Vollwappen in Rundmedaillon, darüber und darunter jeweils eine querrechteckige Kartusche mit Sterbevermerk, oben (B), unten (C). Ränder verstümmelt, rechte obere Ecke zerstört (Schriftverlust).

Maße: L. 118, B. 71, Bu. 2,1–2,3 (A), 1,9 (B), 2,0 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel (A, B), Fraktur (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    Sapa) . C : 4 . Der Gerechte , ob er gleich zeitlich sti[rbet . . . / – – –] vnbeflecktb) leben ist das rechte alter , Er gefält Gott wol vnd ist ihm lieb / würd weggenom(m)en ausz dem leben vnder den Sündern / vnd würd hingeruckt , dasz die boszheit seinen verstand nicht verkehre , noch falsche lehr seine seele betrige1) .c)

  2. B

    [C]ạrl Philip Friderich Grav von / Hohenlo (etc.) gebohren 1649 . den 21 . Jul(ii) / morgens gegen 3 . vhr . Jn Christo / seelig abgeschieden den 12 Decemb(ris)a)2) / vmb 1 . vhr nachmittag seines / alters 20 . wochen 9 . stund .c)

  3. C

    Maria Juliana Freulein von / Hohenloe (etc.) gebohrn 1650 am 7 . / Maij morgens nach 8 . vhren , / gleich nach erhaltener Tauff / in Christo seelig entschlaffen .

Datum: 31. Juli 1649 n. St.; 22. Dezember2) 1649 n. St.; 17. Mai 1650 n. St.

Wappen:
zweimal Hohenlohe-Langenburg3.

Kommentar

Der Schriftvergleich mit der 1648 gefertigten Waldenburger Grabplatte des Grafen Philipp Heinrich von Hohenlohe (nr. 881) läßt keinen Zweifel daran, daß auch das vorliegende Grabmal von dem Haller Bildhauer Jakob Betzoldt hergestellt wurde. Besonders charakteristisch sind die zweifach gebogenen Oberlängen und die häufigen Bogenverbindungen. Im Oberlängenbereich werden gelegentlich zusätzliche Zierlinien an die Oberlängen angesetzt, so etwa ein die beiden t in Gott verbindender hoher Bogen oder eine Zierschleife am d. Auch die ü-Punkte sind durch einen sie überwölbenden Bogen miteinander verbunden. Die Quadrangel an den unteren Schaftenden sind häufig nach rechts in ein kleines Häkchen ausgezogen, ebenso mitunter der i-Punkt.

Die beiden früh verstorbenen Kinder entstammen der Ehe des Grafen Wofgang Friedrich von Hohenlohe-Waldenburg († 1658) und der Eva Christina geb. Gräfin von Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg4.

Textkritischer Apparat

  1. Wort in Humanistischer Minuskel ausgeführt.
  2. Vermutlich ist der gekürzte Bibeltext unter Berücksichtigung des knappen zur Verfügung stehenden Platzes zu ergänzen zu: sti[rbet ist / er doch in der Ruhe. Ein] vnbefleckt
  3. Als Interpunktionszeichen ein Quadrangel auf der Grundlinie mit rechts ansetzendem Zierhäkchen.

Anmerkungen

  1. Wsh 4,7 und 9–12.
  2. Das in der Inschrift angegebene Sterbedatum ist falsch. Wie sich aus der korrekten Altersangabe errechnen läßt, ist Karl Philipp Friedrich bereits am 8. Dezember (=18. Dezember n. St.) verstorben. Dies wird bestätigt durch ein Notifikationsschreiben über den Tod des Grafen (HZAN Wa 35 Bü 439): „Samstags den 8. diß Monats Decembris zwischen 12 undt 1 Uhr nachmittag … seines alters 20 wochen undt 9 stundt“. Vgl. auch Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 15 (allerdings mit dem falschen Geburtstag 2. Juli).
  3. Beide Schilde jeweils quadriert von Hohenlohe und Langenburg, alle Figuren einwärts gekehrt; über dem rechten Schild der hohenlohische, über dem linken der Langenburger Helm.
  4. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 15.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 890 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0089004.